Drucken in der Host-Umgebung

14.10.1998
In einem heterogenen Netz ist es häufig notwendig, daß auch PC-Anwender von ihrer Plattform aus Host-Daten ausdrucken können. Dies verursacht aber oft große Probleme, da die Datenströme und Zeichendarstellungen zwischen lokalen Netzen und SNA-Host inkompatibel zueinander sind.

Von: Petra Alesi

Ein Problem beim Drucken in heterogenen Netzen ist, daß SNA-Hosts Daten im EBCDIC-Code an den Drucker senden, während der PC ein ASCII-Datenformat übermittelt. Hinzu kommen die unterschiedlichen Datenströme zwischen Host- und LAN-Umgebung. SNA-Mainframes übertragen einen 3270-Datenstrom, Midrange-Rechner wie eine AS/400 verwenden den 5250-Stream. Lokale Netze haben wiederum eigene Netzprotokolle. Host-Daten können deshalb nicht ohne weiteres auf PC-Druckern ausgedruckt werden; umgekehrt läßt sich ein Host-Drucker nicht von einem PC aus steuern. Dies gilt sowohl für Mainframes (IBM/390) als auch für Midrange-Systeme. Aus dieser Problemstellung heraus wurden mehrere Integrationsansätze entwickelt.

Die in Bild 1 dargestellte traditionelle SNA-Plattform ist der Ausgangspunkt aller Integrationskonzepte. Die Ausgabe der Daten erfolgte ursprünglich mittels "dummer" Terminals ohne Verarbeitung vor Ort. Gedruckt wurde auf dedizierten Host-Druckern. Die gesamte Datenverarbeitung und Druckersteuerung übernimmt in dieser Konfiguration der Host. Die Verbindung zwischen Mainframe und Terminal beziehungsweise Host-Drucker wird über eine Stand- oder Wählleitung hergestellt. Dazwischen muß eine "Control Unit" (Steuereinheit) geschaltet sein, die beim Midrange-Rechner einen Twinax-Anschluß für Terminal und Drucker benötigt, bei SNA-Mainframes einen Koax-Anschluß.

Integration von SNA-Netz und LAN

PC-Anwender haben mittels 3270- und 5250-Emulation Zugang zu Host-Daten, die sich auf diesem Wege auch ausdrucken lassen. Da ein Host-Drucker teuer ist und zentral gewartet werden muß, steht er häufig im Rechenzentrum. Die Entfernung zwischen Anwender und Host-Drucker ist damit oft ziemlich groß. Gibt es beim Ausdrucken Schwierigkeiten, ist ein Systemmanager zu Rate zu ziehen; die Behebung von Problemen gestaltet sich meist langwierig. Hinzu kommt, daß die Wartungskosten bei solchen Druckern, die häufig gemietet werden, relativ hoch sind.

Der Anwender hat nur sehr begrenzten Einfluß auf den Druckvorgang. Aus einer PC-Anwendung heraus kann er den Host-Drucker überhaupt nicht nutzen. Er benötigt zusätzlich einen PC-Drucker-Anschluß. Daraus entstand der Wunsch, Host-Daten auch auf PC-Druckern ausdrucken zu können. Hier gibt es folgende Möglichkeiten:

Protokollkonverter; Konversionssoftware auf dem Host; PC-Software für Druckeremulation; Multiprotokoll-Printserver.

Protokollkonverter sind seit vielen Jahren im Einsatz. Sie wandeln den EBCDIC-Datenstrom des Hosts in einen für PC-Drucker lesbaren ASCII-Datenstrom um und übernehmen die Kommunikation mit der Steuereinheit. Je nach Modell werden die Konverter auf die Druckerschnittstelle gesteckt oder in den PC-Drucker eingebaut. Der PC-Drucker und der Konverter erscheinen dem Mainframe gegenüber als Host-Drucker.

Sobald lokale Netze in das bestehende SNA-Netz integriert werden, ist zusätzlich eine Umwandlung des SNA-3270 beziehungsweise 5250-Datenstroms in das entsprechende Netzprotokoll notwendig. Für die LAN/SNA-Integration gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder wird eine Steuereinheit verwendet, die einen LAN-Anschluß besitzt, oder es muß ein SNA-Gateway installiert werden, das die 3270- beziehungsweise 5250-Steuereinheit emuliert.

Die Emulation der Control Unit ist oft die einzige Möglichkeit, da sich nicht alle Modelle mit einem LAN-Adapter ausrüsten lassen. Zum Anschluß "dummer" Terminals wird die Steuereinheit jedoch weiterhin benötigt.

Umwandlung der Jobs durch Software

Protokollkonverter sind ein erster Ansatz, um die Kosten zu senken, die durch den Einsatz von Host-Druckern entstehen. Die gemeinsame Nutzung des Protokollkonverters durch LAN- und SNA-Host ist jedoch keine banale Angelegenheit. So kann ein LAN-Drucker nicht ohne weiteres SNA-Daten und LAN-Druckdaten gleichzeitig verarbeiten. Sobald von lokalen Netzen aus gedruckt werden muß, ist deshalb der Einsatz von Protokollkonvertern keine optimale Lösung.

Host-Druckjobs lassen sich auch mit Hilfe einer Konversionssoftware, die auf dem Host installiert ist, auf PC-Drucker umleiten. Die Host-Daten werden von EBCDIC nach ASCII konvertiert und via TCP/IP über das lokale Netz transportiert. Ähnlich wie bei Protokollkonvertern bleibt die Druckverwaltung und Datenkonvertierung Aufgabe des Mainframes, dessen CPU dadurch zusätzlich belastet wird.

Die Host-Druckeremulation durch PC-Software ist eine gängige Methode, um Host-Daten auf LAN-Drucker zu senden. Dabei werden die SNA-Daten in LAN-Druckjobs umgewandelt. Die Verbindung zum SNA-Host erfolgt mit Hilfe von Gateways. Die Emulationssoftware muß auf einem dedizierten PC installiert werden. Der Host verliert in diesem Fall die Kontrolle über den Druckjob. Insofern ist auch diese Lösung nicht optimal. Außerdem erhöht dieses Verfahren die Belastung des lokalen Netzes, da die Host-Daten erst über das LAN zum PC gesandt werden und von dort aus nach der Konvertierung zum PC-Drucker. Die Emulationssoftware ist außerdem nicht in der Lage, die LAN-Druckjobs zu verarbeiten. Deshalb ist zusätzlich ein LAN-Druckserver erforderlich.

Einsatz von Printservern

Ein Multiprotokoll-Printserver unterstützt sowohl die klassischen LAN-Protokolle als auch SNA-Datenströme. Diese Lösung hat den Vorteil, daß weder im LAN noch auf dem Mainframe zusätzliche Hard- oder Software bereitgestellt werden muß. Die Installation des Printservers erfolgt direkt im lokalen Netz. Er ersetzt dabei die Steuereinheit. Zunehmende Verbreitung finden Printserver, die mehrere Protokolle verarbeiten können.

Wenn der Printserver SNA unterstützt, bleibt die Kontrolle über den Host-Druckjob beim Host; weitere Vorteile sind die einfachere Konfiguration und Wartung; außerdem wird das LAN weniger belastet. Multiprotokoll-Printserver lassen sich darüber hinaus als reine LAN-Server in TCP/IP-, Netware- und Windows-Netzen einsetzen.

Systeme für LANs und SNA

Der schwedische Hersteller Axis Communications bietet Multiprotokoll-Printserver für den Einsatz in Ethernet- und Token-Ring-Netzen an. Die Geräte basieren auf einem 32-Bit-Prozessor und sind in zwei Varianten lieferbar. Bei den Modellen der Reihe "Axis 570/670" handelt es sich um Stand-alone-Geräte, während sich die Systeme "Axis MIO 570/670" in Drucker von Hewlett-Packard einbauen lassen.

Die Axis 570/670 wurden im Vergleich zum Vorgängermodell um einige Funktionen erweitert. Dazu gehört die Unterstützung von IBM-Großrechnern und AS/400-Systemen, außerdem die Möglichkeit einer Web-basierten Konfiguration. Axis 570 ist für Ethernet-LANs konzipiert, der 670 für Token-Ring-Netze. Die Printserver arbeiten unter mehr als 20 Unix-Derivaten sowie SNA, Netware, LAN Server, Windows (WfW, 95, NT), LAN Manager und Ethertalk. In Unix-Umgebungen wird zudem SNMP (Simple Network Management Protocol) unterstützt.

Der Anwender kann AS/400-Druckjobs über das LAN mittels TCP/IP oder SNA verschicken. Zu diesem Zweck wurde in der Axis/x70-Printserverfamilie eine Emulation der 3270- und 5250-Steuereinheiten implementiert. Die Geräte unterstützen die "Physical Units" PU 2.0 (3x74-Steuereinheiten) und PU 2.1 (5x94-Steuereinheiten).

Mit den Printservern ist das parallele Drucken in SNA- und LAN- Umgebungen möglich. AS/400-Daten lassen sich ohne Einschränkung über eine 3812/16- beziehungsweise 5219-Printer-Emulation ausdrucken. Dabei werden alle Textformatierungen unterstützt. Der Printserver ist in diesem Fall als "5250 Control Unit" zu konfigurieren. Wird eine "3270 Control Unit" emuliert, ist nur einfacher Textdruck möglich. Durch die Emulation von Koax- und Twinax-Druckern (nicht IPDS-Druckern) ist die Verknüpfung mit "Logical Units" möglich:

LU1 (SCS-Drucker-Datenstrom), LU3 (3270-Datenstrom), LU4 und LU6.2 (APPC).

Da sie 3x74- und 5x94-Steuereinheiten emulieren, lassen sich mit Multiprotokoll-Printservern erhebliche Kosten sparen. Die teueren Koax- und Twinax-Drucker können zudem gegen kostengünstigere ASCII-Drucker ausgetauscht werden.

Installation und Druckerverwaltung

Die Installation und Verwaltung des Axis-Printservers ist für den Systemmanager einfach, da sich das Gerät gegenüber dem Mainframe wie eine 3270- beziehungsweise 5250-Steuereinheit verhält. Hinzu kommt die Möglichkeit der Konfiguration und Überwachung mittels Web-Browser. Zur Verwaltung des Printservers und der angeschlossenen Drucker dient das Managementwerkzeug "Netpilot", das auch für Software-Upgrades eingesetzt werden kann.

Die Printserver unterstützen außerdem Novells "Nest"-Technik (Novell Embedded Systems Technology) sowie die "Netware Directory Services" (NDS). Beide Printserver verfügen über zwei bidirektionale Parallelports und einen seriellen Port für den Anschluß von drei Druckern. Es können mehrere Druckeremulationen gleichzeitig gestartet werden; pro Drucker lassen sich bis zu acht logische Druck-Sessions definieren. Auch die automatische Konvertierung von ASCII in Postscript ist möglich. Die Stand-alone-Versionen erlauben eine Konvertierung von LU1-, LU3-, LU4- und LU6.2-Datenströmen in PCL 4, PCL 5, Proprinter, Epson-FX/LQ sowie ASCII. (re)