ExBPA heute und morgen

02.03.2007 von Holger Kattner
Das Exchange Server Best Practice Analyzer-Programm (ExBPA) von Microsoft soll Administratoren helfen, ihre Systemarchitektur und -konfiguration zu überprüfen und zu optimieren. Neben der Reduzierung der notwendigen Softwareunterstützung soll das Programm zukünftig auch helfen, bestehende Umgebungen auf die Migration zur nächsten Version Exchange Server 2007 vorzubereiten.

Die Anwenderunterstützung ist für ein Softwareunternehmen immer ein schwieriges Gebiet. Einerseits ist sie wichtig für die Kundenzufriedenheit und damit spätere Folgeverkäufe, andererseits bedeutet sie viel Aufwand, ohne sich immer direkt auf die Einnahmen auszuwirken. Um die Anwenderprobleme effizient lösen zu können, ist es nötig, einen schnellen Überblick über das Kundensystem zu bekommen. Außerdem sollten die häufigsten Fehlbedienungen möglichst schnell erkannt und abgearbeitet werden. Endanwenderprogramme verfügen deshalb heute zumeist über ausführliche Hilfesysteme und integrierte Systemanalysewerkzeuge, wie beispielsweise die Hilfe und Support-Funktion und das Systeminformationsprogramm bei Windows XP. Diese Maßnahmen helfen die Kosten der Softwareunterstützung zu reduzieren.

Im Unternehmensbereich stellen sich die genannten Probleme gleichermaßen. Die Best Practices Analyzer-Werkzeuge von Microsoft adressieren eben diesen Aufgabenbereich. Exchange Server hat mit dem ExBPA-Programm die Vorreiterrolle übernommen. Mittlerweile gibt es derartige Werkzeuge auch für verschiedene andere Serversysteme wie SQL und ISA Server. Für Exchange hat sich eine ganze Programmfamilie um ExBPA gebildet. Dazu gehören der Perfomance Troubleshooting Analyzer (ExPTA) und der Disaster Recovery Analyzer (ExDRA), ebenso die Analyzer des Windows Server-Bereichs, die auch Exchange-spezifische Informationen generieren, sowie der Baseline Security Analyzer und der Server Performance Analyzer. Informationen und Downloads zu den einzelnen Programmen finden sich unter www.exbpa.com.

ExBPA ist in verschiedenen Sprachversionen verfügbar. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die heruntergeladene Sprachversion die aktuelle Versionsnummer, also die der englischen Version haben. Auch die englische Version beinhaltet die übersetzten Sprachdateien.

Vorbeugende Funktion

ExBPA implementiert genau die oben beschriebene Arbeitsweise der Softwareunterstützung. Das Programm stellt möglichst umfassende Informationen über eine Exchange-Umgebung zusammen und versucht anhand der gesammelten Daten, typische Probleme und Fehlkonfigurationen automatisch aufzuspüren. ExBPA gestaltet die Systemwartung damit deutlich effizienter. Die Zusammenstellung der Systemübersicht und deren Analyse, wie sie von ExBPA in Minuten durchgeführt wird, würden einen menschlichen Consultant in größeren Umgebungen Tage, wenn nicht gar Wochen kosten.

Ursprünglich war ExBPA ähnlich dem Windows-Systeminformationsprogramm in erster Linie für Microsofts eigene Softwareunterstützung entwickelt worden. Es sollte den PSS-Mitarbeitern während der Telefonunterstützung Einblick in die fremde Systemlandschaft gewähren. Da sich ExBPA aber sehr erfolgreich bewährt hat und schnell zu einem sehr umfangreichen Analysewerkzeug geworden ist, wurde der Anwendungsbereich bald erweitert. Der Einsatz von ExBPA soll nun proaktiv, also vorbeugend, durch den Kunden selbst erfolgen. Eventuelle Konfigurationsprobleme sollen erkannt und behoben werden können, bevor sie überhaupt zu schwerwiegenden Problemen führen, für die dann eine menschliche Unterstützung notwendig würde. Der Bedarf an externer Unterstützung kann auf diese Weise reduziert werden. Deshalb ist das Programm heute über das Internet für alle Anwender frei verfügbar.

Arbeitsweise

ExBPA zerfällt in zwei wichtige Komponenten. Das ausführbare Programm verfügt über die notwendigen Funktionen, um die Daten innerhalb des Systems zu sammeln. Diese beinhalten zum Beispiel Komponenten, um Werte in den System-Registries und dem Active Directory abzufragen.

Der andere wichtige Teil des Best Practice Analyzer sind Konfigurationsdateien in einem XMLFormat. Diese Dateien enthalten unter anderem die auszuwertenden Werte in Registry und Active Directory sowie die Schlüsse, die sich daraus ziehen lassen. Beide Komponenten unterliegen getrennten Aktualisierungszyklen. Die XML-Dateien werden ständig überarbeitet. Beim Programmstart sucht ExBPA deshalb automatisch auf Microsofts Update-Seiten nach einer neueren Version.

Die Überarbeitung des Programms selbst ist aufwändiger und erfolgt deshalb in längeren Abständen. Aktuell trägt das Programm die Versionsnummer 2.7. Besonders wenn Installationen ohne direkten Internetzugriff überprüft werden sollen, ist es wichtig, nicht nur die aktuelle Programmversion, sondern auch die manchmal getrennt verfügbare neueste Variante der XML-Dateien herunterzuladen. Hier ist aber darauf zu achten, dass die Version zu der Version der ausführbaren Dateien passt.

Überprüfte Komponenten

ExBPA überprüft nicht nur die eigentliche Exchange Server-Konfiguration, sondern eine Vielzahl von Systemkomponenten, die für die korrekte Funktion der Umgebung notwendig sind. Dazu gehören die Konfiguration des Betriebssystems, aber auch Hardwarekomponenten, wie etwa bekannte BIOS-Probleme, sowie übliche Ergänzungssoftware von Drittanbietern, wie Antivirus-Komponenten.

Der Abfrage erfolgt zu großen Teilen über die WMI-Schnittstelle. Daneben sind aber auch Anfragen an das Active Directory über LDAP sowie verschiedene andere Netzwerkprotokolle wie beispielsweise DNS möglich.

ExBPA wurde für die Versionen ab Exchange 2000 entwickelt. Das Programm kann allerdings auch Exchange 5.5-Server in gemischten Umgebungen abfragen. Eine Analyse reiner Exchange 5.5- (und ältererer) Umgebungen ist nicht möglich. Da ExBPA besonders auf große Umgebungen abzielt, werden Clusterumgebungen gezielt unterstützt.

Programmausführung

ExBPA ist so gestaltet, dass damit ohne nennenswerte Systembeeinträchtigung in Produktion befindliche Umgebungen geprüft werden können. Die Abfragen der notwendigen Daten erfolgen zentral über das Netzwerk. ExBPA kann deshalb auch von einer Client-Arbeitsstation unter Windows XP ausgeführt werden. Dies ist auch die von Microsoft empfohlene Vorgehensweise, um die Belastung der Serverumgebung so gering wie möglich zu halten. Auf diese Weise werden auch keinerlei Installationen auf den produktiven Servern durchgeführt, sodass hierdurch keine Probleme entstehen können.

ExBPA erfordert administrative Berechtigungen im zu analysierenden System. Das Programm muss deshalb von einem Administratorkonto ausgeführt werden, der mindestens die Exchange-Berechtigung Administrator-Nur Ansicht besitzt. ExBPA kann entweder direkt unter diesem Konto ausgeführt werden oder über die Windows Ausführen als-Funktion oder das RUNAS-Kommandozeilenprogramm mit entsprechenden Rechten gestartet werden. Zusätzlich ist auch die Angabe von Anmeldeinformationen im Programm selbst möglich.

Bild 1: ExBPA kann eine Vielzahl von Tests in Exchange Server-Umgebungen durchführen.

Zudem muss darauf geachtet werden, dass die Firewalls zwischen dem Rechner, auf dem ExBPA ausgeführt wird, und den zu analysierenden Servern den Netzwerkzugriff nicht behindern. ExBPA verwendet die Anaschlüsse, die Exchange Server im Normalfall ebenfalls zur Kommunikation benötigen. Dazu gehören RPC- und DCOMAufrufe, DNS, LDAP- und Global Catalog(GC)-Anfragen. Eine weitere Voraussetzung ist das Vorhandensein der .NET-Laufzeitumgebung (Version 1.1) auf dem Rechner, auf dem ExBPA ausgeführt wird.

Das Programm kann in verschiedenen Modi ausgeführt werden. Neben der eigentlichen Zustandsüberprüfung können Verbindungstests und Berechtigungsüberprüfungen durchgeführt werden, um eine korrekte Funktion des Programms sicherzustellen. Zudem lassen sich so genannte Basislinien(Baselines) erstellen. Hierin werden Leistungsdaten des Systems erfasst, um sie bei späteren Tests als Referenz heranzuziehen. Abweichungen in diesen Kennwerten können manchmal auch als Hinweise auf mögliche Probleme interpretiert werden.

Mögliche Probleme

ExBPA verfügt über einen sehr reichhaltigen Vorrat an Regeln zur Auswertung der erfassten Daten. Diese gehen auf die Erfahrungen einer Vielzahl von Microsoft-Technikern zurück. Allerdings verfügen die existierenden Exchange-Installationen alle über individuelle Designmerkmale und Zielsetzungen. Die Hinweise des Programms sollten deshalb nicht unreflektiert übernommen werden. Sie sollten als das verstanden werden, was sie sind: Ergebnisse eines automatisierten und standardisierten Analysewerkzeugs. Dessen Ergebnisse sind in der Regel zutreffend, beruhen aber manchmal auch auf Fehleinschätzungen.

Da ExBPA zuerst als Analysehilfsmittel für größere Umgebungen entwickelt wurde, kommt es insbesondere bei Verwendung im Bereich des Small Business Server zu unrichtigen Ergebnissen. Je weiter sich das integrierte Regelwerk entwickelt, desto geringer ist allerdings die Fehlerquote.

Auch durch ungenügende Zugriffsrechte und fehlerhafte Netzwerkverbindungen, die das Programm nicht als solche erkennt, können im Einzelfall Fehlinterpretationen und falsche Empfehlungen zustande kommen.

Empfehlungen des ExBPA sollten deshalb ernst genommen werden. Aber bevor darauf aufbauend größere Änderungen der Konfiguration durchgeführt werden, sollten die gemachten Empfehlungen noch einmal manuell verifiziert werden. Sowohl in der mitgelieferten Hilfe als auch in Internet-Links sind längere Erklärungen zu den einzelnen Hinweisen abrufbar, die eine gute Bewertung der gefundene Ergebnisse ermöglichen.

Anwendungshäufigkeit

In kleineren und mittleren Umgebungen, die relativ statisch sind, ist ein Ausführen von ExBPA nur in längeren Abständen sinnvoll. Je größer die Umgebungen sind, desto mehr Sinn macht es, regelmäßig die korrekte Konfiguration der Umgebung zu verifizieren, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Das Programm bietet hier die Möglichkeit, eine regelmäßige, beispielweise wöchentliche Ausführung zu planen. Bei der ersten Ausführung ist es zumeist sinnvoll, eine Basislinien-Aufzeichnung der Leistungsdaten mit durchzuführen, damit diese später zu Vergleichen herangezogen werden kann.

Für Unternehmen, die den Microsoft Operations Manager (MOM) verwenden, hat Microsoft inzwischen auch ein Management Pack für ExBPA herausgebracht. Damit lässt sich die Überprüfung in MOM einbinden. Das Management Pack kann ebenfalls von den ExBPA-Seiten von Microsoft geladen werden.

Zukünftige Entwicklungen

ExBPA hat sich als sehr erfolgreicheres Softwarekonzept erwiesen und wird laufend weiterentwickelt. Zudem wird der Anwendungsbereich immer mehr erweitert. Das Programm ist inzwischen auch schon in Verbindung mit den Betaversionen von Exchange Server 2007 einsetzbar, wird aber natürlich offiziell noch nicht unterstützt. Es finden sich in den XML-Dateien aber bereits erste E12-spezifische Versions- und Rollenabfragen.

Zukünftige Regeldateien sollen die Systeme auch auf die Migrationsfähigkeit zur Version 2007 überprüfen (Exchange 2007 Readiness Check). Diese Überprüfung wird wohl als möglicher paralleler Test angeboten werden und eine Aufgabenliste generieren. Dort werden Änderungen enthalten sein, die an der bestehenden Konfiguration vorgenommen werden sollten oder müssen, bevor eine Aktualisierung auf Exchange 2007 durchgeführt werden kann.

Bild 2: Aus den erfassten Daten leitet ExBPA Hinweise und Empfehlungen verschiedener Schweregrade ab.

Dies ist auch aus vertriebstechnischer Sicht ein nicht ungeschickter Schachzug. Firmenkunden sind in vielen Fällen sehr träge, was Versionsaktualisierungen angeht. Durch die genannte Funktion kann die Systemwartung bereits frühzeitig im Hinblick auf die kommende Version beeinflusst werden. ExBPA kann dann zu gegebenem Zeitpunkt die Anwender dezent darauf hinweisen, dass eine Aktualisierung auf Exchange 2007 quasi problemlos möglich wäre.

In Exchange 2007 wird ExBPA voraussichtlich mit dem Produkt selbst ausgeliefert werden. Es wird als eigener Punkt (System Health Check/Gesundheitsüberprüfung) in die neue Administrationsoberfläche integriert sein. Die vorhandene Funktionalität für Exchange 2000 und 2003 wird durch speziell auf Version 2007 ausgerichtete Analysen ergänzt werden. Je nach erkannter Versionsnummer des gerade überprüften Rechners wird dann das passende Repertoire angewandt.