DVD-Brenner - wer macht das Rennen?

24.09.2001 von Manuel Masiero
Immer mehr DVD-Brenner kommen inzwischen auf den Markt. Doch vier inkompatible Schreibverfahren buhlen um Anerkennung: DVD-RAM, DVD-R, DVD-RW und DVD+RW. Wir zeigen die zu Grunde liegende Technik im Detail.

Während CD-RW-Recorder CD-R-Rohlinge und CD-RW-Scheiben nach einem einheitlichen Schreibstandard (Orange Book) brennen, existieren insgesamt vier unterschiedliche Verfahren, Daten auf ein DVD-Medium zu speichern: DVD-RAM, DVD-R, DVD-RW und DVD+RW. Trotz ähnlicher Technologien erfordert jedes dieser Formate speziell gefertigte DVD-Rohlingstypen und basiert auf einer eigenen Aufzeichnungstechnik.

Die Frage, welches der vier Schreibverfahren sich als der kommende Standard für DVD-recording etabliert, entzweit die Laufwerkshersteller. Ob nun DVD-RAM, DVD-R, DVD-RW oder DVD+RW - für jedes dieser Verfahren finden sich Befürworter. Das momentan vorherrschende Formatwirrwarr macht es für den potenziellen Käufer eines DVD-Recorders schwer, die richtige Wahl zu treffen.

Wer mit dem Kauf eines DVD-Recorders liebäugelt, kann hier zu Lande aus einem stetig wachsenden Angebot wählen: Neben DVD-R-Recordern, die entsprechende Medien einmal beschreiben können, sind Rewritable-Brenner wie DVD-RAM- und DVD-RW-Recorder erhältlich. DVD+RW-Drives, die ebenfalls wieder beschreibbare Medien verwenden, sind in Deutschland ab Oktober 2001 verfügbar.

Im Folgenden stellen wir die DVD-Schreibverfahren ausführlich vor. Im ersten Teil des Artikels gehen wir auf die Entstehungsgeschichte der Writable-DVD-Verfahren ein und stellen die heutige Marktsituation dar. Der zweite Abschnitt erklärt DVD-RAM, DVD-R, DVD-RW und DVD+RW sowie wichtige Punkte wie Kompatibilität und Kopierschutz im Detail und gibt einen Überblick über momentan und zukünftig erhältliche Produkte.

Geschichtliche Entwicklung

Ende 1994 präsentierten Sony und Philips ein neuartiges, 3,4 GByte fassendes optisches Speichermedium: die Multimedia CD, kurz MMCD. Bereits Anfang 1995 setzten Hitachi, Matsushita, Mitsubishi, Victor, Pioneer, Thomson und Toshiba mit der so genannten Super Disc (SD) dagegen, die 4,6 GByte Speicherplatz bot. Nachdem die Film- und Computerindustrie erfolgreich zwischen den Parteien vermitteln konnte, einigte man sich auf die DVD-ROM als gemeinsames Format und schloss sich zum DVD-Konsortium, später zum DVD-Forum zusammen. Erste DVD-ROM-Laufwerke erschienen Ende 1996 in Japan.

Während sich der Einigungsprozess in Sachen DVD-ROM-Standard innerhalb von zwei Jahren vollzog, sind sich die Hersteller bis heute über einen DVD-Schreibstandard uneinig. Sie behielten aber ihre Allianzen, die sich während der DVD-ROM-Entwicklung gebildet hatten, größtenteils bei. Toshiba, Hitachi und Matsushita legten dem DVD-Forum 1996 die Spezifikation der DVD-RAM-Technologie vor. In der mittlerweile erhältlichen Version 2.0 lassen sich auf DVD-RAM-Medien bis zu 9,4 GByte speichern.

Die RW Products Promotion Initiative beschritt eigene Wege: Von RWPPI-Mitglied Pioneer stammen DVD-R und deren wieder beschreibbare Variante DVD-RW. Recorder, die auf ersterer Technologie basieren, sind seit Ende 1997 verfügbar. DVD-RW-Brenner sind seit Mitte 2000 in Japan und seit dem zweiten Quartal 2001 auch hier zu Lande erhältlich.

Die Entwickler der MMCD, Sony und Philips, konterten zusammen mit ihren Partnern Hewlett-Packard, Yamaha, Mitsubishi, Ricoh und Thomson: Mit der DVD+RW entwickelten auch sie einen eigenen Standard. Die erste Version sah eine Speicherkapazität von 3 GByte vor. Beschriebene Medien waren inkompatibel zu sämtlichen DVD-Laufwerken und -Playern. Daher beschlossen die Mitglieder der DVD+RW-Alliance, entsprechende Drives erst in der standardmäßig 4,7 GByte fassenden Version 2.0 auf den Markt zu bringen. Auf der diesjährigen IFA wurden sowohl Brenner als auch Videorecorder auf Basis der DVD+RW-Technologie vorgestellt.

Marktsituation

DVD-RAM, ein 1996 vom DVD-Forum spezifiziertes DVD-Schreibverfahren, wird vornehmlich als Wechselplatten- beziehungsweise Backup-Lösung im IT-Bereich eingesetzt. Hersteller wie Toshiba, Hitachi und Panasonic sowie AOpen und LG bieten DVD-RAM-Drives an. Während Toshiba und Samsung in Japan Videorecorder auf DVD-RAM-Basis anbieten, plant Panasonic, ein entsprechendes Gerät hier zu Lande noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Guillemot will zur CeBIT 2002 einen DVD-Brenner vorstellen, dessen DVD-RAM-Technologie man von Panasonic lizenzieren will.

Die von Pioneer entwickelten DVD-R- und DVD-RW-Brenner existieren in zwei Varianten. DVD-R(A) -Laufwerke richten sich an eine IT-Klientel, DVD-R(G) -Drives sind für Heimanwender konzipiert und können im Gegensatz zu den DVD-R(A)-Brennern keine kopiergeschützten DVDs vervielfältigen. Neben Pioneer setzen Komplett-PC-Anbieter auf die DVD-R/DVD-RW-Technologie: Apple, Compaq und Packard-Bell beziehen den Pioneer DVD-R-Recorder DVR-A03 über einen OEM-Vertrag für ihre Rechnersysteme. Acer plant, im November 2001 einen Rekorder mit DVD-RW-Technologie auf den Markt zu bringen. Panasonic offeriert einen Kombibrenner, der sowohl DVD-R- als auch DVD-RAM-Medien beschreiben kann.

Der DVD+RW-Standard erfährt durch eine große Anzahl von Herstellern Unterstützung: Auf der im August 2001 stattfindenden IFA konnten die Mitglieder der DVD+RW-Alliance mit serienreifen Produkten aufwarten. Die von Philips, Ricoh und HP vorgestellten DVD+RW-Brenner sollen ab Oktober 2001 in den heimischen Läden stehen. DVD+RW-Alliance-Neuzugang Dell wird die Brenner in seine Komplettsysteme integrieren. AOpen will hier zu Lande noch im vierten Quartal 2001 ein DVD+RW-Laufwerk anbieten. Während Thomson, Yamaha und Sony beabsichtigen, DVD+RW-Videorecorder im Laufe des Jahres 2002 auf den Markt zu bringen, kann Philips bereits jetzt mit einem entsprechenden Gerät aufwarten.

So mancher Hersteller scheut noch davor zurück, auf ein bestimmtes Recordable-Verfahren zu setzen: Shuttle und Lite-On wollen erst dann in die DVD-Brenner-Produktion einsteigen, wenn ein einheitlicher Schreibstandard gefunden ist. Cyberdrive und Fujitsu-Siemens prüfen noch, welches der Schreibverfahren sie unterstützen werden. Andere Hersteller wie Sony fahren zweigleisig: Das DVD+RW-Alliance-Mitglied will für den europäischen Markt Ende 2002 ein Laufwerk vorstellen, das sowohl DVD-RW als auch DVD+RW beherrschen soll.

DVD-Schreibverfahren

Bei oberflächlicher Betrachtung zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Recording-Verfahren: Als einmal beschreibbares Medium ist die DVD-R am leichtesten von den Rewritable-DVD-Verfahren zu unterscheiden. Signifikante Differenzen offenbaren sich erst nach einem genaueren Blick in die technischen Spezifikationen: So verwenden beispielsweise DVD-RAM, DVD-RW und DVD+RW zwar allesamt das Phase-Change-Verfahren, ordnen und organisieren die Daten aber jeweils auf andere Art und Weise.

DVD-Schreibverfahren im Detail

Technologie

DVD-RAM

DVD-R

DVD-RW

DVD+RW

Verfügbar seit

3. Qt. 1998

4. Qt. 1997

4. Qt. 2000

4. Qt. 2001

Medien-Kapazität (GByte/Seite)

2,4 oder 4,37

3,67 oder 4,37

4,37

4,37

Medien-Kapazität (Milliarden Byte/Seite)

2,58 oder 4,7

3,95 oder 4,7

4,7

4,7

Rewrites

100000

0

1000

1000

Methode

Wobbled land and groove

Wobbled groove

Wobbled groove

High-frequency wobbled groove

Technologie

Phase Change

Organic Dye

Phase Change

Phase Change

Formatierung

Zoned CLV

CLV

CLV

CAV oder CLV

Cartridge zum beschreiben erforderlich?

Firmware-und Medien-abhängig

Nein

Nein

Nein

Laser-Wellenlänge schreiben

650 nm

635 nm bei DVD-R(A), 650 nm bei DVD-R(G)

650 nm

650 nm

Laser-Wellenlänge lesen

650 nm

650 nm

650 nm

650 nm

Reflexionsgrad der Medien

15% - 35%

45% - 85%

18% - 30%

10% - 20%

Bei der Kapazität der Medien rechnen die Hersteller mit zwei Maßen: Eine mit 4,7 GByte Speichervolumen veranschlagte DVD fasst tatsächlich nur 4,37 GByte an Daten. Wie auch bei der Größenangabe von Festplatten üblich, rechnen die Hersteller Kapazitäten mit dem Faktor 10 in andere Dimensionen um: Nach dieser Kalkulation ergibt sich 1 KByte aus 1000 Byte - korrekt sind allerdings 1024 Byte. Die Folge: Die tatsächlich speicherbare Datenmenge ist kleiner als herstellerseitig angegeben.

DVD-R

Die DVD-Recordable, kurz DVD-R, lässt sich nur einmal beschreiben. Während Medien der ersten DVD-R-Generation eine Speicherkapazität von 3,95 GByte bieten, kann die aktuelle zweite Generation DVD-Rs bis zu 4,7 GByte an Daten speichern. Sämtliche Rohlinge sind im Single-Layer -Format gefertigt.

Zum Speichern der Daten greift man auf die Technologie organic dye zurück, die vom Funktionsprinzip dem CD-R-Aufzeichnungsverfahren ähnelt: In das transparente Substrat des DVD-R-Rohlings wird eine aus organischer Farbe bestehende, ebenfalls transparente Aufzeichnungsschicht gepresst und mit einer metallischen Reflexionsschicht hinterlegt. Als Material für den organischen Farbstoff dient Cyanin, Phtalocyanin oder Azure. Der Metall-Layer besteht zumeist aus Gold. Die farbliche Kombination der Organic dye- und Reflexionsschicht verleiht den Rohlingen ihren Farbton.

Während des Schreibvorgangs erhitzt der Laser die Aufzeichnungsschicht an den Stellen, die später Pits entsprechen sollen. Durch stetiges variieren der Laserleistung (in einem Bereich von 6 bis 12 mW) vermeidet man eine zu starke punktuelle Hitzeentwicklung, die ansonsten zu große Pits zur Folge hätte. An den erhitzten Stellen verfärbt sich die organische Farbschicht dunkel und reflektiert so den Laserstrahl weniger stark als ein transparenter Bereich. Die Struktur von wenig reflektierenden und stark reflektierenden Bereichen entspricht der Folge von Pits und Lands auf gepressten DVDs.

Zum Aufzeichnen von Daten auf DVD-R existieren zwei Schreibmodi. Zum einen der von der CD-R/RW bekannte DAO -Modus sowie das border zone recording, das von der Funktionsweise Multisession-recording ähnelt: Am Ende des Datenbereichs fungiert eine border-out area genannte Pufferzone als temporäres Lead-out. Kommen in einer weiteren Session Daten hinzu, wird ein neues Lead-in samt neuer border-out area erstellt und die alte area ignoriert.

Das Brennen eines DVD-R(A) - und eines DVD-R(G) -Mediums erfolgt mit unterschiedlichen Laserwellenlängen: Während bei der DVD-R(G) 650 nm erforderlich sind, um theoretisch auch DVD-RAM-Medien beschreiben zu können, arbeitet der Laser bei DVD-R(A)-Rohlingen mit einer kürzeren Wellenlänge von 635 nm. Beide Medientypen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Kompatibilität zu Laufwerken oder Playern jedoch nicht voneinander.

DVD-RW

Die DVD rerecordable oder DVD-RW - kurzzeitig als DVD-ER bezeichnet, später auch unter dem Namen DVD-R/W geführt - ist ein wieder beschreibbares Medium. Laut Herstellerangaben ist sie mindestens 1000mal wieder beschreibbar. Ein DVD-RW-Medium fasst die gleiche Datenmenge wie eine DVD-5: Es lassen sich maximal 4,7 GByte pro Seite speichern. Als wieder beschreibbare Variante der DVD-R konzipiert, besitzt die DVD-RW physikalische Ähnlichkeit mit einem DVD-R-Medium. So sind etwa minimale und maximale Pitlänge, der Spurabstand und die Datenbitlänge identisch. Der Laser arbeitet auf einer Wellenlänge von 650 nm. In punkto Datenspeicherung bedient sich das DVD-RW-Verfahren der Phase-Change-Technologie.

In die transparente Substratschicht einer DVD-RW ist eine sinusförmig gewundene Datenspur gepresst, die spiralförmig auf dem Medium von innen nach außen verläuft. Die DVD-RW speichert die Daten in den Vertiefungen zwischen den einzelnen Windungen der Datenspur in einer Folge von Pits und Lands. Für die Adressierung der einzelnen Sektoren und die Identifikation der Daten dienen die land prepit areas, die sich auf den Erhöhungen befinden.

DVD-RW bedient sich zwei verschiedener Schreibmodi. Zum einem des restricted overwrite modes, der eine vorhergehende Formatierung des Mediums voraussetzt: Durch Reduzierung nichtbeschriebener Stellen (gaps) soll dieser Modus für eine bessere Schreibleistung sorgen. Die Alternative zum restricted overwrite mode ist der sequential recording mode, der Ähnlichkeiten mit CD-R/RW-Multisession-Recording aufweist: Am Ende jeder Schreibsession erstellt der Recorder eine border-out area, die ein temporäres Lead-out markiert. Neu angehängte Daten erhalten eine neue border-out area, während die alte area künftig von Laufwerken ignoriert wird.

DVD+RW

Die DVD+RW ist ein wieder beschreibbares Medium. In der Version 2.0 speichert sie pro Seite bis zu 4,7 GByte an Daten und soll mindestens 1000 Schreib-Lösch-Zyklen vertragen. DVD+RW-Medien sind - wie auch die DVD-RW und die DVD-RAM-Scheiben - im Single-Layer -Format gefertigt. In Sachen Datenspeicherung bedienen sich alle drei Rewritable-Verfahren der Phase-Change-Technologie. Zum Schreiben der Daten auf DVD+RW verwendet der Laser eine Wellenlänge von 650 nm.

Zur physikalischen Aufzeichnung nutzt die DVD+RW die Methode high frequency wobbled groove. In der transparenten Substratschicht des Mediums eingepresst verläuft eine sinusförmig und hochfrequent gewundene Datenspur. Daten speichert die DVD+RW ausschließlich in der Groove genannten Vertiefung zwischen zwei Datenspuren.

Im Unterschied zu anderen Rewritable-Medien ist es möglich, die DVD+RW sowohl im CLV-Modus als auch im CAV-Modus zu beschreiben. Im letzteren Modus dreht das Laufwerk das DVD+RW-Medium mit konstanter Winkelgeschwindigkeit. Mit CAV erfolgt eine schnellere Positionierung der Laseroptik, da im Gegensatz zu CLV die Drehgeschwindigkeit nicht zusätzlich mitverändert werden muss. Mit dem CAV-Verfahren sollen auch auf fragmentierten DVD+RW-Medien nichtlineare Videoaufnahmen möglich sein.

Die konsequente Auslegung der DVD+RW-Drives als Videorecorderersatz zeigt sich auch in dem lossless linking genannten Feature: Der Schreibvorgang lässt sich anhalten und innerhalb eines maximal 1 Mikrometer langen Intervalls fortsetzen. An bereits bestehende Aufnahmen sollen sich so neue Videodaten ohne Pausen anhängen lassen.

DVD-RAM

DVD-RAM, offiziell unter dem Namen DVD rewritable geführt, ist neben DVD-RW und DVD+RW ein weiteres Rerecordable-Schreibverfahren, das auf die Phase-Change-Recording-Technologie setzt. Einseitige Medien der ersten DVD-RAM-Generation fassen 2,58 GByte pro Seite, während Medien der zweiten Generation auf einer Seite 4,7 GByte an Daten speichern. DVD-RAMs lassen sich üblicherweise nur beschreiben, wenn sie in ein Cartridge eingelegt sind. Sofern es die Firmware des Laufwerks gestattet, lassen sich die Medien aber auch ohne Cartridge beschreiben - vorausgesetzt, die Cartridges sind nicht versiegelt, was bei manchen Medientypen der Fall ist. Die DVD-RAM-Technologie setzt eine im roten Farbspektrum liegende Laserwellenlänge von 650 nm ein. Medien sollen sich mindestens 100.000 mal löschen und wieder beschreiben lassen.

Die DVD-RAM verwendet das Schreibverfahren wobbled land and groove: Daten sind sowohl in den vorgepressten Vertiefungen (grooves) als auch auf den dazwischen liegenden Erhöhungen (lands) gespeichert. Der Laserstrahl folgt dabei abwechselnd den groove- und land-Spuren. Das unterschiedliche Höhenniveau der aufgezeichneten Daten vergrößert den Abstand nebeneinander liegender Datenbereiche und verringert so die Wahrscheinlichkeit für Lesefehler. Als Konsequenz ist es möglich, Datenspuren dichter als bei anderen Schreibverfahren anzuordnen (0,615 µm). Einem Sektor ist jeweils ein Header vorangestellt, der Informationen über die physikalische Adresse des Sektors beinhaltet.

Sektoren einer DVD-RAM sind im zoned CLV-Schema angeordnet - einer Mixtur zwischen CLV- und CAV -Modus: Ein 120 Millimeter durchmessendes Medium der zweiten Generation ist in 35 Zonen aufgeteilt, beginnend mit Zone 0 an der Innenseite der DVD-RAM bis zu Zone 23 an der Außenseite. Innerhalb jeder Zone ist die Drehgeschwindigkeit konstant, von Zone zu Zone aber variierend. Zoned CAV erreicht so eine höhere Auslesegeschwindigkeit als das CLV-Verfahren.

Phase-change recording

Das Phase-Change Aufzeichnungsverfahren findet bei DVD-RW, DVD+RW, DVD-RAM und anderen optischen Technologien Anwendung.

Phase-Change-Medien bestehen üblicherweise aus einer transparenten Substratschicht mit darin eingebetteter Aufzeichnungs- und Reflexionsschicht. Die Aufzeichnungsschicht selbst ist ein Konglomerat aus vier Lagen: Sie setzt sich aus der unteren dielektrischen Schicht, dem recording layer (alloy), der oberen dielektrischen Schicht und einer Schicht reflektierenden Materials zusammen. Das alloy, zu deutsch Metall-Legierung, besteht entweder aus einem Gemisch von Germanium, Antimon und Tellurium (Ge-Sb-Te) oder Indium, Silber, Antimon und Tellurium (In-Ag-Sb-Te). Die beiden dielektrischen Schichten fügen sich aus Zinksulfid und Siliziumdioxid zusammen (ZnS-SiO2).

Erhitzt ein Laserstrahl niedriger Leistung den recording layer auf etwa 200 Grad Celsius, ordnen sich die Atome innerhalb der Metall-Legierung kristallin an. In diesem Zustand besitzt der erhitzte Bereich einen hohen Reflexionsgrad. Bei langsamem Abkühlen bleibt dieser Zustand erhalten.

Die zweite Leistungsstufe des Lasers erhitzt die Legierung auf 500 bis 700 Grad Celsius. Die Atome innerhalb des Metalls gelangen in einen energiereicheren und damit ungeordneten, amorphen Zustand. Die beiden dielektrischen Schichten entziehen dem Metall innerhalb einer kurzen Zeitspanne die Energie, beziehungsweise kühlen das Metall rasch ab. Dadurch bleibt dieser Zustand während der Abkühlphase erhalten. Im amorphen Zustand besitzt die Metall-Legierung einen niedrigen Reflexionsgrad.

Die Abfolge von Bereichen mit niedrigem und hohem Reflexionsgrad entspricht der Folge von Pits und Lands.

Kompatibilität

Unabhängig von den Features und Vorzügen der Schreibverfahren ist spätestens dann die Enttäuschung groß, wenn das DVD-Laufwerk die gebrannte Scheibe nicht abspielt. Allen vier Technologien - DVD-R, DVD-RW, DVD+RW und DVD-RAM - ist eines gemeinsam: nicht jedes Drive kommt mit den entsprechenden Medien zurecht.

DVD-R-Brenner sind seit Ende 1999 in DVD-R(A) und DVD-R(G)-Geräte unterteilt. Obwohl die Recorder mit unterschiedlichen Laserwellenlängen arbeiten, sollen sich die erzeugten DVD-R(A)- und DVD-R(G)-Medien in den meisten DVD-Playern und -Laufwerken abspielen lassen. Der Grund für die hohe Kompatibilität: In wesentlichen Punkten gleichen sich die physikalischen Spezifikationen von DVD-R und DVD-ROM.

Verglichen mit einer DVD-R ist die Kompatibilität eines DVD-RW-Mediums niedriger. Die DVD-RW besitzt in etwa den selben Reflexionsgrad wie eine DVD-9. Manche Laufwerkstypen verwechseln daher beide Medientypen miteinander und versuchen vergeblich, auf der einschichtigen DVD-RW einen zweiten Layer zu finden. Ein Firmware-Upgrade soll dieses Problem beheben.

Obwohl nicht offiziell vom DVD-Forum anerkannt, soll sich die DVD+RW wegen großer physikalischer Ähnlichkeit zur DVD-ROM auf dem Gros der Laufwerke problemlos abspielen lassen. Ihr niedriger Reflexionsgrad relativiert allerdings diese Herstelleraussage: Er ist in einem Bereich von 10 Prozent bis 20 Prozent angesiedelt, was manchem DVD-Laufwerk und DVD-Player Probleme bereiten wird.

DVD-RAM-Medien vertragen sich, sofern sie ohne Cartridge sind, nur sehr eingeschränkt mit anderen Laufwerkstypen. Die Kombination aus niedrigem Reflexionsgrad, dem Schreibverfahren wobbled land and groove und der speziellen Sektorierung der Medienoberfläche macht die DVD-RAM für viele Laufwerke schlicht nicht lesbar. Abhilfe soll hier das so genannte RAM-read schaffen - zumindest, was DVD-ROM-Drives betrifft: Mit diesem Feature ausgestattete Laufwerke sollen DVD-RAM-Medien problemlos lesen können.

Kompatibilität: Tabellen

Die Mehrheit der DVD-Laufwerke und DVD-Player liest die beschreibbaren DVD-Medien zumeist problemlos. Ein Sorgenkind ist die DVD-RAM, die sich von kaum einem Laufwerkstyp lesen lässt.

Kompatibilität - Lesen

Medium

DVD-R(A)

DVD-R(G)

DVD-RW

DVD+RW

DVD-RAM

DVD-Player

Ja, bedingt

Ja, bedingt

Ja, bedingt

Ja, bedingt

Ja, in Ausnahmen

DVD-R(A)-Laufwerk

Ja

Ja

Ja

Ja

Nein

DVD-R(G)-Laufwerk

Ja

Ja

Ja

Ja

Nein

DVD-RW-Laufwerk

Ja

Ja

Ja

Ja

Nein

DVD+RW-Laufwerk

Ja

Ja

Ja

Ja

Nein

DVD-RAM-Laufwerk

Ja

Ja

Ja, bedingt

Ja

Ja

Da sämtliche DVD-Schreibformate auf teils mehr, teils weniger unterschiedliche Technologien setzen, ist es verständlich, dass kaum ein Brenner ein "fremdes" Medium beschreiben kann. Eine Ausnahme bilden hier DVD-RW-Laufwerke, die DVD-R(G) -Medien aufgrund ihrer physikalischen Ähnlichkeit theoretisch auch brennen können.

Kompatibilität - Schreiben

Medium

DVD-R(A)

DVD-R(G)

DVD-RW

DVD+RW

DVD-RAM

DVD-R(A)-Laufwerk

Ja

Nein

Nein

Nein

Nein

DVD-R(G)-Laufwerk

Nein

Ja

Nein

Nein

Nein

DVD-RW-Laufwerk

Nein

Ja, in Ausnahmen

Ja

Nein

Nein

DVD+RW-Laufwerk

Nein

Nein

Nein

Ja

Nein

DVD-RAM-Laufwerk

Nein

Nein

Nein

Nein

Ja

Kopierschutz

Die erste Generation auf dem Markt erhältlicher beschreibbarer DVD-Medien erreichte nicht die 4,7 GByte-Speicherkapazität eines herkömmlichen DVD-5-Mediums: Eine DVD-RAM Version 1.0 fasste maximal 2,58 GByte, die Version 1.0 der DVD-R-Medien speicherte bis zu 3,95 GByte. In der zweiten Generation erhöhte sich die Kapazität der Writable-DVD-Medien auf 4,7 GByte - für die Filmindustrie eine bedrohliche Entwicklung: 1:1-Kopien von Video-DVDs erschienen somit theoretisch erstmals möglich.

Die Filmindustrie setzte einen einheitlichen Kopierschutz durch: Mit Ausnahme der DVD-R(A) eignen sich Medien vom Typ DVD-R(G) , DVD-RW, DVD-RAM und DVD+RW nicht zum Duplizieren einer kopiergeschützten DVD: Der zum Dekodieren von Videodaten erforderliche Schlüssel ist in der so genannten control data area abgelegt, die sich im Lead-in-Bereich eines Silberlings befindet. Abgesehen von der DVD-R(A) ist es bei Writable-DVD-Medien nicht möglich, die control data area zu beschreiben, da dieser Bereich werksseitig bereits vorgestanzt ist.

DVD-R(A)-Medien verfügen zwar über einen beschreibbaren Control-Data-Bereich, lassen sich aber nur in Authoring-Recordern brennen. Für den Heimgebrauch eignen sich die Geräte nur bedingt: Mit Preisen im fünfstelligen Bereich sind sie dem IT-Segment vorbehalten.

Preise und Verfügbarkeit: DVD-R/-RW

Der von Pioneer auf der CeBIT 2001 vorgestellte DVD-R-/RW-Brenner DVR-A03 richtet sich vornehmlich an eine Consumer-Zielgruppe: Für das seit dem zweiten Quartal 2001 erhältliche ATAPI-Gerät sind gegenwärtig rund 1800 Mark zu zahlen. Der CD-RW-/DVD-RW-Brenner beschreibt DVD-R(G)-Medien mit 2fachem (2,64 MByte/s) und DVD-RW(G)-Scheiben mit 1fachem Tempo. Auf CD-Rs und CD-RWs speichert er Daten mit maximal 8facher beziehungsweise 4facher Geschwindigkeit.

In die Kategorie der Authoring-Brenner fällt dagegen der Pioneer DVR-S201: Der etwa 9000 Mark teure, externe SCSI-Recorder beschreibt ausschließlich DVD-R(A)-Medien in Kapazitäten von 3,95 GByte sowie 4,7 GByte.

Panasonic hat mit dem LF-D311 seinen Produkt-Portfolio um ein DVD-R-/DVD-RAM-Kombilaufwerk erweitert. Es beschreibt DVD-RAM-Medien mit maximal 2fachem und DVD-R(G)-Scheiben mit 1fachem Tempo. CD-Rs oder CD-RWs kann das LF-D311 lesen, aber nicht brennen. Für das seit August 2001 erhältliche Gerät sind zirka 1.200 Mark zu zahlen.

Pioneer bietet mit dem DVR-7000 einen DVD-RW-Videorecorder an. Das Gerät arbeitet mit variablen Bitraten und speichert bis zu zwei Stunden Videomaterial auf DVD-R- beziehungsweise DVD-RW-Medien. Der seit Juli 2001 in Japan erhältliche Recorder soll hier zu Lande Anfang 2002 für etwa 6.000 Mark erhältlich sein. Dem DVR-7000 ähnliche Leistungsmerkmale bietet der DR-4053N von LG. Der DVD-RW-Videorecorder soll in Deutschland 2002 auf den Markt kommen und - verglichen mit dem Pioneer-Gerät preiswerte - 3.000 Mark kosten. Panasonic will mit dem DMR-E20 noch in diesem Jahr einen einen DVD-R-/DVD-RAM-Videorekorder auf den hiesigen Markt bringen: Für den DMR-E20 veranschlagt der Hersteller einen Preis von etwa 3.000 Mark.

DVD-R(G)-Medien mit 4,7 GByte Speicherkapazität kosten um die 30 Mark, während für DVD-R(A)-Scheiben noch um die 70 Mark verlangt werden. Hersteller von DVD-R-/-RW-Medien sind unter anderem Pioneer, Verbatim, Memorex, Mitsui und Maxell.

Preise und Verfügbarkeit: DVD+RW

Auf der 2001 in Berlin stattfindenden Funkausstellung haben die Mitglieder der DVD+RW-Alliance erstmals fertige Produkte vorgestellt. Die von HP, Philips und Ricoh vorgestellten DVD+RW-Brenner sollen ab Oktober 2001 für jeweils rund 1.700 Mark in den Handel kommen.

Jeder der vorgestellten DVD+RW-Recorder wartet in punkto Schreib- und Leseleistung mit den gleichen Eckdaten auf und bietet einen Schutz vor unkontrollierten Schreibabbrüchen: Die internen ATAPI-Geräte beschreiben DVD+RW-Medien mit maximal 2,4fachem (3,2 MByte/s) und CD-Rohlinge mit 12fachem Tempo. Daten können mit 10facher Geschwindigkeit auf CD-RWs gespeichert werden. DVDs sollen die Laufwerke mit maximal 8facher Geschwindigkeit, CD- und CD-RW-Medien mit bis zu 32fachem Tempo lesen können.

Von Philips kommt der DVDR1000 genannte DVD+RW-Videorecorder. Das zirka 4.000 Mark teure Gerät speichert Bild- und Tonmaterial in vier unterschiedlichen Qualitätsstufen und bietet - bei einem 4,7-GByte-Medium - Aufnahmezeiten von bis zu vier Stunden. Der DVDR 1000 ist bereits im Handel erhältlich. Thomson, Yamaha wollen im Laufe des Jahres 2002 DVD+RW-Videorecorder auf den Markt zu bringen. Sony plant für den europäischen Markt einen DVD+RW-/DVD-RW-Recorder, der Ende 2002 kommen soll.

Hersteller von DVD+RW-Medien sind HP, Verbatim, Philips, Ricoh und Sony. Den Preis für ein 4,7-GByte-Medium grenzen die Anbieter auf 40 bis 50 Mark ein. Philips bietet doppelseitige, 9,4 GByte fassende DVD+RW-Medien an - deren Preis ist jedoch noch nicht bekannt.

Preise und Verfügbarkeit: DVD-RAM

Unter den DVD-Recordable-Formaten ist DVD-RAM dasjenige, welches dem Käufer die zahlenmäßig größte Auswahl an Produkten bietet. Entsprechende Laufwerke sind in SCSI- oder ATAPI-Varianten ab etwa 900 Mark zu haben.

Übersicht DVD-RAM-Laufwerke

Produkt

Anbieter

Schnittstelle

Preis in Mark

DVD-520S

AOpen

SCSI

1200

DAD-8020B

LG

ATAPI

1000

GF-2000

Hitachi

ATAPI

1100

GF-2050

Hitachi

SCSI

1100

SD-W2002

Toshiba

ATAPI

900

LF-D311

Panasonic

ATAPI

1200

LF-D201

Panasonic

SCSI

1050

Videorecorder, die auf DVD-RAM-Technologie zurückgreifen, gibt es von Panasonic (DMR-E20), Toshiba (RD-2000) und Samsung (R2000). Die beiden Letzteren sind derzeit nur in Japan erhältlich - gegenwärtig ist nicht bekannt, ob und wann die Geräte hier zu Lande erscheinen sollen. Panasonic will den DMR-E20, der Filmmaterial sowohl auf DVD-RAM-Medien als auch auf DVD-R-Medien speichern kann, noch in diesem Jahr für etwa 3.000 Mark in den deutschen Handel bringen.

DVD-RAM-Medien besitzen unterschiedliche Speicherkapazitäten und Preise: Eine 4,7 GByte fassende DVD-RAM kostet zirka 90 Mark, während die doppelseitige 9,4 GByte große Variante mit etwa 130 Mark zu Buche schlägt. Hersteller von DVD-RAM-Medien stellen unter anderem Verbatim, Fuji, TDK und Maxell her.

Ausblick

Ob DVD-RAM, DVD-R/RW oder DVD+RW - die Entscheidung, welches der Schreibformate die Oberhand gewinnt, bleibt letztlich dem Verbraucher vorbehalten. Trotz technologischer Differenzen: Im Detail ähneln die Verfahren einander zu sehr, um einen der Aspiranten mit Sicherheit vom Rennen ausschließen zu können.

DVD-RAM, bislang vornehmlich auf dem IT-Sektor als Wechselplattenmedium und für Backup-Lösungen eingesetzt, wird seinen Nischenproduktcharakter auch künftig nicht ablegen. Die Ursache ist zum großen Teil in der mangelnden Kompatibilität zu DVD-ROM-Laufwerken und DVD-Playern zu finden. An diesem Zustand werden auch die wenigen PC-Laufwerke, die DVD-RAM-Medien zukünftig lesen können, wenig ändern. Die propagierte Datensicherheit sowie die Möglichkeit, die Medien mehr als 100.000 Mal löschen und wieder beschreiben zu können, prädestiniert die DVD-RAM für Backup-Zwecke.

DVD-R und DVD-RW zielen sowohl auf ein Consumer-Publikum als auch auf den IT-Bereich: Mit den General- und Authoring-Brennern will man sowohl Normalverbraucher als auch Profis bedienen. Der späte Erscheinungstermin von DVD+RW-Drives könnte die Verbreitung von DVD-RW günstig beeinflussen: Während DVD-RW-Recorder in Deutschland bereits ab Juni 2001 in den Läden standen, erscheinen DVD+RW-Produkte hier zu Lande erst im Oktober 2001.

DVD+RW kommt - wie auch DVD-RW und DVD-RAM - sowohl in PC-Laufwerken als auch in Videorecordern zum Einsatz. Wegen ihrer Spezifikation ist die DVD+RW für Letzteres gut geeignet. Die Hersteller versprechen für DVD+RW zudem vollständige Kompatibilität zu aktuellen DVD-ROM-Laufwerken. Nimmt man die Marktrelevanz der an DVD+RW beteiligten Firmen als Indiz, dann hat dieses Verfahren gute Aussichten, sich zum Standard für DVD-recording zu entwickeln. Die hohen Medienpreise könnten sich jedoch als Nachteil entpuppen (mma)