Master of Business Administration

Funktioniert das? Karriere durch MBA beschleunigen

02.02.2013 von Peter Ilg
Ein MBA-Studium kostet rund 30.000 Euro. Von der zusätzlichen Management-Ausbildung erhoffen sich Informatiker, ihren Horizont erweitern und ihre Karrierechancen verbessern zu können. Wir haben Absolventen und Experten zu diesem Thema befragt.

Der berufliche Werdegang von Björn Goergens ähnelt einer Passstraße in den Alpen. Als 18-jähriger Gymnasiast entwickelte er im Jahr 1998 mit einem Bekannten Buchungssysteme für Hotels und Restaurants. Noch vor dem Abitur wurde er Unternehmer. Als zwei Jahre später die Dotcom-Blase platzte, sagte er sich: "Chef zu sein ist zwar großartig, aber ich brauche eine Ausbildung, die mir ein sicheres Fundament gibt."

Er studierte an der privaten Fachhochschule in Paderborn Wirtschaftsinformatik. Seine Firma lief parallel zum Studium weiter. 2004 war er fertig, ein Unternehmer mit Diplom: "Ich stellte fest, dass mir Kundenberatung am meisten Spaß macht, das Programmieren weniger." 2007 verkaufte Goergens seine Firma und begann ein General Management Studium an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar. Seine Idee: "Ein MBA-Abschluss führt mich in die Management-Beratung - und in die weite Welt."

Mit dem MBA in die Beratung

Nach 16 Monaten hatte er seinen MBA in der Tasche und begann bei OC&C Strategy Consultants. Das Unternehmen ist mit rund 500 Beratern weltweit vertreten, Goergens fing in Dubai an. Zwei Jahre arbeitete er am Persischen Golf und wechselte dann nach Düsseldorf.

Björn Goergens, freiberuflicher Management-Berater: "Ohne MBA würden mir nicht so viele Türen offenstehen."
Foto: Privat

Seit April 2012 ist der 32-Jährige freiberuflicher Management-Berater. Seine Kunden sind nicht mehr Konzerne, sondern Mittelständler, die Themen aber ähnlich: Nach wie vor geht es darum, die Kosten zu senken und die Geschäftsergebnisse zu verbessern. Dank MBA versteht sich Goergens darauf.

Die Ausbildung sei für ihn eine "bemerkenswerte Horizonterweiterung" gewesen, fachlich, global und menschlich: "Sie war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, das sich daraufhin drastisch verändert hat." Das Studium hat ihn aber auch 35.000 Euro gekostet, und Goergens wäre ein schlechter Kaufmann, würde er nicht an Amortisation denken. Den Benefit in Zahlen zu fassen ist zwar schwer, aber: "Ohne MBA würden mir nicht so viele Türen offenstehen."

An der WHU belegen zurzeit rund 250 Teilnehmer die MBA-Kurse. Mit dabei sind 30 Informatiker, was für Peter Kreutter, Experte für IT-Themen an der WHU, einen "Idealwert" darstellt: " Die Vielfalt in der Zusammensetzung der Lerngruppen ist sehr wichtig. Die Teilnehmer profitieren von den verschiedenen professionellen und akademischen Hintergründen ihrer Kommilitonen."

Peter Kreutter, WHU: "Der Titel hilft, aber die neuen Fähigkeiten und gewebten Netze sind ebenso wichtig."
Foto: Privat

Informatiker beschreibt Kreutter als introvertiert und analytisch, betriebswirtschaftliche und Management-Fragen seien für sie Neuland. Je nach Programm verfolgten sie unterschiedliche Ziele. Die Vollzeitstudenten gehen fast alle für eine Zeit aus dem Beruf, machen einen radikalen Schnitt und wollen durch den MBA-Abschluss eine Management-Position erreichen. Teilzeitstudenten werden häufig von ihrem Arbeitgeber finanziell und organisatorisch unterstützt. Sie sollen intern Karriere machen. Oft ist für sie bereits eine Zielposition vorgesehen. Allerdings sollten sich die MBA-Absolventen nicht nur auf den Titel verlassen, mahnt Kreutter: "Der Titel hilft, aber die neuen Fähigkeiten und gewebten Netze sind ebenso wichtig." Ihr Können in beiden Bereichen müssen die Absolventen in der Praxis erst beweisen.

Sich breiter aufstellen mit einem MBA

Das gilt auch für Sascha Meissner. Der 31-jährige Wirtschaftsinformatiker hatte nach seinem Studium knapp vier Jahre für IBM, zuletzt in der Rolle eines Senior Consultant, gearbeitet. Im September 2011 kündigte er seinen Job und stieg an der Handelshochschule Leipzig (HHL) in ein Vollzeit-MBA-Programm ein. "Ich wollte mich breiter aufstellen und von der Technik wegkommen", so seine Begründung.

Im ersten Studium seien wirtschaftliche Themen nur angekratzt, Management-Wissen kaum vermittelt worden. Kürzlich hat Meissner seine Master-Thesis abgegeben. Der MBA kostet ihn 27.000 Euro und "wird mir höchstwahrscheinlich ein höheres Gehalt als vorher und eine schnellere Karriere bringen". In seinem früheren Job hat es mit dem Aufstieg nicht so rasch geklappt wie gedacht. Kollegen wurden aufgrund der Dauer ihrer Firmenzugehörigkeit befördert, weniger wegen der erbrachten Leistung.

Sascha Meissner, MBA-Absolvent der Handelshochschule Leipzig: "Ich wollte mich breiter aufstellen und von der Technik wegkommen".
Foto: Privat

Die Handelshochschule Leipzig ist Deutschlands älteste Wirtschaftshochschule und konnte mit 186 Neueinschreibungen im Herbst 2012 einen Rekord verzeichnen. Wie an der WHU steht auch in Leipzig die General-Management-Ausbildung im Fokus. Professor Bernhard Schwetzler, akademischer Leiter der MBA-Programme an der HHL, erklärt: "Spezialwissen haben die Teilnehmer schon aus ihrem Erststudium. Wer aus der Fachlaufbahn heraus Karriere machen will, braucht funktionsübergreifende Management-Kenntnisse." Schwetzler siedelt die Studieninhalte auf einer fachlichen und einer Management-orientierten Ebene an. Erstere führt in die Grundlagen von Finance und Marketing ein, die alle Führungskräfte brauchen. Auf der zweiten Ebene lernen die Studenten, wie Networking und Communication funktionieren. "Die Dozenten bringen ihren Schülern das Handwerkszeug bei und trainieren es mit ihnen", so Schwetzler. Die Balance zwischen beiden Ebenen zu finden sei die Herausforderung.

Björn Goergens sucht noch nach seiner beruflichen Balance. Er plant zunächst, seine Freiberuflichkeit weiterzuführen: "Was in einem Jahr ist, hängt von den Möglichkeiten ab, die sich mir bieten."

MBA-Absolventen übernehmen Verantwortung

In MBA-Klassen sind viele Berufe und Nationen vertreten. Die bunte Mischung ist gewollt, sagt Professor Bernhard Schwetzler, akademischer Direktor der MBA-Programme an der HHL Leipzig Graduate School of Management.

Bernhard Schwetzler, MBA-Leiter an der HHL: "Wer aus der Fachlaufbahn heraus Karriere machen will, braucht funktions-übergreifende Management-Kenntnisse."
Foto: Privat

Computerwoche: Welche Rolle spielen informatiker in den MBA-Programmen der HHL?

SCHWETZLER: Über die Jahre gesehen hat jeder zehnte Teilnehmer ein Informatikstudium abgeschlossen. Wir legen großen Wert darauf, dass die Klassen bunt gemischt sind, was Erstausbildung und Herkunftsland betreffen, weil der eine auch vom anderen lernen soll.

Computerwoche: Was ist das Besondere an Informatikern, was können sie mehr, was weniger?

SCHWETZLER: Sie sind analytisch stark und haben aufgrund ihrer Ausbildung Vorteile in Fächern wie Finanzen, in denen es auf Analytik ankommt. Informatiker sind von ihrer Persönlichkeit her eher zurückhaltend, deshalb profitieren sie von Teamarbeit am meisten.

Computerwoche: Welche MBA-Programme bevorzugen Informatiker?

SCHWETZLER: Sie bewerben sich vornehmlich auf General-Management-Programme. Die allerwenigsten haben Interesse, einen speziellen Master, zum Beispiel in Finance, zu machen. Meist sind die Teilnehmer an einem Punkt angelangt, an dem sie mit ihren fachlichen Fähigkeiten auf der Karriereleiter nicht mehr weiterkommen. Die fehlenden Management-Skills eignen sie sich in den MBA-Kursen an.

Computerwoche: Machen die MBA-Absolventen immer einen Karrieresprung und verdienen hinterher besser?

SCHWETZLER: Die Art und Weise, wie die Kandidaten einen Benefit aus dem Programm ziehen, ist unterschiedlich. Tatsache ist, dass Bewerber mit MBA bessere berufliche Möglichkeiten haben als ohne. Gut die Hälfte unserer Teilnehmer im berufsbegleitenden Programm werden von ihren Arbeitgebern zu uns geschickt, damit sie für den nächsten Karriereschritt ausgebildet werden. Andere tun sich mit Kommilitonen zusammen und gründen ein eigenes Unternehmen.

Computerwoche: Hat ein Informatiker mit MBA noch mit IT zu tun?

SCHWETZLER: Die Leute rücken dann weg von Fach- und hin zu Management-Themen. Sie übernehmen Verantwortung - personell und in Projekten. Häufig werden sie an der Nahtstelle zu ihrem Fachgebiet als Manager eingesetzt. Dafür brauchen sie das Fachwissen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Computerwoche: Ist ein Informatiker mit MBA ein Wirtschaftsinformatiker?

SCHWETZLER: Ein Wirtschaftsinformatiker lernt BWL in der wissenschaftlichen Theorie. Ein MBA-Programm in General Management zeichnet sich auch dadurch aus, dass viele nichtakademische Fähigkeiten gelehrt werden wie Networking oder Communication. Das gibt es im klassischen Informatikstudium nicht. Klar, dass wir auch Basiswissen vermitteln, etwa Finanzen - dann aber immer anwendungsorientiert.

Bernhard Schwetzler …

....hat an der Universität Regensburg ein Studium zum Diplomkaufmann abgeschlossen, dort promoviert und sich in Betriebswirtschaftslehre habilitiert, ist seit 1995 an der HHL Leipzig Graduate School of Management Lehrstuhlinhaber für Finanz-Management und Banken sowie akademischer Direktor der MBA-Programme und hatte Gastprofessuren in Spanien, Neuseeland, Kanada und Ecuador.

Ein MBA-Studium für IT-Talente

Die CIO Stiftung fördert mit den "Young Talent Awards" vielversprechende IT-Nachwuchskräfte, die dann ein MBA-Studium im Gegenwert von 39.000 beziehungsweise 19.000 Euro an der privaten Wirtschaftshochschule WHU - Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf absolvieren dürfen. Auch Auslandsaufenthalte an Universitäten in Indien, den USA und China sind in dem zweijährigen berufsbegleitenden Programm vorgesehen. Vorgeschlagen werden die "Young Talents" in der Regel von IT-Verantwortlichen in Unternehmen. Nach einer schriftlichen Bewerbung stellen sie sich den Fragen der Professoren und Mitgliedern der CIO Stiftung.

Für den nächsten CIO Young Talent Award können IT-Verantwortliche ihre Hoffnungsträger vorschlagen. Sie sollten ein Erststudium abgeschlossen haben, über vier Jahre Berufserfahrung und gute Englischkentnisse (Toefl-Test) verfügen. Bewerbungsschluss der 17. Mai 2013. Ausführliche Informationen zur CIO Stiftung und dem Young Talent Award finden sich unter auf der Website der WHU.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)