Unter dem Label Mozilla Labs testet die Mozilla Foundation eigene Erweiterungen und neue Funktionen, die möglicherweise irgendwann in die Produktpalette rund um Firefox, Thunderbird oder Seamonkey einfließen werden. Mozilla plant diese Erweiterungen als Versuchsballons, in denen die Entwickler ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Dabei kommen teilweise nicht nur kuriose neue Funktionen heraus, sondern auch praktische Zusatzfunktionen, die man bald nicht mehr missen möchte. Wir stellen Ihnen eine Reihe von interessanten Projekten vor, die eine genauere Betrachtung verdienen.
In diesem Beitrag rund um Erweiterungen für Firefox 3.5 fokussieren wir uns daher auf Add Ons, die direkt von Mozilla kommen. Sollten Sie andere Erweiterungen rund um Firefox suchen, dann werfen Sie doch einen Blick in folgende Beiträge:
Add On Collector - Sammler für Erweiterungen
Wer seinen Browser wechselt oder Vorabversionen ausprobiert, muss meist all seine Erweiterungen manuell nachinstallieren. Das ändert sich mit der Erweiterung Add On Collector. Diese besteht aus zwei Komponenten: Der Nutzer registriert sich bei Mozilla und kann anschließend einzelne Erweiterungen oder ganze Sammlungen zu seinen Favoriten hinzufügen. Diese gesammelten Favoriten lassen sich dann über den Add On Collector direkt in Firefox einsehen und installieren. Zudem lassen sich neue Sammlungen erstellen oder die Erweiterungen per E-Mail weiterreichen.
Durch den Add On Collector wird die Verwaltung der eigenen Erweiterungen deutlich einfacher. Auch die Weitergabe an Bekannte ist damit kein Problem mehr. Als Beispiel haben wir die Sammlung TecChannel Megapack zusammengestellt, die fast jede auf TecChannel besprochene Erweiterung enthält.
Nachteil der Sammlung ist, dass der Add On Collector keinerlei Einstellungen speichert. Die Erweiterung taugt also nicht als Backup für lokale Installationen. Dabei hilft aber die nächste Erweiterung, Weave.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
1.0.3 |
Weave - Firefox-Inhalte synchronisiert und gesichert
Mit Weave will Mozilla eine Synchronisationsfunktion in Firefox integrieren, ähnlich wie es der Konkurrent Opera bereits anbietet. Die Erweiterung „verwebt“ Firefox-Installationen auf verschiedenen Systemen. Neben dem Desktop-Browser unterstützt Weave auch Fennec, die Firefox-Variante für mobile Geräte.
Derzeit kann Weave die Bookmarks, den Browserverlauf, die jeweiligen Einstellungen, die Passwörter und Anpassungen an Firefox zwischen den verschiedenen Installationen abgleichen. In den Einstellungen lässt sich dabei genauer auswählen, welche Informationen übertragen werden sollen.
Damit der Abgleich überhaupt funktionieren kann, benötigt Weave einen zentralen Server. Mozilla bietet standardmäßig einen entsprechenden, kostenlosen Dienst an, auf dem sämtliche Daten verschlüsselt gelagert werden. Wer seine Daten keinem Dritten anvertrauen will, kann auch einen eigenen Server aufsetzen, eine entsprechende Anleitung findet sich im Wiki zu Weave. Wer eine lokale Alternative zu diesem Backup-System sucht, sollte sich FEBE und MozBackup ansehen.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
0.4.0 |
Personas - neue Kleider für den Browser
Die Erweiterung Personas ist ein neuer Ansatz für die Verwaltung von Themes, also dem anpassbaren Layout des Browsers. Größte Neuerung ist dabei, dass man nach der Installation eines neuen Themes den Browser nicht mehr neu starten muss.
Nach der Installation ist Personas in der linken unteren Ecke von Firefox zu finden. Ein Klick auf das Fuchs-Logo zeigt das komplette Menü. Hier kann man nun bequem auswählen, in welchem Stil Firefox künftig eingefärbt sein soll. Sogar eine Vorschau ist möglich, indem man den Mauszeiger kurzzeitig über einem Theme verweilen lässt.
Personas vereinfacht den Einsatz und den Austausch von Themes drastisch. Völlig problemlos kann man zwischen verschiedenen Layouts wechseln, ohne dass man Firefox neu starten müsste. Praktisch ist auch, dass die Personas-Galerie sich selbständig aktualisiert und neue Themes aus einem zentralen Repository nachlädt. Jetzt fehlt nur noch eine ähnliche Funktion für die Installation von Add-ons.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
1.0 |
Ubiquity - Kommandozeile für Firefox
So genannte Keystroke Launcher und Kommandozeilen sind praktische Helfer. Statt sich mühsam durch Startmenü oder Einstellungen zu plagen, gibt man seinen Wunsch einfach in eine passende Eingabeaufforderung ein. Unter MacOS erledigt das beispielsweise Quicksilver, unter Linux gibt es GnomeDO und unter Windows Launchy. Für das Web stellen die Entwickler der Mozilla Labs Ubiquity zur Verfügung.
Nach der Installation der Erweiterung öffnet sich mit einem Druck auf STRG + Leertaste ein Eingabefeld, das auf die Anweisungen des Nutzers wartete. Bereits direkt nach der Installation beherrscht Ubiquity einiges an Funktionen. Das Plugin für Firefox ist von Anfang an bereits mit umfangreichen Funktionen ausgestatten. Ein einfaches Beispiel: Gibt man „back“ ein, hüpft der Browser eine Seite zurück. Komplexer ist beispielsweise der Befehl „share-on-del.icio.us“, der die aktuelle Seite direkt an einen Nutzer-account des Bookmarking-Dienstes del.icio.us übergibt.
Zugegeben, der Otto-Normal-User von Firefox wird für Ubiquity nicht viel Verwendung haben. Die Erweiterung richtet sich in erster Linie an Nutzer verschiedenster Webdienste, welche die Maus nicht in die Hand nehmen wollen, nur um zwischen ihren Diensten hin- und herzuspringen. Vielversprechend ist auch, dass nahezu jeder Ubiquity für seine Dienste anpassen und erweitern kann. Besonders für die Google-Dienste ist das bereits gut eingepflegt. So kann man etwa mittels Ubiquity bereits seinen Google Kalender konsultieren oder eine E-Mail schreiben. Auch das Absenden von Nachrichtendienst an Twitter ist bereits möglich.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
0.1.7.1 |
Prism - Websites als separate Anwendungen
Prism ist eigentlich nicht mehr als Firefox, im Gegenteil. Bei diesem Projekt handelt es sich im Grunde um eine abgespeckte Version des Browsers, die Websites oder Web-Anwendung unabhängig von Firefox starten, anzeigen und ausführen kann.
Praktisch ist das beispielsweise bei Web-Anwendungen wie Google Docs oder einem Webmailer. Statt ständig einen Browser geöffnet zu haben, können Sie über Prism direkt einen Shortcut auf ihrem Desktop erstellen und die Anwendung so wie jedes andere Programm auf dem System einbinden.
Prism gibt es wahlweise als Add On für Firefox und als Standalone-Applikation. Ist die Anwendung im Browser installiert, findet man unter Tools die Option „Convert Website to Application“. Wenn man die jeweilige Anwendung in Prism erstellt, kann man wählen, ob und wo eine Verknüpfung im System angelegt wird und welches Icon das neue Programm erhalten soll. Besonders praktisch ist, dass jede Anwendung ein eigenes Profil erhält, dadurch ist es beispielsweise möglich, gleichzeitig mit verschiedenen Nutzer-Accounts angemeldet zu sein.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
1.0b1 |
Snowl - Firefox als Kommunikationszentrale
Snowl ist ein experimenteller Ansatz um Kommunikation besser in den Browser zu integrieren. Mozilla will mit Snowl unterschiedliche Nachrichten und Informationen zusammenfassen, die Quelle soll dabei keine Rolle spielen. Vor allem die letztere Anforderung ist dabei komplex. Zum Testzeitpunkt akzeptierte Snowl RSS- und Atom-Feeds und Twitter-Accounts.
Hier merkt man allerdings auch recht schnell die Nachteile von Snowl: Kommen zu viele Informationen herein, wird das System schnell unübersichtlich. Praktisch ist aber, dass man mehrere Twitter-Accounts eintragen und von diesen auch neue Tweets posten kann.
Besonders negativ fällt auf, dass Snowl einiges an Systemressourcen belegt. Vor allem wenn man mehrere RSS-Feeds abonniert, wird Firefox spürbar langsamer. Alles in allem ist Snowl zwar ein interessantes Konzept, dennoch fährt man aktuell mit separaten Anwendungen für Twitter und RSS noch deutlich besser.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
0.3pre2 |
Jetpack - ein neuer Ansatz für Erweiterungen
Seit der ersten Version von Firefox hat sich am grundlegenden Erweiterungsmodell wenig geändert. Jetpack soll hier für reichlich frischen Wind sorgen. Ziel des Jetpack-Projektes ist, dass Erweiterungen künftig einfach mittels HTML, JavaScript und CSS geschrieben werden können. Selbst Ajax und die neuen Video- und Audio-Tags aus HTML5 sollen möglich sein. Eine weitere Neuerung ist, dass diese Erweiterungen keinen Restart des Browsers mehr erfordern.
Wie auch bei Snowl ist das Jetpack-Projekt zum Testzeitpunkt noch in einer sehr frühen Phase. Derzeit stehen drei verschiedene Erweiterungen auf der Homepage, alle drei sind eher Proof of Concept als sinnvolle Erweiterungen. Dennoch könnte sich Jetpack als vielseitige Plattform erweisen, sollten andere Entwickler das Konzept weiter unterstützen.
Erweiterung |
|
Entwickler |
|
Unterstützte Betriebssysteme |
Microsoft Windows, Apple Macintosh, Linux |
Getestete Version |
0.2.1 |
Fazit: Nette Funktionen, einiges überflüssig
Nur weil Mozilla auf einer Erweiterung steht, heißt das noch nicht, dass sie anderen Entwicklungen in jedem Fall überlegen ist. Snowl beispielsweise konnte im Test nicht überzeugen, hier haben Erweiterungen von Drittentwicklern die Nase vorn. Andere Add Ons dagegen, etwa Ubiquity, der Add On Collector oder Personas, zeigen eindrucksvoll das Know How der Mozilla-Entwickler.
In jedem Fall sind die Mozilla Labs eine gute Plattform, um die Entwicklung von neuen Funktionen in Firefox auszuprobieren. Positiv ist in jedem Fall, dass die Entwickler nicht an Firefox selbst herumbasteln, sondern den Browser so einfach wie möglich halten. Denn wer sich diese Erweiterungen installiert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es sich um Vorabversionen handelt, die teilweise noch instabil sind. (mja)