Filesharing: Norwegische Partei fordert Legalisierung

16.04.2007 von Markus Pilzweger
In Norwegen fordert die liberale Partei Venstre eine Legalisierung von Filesharing. Zugleich soll der Einsatz von DRM verboten werden. Urheber sollen über Sonderabgaben entschädigt werden, die aber alle Anwender treffen würden.

Nicht nur in Deutschland stehen P2P, Urheberechtsverletzungen und DRM auf der Agenda der Politik, auch in Norwegen machen sich Volksvertreter Gedanken, wie man die Interessen der Urheber aber auch die der Bürger am besten vereinen kann. Die liberale Partei Venstre will dabei - aus Sicht der Industrie - recht radikal vorgehen: Sie fordert ein Verbot von DRM sowie die Legalisierung von Filesharing. Eine entsprechende Resolution wurde am Sonntag veröffentlicht.

"Wir haben die einzigartige Chance, Kultur, Ideen und Wissen in einer Art und Weise zu verbreiten, die zuvor nicht möglich war", erklärte Parteisprecher Jonas Stein Eilersten. "Wir denken, dass diese Resolution ein großer Schritt in diese Richtung ist." Die geforderten Änderungen beim geltenden Urheberrecht sollen laut Eilersten verhindern, dass Käufer von digitalen Inhalten zu "Kriminellen" werden.

Dass sich eine freie Verbreitung von Inhalten und eine Entschädigung der Urheber nicht ausschließen müssen, macht die Partei am Beispiel Fotokopierer fest. Denn auch dort sei es gelungen, sich auf ein Kompensationsmodell zu einigen. Ein solches Modell müsse nun auch für Online-Technologien gefunden werden.

Entsprechende Vorschläge hat die Partei bereits parat. So sei laut Venstre denkbar, dass Anwender eine zusätzliche Gebühr für die Nutzung von Breitband-Internetanschlüssen zahlen müssten. Möglich seien auch Abgaben für Festplatten oder andere Speichermedien: "Anwender könnten beispielsweise einen Euro pro 100 GB Festplattenspeicher zahlen", so Eilersten. In einem solchen Fall würde aber nahezu jeder Anwender zur Kasse gebeten, selbst wenn er sich keine Inhalte über Tauschbörsen herunterladen will.

Das so eingenommene Geld würde dann in einen Fond fließen, aus dem die Urheber der jeweiligen Inhalte entschädigt werden. Die Höhe der Zahlungen würde sich danach richten, wie häufig bestimmte Inhalte wie Musik, Videos oder Software herunter geladen wurde. Eine weitere Einnahmemöglichkeit sieht Eilersten im Bereich Online-Werbung. So könnten Filesharing-Seiten Einnahmen aus diesem Bereich für die Entschädigung der Urheber nutzen.

Kritik an Apple

Hinsichtlich DRM führt Eilersten Apple als mahnendes Beispiel an: "Es ist falsch, wenn ein Unternehmen in der Lage ist zu kontrollieren, wie ein herunter geladener Song abgespielt werden kann. So wird der Markt in einer Art und Weise ausgenutzt, die den Prinzipien der freien Marktwirtschaft widersprechen", so Eilersten.

Apple droht eine Klage seitens des norwegischen Consumer Councils. Dem Unternehmen wird dabei vorgeworfen, gegen geltendes Recht zu verstoßen, indem es seinen Kunden nur erlaube, per iTunes gekaufte Titel ausschließlich über den iPod wiederzugeben. Bis 1. Oktober hat Apple nun Zeit Auskunft darüber zu geben, wie es sein DRM ändern will.

Doch bis dahin muss diese Frage vielleicht nicht mehr geklärt werden, denn Apple hat vor kurzem angekündigt, Musiktitel aus dem Hause EMI komplett ohne DRM im MP3-Format ausliefern zu wollen. Die Songs sind mit einer höheren Bitrate kodiert, aber auch teurer, als die mit DRM versehenen Songs.

Ähnliche Überlegungen wie in Norwegen gibt es auch in Deutschland immer wieder. Hier zu Lande wird dabei beispielweise oft die Zahlung einer "Kulturflatrate" ins Spiel gebracht. Und eine Abgabe für Rohlinge, Brenner oder Kopierer haben wir bereits (GEMA). Nur erfüllt diese aus Sicht vieler Anwender nicht den Zweck, den man eigentlich hinter der Abgabe vermuten möchte. Denn so ist es trotz dieser GEMA-Abgaben, die ja gezahlt werden müssen, weil ein damit belegtes Gut das Kopieren von Inhalten theoretisch ermöglichen würde, nicht erlaubt, hemmungslos Musik-CDs oder Video-DVDs zu kopieren. (PC-Welt/mja)