Smarte Gläser im Visier

Einsatz von Datenbrillen im Field-Test

26.04.2015 von Philipp Emmenegger
Würden Servicetechniker mit Smart Glasses ausgestattet, könnte bis 2017 der Gewinn der Field Service Industrie um rund eine Milliarde US-Dollar gesteigert werden. Doch bevor Smart Glasses großflächig eingesetzt werden können, sind Nachbesserungen nötig.

Kein anderes Wearable hat für mehr Schlagzeilen gesorgt als Google Glass, die internetfähige Datenbrille des Suchmaschinengiganten Google. Die ersten Anwender wurden weder vom Preis von 1.500 Dollar noch von der Tatsache abgeschreckt, dass Google Glass nur als Beta-Version verfügbar war.

Wearables wie Datenbrillen haben vor allem im Außendienst großes Potenzial.
Foto: Coresystems AG

Erste Reaktionen aus den Reihen der Verbraucher waren jedoch gemischt. Im Vordergrund standen vor allem Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Der Einsatz von Google Glass in Pilotprojekten im Arbeitsumfeld hingegen zeigte vielversprechende Ergebnisse. Auch wenn die erste Version von Google Glass bereits vom Markt genommen worden ist, haben Datenbrillen vor allem im Field Service Management großes Potential. Anbieter wie Vuzix und Sony ziehen nach.

Google Glass im Test

Im April letzten Jahres hat Google Glass at Work lanciert, um Entwickler dazu zu animieren, Enterprise-Apps zu entwickeln. Pilotprojekte liefen an verschiedenen Orten, darunter zum Beispiel am Beth Israel Deaconess Medical Centre in Boston, Massachusetts. Dort verwendeten Ärzte Google Glass, um auf die Krankenakten von Patienten zugreifen zu können und gleichzeitig beide Hände frei zu haben. Auch Virgin Atlantic führte erfolgreich einen Pilotversuch durch: Mit Google Glass konnte das Unternehmen seinen Business Class-Gästen einen massgeschneiderten Service bieten. Und bei VW wird aktuell die Datenbrille in der Logistik getestet, um Lagerarbeitern das Herauspicken der richtigen Bauteile zu erleichtern.

Die IT-Beratungs- und Marktforschungsfirma Gartner schätzt, dass Smart Glasses in der Field Service-Industrie viel bewirken können. Laut den Forschern könnten Datenbrillen bis im Jahr 2017 zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz führen und dadurch die Industriegewinne um eine Milliarde US-Dollar jährlich erhöhen.

Datenbrille erleichtert die Arbeit von Servicetechnikern

Es ist offensichtlich, wie Smart Glasses Servicetechniker bei ihrer Arbeit unterstützen und zur Effizienzsteigerung führen können. Ein Servicetechniker, der Smart Glasses trägt, könnte damit durch einen komplexen Reparatur- oder Wartungsprozess geführt werden. Er könnte das fehlerhafte Teil betrachten und sofort dessen Verlauf, zugehörige Handbücher oder Warenbestände abrufen. Bei sehr komplexen Prozessen könnte der Techniker mithilfe der Datenbrille einen Kollegen anrufen und gemeinsam mit ihm via Live-Stream das Problem lösen. Gleichzeitig könnten die Messwerte aufgezeichnet und in Echtzeit an das Backend-System übertragen werden. Schließlich lässt sich per Videoaufzeichnungen und Fotos aufzeigen, ob der Auftrag vorschriftsgemäß und unter Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien ausgeführt wurde.

Realität und Möglichkeit bei der Anwendung

Sich eine Zukunft mit Smart Glasses auszumalen ist zwar aufregend, doch zwischen Realität und Möglichkeit liegt noch ein weiter Weg. Einige der Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, haben smarte Gläser getestet. Die Einsatzgebiete reichen von hochindustriellen und gefährlichen Umgebungen bis hin zu alltäglicheren Umfeldern.

Fazit: Noch Verbesserungsbedarf

Die Tests lieferten einen Vorgeschmack darauf, wie die Zukunft aussehen könnte. Gleichzeitig ist klar, dass noch einiges passieren muss, bis Techniker mit Datenbrillen ausgerüstet werden und ihre Arbeit zuverlässig verrichten können. Das gilt vor allem für jene, die unter schwierigen Bedingungen und in gefährlichen Umgebungen arbeiten. Unsere Tester haben eine Wunschliste an Funktionen zusammengestellt, die verbessert werden müssen, bevor Datenbrillen im Field Service eingesetzt werden können:

Diese Ergebnisse zeigen den Herstellern auf, dass sie für den "at work"-Einsatz noch weitere Hausaufgaben machen müssen. (bw)