Fußball-WM: HDTV-Übertragung in nur sechs Ländern weltweit

03.07.2006
Die WM-Träume der Hersteller von Flachbildfernsehern haben sich nicht erfüllt. Ein Grund dafür ist laut Marktforscher Witsview, dass die Fußballspiele zwar in HDTV aufgenommen, aber nur von wenigen Sendern weltweit übertragen werden.

Für die Übertragung der WM-Spiele ist die Schweizer Firma Host Broadcast Services (HSB) zuständig. Jedes der 12 deutschen Stadien hat sie mit 25 Kameras ausgestattet, welche die 64 Spiele unkomprimiert in vollem Widescreen-HD-Format aufnehmen. Von dort gelangen sie per Fiberglasverbindungen zum Münchener Sendezentrum, das die Fußballspiele an Fernsehsendern weltweit verteilt. Erstmals wurde die WM 2002 in Japan und Südkorea in HDTV aufgenommen. Für die 48 Spiele standen damals pro Stadion 8 HDTV-Kameras zur Verfügung.

HBS-Chef Francis Tellier rechnet bei der diesjährigen WM mit 3,2 Milliarden Fernsehzuschauern, 11 Prozent mehr als vor vier Jahren.

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia zählt 175 Fernsehstationen weltweit, welche die WM-Spiele in 79 Ländern übertragen. Abgesehen von Testläufen mit geringem Nutzeranteil der BBC in Großbritannien und StartHub in Singapur werden die Spiele aber nur von elf Kanälen in sechs Ländern in HDTV-Qualität übertragen. Das sind BandSports und SportTV in Brasilien, Premiere in Deutschland, NHK in Japan, KBS, MBC und SBS in Südkorea, SVT unbd TV4 in Schweden sowie ABC und ESPN in den USA.

Während die Europäer wie bei Premiere in Deutschland nur per Pay-TV die Fußball-WM in voller HD-Qualität genießen können, haben es die US-Amerikaner leichter. ABC, CBC, NBC und Fox senden bereits per Free-TV in HDTV, ABC überträgt auch die WM. Aber in den USA ist die WM bei weitem nicht so populär wie in Europa. Hinzu kommt, dass 90 Prozent der US-Bürger auf Satelliten oder auf Bezahlsender über Kabel angewisen sind. Free to Air, das heißt Free-TV über ganz normale Antenne, haben nur 10 Prozent der Fernsehzuschauer in den USA. ESPN, BBC in Großbritannien, Daum in Korea, Rogers.com in Kanada bringen auch HDTV über Breitbandkabel.

In Europa haben sich Plasma- und LCD-Fernseher vor und während der WM laut Taiwans Marktforscher Witsview noch vergleichsweise gut verkauft. Dem amerikanischen Retailer BestBuy zufolge waren es so viele, dass die USA teilweise sogar eine Verknappung erlebte. Dennoch hat die WM selbst in Europa den HDTV-Markt nicht so belebt wie von den Herstellern erwartet.

Denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Flachbildfernseher ihren Vorteil nur ausspielen können, wenn HD-Content verfügbar ist, während bei PAL-Empfang das Bild von Röhrenfernsehern meist immer noch besser ist. Vielleicht muss die Industrie für den Absatzboom einfach noch auf die nächste WM oder Olympiade warten.
Bei tecChannel.de finden Sie zum Thema den ausführlichen Report "TFT- und Plasma-Displays: Panels, Preise, Marktentwicklung". (ComputerPartner / ala)