Was ändert sich in der neuen Version?

Firefox 3.0 im Detail

18.06.2008 von Panagiotis Kolokythas
Firefox 3.0 ist final und steht zum Download bereit. Wir zeigen Ihnen, was an Neuerungen auf Sie zukommt.

Er ist final. Seit gestern Abend läuft der Download des neuen Mozilla-Browsers und der Versuch des Weltrekords. Aktuell hat die Download-Rate bereits die Fünf-Millionen-Hürde genommen. Wir wollen Ihnen in diesem Beitrag zeigen, was alles an Neuerungen auf Sie zukommt.

"Firefox 3 enthält über 15.000 Verbesserungen im Vergleich zu Firefox 2", so Mike Schroepfer, Chefentwickler bei Mozilla. Die Entwicklung begann vor knapp drei Jahren und hunderte Entwickler weltweit waren beteiligt. Hinzu kommen einige zehn Tausend von so genannten Nightly-Build-Testern.

Im Vergleich zu Firefox 2 erwarten Anwender bei Firefox 3 nicht nur viele neue Funktionen, sondern vor allem unter der Haube hat sich vieles getan. Unzählige Bugs wurden in den vergangenen Monaten behoben und die Gecko-Engine in der Version 1.9 fertiggestellt.

Auf die Performance des neuen Browsers ist man besonders stolz: "Firefox 3 ist mindestens zwei- bis dreimal schneller als der Vorgänger", so Schroepfer. Insbesondere bei webbasierten Javascript-Anwendungen, wie beispielsweise Google Mail, soll sich das bemerkbar machen. In Firefox 3.0 ist die Javascript-Engine in der Version 1.8 integriert, die zusätzlich über einige Erweiterungen von Javascript2 enthält, wie etwa "Expression Closures", "Generator Expressions" und "Array Reduce".

Intelligente Adresszeile & mehr Lesezeichen-Komfort

Neben den vielen Änderungen und Verbesserungen unter der Haube enthält Firefox 3.0 auch Verbesserungen, die sich sofort nach dem Starten des Browsers bemerkbar machen. Dazu zählt die intelligente Adressleiste, die während der Testphase von den Testern den Kosenamen "Awesome Bar" erhielt. Der Clou: Während der Anwender Tag für Tag surft, analysiert die Adresszeile das Surfverhalten und lernt so ständig hinzu. Das hat zur Folge, dass die Adressleiste dem Anwender bei Eingabe von Wörtern gleich mögliche Websites aus der Chronik, den Lesezeichen oder anhand von Tags vorschlägt. Die Websites werden inklusive dem Titel, dem zur Site gehörenden Icon untereinander eingeblendet, wobei der übereinstimmende Teil der Adresszeil-Eingabe optisch hervorgehoben wird.

Schlau: Die neue Adresszeile sucht bereits besuchte Seiten, wenn Sie mit dem Tippen beginnen.

Je häufiger ein Anwender eine Website besucht, desto höher rutscht diese im Ranking und wird bei der Eingabe der Wörter auch höher positioniert angezeigt. Mit einem Klick auf das Stern-Symbol kann eine Seite bequem in die Lesezeichen-Sammlung aufgenommen werden. Ein weiterer Klick auf das Symbol öffnet ein neues Fenster, in dem weitergehende Infos und Tags zu einem Lesezeichen gespeichert werden können. Wir die in den Lesezeichen abgelegte Seite künftig besucht, dann signalisiert ein gelb leuchtender Stern, dass die Seite bereits in den Favoriten abgelegt wurde.

Wo war ich? Die Funktion Meistbesuchte Seiten weiß es.

Die intelligente Adressleiste ist Teil der neuen Technologie, die bei Lesezeichen zum Einsatz kommt. Alle Favoriten und besuchte Websites werden in einer Datenbank gespeichert. Suchergebnisse innerhalb der Lesezeichen-Bibliothek lassen sich als intelligente Lesezeichen-Ordner abspeichern. Und das funktioniert so: Man ruft die Lesezeichen-Verwaltung (Strg+Shift+B) auf, gibt einen Suchtext in das Sucheingabefeld ein und klickt anschließend auf den Button "Speichern...".

Schönere Optik & besserer Download-Manager

Das Auge surft mit und es wirkt störend, wenn die Optik der Software sich mit der Optik der restlichen Umgebung beißt. Für Firefox 3, das noch stärker die Massen ansprechen will, um dem Internet Explorer weitere Marktanteile abzuluchsen, hat man das Aussehen des Browsers an das verwendete Betriebssystem angepasst. Unterm Strich fügt sich Firefox 3.0 somit auch von der Optik her harmonischer in sein Umfeld ein. Vista- oder MacOS-X-Anwender haben damit sofort das Gefühl, mit einer für das Betriebssystem angepassten Software zu arbeiten, was den Wohlfühlfaktor beim Arbeiten mit Firefox erhöht und somit auch das Arbeiten mit Firefox vereinfacht.

Einfach: Der neue Download Dialog kann jetzt auch Downloads pausieren und fortsetzen.

Außerdem wird mit Firefox 3 auch der im Browser integrierte Download-Manager verbessert. Neben einer neuen Oberfläche unterstützt der Download-Manager nun auch die Wiederaufnahme eines noch nicht komplett abgeschlossenen Downloads. In der Status-Zeile wird ein Hinweis eingeblendet, falls gerade ein Download erfolgt oder pausiert worden ist. Innerhalb des Download-Manager-Fensters findet sich außerdem ein Suchfeld und per Rechtsklick auf einen Download erscheint ein Kontextmenü, indem über "Zur Downloadseite gehen" die Seite geöffnet wird, auf der der Anwender den Download ursprünglich anstieß. Letzteres ist bei länger pausierten Downloads praktisch, wenn man schnell überprüfen möchte, woher man eigentlich den Download begann.

Add-On-Manager mit mehr Komfort

"Vor zwei Jahren, als wir Firefox 2 vorstellten, gab es noch um die 2000 Addons für den Browser. Mittlerweile sind es schon über 5.000", so Mike Schroepfer. Damit stehen für Firefox unzählige Erweiterungen zur Auswahl, die dem Browser neue Funktionen spendieren und somit dem Anwender gestatten, den Browser zu personalisieren.

In Firefox 3 kann direkt im Addon-Dialog nach neuen Zusatzprogrammen gesucht werden. Hier schlägt Firefox von sich aus eine Reihe von empfehlenswerten Erweiterungen zur Installation vor. Im Sucheingabe-Feld kann ein Begriff eingegeben werden und anschließend werden eine Reihe von passende Add-Ons angeboten. Dabei werden an erster Stelle die Erweiterungen angezeigt, die andere Anwender gut bewertet haben.

Verwaltung: Der neue Addon-Manager.

Mit einem Klick auf "Zu Firefox hinzufügen..." wird das Addon heruntergeladen und dann installiert. Anschließend fordert Firefox zum Neustart des Browsers auf, wobei die Session und damit alle aktuell geöffneten Tabs gespeichert bleiben.

Ganzseitiger Zoom & verbessertes Tabbed Browsing

In Firefox 3 wurde die Zoom-Funktion grundlegend verbessert. In eine Website kann nun hinein- oder hinausgezoomt werden, wobei sowohl alle Texte, als auch das Layout und die Bilder entsprechend skaliert werden. Die gewünschte Zoom-Einstellung wird bei jeder besuchten Website gespeichert und beim erneuten Besuch der Seite wird automatisch die Zoom-Einstellung ausgewählt.

Größer: Webseiten oder der reine Text lässt sich in FF3 bequem vergrößern. Oder verkleinern.

Eine weitere Neuerung betrifft die seit Firefox 1 existierende Tabbed-Browsing-Funktionalität. In Firefox 3.0 kommt neu hinzu, dass beim Beenden des Browsers automatisch der Inhalt aller Tabs gespeichert wird. Beim nächsten Starten des Browsers kann also einfach weitergesurft werden.

Schutz vor Malware inklusive

Google sei dank, enthält Firefox 3.0 erstmalig einen Schutz vor Malware. "Nach der Anti-Phishing-Funktion von Firefox 2 führen wir eine weitere Sicherheitsfunktion in Firefox 3 ein", erläutert Firefox-Chefentwickler Mike Schroepfer.

Der Malware-Schutz warnt den Anwender vor dem Besuch einer Website, von der bekannt ist, dass sie den PC mit Schädlingen anzugreifen versucht. "Alle 30 Minuten lädt Firefox 3 im Hintergrund eine aktualisierte Liste mit Websites herunter", so Schroepfer. Diese Liste landet damit lokal auf dem Rechner. Versucht der Anwender eine Website aufzurufen, die gefährlich ist, erscheint eine Warnseite, die eindringlich vor dem Besuch der Website warnt.

Vorsicht: Der Browser warnt vor gefährlichen Seiten - wenn sie in seinem Index sind.

Wie diese "Als attackierend gemeldete Website!"-Warnseite aussieht, kann über diese Mozilla-Test-Seite ausprobiert werden. Mit einem Klick auf den Button "Warum wurde diese Seite blockiert", erscheint ein derzeit noch englischsprachiger Hinweis darüber, wieso die Blockade erfolgte. Bis zur Veröffentlichung der finalen Version soll die Seite noch lokalisiert werden.

Die Liste mit potentiell gefährlichen Websites wird von Google erstellt und via Mozilla an die PCs übertragen, auf denen Firefox 3 genutzt wird. Seitens Mozilla hat man sich für die Nutzung einer solchen lokalen Blacklist entschieden, damit nicht ständig Daten vom Anwender-PC an einen Server übertragen werden müssen, was auch als Eingriff in den persönlichen Datenschutz gedeutet werden könnte.

Weitere Sicherheitsfunktion: Instant Website ID

Eine weitere, neue Sicherheitsfunktion in Firefox 3 trägt den Namen "Instant Website ID". Diese Funktion soll den Anwender schnell mit Informationen versorgen, die Rückschlusse auf die Sicherheit einer Website geben.

Links neben der Adresszeile wird das Symbol der Website angezeigt. Mit einem Klick auf dieses Symbol werden Informationen zur Website eingeblendet. Das links neben der Adresszeile eingeblendete Website-Symbol verfärbt sich, sobald eine Website beispielsweise die Eingabe eines Passworts fordert. Wird nun auf das Symbol geklickt, erscheint ein Hinweis darauf, von wem die Seite verifiziert wurde und ob die Verbindung zur Seite verschlüsselt erfolgt.

Zertifikat OK: Am Beispiel PayPal sieht man, wie eine Seite mit Website Instant ID aussieht.

Noch auffälliger wird der Hinweis, wenn eine Website besucht wird, wie beispielsweise www.paypal.com. Hier verfärbt sich das Icon neben der Adresszeile grün und zeigt den Namen des Dienstes ausgeschrieben an. Der Anwender erhält ausführliche Informationen über den Betreiber der Site und die Verifizierung. Mit einem Klick auf "Weitere Informationen" erfährt er außerdem, ob er die Website schon früher einmal besucht hat und Cookies oder Passwörter auf dem Rechner für die Seite gespeichert sind. Diese Informationen sollen Anwendern beim Erkennen von potentiellen Phishing-Seiten helfen.

Weitere Änderungen und Verbesserungen im Überblick

Gecko 1.9

Firefox 3 enthält erstmalig die neue Version 1.9 der Rendering-Engine Gecko. Bei der neuen Version gab es unter anderem Verbesserungen beim Rendering von Websites. Mit dabei ist auch eine neue Grafik-Engine, die schneller beim Rendern von Seiten werkelt, was sich insbesondere bei grafisch anspruchsvollen Applikationen bemerkbar machen soll. Außerdem erfolgt eine weichere Darstellung von Objekten und eine höhere Textqualität. Für die in Firefox 3 enthaltene neue Zoom-Funktion für Websites ist die Open-Source-Bibliothek Cairo zuständig, die Teil der verbesserten Grafik-Engine ist.

Verbesserte SVG-Unterstützung

Die Unterstützung von SVG (skalierbare Vektorgrafiken) ist seit Firefox 1.5 im Browser enthalten und wurde in Firefox 3 nochmals verbessert. Hinzugefügt wurden neue Möglichkeiten für Texte, neue Filter für Beleuchtungseffekte und eine gekachelte Darstellung. Im Vergleich zu Firefox 2 wurde das Rendern von SVG-Inhalten um bis zum Faktor 3 verbessert.

Neu: APNG-Unterstützung

Neu in Firefox 3.0 ist die Unterstützung von APNG-Dateien (Animated Portable Network Graphics), mit denen einfache Animationen bei vollem Farbumfang und Transparenz möglich sind.

ICC-Farbprofile

Ebenfalls neu sind die von Anwendern aktivierbaren ICC-Farbprofile (International Color Consortium), die eine exakte Darstellung von Druckfarben im Web ermöglichen.

Überarbeitete HTML Rendering-Engine

Die in Gecko enthaltene Rendering-Engine für HTML wurde verbessert und erweitert. Die Engine arbeitet nun effizienter und schneller beim Layout von Websites. Außerdem besteht Firefox 3 den ACID2-Test und erfüllt damit alle wichtigen Spezifikationen des Web Standard Project für HTML und CSS 2.1.

Neue Speicherverwaltung

Bei Firefox 3 und Gecko 1.9 haben die Entwickler Wert auf einen geringen Speicherbedarf gelegt, vor allem dann, wenn der Browser längere Zeit läuft. Der neue XPCOM-Cycle-Collector verwaltet ungenutzten Speicher und gibt diesen frei, um den Speicherbedarf zu begrenzen. Außerdem haben die Entwickler die Speicherverwaltung JEMalloc von FreeBSD auf Firefox portiert, die sich ebenfalls um eine effizientere Ausnutzung des Speichers kümmert. Laut Angaben der Entwickler wurden mehrere hundert Speicherlecks in Firefox 3 gestopft.

Web-basierte Anwendungen

In Firefox 3 lassen sich Web-basierte Anwendungen als Standardprogramme definieren. Wenn beispielsweise der Anwender Google Mail als Web-Mail-Client definiert und später auf einer anderen Website auf einen Mailto-Link klickt, dann landet er automatisch bei der Mail-Verfassen-Oberfläche von Google Mail.

Mikroformate

Die native Unterstützung von Mikroformate erlaube es Add-ons, Metadaten über ein spezielles API zu extrahieren und zu verarbeiten.

Offline-Speicherung

Web-Entwickler haben die Möglichkeit, die neue Offline-Speicherung von Firefox 3 zu verwenden, bei der Daten auf dem Rechner des Anwenders gespeichert werden und somit Online-Anwendungen auch im Offline-Modus funktionieren.

Fazit: Gute Arbeit - Gutes Update

Die lange Entwicklungszeit macht sich positiv bemerkbar: Firefox 3.0 wirkt nicht nur rund, sondern ist auch ein in vielen Punkten enorm verbesserter Browser. Dabei gelingt den Entwicklern das Kunststück, den Browser nicht mit zu vielen neuen Funktionen zu überfrachten. Im Gegenteil: Bereits der RC 1 von Firefox 3.0 macht einen erfreulich stabilen und auch flotten Eindruck. Das Ansurfen von Google Mail & Co. ist spürbar schneller, als mit Firefox 2.x oder gar mit dem Internet Explorer. Letzterer wirkt wie ein übergewichtiger und in die Jahre gekommener Koloss, wenn man sich erstmal an das flotte Surfen mit Firefox 3.0 gewöhnt hat.

Der neue Malware-Schutz ist eine praktische Sache und sorgt für besseren Schutz. Die "Awesome Bar" bringt eine sinnvolle Modernisierung der angestaubten Adresszeile. Unterm Strich erhalten die Anwender einen sinnvoll modernisierten Firefox.

Gut gebrüllt, Mozilla - bleibt abzuwarten, was Microsoft dem entgegenzusetzen hat und ob die Web-Gemeinde die Arbeit der Firefox-Entwickler mit weiter wachsenden Marktanteilen honorieren wird. (PC-Welt/mja)