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Erster UMTS-Test: Vodafone UMTS-PC-Card

26.02.2004 von Frank Klinkenberg
Seit 16. Februar 2004 bietet Vodafone als erster deutscher Anbieter eine UMTS-fähige Datenkarte für Datenraten von bis zu 384 Kbit/s. In einem ersten Praxistest musste die Karte samt UMTS-Dienst ihr Können unter Beweis stellen.

In Großbritannien, Österreich und Italien sind UMTS-Dienste bereits seit einigen Monaten erhältlich, in Deutschland hat das UMTS-Zeitalter erst am 16. Februar mit der Verfügbarkeit der Vodafone Mobile Connect Card (MCC) begonnen. UMTS-Handys soll es von Vodafone erst später geben, "wenn die Qualität stimme". Vodafone gibt an, dass man bereits in über 100 Städten UMTS nützen kann. Ist UMTS nicht verfügbar baut die Karte eine GPRS-Verbindung (4 Download- und zwei Upload-Kanäle mit Datenraten von bis zu 53,6 Kbit/s) auf. Eine Übersicht der Städte und Orte mit UMTS-Netz finden Sie hier auf der Vodafone-Webseite. Der Start der T-Mobile-UMTS-Dienste wird zur CeBIT erwartet, auch wenn das Netz laut Aussage von T-Mobile schon jetzt einsatzfähig sein soll.

Die Vodafone MCC ist als PC-Card Typ II mit integrierter SIM-Karte auf Dualband-Betrieb (900/1800 MHz) ausgelegt. Eigentlicher Hersteller der Karte ist Option, der UMTS-Chipsatz stammt von Qualcomm. Die Karte beherbergt eine Sende- und Empfangseinheit für GPRS- und UMTS-Datendienste. Auch das Versenden von SMS-Nachrichten ist möglich.

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Installation und Konfiguration

Die Installation erfolgt einfach "out of the box": CD einlegen, Installation starten und bereits nach wenigen Minuten ist die grafische Benutzeroberfläche "Dashboard" installiert. Als Testgerät diente uns ein JVC-Mini-Notebook vom Typ MP-XP-7210 mit Windows XP Professional (SP1). Die Installation funktionierte auch auf einem Notebook mit Windows 2000 (SP4) anstandslos.

Einziger Schönheitsfehler bei der Installation: Windows XP moniert, dass es sich um eine nicht nach dem Windows-Logo zertifizierte Software handelt und fragt nach, ob sie auch tatsächlich installiert werden soll.

Nach dem Neustart des Rechners wird der Anwender zum Einstecken der Karte aufgefordert, die dann auch problemlos erkannt wird. Wie bei zahlreichen anderen Tools üblich, hat man auch hier die Wahl zwischen dem automatischen Start beim Hochfahren des Systems oder einer manuellen Aktivierung.

Bevor man loslegen kann, ist wie beim Handy die mitgelieferte PIN einzugeben, danach ist mit nur einem Klick die Verbindung ins UMTS-Netz (wenn denn eins verfügbar ist) hergestellt. Dabei bietet das Dashboard die Möglichkeit, im Vorfeld festzulegen, ob man von der Grundeinstellung her lieber UMTS oder GPRS nutzen möchte. Weitere Einstell-Optionen lassen dem Anwender die Konfiguration seines bevorzugten Web-Browsers, E-Mail- und Message-Clients vornehmen.

Daneben bietet das Dashboard die Möglichkeit, komfortabel SMS-Nachrichten zu versenden und zu empfangen, Kontakte anzulegen sowie diese zu im- und exportieren.

Praxisbetrieb

Das Dashboard zeigt stets aktuell und übersichtlich die Datenraten, die Signalstärke des UMTS- beziehungsweise GPRS-Netzes, als auch die aufgelaufenen Datenvolumina an. Die Karte selbst signalisiert das Vorhandensein eines GPRS-Netzes über eine gelb blinkende LED, ein UMTS-Netz wird mit einer blau blinkenden LED angezeigt.

Ist eine UMTS-Verbindung hergestellt kann man wie gewohnt seinen Webbrowser starten und online gehen. Auch der Zugriff auf das Firmennetz via Citrix-Metaframe gelang uns problemlos. Die Datenraten beim Surfen pendelten zwischen einigen wenigen Kbit/s bis hin zu über 200 Kbit/s. Beim Download von PDF-Dateien vom tecCHANNEL-Server erreichten wir Datenraten von bis zu 265 Kbit/s, und das auch bei sehr niedrigen Signalpegeln.

Die Schwankungen in der Datenrate können zum einen an Konfigurationsarbeiten am Netz sowie an der Anzahl der Nutzer in einer UMTS-Zelle liegen. Da speziell in Bezug auf die Auslastung jedem Nutzer dynamisch eine gewisse Bandbreite zugewiesen wird, kann es derzeit bei mehreren Anwendern in einer Zelle schnell zu Engpässen kommen. Bei einem weiteren Ausbau der UMTS-Infrastruktur sollten diese Probleme in Zukunft deutlich geringer werden.

Reißt eine UMTS-Verbindung ab, wechselt das System automatisch zum GPRS-Netz. Als Anwender merkt man davon nichts, außer dass alles etwas langsamer vonstatten geht. Verwirrend ist dabei, dass das Dashboard teilweise weiterhin eine UMTS-Verbindung suggeriert, obwohl tatsächlich jedoch eine GPRS-Verbindung besteht. Der Weg zurück von GPRS zu UMTS im laufenden Betrieb ist leider nicht möglich. Ein reibungsloser Wechsel zwischen den beiden Netzen ist derzeit also nur in einer Richtung möglich. Abhilfe schafft nur das Trennen der Verbindung und eine erneute Einwahl ins UMTS-Netz. Hier muss Vodafone auf jeden Fall nachbessern.

Snapshot zum Münchner UMTS-Netz

Im Ballungszentrum von München ist die Signalstärke des UMTS-Netzes zum Teil erheblichen Schwankungen unterworfen. Während in der Innenstadt kaum Probleme auftraten, zeigt sich die Netzabdeckung zum Norden hin teilweise sehr unausgewogen. Bei unseren Test im nördlichen Schwabing in unserer Redaktion bis hin nach Freimann war oftmals keine UMTS-Verbindung möglich.

Bei einer 10minütigen Autofahrt über die Münchner Ostumgehung (zirka 15 km) wurden wir jedoch positiv überrascht. Zum Teil überdurchschnittliche Signale und eine stabile Verbindung waren hier das Ergebnis. Dies gilt auch für einige Außenbezirke im Münchner Südosten (Perlach, Neuperlach, Haar, Feldkirchen et cetera) in denen wir mehrmals eine gute und stabile Verbindung aufbauen konnten.

Im Vorort Vaterstetten, der zwar in der Liste mit UMTS-Netz aufgeführt ist, konnten wir eine UMTS-Verbindung nur in Ortsteilen in der Nähe der Autobahn herstellen. Weiter entfernte Ortsteile sind bis dato vom UMTS-Netz abgeschnitten. Der Grund ist eine an der Autobahnraststätte installierte Sendestation, deren Reichweite anscheinend in östlicher Richtung begrenzt ist.

Stolpersteine im Betrieb

Vorsicht ist geboten, will man seine MCC wie von vielen WLAN-Karten gewohnt, im laufenden Betrieb einfach aus dem PC-Card-Slot entfernen. Ist die MCC-Software aktiv und man entfernt die Karte ohne diese abzumelden, wird sie nach einem erneuten Einstecken nicht automatisch von der Software wieder erkannt. Es bleibt nur der Neustart des Notebooks, wenn man via UMTS online gehen will.

Ähnlich verhält sich das System, wenn das Dashboard vor Entnahme der Karte geschlossen wird, die Steckkarte aber nicht ordnungsgemäß über das Task-Leisten-Symbol "Hardware sicher entfernen" abgemeldet wird. Steckt man die Karte wieder ein und startet danach die Software, meldet das Dashboard trotz wild blinkender LEDs an der Karte, dass entweder die MCC oder die SIM-Karte nicht zu finden sei.

Will man solche Probleme vermeiden, ist zunächst die Software zu beenden und anschließend die Karte ordnungsgemäß zu deaktivieren. Soll die MCC-Karte samt Software wieder in Betrieb gehen, heißt es zunächst Karte einstecken und dann die Software starten.

Optimierungen

Der von Vodafone zur Optimierung von GPRS-Übertragungen angebotene Macara-Client, funktioniert auch mit der MCC im GPRS-Modus. Die Software sorgt für eine Komprimierung der übertragenen Inhalte und hilft somit die aufkommenden Datenvolumina klein zu halten. Damit werden die Datenübertragung und der Aufbau von Webseiten zum Teil deutlich beschleunigt.

Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Software speziell Bilder stark komprimiert, so dass bei Logos und sonstigen hochwertigen Bildern zum Teil erhebliche Artefakte entstehen. Schließt man den Rechner später ans Firmennetz, dann holt sich der Browser die zuvor via GPRS und Macara-Client geladenen Bilder aus dem Cache und man wundert sich im Netzbetrieb über die schlechte Bildqualität mancher Webseite. Hier schafft ein Löschen des Caches im Internet-Browser Abhilfe und die aufgerufenen Webseiten präsentieren sich in gewohnter Qualität.

Im UMTS-Betrieb kann der Macara-Client nicht verwendet werden. Es lohnt sich dennoch, ihn vor dem Online gehen zu starten, denn dann fällt der Performance-Unterschied bei einem etwaigen Wechsel vom UMTS- zum GPRS-Netz nicht so drastisch aus. Zudem werden die Übertragungskosten im GPRS-Betrieb gesenkt. Zusatzkosten entstehen im Übrigen bei einem Wechsel vom UMTS zu GPRS nicht. Für beide Netze gilt der gleiche Tarif.

Preise und Tarife

Derzeit ist UMTS noch ein kostspieliges Unterfangen, das sich dennoch für Firmenkunden und mobile Außendienstmitarbeiter rechnen kann. Der Anschaffungspreis liegt zwischen 128,45 und 861,21 Euro (ohne Vertrag) in Abhängigkeit vom gewählten Tarif. Vodafone bietet dabei zurzeit die Wahl zwischen Zeit- und Volumentarifen (siehe Tabelle). Die detaillierten Tarife inklusiver der genauen Geschäftsbedingungen finden Sie auf der Vodafone-Webseite.

Vodafone-Time-Tarif

Preise in Euro

Vodafone Time XXL

Vodafone Time XL

Vodafone Time L

Alle Preise inklusive MwSt, zuzüglich Preise für die Datenkarte, Stand 16.02.2004

monatl. inkl.-Preis

69,60

34,80

11,60

monatl. inkl.-Stunden

30

10

2

Folgepreis je 10 Min.

1,04

1,51

2,20

Vodafone-Volume-Tarif

Preise in Euro

Vodafone Volume XXL

Vodafone Volume XL

Vodafone Volume L

Alle Preise inklusive MwSt, zuzüglich Preise für die Datenkarte, Stand 16.02.2004

monatl. inkl-Preis

69,60

34,80

11,60

monatl. inkl-Volumen

150

50

10

Folgepreis je MByte

1,04

1,51

2,20

Wer mehrmals pro Woche in deutschen Ballungszentren unterwegs ist und bislang auf die WLAN-Angebote der großen Hotelketten zurückgreift, kann von UMTS tatsächlich profitieren. Bei Preisen von bis zu 24,95 Euro pro Tag (zum Beispiel City Hilton in Kooperation mit Swisscom) für einen WLAN-Zugriff, kann UMTS auf Dauer durchaus günstiger sein. Dies aber natürlich in Abhängigkeit des Online-Verhaltens. Einfacher ist dabei auf jeden Fall die Abrechnung und das Verfahren. Statt sich jedes Mal einen Zugangscode holen zu müssen oder über Roaming-Partner abzurechnen, kann man mit der MCC in seinem Hotel auf Knopfdruck online gehen.

Fazit

Die einfache Installation und Bedienung überzeugt. Die Netzabdeckung im Großraum München ist ausreichend, aber noch ein gutes Stück davon entfernt als wirklich Flächendeckend gelten zu können. Auch die stark schwankenden Datenraten lassen das von Vodafone suggerierte Formel-1-Feeling vermissen. Die maximal mögliche Datenrate von 384 Kbit/s konnten wir zu keinem Zeitpunkt erreichen.

Zumindest ist man mit der MCC-Lösung komfortabler und auch schneller unterwegs als mit der Kombination von Notebook und GPRS-Handy. Zumindest scheint Vodafone die Vorgaben der Lizenz erfüllt zu haben, zum dritten Quartal 2003 25 Prozent der deutschen Bevölkerung mit seinem UMTS-Netz abzudecken.

Die Software läuft zwar stabil, doch einige Kleinigkeiten hinterlassen den Eindruck, dass sie nicht ausreichend evaluiert wurde. Punkte, wie die fehlende Windows-Zertifizierung und die geringe Toleranz bei Anwenderfehlern (etwa beim nicht ordnungsgemäßen entfernen der PC-Card), sollte Vodafone ebenso nachbessern wie das Manko, dass ein Wechsel von GPRS zu UMTS bei einer bestehenden Online-Verbindung nicht möglich ist.

Preislich ist die Lösung derzeit nur für Business-Kunden attraktiv. Soll UMTS auch im Consumer-Markt mit Film-Clips, Audio-Dateien oder Spielen Fuß fassen, müssen die Preise deutlich nach unten gehen. Bei Dauertransferraten von zu erwartenden 150 Kbit/s bei abgespeckten Video-Files mit Sound-Unterstützung kommt pro Minute mindestens 1 MByte zusammen. Beim derzeit größten Volumentarif ist man damit bereits nach 2,5 Stunden am Limit und zahlt dann für jedes weitere MByte 1,04 Euro. (fkh)