Content-Management

Einfache WordPress-Alternativen, die Sie kennen sollten

08.12.2014 von Diego Wyllie
Binnen rund zehn Jahren hat sich WordPress zum wichtigsten CMS-System im Netz katapultiert. Doch inzwischen gibt es viele beachtliche Alternativen, die man kennen sollte. Im Folgenden eine Vorstellung moderner CMS-Systeme, die sich besonders für einfache Projekte eignen.

Die Blogging-Software WordPress dient als Fundament für über 66 Millionen Web-Auftritte und gilt damit inzwischen als das beliebteste CMS-System der Welt. Von Web-Designern, die mit Templates und Themes ihr Geld verdienen, über Entwickler, die die unterschiedlichsten Plugins für die Plattform realisieren, bis hin zu Internet-Agenturen, die sich auf das System spezialisiert haben und es bis ins kleinste Detail an Kundenwünschen anpassen können: Rund um WordPress ist inzwischen ein florierendes Ökosystem entstanden. Mit den gewachsenen Anforderungen seitens der Kunden, darunter nahtlose Social-Media-Integration, Suchmaschinenoptimierung, bessere Rechteverwaltung, Integrationsfähigkeit und Mobile-Support, ist das einst für seine Einfachheit viel gelobte CMS-System immer komplexer geworden. Für kleine bis mittlere Web-Projekte scheint es heute überdimensioniert zu sein.

Im Folgenden stellen wir eine Reihe moderner CMS-Lösungen vor, die sich als einfachere WordPress-Alternativen auf dem Markt positionieren. Neben typischen Lösungen, die auf Basis einer relationalen Datenbank arbeiten, werden auch Datei-basierte Systeme aufgeführt, die eine leichtere Seitenadministration versprechen.

Ghost

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Foto: Wyllie / toolsmag

Ghost ist ein neues, minimalistisches und quelloffenes CMS-System, das speziell für Blogger konzipiert wurde. Das Projekt wurde auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter gestartet. In knapp einem Monat konnten die Macher rund 200.000 Euro einsammeln. Das erste Beta-Release der vielversprechenden Software wurde Ende 2013 veröffentlicht. Diese richtet sich an Anwender, die sich nur auf eines fokussieren wollen: Schreiben. Auf dem Web-Dashboard können Administratoren neue Blogs anlegen und zentral verwalten. Blogeinträge schreibt man mithilfe der einfachen Auszeichnungssprache Markdown. Auf Wunsch kann man auch HTML verwenden. Der Editor zeigt den angegebenen Text auf der linken Seite des Bildschirms in der originalen Markdown-Syntax. Auf der rechten Seite findet man den formatierten Beitrag, so wie er veröffentlicht wird. Das optische Layout des Blogs lässt sich problemlos mittels CSS anpassen. Eigentlich hat Ghost nicht viel mehr zu bieten. Doch genau das macht den Reiz für viele Anwender aus.

Squarespace

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Foto: Wyllie / toolsmag

Streng genommen ist Squarespace kein CMS-System, sondern eine Web-Baukastenlösung. Doch in der Praxis konkurriert sie dank eines umfangreichen Featuresets direkt mit WordPress. Das erste Release der Software ist bereits im Jahr 2004 erschienen. Im Vergleich zu den unzähligen Website-Buildern, die auf dem Markt erhältlich sind, besticht diese aus New York stammende Lösung mit einer kaum zu übertreffenden Usability. Spezielle Features wie Mobile-Optimierung oder die leichte Integration von Webshop-Systemen machen aus Squarespace eine interessante Alternative auch für Profis.

Squarespace wird als SaaS-Dienst angeboten und wendet sich in erster Linie an Anwender, die hohen Wert auf Design legen. So stehen Kunden über 20 professionell gestaltete Design-Vorlagen zur Auswahl, die einen schnellen Einstieg versprechen. Auf Basis der ausgewählten Vorlage können Anwender ihre Website dann mithilfe des integrierten Content-Managers, einfach per Drag & Drop, erstellen. In Sachen Funktionalität punktet das System mit der einfachen Integration von sozialen Netzwerken sowie populären Online-Diensten wie Dropbox und Github, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Koken

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Foto: Wyllie / toolsmag

Bei Koken handelt es sich um ein sehr interessantes Produkt, das erst vor wenigen Monaten die Betaphase verlassen hat. Das kostenlos erhältliche System wendet sich in erster Linie an Designer, Künstler und Fotografen, die dem Thema Design eine große Bedeutung beimessen. So wartet Koken mit vielen durchdachten Features auf, um beeindruckende Portfolio-Seiten kreieren zu können. Die Bildergalerie wird dabei zu einem zentralen Bestandteil der Software und überzeugt durch ein ansprechendes, modernes Interfacedesign, das sofort ins Auge sticht. Praktisch: Das Programm verfügt über einen Adobe Lightroom-Plugin, mit dem sich Fotos auf besondere einfache Weise direkt ins CMS-System importieren lassen. Wer sein Blog anpassen beziehungsweise erweitern möchte, findet im Koken Store viele hochwertige Themes und Plugins. Diese sind allerdings meist kostenpflichtig.

Craft

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Foto: Wyllie / toolsmag

Ein weiteres modernes Tool, das in die Kategorie der schlanken CMS-Systeme fällt, aber sich dennoch für die Erstellung größerer Internetauftritte gut eignen kann, ist Craft. Wie in der Branche üblich, basiert das System auf der bewährten Kombination von PHP und MySQL. In Sachen Funktionalität kann Craft mit einigen tollen Features glänzen, allen voran die besonders gut gelungene Live-Vorschau. Damit können User Änderungen an den Seiteninhalten in Echtzeit nachverfolgen, ohne die Seite immer wieder neuladen zu müssen. Ein weiterer Pluspunkt: Das System bietet ein anspruchsvolles Backend, das dank Responsive-Fähigkeit auf jedem Gerät, egal ob Desktop-PC, Smartphone oder Tablet, eine gute Figur macht und sich komfortabel bedienen lässt. Was die Kosten angeht: Privatanwender dürfen eine eingeschränkte Version der Software gratis nutzen. Business-Anwender zahlen einen einmaligen Lizenzpreis von knapp 200 Dollar.

GetSimple CMS

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Foto: Wyllie / toolsmag

Mit GetSimple CMS bietet sich eine weitere besonders einfache CMS-Lösung, die in erster Linie für kleine Webauftritte gedacht ist. Die Besonderheit: Das 2009 lancierte Produkt kommt ganz ohne eine Datenbank aus. Stattdessen kommen einfache XML-Dateien für die Content-Speicherung zum Einsatz. Damit fällt eine große Hürde bei der Installation des CMS, die vielen unerfahrenen Anwendern oft Probleme bereiten und viel Zeit und Nerven kosten kann. Auch in der Bedienung ist die Software dank eines minimalistisch ausgelegten Featuresets und einer gelungenen Anwendungsoberfläche sehr einfach. Das Backend erinnert sofort an WordPress und Co. und dient als zentrale Drehscheibe für die Content-Verwaltung. So kann der Anwender hier Seiten anlegen, die Navigation festlegen, Plugins installieren, Backups durchführen, und so weiter.

Kirby

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Foto: Wyllie / toolsmag

Wer sich für Datei-basierte CMS-Systeme interessiert, sollte auch einen Blick auf Kirby werfen. Die vom Web-Entwickler Bastian Allgeier aus Mannheim angebotene Software macht einen sehr schlichten Eindruck und verzichtet nicht nur auf eine Datenbank, sondern auch aufs Backend. Mit dem integrierten "Kirby Panel" erhalten Anwender zwar eine grafische Administrationsoberfläche, in der sie die Seiten, Posts, Layouts etc. verwalten können. Doch im Prinzip lässt sich die komplette Seitenstruktur samt Inhalt mithilfe eines FTP-Clients und eines einfachen Texteditors realisieren.

Will man zum Beispiel eine Website mit den Seiten "Home", "Produkte" und "Kontakt" implementieren, so genügt es im Ordner "content" der Kirby-Installation drei Unterordner mit den entsprechenden Namen anzulegen. Den Seiteninhalt schreiben Anwender einfach in einer Textdatei, die sie dann in dem entsprechenden Ordner anlegen müssen. Mithilfe der Template-Engine lässt sich das Seitenlayout nach eigenem Gusto anpassen. Ein Nachteil: Kirby ist, anders als die meisten CMS-Lösungen, nicht kostenlos. Wer die Software für kommerzielle Projekte einsetzen möchte, muss einmalig 79 Euro auf den Tisch legen.

Site44

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Foto: Wyllie / toolsmag

Site44 ist eigentlich kein CMS im engeren Sinne, kann aber bei der Erstellung einer Website dennoch Hilfe leisten. Dabei handelt es sich um ein innovatives, auf Dropbox basierendes Tool, das die Realisierung einer Website deutlich vereinfachen kann. Statt den Content wie üblich auf einem Server zu speichern, wird die komplette Seite in einem lokalen Dropbox-Ordner angelegt und automatisch online synchronisiert. Dadurch wird das Aktualisieren und Pflegen eines Internetauftritts überraschend einfach.

Auf einem Online-Dashboard können Web-Administratoren neue Websites anlegen und deren Einstellungen anpassen. Nachdem man eine neue Website angelegt hat, wird der entsprechende Root-Ordner in der Dropbox kreiert. In diesem Ordner kann der Anwender beliebige HTML-Dateien speichern, die sofort im Internet aktualisiert werden. Jede Änderung wird online angezeigt, sobald die Dropbox-Synchronisierung abgeschlossen wurde. Darüber hinaus stellt das Tool einige fortgeschrittene Features bereit, mit denen man etwa Fehlerseiten oder URL-Weiterleitungen konfigurieren kann. Was die Preise angeht: Beim kostenlosen Plan erhalten Kunden nur eine Subdomain unter site44.com, etwa "http://meinewebsite.site44.com", bei den kostenpflichtigen Tarifen (ab rund fünf Dollar im Monat) kann man jedoch beliebige URL-Domains verwenden, die sich in wenigen Schritten konfigurieren lassen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag des Expertenblogs toolsmag.