Umfrage IT-Entscheider

Erwartungen und Probleme bei In-Memory

25.09.2015 von Christiane Pütter
Einen mittleren Reifegrad bei der Nutzung von analytischen Plattformen attestiert eine Studie von Sopra Steria den meisten deutschen Unternehmen.

Die berühmte Glaskugel bleibt der Esoterik-Szene vorbehalten, die IT kann immerhin mit In-Memory arbeiten. Die Berater von Sopra Steria Consulting legen mit ihrer "Potenzialanalyse In-Memory-Analytics 2015" eine aktuelle Bestandsaufnahme vor. Diese basiert auf Angaben von 100 IT-Chefs aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.

Der Report zeigt, dass es ganz ohne Kaffeesatzleserei wohl doch nicht geht. Konkret: Die Unklarheiten beginnen bereits bei der Definition des Begriffs In-Memory-Analytics. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Befragten versteht darunter analytische Plattformen zur Speicherung und Verarbeitung großer, polystrukturierter Daten (Backend). Knapp jeder Vierte (23 Prozent) verbindet den Begriff mit modernen Analysewerkzeugen zur unmittelbaren Auswertung und Analyse von Daten (Methodik). Die restlichen 24 Prozent wenden In-Memory-Analytics auf beides an.

Die Berater von Sopra Steria Consulting haben ein Reifegradmodell für In-Memory entwickelt.
Foto: Sopra Steria Consulting

Trotz dieser definitorischen Schwierigkeiten legen die Berater einen Reifegrad für den Einsatz analytischer Plattformen fest. Dieser ergibt sich aus der Frage, inwieweit sich Entscheider bereits mit diesem Thema beschäftigt haben, und den daraus folgenden Konsequenzen für die Business Intelligence-Architektur (BI) des Unternehmens.

Dazu dokumentieren die Consultants folgende Zahlen: Eine relative Mehrheit von 37 Prozent sieht sich in der Implementierungs- beziehungsweise Testphase. 27 Prozent geben an, eine unternehmensweite Strategie auszuarbeiten. Weitere 23 Prozent setzen solche Plattformen bereits ein. Die verbleibenden dreizehn Prozent beschäftigen sich nicht oder noch nicht mit dem Thema.

Analytische Plattformen lösen Datenbanken ab

Zu den Konsequenzen für die BI-Architektur: 60 Prozent der Entscheider lösen einen Teil ihrer Datenbanken durch analytische Plattformen ab. 33 Prozent setzen sie ausschließlich additiv als Stand-alone-Datenplattformen ein und sieben Prozent ersetzen alle ihre bisherigen Datenbanken vollständig durch analytische Plattformen.

Aufgrund dieser Daten sprechen die Berater 61 Prozent der Unternehmen einen mittleren Reifegrad zu. 19 Prozent attestieren sie einen hohen Reifegrad und 21 Prozent einen niedrigen.

Erwartungen und Treiber bei In-Memory

Auf die Frage der Erwartungen der IT-Chefs schlägt Masse den Faktor Zeit: 74 Prozent ist es am wichtigsten, große Datenmengen analysieren und verarbeiten zu können. Die Möglichkeit der Echtzeit-Analyse steht für 43 Prozent an erster Stelle. 37 Prozent nennen die Möglichkeit der Verarbeitung und Analyse polystrukturierter Daten.

Als wichtigster Treiber für analytische Plattformen gilt denn auch der Anstieg des Datenvolumens (69 Prozent). Weiter nennen die Befragten die zunehmende Komplexität (46 Prozent), die steigenden Anforderungen an die Analysemöglichkeiten (41 Prozent) und den schnelleren Zugriff als bei traditionellen Datenbanken (39 Prozent).

Probleme wegen mangelnder Erfahrung

Außerdem haben sich die Consultants nach den Problemen erkundigt, die mit In-Memory verbunden sind. Hier führen die Befragten zunächst ihre mangelnde Erfahrung im Umgang mit neuen Technologien und Verfahren an (50 Prozent). Auch seien die Analyse- und Verwertungsmöglichkeiten der Daten unklar (49 Prozent). Technologisches wie Probleme bei der Integration in die bestehende IT-Infrastruktur folgt mit 36 Prozent der Nennungen erst auf Platz drei.

Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt, dass Finanzdienstleister und das verarbeitende Gewerbe bei der Nutzung von In-Memory-Datenbanken vorne liegen. Gleichzeitig klagen Vertreter dieser Unternehmen aber auch am stärksten darüber, dass der Wert der neuen Analysemöglichkeiten in ihrem Haus unterschätzt werde.

Robert Hänsel, Experte für Business Intelligence und Big Data Analytics bei Sopra Steria Consulting, rät Unternehmen, eine fachbereichsübergreifende Initiative oder Task Force zu initiieren, die unternehmensindividuelle Anwendungsfälle entwickelt. "Die IT ist technisch der Enabler, der Erfolg wird allerdings erst über die passenden analytischen Anwendungsfälle hergestellt", sagt Hänsel.

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