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Fachkräftemangel pro und contra

12.12.2013 von Alexandra Mesmer
Das Thema ist langlebiger als mancher IT-Trend, aber umstritten: Branchenverbände und IT-Hersteller beklagen den Mangel an IT-Fachkräften, für den Wissenschaftler und Gewerkschafter keine Indizien finden können. Vertreter von Bitkom, Cisco, dem DIW und der IG Metall stellen ihre Sicht auf den Fachkräftemangel dar.

Zum Ende des Jahres eine Rekordmeldung, die alle Mahner des Fachkräftemangels eine Erleichterung verschaffen dürfte: In diesem Jahr haben sich 33.700 Erstsemester an deutschen Hochschulen im Fach Informatik eingeschrieben, berichtet der Hightech-Verband BITKOM auf Basis neuer Zahlen des Statistischen Bundesamts. Das entspricht einem Anstieg um vier Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Dazu kommen noch die Studenten, die erst ein anderes Fach studierten und sich jetzt für Informatik entschieden haben, so dass die Zahl der Studienanfänger in Informatik auf mehr als 52.000 anstieg.

Informatiker made in Germany - in den Augen der Arbeitgeber sind sie Mangelware. Wissenschaftler und Gewerkschafter indes können keine Knappheit erkennen.
Foto: Kumbabali - Fotolia.com

Damit konnte das in den Jahren 2011 und 2012 erreichte Rekordniveau nochmals leicht gesteigert werden. Die Informatik bleibt so das drittstärkste Fach an deutschen Hochschulen. Nur die Wirtschaftswissenschaften und der Maschinenbau zählen mehr Studierende und Studienanfänger. Allerdings bricht immmer noch jeder zweite Informatikstudent sein Studium ab. Nach Bitkom-Berechnungen kamen im vergangenen Jahr nur rund 17.000 Hochschulabsolventen aus den IT-Disziplinen auf den Arbeitsmarkt. So liegt die Absolventenzahl leicht über Vorjahresniveau (plus 3 Prozent)

mangel
39.000 offene IT-Stellen...
...zählt der Branchenverband Bitkom 2013 in der ITK- und in den Anwenderbranchen.
13.800 offene Stellen...
...haben Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen.
15.000 neue Arbeitsplätze....
...sind voraussichtlich dieses Jahr in der ITK-Branche entstanden. Das sind 10.000 weniger als 2012.
Mit mehr als 52.000 Erstsemestern..
ist ein Rekord an Studienanfängern in der Informatik erreicht.
Informatik...
...ist nach Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau das Studienfach mit den meisten Studenten.
50 Prozent...
...beträgt die Quote der Studienabbrecher in Informatik.
17.000 Informatikabsolventen....
...verlassen 2013 die deutschen Hochschulen. Im Jahr 2000 waren es rund 5600 Informatikabsolventen.
22 Prozent der Informatikstudenten....
..sind Frauen. Vor 30 Jahren betrug der Anteil der Informatikstudentinnen 19 Prozent.
Erstmals über 40.000 Auszubildende...
...gibt es im Ausbildungsjahr 2013/2014 in den IT-Berufen.
Im September 2013 standen 14.050 Ausbildungsplatzbewerbern...
....12.532 gemeldete Stellen gegenüber. Das Verhältnis von 1,1 Bewerbern auf eine Ausbildungsstelle entspricht exakt dem Wert für den gesamten Ausbildungsmarkt in Deutschland.
Um 1,7 Prozent erhöhte...
..sich die Zahl der Ausbildungsverträge gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich dafür ist das starke Plus bei den Fachinformatikern, während die Zahl der Systemelektroniker zurückgingen.

Ebenfalls positiv ist die Entwicklung im Bereich der IT-Ausbildungsberufe. Im Ausbildungsjahr 2013/14 überspringt die Zahl der Azubis die Marke von 40.000. „Wir begrüßen sehr, dass sich mehr junge Menschen für technische Berufe und für die IT-Branche begeistern. Die zahlreichen Initiativen, etwa an den Schulen, zeigen Erfolge“, sagte Bitkom-Präsident Professor Dieter Kempf. „Wenn wir den steigenden Bedarf an IT-Spezialisten mit derzeit knapp 40.000 unbesetzten Stellen in der deutschen Wirtschaft decken wollen, müssen wir allerdings noch mehr junge Menschen für unsere Branche begeistern.“

Doch ist der Mangel wirklich so groß? Branchenverbände und IT-Hersteller beklagen den Mangel an IT-Fachkräften, für den Wissenschaftler und Gewerkschafter keine Indizien finden können. Die COMPUTERWOCHE bat Vertreter von Bitkom, Cisco, dem DIW und der IG Metall ihre Sicht auf den Fachkräftemangel darzulegen.

Deutschland braucht eine nachhaltige Fachkräftepolitik

Bernhard Rohleder, Bitkom.
Foto: Bitkom

Bernhard Rohleder ist Geschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom und sieht fünf Ansatzpunkte für Politik, Wirtschaft und Hochschulen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Lesen Sie die fünf Forderungen des Bitkom.

"Fachkräftemangel ist Indiz für Tägheit der Unternehmen"

Karl Brenke, DIW.
Foto: Anna Blancke/DIW

Über den Fachkräftemangel fand DIW-Forscher Karl Brenke schon 2010 heraus, dass er eine Fata Morgana sei. Ein Befund, der noch immer gelte. Hier gehts zum Interview mit Karl Brenke.

IT-Bildung ist der Schlüssel

Oliver Tuszik, Cisco.
Foto: Cisco

Oliver Tuszik, Chef von Cisco Deutschland, plädiert für mehr Qualifizierung, um dem Fachkräftemangel langfristig zu begegnen. Lesen Sie das Plädoyer von Oliver Tuszik.

IT-Fachkräfte fördern statt fordern

Christiane Benner, IG Metall
Foto: IG Metall

Christiane Benner, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der IG Metall, kann keine Anzeichen für einen Fachkräftemangel erkennen. Eines ihrer Argumente sind die kaum steigenden IT-Gehälter. Die Analyse von Christiane Benner lesen Sie hier.

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