Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Media-Server im Netzwerk

30.09.2005 von ALBERT  LAUCHNER
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Satelliten-Receiver der Firma Dream-Multimedia kaum von anderen Geräten. Doch durch ihr frei konfigurierbares Linux-Betriebssystem und den Netzwerkanschluss lässt sich die Dreambox zum zentralen Multimedia- und Fileserver upgraden.

Die deutsche Firma Dream-Multimedia-TV hat sich auf Satelliten-Receiver mit Linux als Betriebssystem spezialisiert. Von Anfang an waren die Geräte als offene Systeme konzipiert und bieten daher zahlreiche Möglichkeiten für individuelle Software-Erweiterungen. Besonders interessant sind dabei die Geräte der 7000er Serie, die neben einem USB- und Netzwerkanschluss auch Platz für eine interne Festplatte bieten.

Schon ohne Software-Erweiterung ist die Dreambox in der Lage, die empfangenen Fernsehbilder live ins Netzwerk zu streamen. Auch die auf der Festplatte aufgezeichneten Filme lassen sich über das Netzwerk am PC wiedergeben oder auf DVD brennen.

Die Entwickler einer aktiven und enthusiastischen Community bieten für den auf einem IBM PowerPC basierenden PVR-Satellitenempfänger zudem Software-Erweiterungen jeder Couleur an. Neben Konfigurations-Tools und Emulationen für Pay-TV-Verschlüsselungssysteme sind für den Multimedia-Netzwerkeinsatz dabei vor allem ein Samba-Fileserver, ein Bildbetrachter und ein MP3-Player interessant.

Serie: Die Dreambox als Mediaserver im Netzwerk

Teil 1

Überblick und Netzwerkkonfiguration

Teil 2

Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Samba-Server

Teil 3

Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox

Wohnzimmertauglicher zentraler Media-Server

Mit wenigen Plug-ins lässt sich aus der Dreambox ein zentraler Server bauen, der Dateien und Multimedia-Inhalte speichert, verwaltet und wiedergibt. Während die Eltern ganz klassisch über die Dreambox und den Fernseher im Wohnzimmer eine Reportage verfolgen, können die Kinder über das Netzwerk und einen PC die mit der Dreambox aufgezeichneten Filme in einem anderen Raum ansehen.

Auch als zentraler MP3-Server trägt die Dreambox zur Entspannung in Familien bei. Der gesamte Musikfundus wird zentral an einer Stelle aufbewahrt. Wer sich im Wohnzimmer aufhält, spielt seine Musik direkt über die Dreambox und die daran angeschlossene Stereo-Anlage ab. In den anderen Räumen greift man via Netzwerk und PC auf die Musiksammlung zu.

Eingefleischte Linux-Fans mögen nun einwenden, das Ganze könne man doch sicher auch mit einem alten 286er PC selbst bauen. Doch bei realistischer Betrachtung gibt sich die lüfterlose Set-Top-Box deutlich kleiner, leiser und preiswerter als wohnzimmertaugliche PCs auf x86-Basis. Mit ihrer typischen Leistungsaufnahme von zehn Watt im Standby sollten auch energiebewusste Mitmenschen noch ruhig schlafen können, obwohl die Dreambox online ist und auf Arbeit wartet. Und da die Box vom Grunddesign ein Consumer-Produkt ist, läuft sie stabil und lässt sich auch von technisch weniger versierten Familienmitgliedern leichter bedienen als eine Linux-Selbstbaulösung.

Im Folgenden stellen wir zunächst die verschiedenen Dreambox-Modelle mit ihren Standard-Features vor und erläutern deren rudimentäre Einbindung in ein Netzwerk. Der nächste Teil unserer Serie beschäftigt sich dann detailliert mit der eigentlichen Konfiguration der Dreambox zum zentralen Server.

Dreambox-Versionen

Dream-Multimedia bietet aktuell drei Dreambox-Serien an. Alle basieren auf einem 250-MHz-PowerPC und Linux als Betriebssystem. Die preiswerteren Modelle DM 500 und DM 5600 geben sich zwar mit ihrem Netzwerkanschluss recht kommunikationsfreudig. Doch sie bieten keine Unterstützung für eine interne Festplatte. Als Ausgleich können sie zumindest Fernsehsendungen ins Netzwerk streamen und auf ein via NFS gemountetes PC-Laufwerk aufnehmen.

Für den Netzwerkeinsatz interessanter ist die 7000er Serie. Sie bietet Platz für eine interne Festplatte und kann damit als zentraler Server dienen. Das Basismodell DM 7000 wird derzeit zum Auslaufmodell, erfährt aber wegen seiner Verbreitung noch die größte Unterstützung in der Entwicklerszene.

Das Modell DM 7000 bietet zunächst einmal alle Features, die man von einem hochwertigen Sat-Receiver mit Festplatten-Recorder erwarten kann. Zwei Smartcard-Reader und ein Cardbus-konformer CI-Slot in der Front ermöglichen mit entsprechenden Modulen auch ohne Software-Emulation den Empfang verschlüsselter Sender. Ein CompactFlash-Schacht nimmt Speicherkarten von Digitalkameras zum Anzeigen von Bildern auf. Neben drei Tasten befindet sich auf der Front nur ein großes bernsteinfarbenes LCD-Display zur Anzeige von Statusinformationen wie dem Sender oder der gerade gespielten MP3-Titel.

Obwohl sich Helligkeit und Kontrast des 4,7 x 2,3 cm² großen Displays in weiten Bereichen einstellen lassen, ist die Ablesequalität unbefriedigend. Abhilfe sollen Umbausätze (die Szene beschäftigt sich auch mit Tuning und Case Modding für die Dreambox) auf einen weißen Hintergrund schaffen. Doch bereits an dieser Stelle zeigt sich ein Vorteil des offenen Linux-Betriebssystems: Durch eine Änderung in einer Konfigurationsdatei lässt sich die Schriftgröße des Displays beliebig einstellen, so dass man den Sendernamen auch von der Couch aus noch bequem lesen kann.

Neue und zukünftige Modelle

Seit gut einem Jahr ist die Dreambox DM 7020 S als Nachfolgemodell der DM 7000 auf dem Markt. Neben Detailverbesserungen hat sie ein stärkeres Netzteil erhalten. Die DM 7000 hatte mit den Anlaufströmen großer Festplatten mitunter Probleme.

Der Hauptvorteil der DM 7020 S besteht im 32 MByte großen reprogrammierbaren Flash-Speicher für das Betriebssystem. Darin ist noch genügend Platz, um Software-Plug-ins, Konfigurationsdateien und sonstige Erweiterungen zu speichern. Beim Vorgängermodell musste man ein modifiziertes Betriebssystem oder Erweiterungen noch umständlich auf der Festplatte oder einem als Laufwerk gemounteten USB-Stick installieren.

Die DM 7020 S ermöglicht das Einspielen eines modifizierten Betriebssystems, den so genannten Images, über einen festen Bootloader via Netzwerk direkt in den Flash-Speicher. Auch Zusatzprogramme lassen sich im laufenden Betrieb über eine Internet-Verbindung, einen Samba-Share oder über FTP in das Flash installieren.

Modulare Dual-Tuner ab Weihnachten

Im August 2005 hat Dream-Multimedia auf der IFA drei neue Set-Top-Boxen angekündigt. Die kleine DM 500 PVR hat einen IDE-Port für 2,5-Zoll-Festplatten erhalten. Auch die 5620 bekommt mit der DM 6000 eine Nachfolgerin mit Festplattenoption. In der 7000er Familie bietet die DM 7025 erstmals einen Dual-Tuner.

Als Highlight sind die Tuner aller neuen Modelle steckbar. Da Dream-Multimedia Tuner für DVB-S (digital Satellit), DVB-T (digital terrestrisch) und DVB-C (digitales Kabel) anbieten will, wird die Dreambox auch für jene interessant, die keine Satellitenschüssel installieren können. Zumindest die DM 7025 ist noch für das Weihnachtsgeschäft 2005 angekündigt. Doch die Erfahrung mit der Markteinführung der DM 7020 S zeigt, dass daraus auch Herbst 2006 werden kann.

Dreambox-Serien im Überblick

Typ

Besonderheit

Preis ca.

DM 500 S

250-MHz-PowerPC, 32 MByte RAM, 100-Mbit-Netzwerk, Integriertes Dreamcrypt-CA-Modul, 1x Smartcard-ReaderModul

170 Euro

DM 5620 S

250-MHz-PowerPC, 64 MByte RAM, 100-Mbit-Netzwerk, 2x DVB-CI-Slot, 1x Smartcard-ReaderModul

220 Euro

DM 7000 S

250-MHz-PowerPC, 64 MByte RAM, IDE-Festplattenunterstützung, 100-Mbit-Netzwerk, 1x DVB-CI-Slot, 2x Smartcard-ReaderModul, USB-Port

330 Euro

DM 7020 S

250-MHz-PowerPC, 32 MByte Flash, 96 MByte RAM, IDE-Festplattenunterstützung, 100-Mbit-Netzwerk, 1x DVB-CI-Slot, 2x Smartcard-ReaderModul, analoges Modem, USB-Port

390 Euro

Dreambox als Sat-Receiver und -Recorder

Bevor wir näher auf den Einsatz der Dreambox im Netzwerk eingehen, seien noch ein paar Bemerkungen zum eigentlichen Zweck der Set-Top-Box als Fernsehempfänger und digitaler Video-Recorder erlaubt. Wie auch im weiteren Teil des Beitrags beziehen wir uns dabei auf das Modell DM 7020 S.

Wer eine Dreambox 7020 kauft, wird diese auch mit einer Festplatte ausstatten. Am günstigsten fährt man, wenn man die leere Box via Internet und Preissuchmaschine bestellt. Die Festplatte kauft man separat im Computerhandel. Dabei sollte man ein möglichst geräuscharmes Modell wählen, um bei der Aufnahme oder Wiedergabe nicht gestört zu werden.

Bewährt haben sich hierbei besonders die Samsung-Spinpoint-Modelle mit 5400 U/min. Da die Fernsehsender je nach Qualitätsanspruch mit unterschiedlicher Bitrate ausstrahlen, lässt sich die zur Aufzeichnung nötige Speicherkapazität nur grob abschätzen. Typischerweise fallen 1,5 bis 2 GByte pro Stunde an, so dass eine 200-GByte-Platte für 120 Stunden Aufzeichnung Platz bietet. Wer auch noch eine umfangreiche MP3-Sammlung auf der Dreambox ablegen will, sollte dies gleich miteinrechnen.

Ein Tuner - mehrere Sender

Wie bei Sat-Empfängern mit Festplatten-Recorder üblich, lassen sich Filme auch während der Aufzeichnung zeitversetzt ansehen. Beginnt man also 30 Minuten nach dem Filmstart mit dem Anschauen, kann man die lästigen Werbepausen überspringen und hat pünktlich zum Filmende wieder die Life-Übertragung eingeholt.

Receiver mit nur einem Empfänger (Single Tuner) können normalerweise während der Aufzeichnung keinen zweiten Sender empfangen. Die Dreambox stellt eine Ausnahme dieser Regel dar. Denn im Datenstrom eines Transponders, also einer Satelliten-Sendefrequenz, sind rund zehn TV-Kanäle in einem Multiplexverfahren kodiert. Die Dreambox ist als einer der wenigen Single-Tuner-Sat-Receiver in der Lage, bei der Aufzeichnung etwa einer Sendung auf ARD parallel noch etliche Dritte Programme, BR Alpha oder Arte am Fernseher live auszugeben. Denn diese sind alle im selben Transponder wie die ARD untergebracht.

Zu viel darf man sich von diesem Feature allerdings nicht erwarten. Denn gerade die privaten Sendeanstalten mischen in ihre Transponder neben ein bis zwei Topsendern nur noch Trash mit Shopping- und Reiseangeboten. Eine umfassende Übersicht aller Transponder von Hunderten von Satelliten und den darin kodierten Sendern findet sich bei Lyngsat (www.lyngsat.com).

Sender ohne Grenzen

Die Dreambox 7020 S erlaubt den Anschluss und die Verwaltung von bis zu 16 LNBs. Um der damit möglichen Senderflut Herr zu werden, ist die Anzahl der Senderspeicherplätze laut Hersteller nur durch den Speicher limitiert. Einige 10.000 verkraftet die Box ohne Probleme.

Allerdings empfiehlt es sich, das Management der Sender und die Zuordnung zu eigenen logischen Gruppen, den Bouquets, dann am PC vorzunehmen. Empfehlenswert ist dazu das kostenlos erhältliche DreamBoxEdit von LlamaWare.

Sehr praktisch gestaltet sich die Wiedergabe von aufgezeichneten Filmen am PC in Mehrpersonenhaushalten. Ist die Dreambox via Netzwerk mit dem PC verbunden, können etwa die Kinder dort einen aufgenommenen Film ansehen, während die Eltern im Wohnzimmer einen anderen Sender live verfolgen. Mit den oben erläuterten Einschränkungen bei der Senderwahl verkraftet die Dreambox parallel dazu sogar noch die Aufnahme eines weiteren Programms.

Die Dreambox im Netzwerk

Ohne Netzwerkanschluss kann die Dreambox ihre Möglichkeiten kaum entfalten. Dabei stellt sich zuerst die Frage, wie man denn die Box, die meist im Wohnzimmer steht, mit dem PC verbinden soll. In diese Überlegung sollte man gleich auch den direkten Zugang der Box zum Internet einplanen. Denn die meisten Plug-ins lassen sich direkt aus dem Web downloaden und installieren.

Für den Netzwerkanschluss bieten sich drei Möglichkeiten:

Wer das Netzwerk nur nutzt, um die Box zu managen, mit Linux und Plug-ins zu experimentieren oder MP3s abzulegen, braucht sich keine weiteren Gedanken zu machen. Doch bereits wenn man aufgenommene Filme zum PC kopieren will, um diese auf DVD zu brennen, scheidet ein 802.11b-WLAN aus. Von den nominell elf Mbit/s bleiben effektiv nur einige Hundert KByte/s an Datenrate, wenn die Gegenstelle in einem anderen Raum steht. Das Kopieren eines typischen Spielfilms mit fünf GByte dauert damit rund sieben Stunden.

Doch auch das schnelle 802.11g stößt beim Streamen von Live-Sendungen oder aufgezeichneten Filmen zum PC an seine Grenzen. Besonders die öffentlich-rechtlichen Sender legen Wert auf eine gute Bildqualität und benötigen eine Datenrate bis zu 800 KByte/s. Bis in den Nachbarraum ist dies für 802.11g kein Problem. Doch wer durch die Betondecke oder an das andere Ende seiner Wohnung streamen will, wird erfahrungsgemäß beim Einsatz eines WLAN mit Rucklern und Aussetzern leben müssen. Wenn irgend möglich, sollte man also ein Ethernet-Kabel zur Dreambox legen und sie über ihr 100-Mbit-Netzwerk-Interface direkt einbinden.

IP-Konfiguration

Befindet sich ein DHCP-Server im Netzwerk, erhält die Dreambox beim Booten automatisch ihre IP-Adresse. Meist ist es jedoch praktischer, diese auf einen Wert festzulegen. Denn nicht alle Tools, die man später einsetzen will, erlauben einen symbolischen Namen, sondern erfordern eine IP-Adresse. Ändert sich die dynamisch vergebene Adresse, führt dies schnell zu Verwirrungen. Die feste IP-Adresse lässt sich über die Fernbedienung der Box und das Konfigurationsmenü bequem eingeben.

Jetzt sollte die Box zumindest auf einen Ping vom PC aus antworten. Wie sich die Box nun via FTP und Telnet konfigurieren lässt und wie Sie über Samba die Media-Files auf jedem PC im Netzwerk mappen, lesen Sie im zweiten Teil unserer Serie. (ala)

Serie: Die Dreambox als Mediaserver im Netzwerk

Teil 1

Überblick und Netzwerkkonfiguration

Teil 2

Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Samba-Server

Teil 3

Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox