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Energy Star 5.0 - Neue Energiespar-Vorschriften für Computer

01.07.2009 von Bernhard Haluschak und Malte Jeschke
Am 1. Juli 2009 treten neue Richtlinien des Energy Star 5.0 für PCs, Notebooks, Thin Clients, Server und Workstations in Kraft. Die Anforderungen an diese Computer wurden in Bezug auf Leistungsaufnahme und Energieeffizienz gegenüber dem Vorgänger Energy Star 4.0 extrem verschärft.

Laut aktuellen Studien sind Computer für etwa zwei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich. In Deutschland verschlingen Rechner, Internet und weitere Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik mehr als 10 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs. Laut aktuellen Bitkom-Umfragen vom März 2009 spielt bei 84 Prozent der Käufer von Elektronikprodukten der Energieverbrauch eine entscheidende Rolle. Allerdings sind nur 19 Prozent bereit, dafür Mehrkosten von 10 Prozent zu tragen.

Die Diskussion um die Themen Umweltklima und immer höhere Energiekosten zwingen die Computerhersteller, stromsparende Systeme anzubieten. Dieses Vorhaben erfordert einheitliche Vorgehensweisen und Richtlinien. Deshalb haben sich namhafte Unternehmen und Organisationen zur Climate Savers Computing Initiative zusammengeschlossen. Doch weitaus bekannter sind in Deutschland die Energy-Star-Richtlinien der Environmental Protection Agency (EPA) aus USA. Diese regeln seit 20. Juli 2007 in der 4.0-Fassung den Leistungsverbrauch von Standardcomputern.

Seit 1. Juli 2009 gelten neue, verschärfte Richtlinien. Ab diesem Stichtag müssen alle Computer die das Energy-Star-Logo tragen, den neuen Anforderungen entsprechen. Die neuen Spezifikationen gelten für PCs, Notebooks, Thin Clients, Workstations und kleine Server-Systeme. Keine Berücksichtigung in den Richtlinien finden Standard-Server sowie PDAs und Smartphones. Ein Novum ist dabei, dass statt absoluter Grenzwerte für die elektrische Leistung in bestimmten Betriebszuständen jetzt die jährliche Leistungsaufnahme für fest definierte Arbeitsszenarien als Richtwerte angegeben wird.

Historie und Details zum Energy Star

Der Energy Star wurde bereits 1992 durch das US-amerikanische Umweltbundesamt Environmental Protection Agency (EPA) in Kooperation mit dem US-Department of Energy ins Leben gerufen. In den USA beschränkt sich dieses Zertifikat keineswegs auf IT-Produkte, sondern berücksichtigt insbesondere auch Haushaltsgeräte.

Das Energy-Star-Programm ist längst keine rein US-amerikanische Einrichtung mehr. Im Jahr 2001 hat die Europäische Union mit dem EPA ein Abkommen zur Einführung des Öko-Logos in Europa unterzeichnet. In Europa beschränkt man sich diesbezüglich allerdings rein auf Bürogeräte.

Das Zertifikat gehört bei vielen gewerblichen und behördlichen Ausschreibungen zum Pflichtprogramm. Zwar legen große Unternehmen inzwischen auch selbst Hand an und evaluieren zu beschaffende Systeme hinsichtlich der Leistungsaufnahme. Gerade kleine und mittlere Unternehmen verlassen sich jedoch diesbezüglich auf die entsprechenden Auszeichnungen. Primär betreffen die Richtlinien damit die professionell eingesetzten Systeme.

Der neue Energy Star 5.0 wurde am 18. November 2008 offiziell vorgestellt und löst den Vorgänger 4.0, der ab 1. Juli 2007 gültig war, ab. Bereits davor kam seit 2000 die Version 3.0 zur Anwendung. Betroffen von den neuen Richtlinien sind Desktop-PCs, Notebooks, Workstations und Server einfacher Bauweise sowie erstmals Thin Clients. Im Folgenden finden Sie die detaillierten Anforderungen und Richtwerte der aktuellen Richtlinien für die entsprechenden Gerätekategorien.

Erweiterte Betriebsmodi

Bei der Version 4.0 bezogen sich die Angaben des Energy Star lediglich auf die Leistungsaufnahme im Off-, im Ruhe- und im Idle-Zustand. Die neuen 5.0-Richtlinien berücksichtigen auch den sogenannten TEC-Mode. Dieser Wert bezieht sich auf den jährlichen Leistungsverbrauch des Systems. Dabei werden ein definiertes Arbeitsszenario des Gerätes simuliert und das Ergebnis in Kilowattstunden (kWh) angegeben. Damit passen sich die Richtlinien der Praxis an, denn dieser Zustand dürfte im Alltag eine relevante Größe erreichen. Allerdings werden bei der Berechnung Volllastzustände nicht berücksichtigt, wie die Berechnungsformeln der TEC-Werte für die einzelnen Geräte zeigen.

Mit der Einführung des Energy Star 5.0 unterscheiden die Richtlinien nun zwischen fünf statt bisher drei Betriebsmodi: Idle-, Sleep- und Off-Mode (Stand-by), Active State und Typical Energy Consumption (TEC).

Idle: In diesem Fall ist das Betriebssystem vollständig geladen, ebenso alle Tools oder Applikationen, die der Hersteller automatisch lädt. Das System befindet sich nicht im Sleep-Mode. Dies korrespondiert mit den ACPI-Zuständen S0/G0, sprich einem vollständig aktiven System. Der Anwender kann auf alle Systemkomponenten in Echtzeit zugreifen.

Sleep: Ein Stromsparmodus, den das System automatisch nach einer vorgegebenen Zeit erreicht oder der sich manuell anwählen lässt. Der Sleep-Mode korreliert in Systemen mit ACPI-Unterstützung mit dem S3-Zustand (suspend to RAM). Aus diesem Modus kann das System innerhalb von maximal fünf Sekunden über ein Netzwerk- oder ein User-Interface-Zugriff aktiviert werden.

Off Mode (Stand-by): Der Modus mit der geringsten Leistungsaufnahme, der den ACPI-Zuständen S4 beziehungsweise S5 entspricht.

Active State: In diesem Zustand verrichtet der Computer einfache Aufgaben, wie auf User-Eingaben zu reagieren oder Instruktionen, die über das Netzwerk kommen, zu verarbeiten. Dabei werden der Prozessor, das Storage-System und der Hauptspeicher des Systems aktiv genutzt.

Typical Energy Consumption (TEC): Das ist eine Methode, die es ermöglicht, die Energie-Performance eines Computers zu ermitteln beziehungsweise miteinander zu vergleichen, der über einen bestimmten Zeitraum definierte Aufgaben verrichtet und dabei eine entsprechend Strom im Verlauf eines Jahres aufnimmt.

Daneben beinhaltet der Energy Star die Vorgabe, dass die Systeme mit bestimmten Voreinstellungen hinsichtlich der Stromsparfunktionen auszuliefern sind. So sollten sich das Display nach spätestens 15 Minuten der Inaktivität in den Stromsparmodus versetzen, das Gesamtsystem nach 30 Minuten der Inaktivität in den Stromsparschlummer fallen und die GBit-Netzwerkkarte auf eine niedrigere Geschwindigkeit herunterschalten, wenn der Sleep-Mode aktiv ist.

Notebooks

Bei Notebooks unterscheiden die Richtlinien drei Kategorien. Geräte der Kategorie B müssen zwingend mit einer diskreten Grafik (GPU) ausgestattet sein. Notebooks der Kategorie C beinhalten mindestens zwei physische Prozessorkerne und arbeiten mit wenigstens zwei GByte Hauptspeicher sowie einer diskreten Grafik mit einer Frame-Buffer-Busbreite (FB-Bus) von größer 128 Bit. Die Kategorie A umfasst alle anderen Notebooks und damit auch die Business-Notebooks mit integrierter Grafik, die nicht in die Kategorie B oder C fallen.

Portable Rechner der Kategorie A dürfen laut Spezifikationen eine jährliche E(TEC)-Leistungsaufnahme von 40 kWh nicht überschreiten, denen der Kategorie B sind bis zu 53 kWh gestattet. Performanten Geräten der Kategorie C erlaubt der Energy Star, im Jahr bis zu 88,5 kWh zu konsumieren. Die Leistungsklassen der einzelnen Kategorien werden zusätzlich mit entsprechenden Aufschlägen für mehr Hauptspeicher, diskreter Grafik oder weiteren internen Storage-Komponenten berücksichtigt. Unterstützt das jeweilige System Wake On LAN (WOL), wird dies in der prozentualen Zeitgewichtung der einzelnen Betriebsmodi T(Off), T(Sleep) und T(Idle) bemessen.

E(TEC)-Anforderungen an Notebooks

Kategorie A

Kategorie B

Kategorie C

E(TEC)-Wert (kWh)

<= 40

<= 53

<= 88,5

Hauptspeicher

+ 0,4 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 4 GByte Grundspeicherkapazität)

+ 0,4 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 4 GByte Grundspeicherkapazität)

+ 0,4 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 4 GByte Grundspeicherkapazität)

Diskrete GPU

--

+ 3 kWh für FB-Bus größer 64-Bit

--

Zusätzliches internes Storage

+ 3 kWh

+ 3 kWh

+ 3 kWh

Zeitliche Gewichtung der verschiedenen Arbeitsmodi für Notebooks

Zustand

Betrieb ohne aktiviertem Netzwerk (Prozent)

Betrieb mit aktiviertem Netzwerk (Prozent)

Toff

60

45

Tsleep

10

30

Tidle

30

25

Der TEC-Wert für die einzelnen Notebook-Kategorien errechnet sich anhand der untenstehenden Formel. Dabei repräsentieren die P-Werte die Leistungsaufnahme (in Watt) des Notebooks in den entsprechenden Betriebszuständen (Px) und die T-Werte den prozentualen Zeitanteil des Betriebszustandes (Tx) pro Jahr in Prozent.

E(TEC) = (8760/1000) x (P(Off) x T(Off) + P(Sleep) x T(Sleep) + P(Idle) x T(Idle)

Desktops

Für Desktop-Rechner existieren in den Energy-Star-5.0-Richtlinien vier Kategorien. In Kategorie A fallen alle Systeme, die nicht den beiden folgenden Klassen zuzuordnen sind. Rechner der Kategorie B müssen einen Dual-Core-Prozessor mitbringen und mit mindestens 2 GByte Arbeitsspeicher aufwarten.

Etwas komplexer sind die Rahmenbedingungen für ein Gerät der Kategorie C. Hinsichtlich des Prozessors unterscheidet sich diese von Systemen der Kategorie B nur darin, dass die Systeme mit mehr als zwei physischen CPU-Kernen arbeiten müssen. Zusätzlich ist für ein Gerät dieser Klasse mindestens 2 GByte Hauptspeicher oder eine diskrete Grafikkarte Voraussetzung.

Die Desktops der Kategorie D besitzen mindestens vier physische Prozessorkerne und müssen entweder über wenigstens 4 GByte Arbeitsspeicher verfügen oder eine diskrete GPU mit einer FB-Bus-Breite größer 128 Bit besitzen.

Die maximal erlaubte jährliche E(TEC)-Leistungsaufnahme für die einzelnen Kategorien staffeln sich wie folgt: 148 kWh (Kategorie A), 175 kWh (Kategorie B), 209 kWh (Kategorie C) und 234 kWh für die Kategorie C. In Sachen Wake on LAN (WOL) gelten die gleichen Voraussetzungen wie bei Notebooks, sprich diese werden bei der prozentualen Zeitgewichtung der einzelnen Betriebszustände T(Off), T(Sleep) und T(Idle) mit einbezogen. Die unterschiedlichen Konfigurationen und Leistungsklassen der Desktop-Rechner finden mit entsprechenden Aufschlägen beim E(TEC)-Gesamtwert Berücksichtigung.

E(TEC)-Anforderungen an Desktops

Kategorie A

Kategorie B

Kategorie C

Kategorie D

E(TEC)-Wert (kWh)

<= 148

<= 175

<= 209

<= 234

Hauptspeicher

+ 1 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 2 GByte Grundspeicherkapazität)

+ 1 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 2 GByte Grundspeicherkapazität)

+ 1 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 2 GByte Grundspeicherkapazität)

+ 1 kWh je zusätzlichem 1 GByte (über 4 GByte Grundspeicherkapazität)

Diskrete GPU

+ 35 kWh für FB-Bus <= 128-Bit; + 50 KWh für FB-Bus größer 128-Bit

+ 35 kWh für FB-Bus <= 128-Bit; + 50 KWh für FB-Bus größer 128-Bit

+ 50 kWh für FB-Bus größer 128-Bit

+ 50 kWh für FB-Bus größer 128-Bit

Zusätzliches internes Storage

+ 25 kWh

+ 25 kWh

+ 25 kWh

+ 25 kWh

Zeitliche Gewichtung der verschiedenen Arbeitsmodi für Desktops

Zustand

Betrieb ohne aktiviertem Netzwerk (Prozent)

Betrieb mit aktiviertem Netzwerk (Prozent)

Toff

55

40

Tsleep

5

30

Tidle

40

30

Der TEC-Wert für die einzelnen Desktop-Kategorien errechnet sich anhand der untenstehenden Formel. Dabei repräsentieren die P-Werte die Leistungsaufnahme (in Watt) des Desktops in den entsprechenden Betriebszuständen (Px) und die T-Werte den prozentualen Zeitanteil des Betriebszustandes (Tx) pro Jahr in Prozent.

E(TEC) = (8760/1000) x (P(Off) x T(Off) + P(Sleep) x T(Sleep) + P(Idle) x T(Idle)

Small Server

In den Energy-Star-5.0-Richtlinien sind nur Server definiert, die an Desktop-PCs „angelehnt“ sind. Diese Geräte beinhalten typischerweise Desktop-Komponenten in einem Tower-Gehäuse, werden aber ausschließlich als Host-Rechner für andere Computer oder Applikationen eingesetzt.

Die Rechner müssen explizit als Server konzipiert sein (Class B) und der Euronorm EN55022:1998 entsprechen. Dazu zählt, dass nur ein Prozessorsockel auf dem Mainboard vorgeschrieben ist. Zusätzlich müssen alle relevanten Komponenten – ähnlich wie bei einem Desktop-PC – wie Prozessor, Storage und Netzwerk in einem Gehäuse Platz finden.

Darüber hinaus muss ein entsprechender „Desktop-Server“ alle Kriterien für hohe Zuverlässigkeit und Hochverfügbarkeit erfüllen. Das ist in erster Linie eine garantierte Betriebszeit von 24 Stunden pro Tag und sieben Tage pro Woche bei einer sehr geringen Downtime, die aber in den Regularien nicht näher spezifiziert ist. Für die Standard-Server-Applikationen sind industrieweit anerkannte Betriebssysteme wie Windows NT, Windows 2003 Server, Mac OS X Server, OS/400, Linux oder Unix vorgeschrieben.

Für sogenannte Small-Server oder Desktop-Server existieren laut Energy-Star-5.0-Vorgaben zwei Kategorien. In Kategorie A fallen alle Systeme, die nicht der Kategorie B zuzuordnen sind. Server der Kategorie B müssen mehr als nur einen physischen Prozessorkern oder mehr als nur eine diskrete CPU besitzen. Darüber hinaus müssen die Systeme mit mindestens 1 GByte Hauptspeicher arbeiten.

Anders als bei den Desktop-PCs schreibt Energy Star 5.0 für die Small-Server – ähnlich wie bei der Vorgängerversion 4.0 – absolute elektrische Leistungswerte für den P(Off)- und den P(Idle)-Mode vor. Eine E(TEC)-Szenario definiert Energy Star bei dieser Gerätetypus nicht.

Um die Energy-Star-5.0-Vorgaben in puncto Energieverbrauch zu erfüllen, muss ein „Desktop-Server“ im P(Off)-Zustand weniger als oder gleich 0,2 Watt verbrauchen. Bei aktivem Wake On Lan (WOL) erhöhen sich der Werte um 0,7 Watt. Zusätzlich dürfen Server der Kategorie A im P(Idle)-Modus höchstens 50 Watt und Systeme der Kategorie B höchstens 65 Watt elektrische Leistung aufnehmen,

Andere Server wie etwa für Midrange-Anwendungen oder Blade-Systeme deckt die Spezifikation noch nicht ab. Diese sind in eigenen Richtlinien spezifiziert.

Thin Clients und Spielekonsolen

Die Thin Clients definiert Energy Star 5.0 als kleine, unabhängig arbeitende Remote-Computer, die über keinerlei rotierende Storage-Geräte verfügen. Die Systeme sind fest installiert und nicht portabel. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, mit anderen Internet-Ressourcen zu kommunizieren, kleine Programme auszuführen und Daten zu speichern.

Für Thin-Client-Systeme hat Energy-Star-5.0 zwei Kategorien definiert. In Kategorie A fallen alle Systeme, die nicht zur B-Klassifizierung zählen. Rechner der Kategorie B müssen lokal Multimedia-Inhalte encodieren beziehungsweise decodieren können.

Damit Thin Clients die Energy-Star-5.0-Richtlinien erfüllen, dürfen die Geräte – ähnlich wie bei Small-Servern – bestimmte absolute Grenzwerte nicht überschreiten. So muss der Rechner im P(Off)-Modus weniger als oder gleich 0,2 Watt verbrauchen. Zusätzlich müssen die Systeme im P(Sleep)-Zustand weniger als 2 Watt elektrischer Leistung aufnehmen. Bei aktivem Wake On Lan (WOL) erhöhen sich diese beiden Werte um 0,7 Watt. Darüber hinaus dürfen Thin Clients der Kategorie A im P(Idle)-Modus eine elektrische Leistungsaufnahmen von 12 Watt und Geräte der Kategorie B von 15 Watt nicht überschreiten.

Spielekonsolen sind in den Energy-Star-5.0-Richtlinien noch nicht genauer definiert. Laut EPA sollen aber die ersten Drafts der Spezifikationen in Kürze veröffentlicht werden. Diese fließen dann in die Energy-Star-5.0-Spezifikationen ein. Die Richtlinien für Game-Konsolen sollen am 1. Juli 2010 Gültigkeit erlangen.

Workstations

Eine weitere Kategorie von Rechnersystemen in den Energy-Star-5.0-Richtlinien bilden die Workstations. Diese müssen ausdrücklich als Workstation-Systeme gekennzeichnet sein. Zusätzlich dürfen sie eine Ausfallzeit (MTBF) von 15.000 Stunden nicht unterschreiten. Die Mean Time Between Failure besagt, dass ein Systemfehler erst nach einer vom Hersteller garantierten Zeit auftreten darf. Zusätzlich müssen diese Systeme mit einem fehlertoleranten Hauptspeicher ausgestattet sein, der nach dem ECC-Verfahren arbeitet und/oder gepufferte Speicherbausteine besitzt.

Darüber hinaus muss eine Workstation, um Energy-Star 5.0-konform zu sein, drei der sechs folgenden Merkmale erfüllen:

Anders als bei Desktop-PCs/Servern oder Notebooks schreiben die Energy-Star-5.0-Richtlinien keine „feste“ elektrische Leistungsaufnahme vor, sondern definieren den sogenannten Typical-Electricity-Consumption-Wert P(TEC). Dieser dient als Richteinheit und setzt sich aus den gewichteten Verhältnissen der verschiedenen Betriebsmodi nach der folgenden Formel zusammen:

Zeitliche Gewichtung der verschiedenen Arbeitsmodi für Workstations

Zustand

Gewichtung im Betrieb (Prozent)

Toff

35

Tsleep

10

Tidle

55

P(TEC) = 0,35 x P(Off) + 0,10 x P(Sleep) + 0,55 x P(Idle)

Damit eine Workstation die Energy-Star-5.0-Vorgaben erfüllt, wird der P(TEC)-Wert mit dem prozentual bewerteten Budget der elektrischen Gesamtleistung inklusive der Anzahl der Festplatten des Systems verglichen. Dabei muss die Energiebilanz der Workstation die folgende Anforderung erfüllen:

P(TEC) kleiner gleich 0,28 x [P(max) + (Anzahl der Festplatten x 5)Watt]

Der Wert P(max) ist die maximal gemessene elektrische Leistung des Gesamtsystems unter fest definierten Testbedingungen.

Energieeffizienz mit neuen 80-Plus-Netzteilen

Ein wichtiger Bestandteil der Energy-Star-5.0-Richtlinien ist der 80-Plus-Standard. Dieser bezieht sich speziell auf die im Computer eingesetzten Netzteile. Die neuen Spezifikationen für die Stromversorgung fordern neben einem hohen Wirkungsgrad auch eine bessere Stromqualität der Geräte. Erfüllen die Netzteile die strengen Reglements, können sie sich mit dem entsprechenden Logo schmücken. Für den Energy Star 5.0 werden 80-Plus-Bronze-Netzteile vorgeschrieben. Bisher genügten bei der Energy-Star-4.0-Verordnung Netzteile mit der Standard-80-Plus-Zertifizierung, die einen Wirkungsgrad von mindestens 80 Prozent vorschreibt.

Der Wirkungsgrad wird aus dem Quotienten der Ausgangswirkleistung zur Eingangswirkleistung gebildet. Je höher dieser Faktor (idealerweise 1 oder 100 Prozent), desto besser das Netzteil beziehungsweise der Wirkungsgrad. Je kleiner der Wirkungsgrad, desto mehr elektrische Energie setzt das Netzteil in nutzlose Wärmeenergie um. Die bisher handelsüblichen Netzteile arbeiten mit einem Wirkungsgrad von zirka 60 bis 70 Prozent bei 50 Prozent Auslastung. Der Wirkungsgrad verschlechtert sich, wenn das Netzteil abseits des prozentualen Richtwerts arbeitet.

Detailansicht: 80-Plus-Netzteile für Desktop-PCs müssen bei 20, 50 und 100 Prozent Auslastung einen Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent vorweisen. (Quelle: 80plus.org)

Die 80-Plus-Standard-Verordnung schreibt bei internen Desktop-Netzteilen vor, dass bei 20, 50 und 100 Prozent elektrischer Auslastung des Energiespenders der Wirkungsgrad von 80 Prozent nicht unterschritten werden darf. Um eine 80-Plus-Zertifizierung für ein Netzteil zu bekommen, müssen die Hersteller diese Werte messtechnisch von der 80plus.org überprüfen lassen. Die Prüfdaten werden in einem Prüfprotokoll festgehalten und auf der Webseite veröffentlicht.

Neben dem 80-Plus-Standard-Werten definiert die 80plus.org auch strenger definierte Richtlinien, die unter den Bezeichnungen Bronze, Silver, Gold und Platinum mit dem entsprechenden Datum des Inkrafttretens in den folgenden Tabellen näher beschrieben werden.

Multi-Output-Netzteile für Desktops und Server ohne Redundanz

80 Plus (Standard)

80 Plus Bronze

80 Plus Silver

80 Plus Gold

July 2007

July 2008

July 2009

July 2010

Ausgangslast (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

20

80

82

85

87

50

80

85

88

90

100

80

82

85

87

Single-Output-Netzteile für Standard-Server mit Redundanz

80 Plus Bromze

80 Plus Silver

80 Plus Gold

80 Plus Platinum

Juni 2008

Juni 2009

Juni 2010

k. A.

Ausgangslast (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

Effizienz (Prozent)

20

81

85

88

90

50

85

89

92

94

100

81

85

88

91

Der Wirkungsgrad von 80 Prozent hat mehrere positive Nebeneffekte. In erster Linie erzeugt das Netzteil im Vergleich zu herkömmlichen Netzteilen weniger nutzlose Energie bei gleicher Wirkleistung. Daraus resultieren für den Anwender dauerhaft geringere Stromkosten. Ein weiterer Vorteil des hohen Wirkungsgrades ist die geringere Hitzeentwicklung im Netzteil. Das wirkt sich unter anderem lebensverlängernd auf die elektrischen Bauteile sowie auf die mechanischen Komponenten aus.

Auch der sogenannte Power Factor (PF) oder Leistungsfaktor eines Netzteils berücksichtigen die 80-Plus-Spezifikationen. Der Power Factor ist das Verhältnis von Wirkleistung (P) in Watt zur Scheinleistung (S) in VA. Die 80plus.org schreibt für ein entsprechendes 80-Plus-Netzteil einen Power Factor größer als 0,9 bei einer Auslastung des Geräts von 100 Prozent vor. Bei höher zertifizierten Netzteilen wie 80 Plus Bronze muss der PF-Wert von 0,9 schon bei einer Netzteillast von 50 Prozent erreichbar sein.

Fazit

Wie bereits erwähnt, gilt der 1. Juli 2009 als Stichtag für die Energy-Star-5.0-Richtlinien. Produkte, die ab diesem Datum gefertigt wurden, müssen sich an die entsprechenden Werte halten, wenn sie weiterhin das begehrte Logo tragen wollen. Dies gilt auch für Produkte, die schon auf dem Markt waren und bis zu diesem Zeitpunkt unter den Richtlinien Energy Star 4.0 qualifiziert wurden.

Die neuen Energy-Star-5.0-Richtlinien versuchen, die Energieeffizienz der Rechnersysteme anhand eines praxisnahen Betriebs zu spezifizieren, indem sie ein definiertes Arbeitsszenario für die unterschiedlichen Gerätekategorien auswerten und dafür Grenzwerte festlegen. Obwohl diese Vorgehensweise plausibel erscheint und auch formal der bessere Weg ist, geht die Transparenz der Richtwerte für den Konsumenten aufgrund der komplexen Berechnungen verloren.

Zusätzlich beschränkt sich Energy Star 5.0 auf Energiezustände des P(Off), P(Sleep) und P(Idle)-Modus. Eine typische Rechnerlast des Systems während eines Arbeitstages wird in dem E(TEC)-Wert nicht berücksichtigt. Somit kommt die viel gepriesene Benchmark-Kenngröße Performance pro Watt für energieeffiziente Rechnersysteme nur in geringem Umfang zum Tragen. Nichtsdestotrotz haben bereits viele namhaften Hersteller wie Acer, Dell, Fujitsu oder HP Rechner nach dem neuen Energy-Star-5.0-Richtlinien spezifizieren lassen und im Angebot.

Die konkreten Auswirkungen der neuen Energy-Star-5.0-Richtlinien auf den Markt werden sich zunächst im professionellen Bereich zeigen. Hier gehört der Energy Star in der Regel zu den Minimalanforderungen. Und auch andere Richtlinien wie etwa der „Blaue Engel“ beziehen sich in ihren Richtwerten teils auf den Energy Star. (hal)