Kleiner und ruhiger - dafür mehr Zeit für Business-Talk

Eine Woche CeBIT - unsere Redakteure ziehen Bilanz

20.03.2015 von Bernhard Haluschak, Malte Jeschke, Christian Vilsbeck und Jürgen Hill
Eine Woche lang war die CeBIT in Hannover der Dreh- und Angelpunkt der Business-IT. Unsere Redakteure ziehen ihre persönliche Messebilanz.

Jürgen Hill, Teamleiter Technologie: Hört endlich mit den deutschen Buzzwords auf

Jürgen Hill, Teamleiter Technologie

Ich kann das übliche CeBIT-Bashing nicht mehr hören. Ja, die Messe hat Fehler, aber der Standort Deutschland braucht die CeBIT unbedingt weiterhin, wenn er im globalen IKT-Markt noch wahrgenommen werden will. Und dabei ist es egal, ob jetzt 150.000 oder 200.000 Besucher ihren Weg nach Hannover fanden. Wichtiger wäre eher die Überlegung, ob die CeBIT jedes Jahr neue Buzz-Wörter erfinden muss, die außerhalb Deutschlands niemand kennt - wie etwa D!CONOMY. Sorry liebe CeBIT, alle Welt redet von Digitalisierung oder Digitalization, aber nicht von D!CONOMY. Gerade bei Besuchern und Ausstellern aus dem amerikanischen und asiatischen Raum stößt dies auf Unverständnis.

Über den Fakt, dass die CeBIT im Vergleich zur CES in Las Vegas und zum MWC in Barcelona keine Neuheiten- und Trend-Messe mehr ist, kann man sicherlich nächtelang bei einem Glas Hannoveraner Gilde-Bier philosophieren. Die einen werden es bedauern, andere wiederum dürften es begrüßen - denn es entschleunigt die CeBIT. Statt Neuheiten hinterher zu rennen, bleibt an den Ständen wieder Zeit, um in Fachgesprächen nach Lösungen für die Business-Probleme zu suchen. Und dies ist denn auch vielleicht die zentrale Botschaft der CeBIT 2015: Keine Investment ohne Business-Case, ganz egal, ob es sich um Software, Hardware oder Communication/Netzwerk dreht.

Malte Jeschke, Leitender Redakteur im Team Technologie: Lösungen, nicht Produkte

Malte Jeschke, Leitender Redakteur

In Sachen CeBIT-Bashing kann ich dem Kollegen Hill nur beipflichten - ich kann es nicht mehr hören. Geht es um B2B-Lösungen für Unternehmen ist für mich die CeBIT nach wie vor das wichtigste Stelldichein. Und so waren auch in diesem Jahr viele spannende Lösungen zu sehen, die gerade auch kleinen und mittleren Unternehmen dabei helfen können, sich den geänderten Anforderungen zu stellen. Auf Schlagworte wie Digitalisierung oder Transformation kann ich da verzichten.

Bildergalerie:

Im Fachhandelsbereich "Planet Reseller" ist noch viel zu tun.

Grau und nass empfängt die CeBIT die Messebauer, das Wetter sollet sich dann aber noch ändert.

Ein paar Blümchen machen Tastaturen doch gleich attraktiver.

Marc Riemen legt letzte Hand bei Epicgear an.

Die Buffalos sind schon fast fertig.

China ist Partnerland der CeBIT 2015 - und es gibt viele Ausstellerpartner.

Epson muss sich sputen, dass der Stand noch fertig wird.

Kyocera will nicht schon am Vortag die Geheimnisse lüften...

... außer das robuste Smartphone Torque, das ist schon zu sehen.

Welcher Stand gehört wo hin?

Dieser Firmennaname ist nicht gerade für den deutschen Markt optimiert.

Ersatzteildistributor M.K. Electronic freut sich auf den Messebeginn.

Fehlen nur noch ein paar Produkte.

In Halle 16 sind schon die Roboter bei der Arbeit.

Da fehlen noch ein paar Verbindungen im Server-Schrank.

TP-Link ist längst fertig, währen bei anderen die Zeit knapp wird.

Hier werden noch Stühle für Gamer angeliefert.

Akrobatische Arbeiten am Ultron-Stand.

Heute erwartet der Endkunde beispielsweise eben auch vom kleinen Handwerksbetrieb, dass der Monteur vor Ort Zugriff auf alle relevanten Informationen des Kunden hat. Derlei Lösungen lassen sich auch von kleinen Unternehmen mit überschaubaren Investitionen realisieren - wenn denn auch alle anderen Rahmenbedingungen stimmen würden - Stichwort Breitbandausbau. Aber wenn wir schon bei Schlagwörtern sind, in diesem Jahr dürfte für viele Firmen das Thema hybride Infrastrukturen durchaus ein spannendes sein, die Angebote sind in jedem Fall vorhanden, wie die CeBIT unter Beweis gestellt hat. Denn hier standen an vielen Ständen nicht die konkreten Produkte, sondern die Anwendungsszenarien der Firmen im Vordergrund - gut so!

Christian Vilsbeck, Senior Editor im Team Technologie

Christian Vilsbeck, Senior Editor

Wenn man kurz vorher auf dem trubeligen Mobile World Congress war, dann empfindet man beim Gang durch die CeBIT-Hallen fast gähnende Langeweile. Auf der MWC gab es wieder ein Neuheitenfeuerwerk, die Trends der Branche waren dort greifbar - nicht nur im Bereich der mobilen Welt, auch beim Internet der Dinge, bei Security-Themen und Big Data-Lösungen.

Langeweile auf der CeBIT ist natürlich übertrieben, es fehlt die Hektik wie auf der MWC oder einer CeBIT in den 90er Jahren. Aber genau das macht den Charme der aktuellen CeBIT aus. Man ist nicht gehetzt und schaut im Gespräch stets auf die Uhr, weil der nächste Termin schon drückt. Das empfinden auch viele Hersteller so: Es bleibt mehr Zeit über Probleme und Lösungen mit Kunden zu diskutieren. So war aus meinen Terminen mit CEOs, CTOs, VPs & Co. aus dem Mobile-, Storage- und Security-Bereich zu hören, dass sie sehr zufrieden sind, in Ruhe Kundenpflege betreiben zu können. Und auch das Knüpfen neuer Kontakte sei auf einer "ruhigen" Messe viel besser machbar; Interessenten zeigen mehr Kontaktfreude zu Unternehmen als auf völlig überfüllten Ständen.

Die CeBIT würde also gut daran tun, weiter den Business-Nutzen der Messe hervorzuheben. Denn es gab sie wieder: Horden von Schulklassen und Besucher mit Freikarten, die mit großen Tüten auf Schlendertour durch die Hallen waren. Damit wird natürlich die Besucherzahl künstlich erhöht, aber neue Austeller gewinnt die CeBIT so nicht. Im Gegenteil, viele zeigen sich eher genervt, wenn dadurch der Business-Fokus der Messe verwässert wird. Übrigens glauben auch viele Aussteller, dass die CeBIT in Bälde wieder mit der im Hannover Messe, wo es viel um Industrie 4.0 geht, verschmelzen könnte. Die Themen nähern sich eh immer mehr an.

Bernhard Haluschak, Redakteur im Team Technologie: Zeit für den Kunden

Bernhard Haluschak, Redakteur
Foto: IDG Business Media GmbH

Business as usual war diese CeBIT 2015 für mich sicherlich nicht, denn Schlagwörter wie "Digitale Transformation", "Industrie 4.0" oder "Internet of Things" (IoT) wehten durch die weiten Hallen der Technologie Messe. Viele Besucher taten sich mit den Begrifflichkeiten schwer, doch verweilte man interessiert an einem Stand, wurde man sofort aufgeklärt. Allerdings beschlich einem irgendwie das Gefühl, dass man alles schon mal letztes Jahr gehört hat - nur etwas anders interpretiert.

Doch wenn es um das eigentliche Business geht, habe ich überwiegend positives Feedback erhalten. Die Aussteller waren durchweg mit ihren Messeauftritten zufrieden. Allerdings nutzen immer mehr Aussteller die CeBIT, um neue Kontakte zu knüpfen oder zum Networking und nicht um Geschäftsabschlüsse zu tätigen und das merkte man. So wurde der interessierte Standbesucher ausführlich über die Lösungen des jeweiligen Ausstellers informiert und man nahm sich dabei viel Zeit. Es entstand nicht der Eindruck, des der Redner nur sein Programm abspult, sondern tatsächlich auf die Fragen und Probleme des Besuchers beziehungsweise potenziellen Kunden eingeht.

Bildergalerie:

Freudige Erwartung am Start. Nach einem anstrengenden Messetag tut ein lockeres Läufchen richtig gut.

CeBIT-Chef Oliver Frese gab den Startschuss. "Wir haben die Teilnehmerzahlen noch einmal um knapp ein Drittel steigern können", sagte er.

Knapp 1.000 Starterinnen und Starter aus 22 Nationen setzten sich in Bewegung. Schon bald trennte sich die Spreu vom Weizen.

Der verwinkelte Kurs verlief direkt durch die Messehallen, vorbei an Ständen, Messeparties und Installationen.

Jeder Teilnehmer konnte den 2,6 Kilometer langen Rundkurs durch elf Hallen zwischen einmal und viermal bewältigen.

Insgesamt 40 Standparties säumten den abwechslungsreichen Kurs und trugen zur Unterhaltung der Läufer bei.

Das Motto des traditionellen CeBIT-Laufs lautet "Raus aus dem Anzug, rein in die Laufschuhe".

Freses Worte "Der BUSINESS RUN ist mit all seinen Emotionen endgültig auf der CeBIT angekommen" werden bei diesen Bildern bestätigt.

Die Siegerzeit bei den Männern für die 10,5-Kilometer-Strecke betrug 34:07 Minuten, die schnellste Frau war 39:37 Minuten unterwegs.

Laufen in der Gruppe war groß angesagt. Die größten Teams stellten in diesem Jahr Microsoft, Talanx, Deutsche Bank und Fujitsu.

Auch die Zuschauer müssen lobend erwähnt werden. Schließlich haben sie die Läuferinnen und Läufer mehr als eine Stunde lang angefeuert.

Insgesamt standen auf der CeBIT 2015 die Produkte beziehungsweise die Lösungen im Vordergrund. Dabei gaben sich die Hersteller große Mühe, Lösungen zu präsentieren, die individuell auf die Kundenbedürfnisse wie kleine und mittelständische Unternehmen oder Enterprise-Kunden zugeschnitten werden können. Speziell fiel mir das im IT-Infrastrukturbereich, wenn es um Data-Center-Ausrüstung, Server oder Cloud-Services ging, auf.

Übrigens, besonders positiv fiel mir bei meinen Standterminen auf: Das ständige Nörgeln der Aussteller über die Qualität der Besucher fehlte und man konzentrierte sich auf das Wesentliche - weiter so. (mje)