Galaktischer Superrechner

30.11.2006
Der leistungsfähigste Supercomputer Europas steht in einer ehemaligen Kirche in Barcelona und heißt MareNostrum. Gerade wurde seine Rechenkapazität verdoppelt. 10.240 Prozessoren und eine Rechnerkapazität von 94,21 TFlops sorgen für 94,21 Billionen Operationen in einer Sekunde.

Damit ist MareNostrum aber trotzdem nur der fünftgrößte Supercomputer der Welt. Im Rahmen europäischer Projekte haben Wissenschaftler vom Astrophysikalischen Institut Potsdam Rechenzeit auf MareNostrum eingeworben. Sie wollen komplexe Probleme der Galaxienentstehung studieren. Ihre Berechnung auf normalen Computern würde Jahrhunderte dauern.

Fortschritt ist in der Forschung oft nur durch enge Zusammenarbeit zwischen einer theoretischen Basis, Experimenten und Computer-Simulationen möglich. Genügend Rechenkapazität sei der Schlüssel für die wissenschaftliche und technologische Entwicklung eines Landes, so das AIP. Wissenschaftler aus vielen Ländern und Bereichen sind daher an Rechenzeit auf dem spanischen Supercomputer MareNostrum interessiert.

Die Anfragen zur Benutzung von Rechenzeit überschreiten die Kapazität jedoch um ein Dreifaches. Darum müssen sich Wissenschaftler bei einem Zugangskomitee aus unabhängigen spanischen Wissenschaftlern bewerben. Der Computer wird von Forschungsprojekten aus Bereichen wie Geowissenschaften, Biomedizin, Chemie, Materialwissenschaften, Physik, Ingenieurwesen und Astrophysik genutzt.

In Zusammenarbeit mit der Autonomen Universität Madrid führt das AIP derzeit zwei Simulationen auf MareNostrum aus, um die Entwicklung von Galaxien nachvollziehen zu können. So wird derzeit die Entwicklung von tausenden Galaxien in einem Würfel von 233,2 Millionen Lichtjahren Kantenlänge simuliert. Bisher standen diesem Projekt schon über eine Million Rechenstunden auf MareNostrum zur Verfügung.

Zum Vergleich: ein normaler Computer mit einem Prozessor müsste dafür über 114 Jahre ununterbrochen rechnen. Auf MareNostrum hat das nur 52 Tage gedauert, weil für die Simulation 800 Prozessoren gleichzeitig benutzt wurden. Nach der Verdopplung der Rechenkapazität wurden dem Projekt weitere 600.000 Stunden zugesprochen. Projektleiter Prof. Gustavo Yepes hofft nun, die Entwicklung von Galaxien in der ersten Milliarde Jahre nach dem Urknall besser verstehen zu können.

Im zweiten Simulationsprojekt plant das AIP die Entwicklung des lokalen Universums zu simulieren. Im Computer sollen ähnliche Objekte entstehen, wie wir sie in unserer Umgebung beobachten. „Umgebung“ meint hier einige Millionen Lichtjahre. Dafür stehen zunächst einmal 700.000 Computerrechenstunden zur Verfügung, umgerechnet wären das 80 Jahre. (Detlef Scholz)

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