Domino-Cluster verwalten

15.06.2006 von Martin Kuppinger
Die in Lotus Domino integrierte Cluster-Unterstützung ist eine relativ einfache Möglichkeit, um Cluster aufzubauen. Die speziellen Anforderungen, die Installation und die wichtigsten Konfigurationsschritte für Domino Cluster sind Gegenstand dieses Beitrags.

Einer der größten Vorteile von Domino-Clustern besteht darin, dass man keine speziellen Hardwareressourcen benötigt. Die Anforderungen an Plattenplatz, Prozessorleistung und Hauptspeicher sind zwar höher, weil mehr Repliken gespeichert und die Cluster-interne Kommunikation abgewickelt werden muss. Die komplexen Anforderungen an gemeinsam nutzbare Datenträger, wie sie bei „normalen“ Clustern üblich sind, gibt es dagegen nicht. Daher lassen sich Cluster auch einfacher in Testumgebungen aufsetzen, als das beispielsweise bei Windows-, NetWare- oder Linux-Clustern der Fall ist.

Anforderungen an den Cluster

Die Anforderungen an einen Cluster sind entsprechend gering. Grundsätzlich gilt, dass alle Systeme ab Domino 5.x in einen Cluster eingebunden werden können. Allerdings stehen neuere Funktionalitäten jeweils auch nur mit den aktuellen Domino-Versionen zur Verfügung. Daher bietet es sich an, entweder einheitlich mit Domino 6.5.x oder Domino 7 zu arbeiten oder – falls noch flächendeckend ältere Releases zum Einsatz kommen – eben einheitlich auf einer solchen Basis.

Die Server müssen über LAN-Verbindungen und TCP/IP kommunizieren. Ein dediziertes, privates LAN kann genutzt werden. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber empfehlenswert, da zwischen den Knoten in einem Cluster relativ viel kommuniziert wird. Wichtig ist auch, dass die Systeme der gleichen Domäne angehören, das gleiche Domino Directory nutzen und auf dem gleichen Notes Named Network arbeiten. Außerdem muss ein Administrations-Server explizit in der Domäne explizit konfiguriert sein, wobei dieser Server nicht Teil des Clusters sein muss.

Installation

Die Einrichtung eines Clusters ist einfach, weil bestehende Domino-Server einfach zu einem Teil des Clusters gemacht werden und die Konfiguration nicht beispielsweise schon bei der Anwendungsinstallation erfolgen muss.

Vor der Einrichtung des Clusters sollten allerdings bereits die Datenbanken und Repliken definiert sein. Für die Datenbanken sollte konfiguriert werden, dass mit konsistenten ACLs über die Repliken hinweg gearbeitet wird, um später Probleme beim Failover zu vermeiden. Außerdem muss die zeitgesteuerte Replikation konfiguriert werden, auch wenn die Cluster-Replikation später ereignisgesteuert arbeitet. Die zeitgesteuerte Replikation wird beispielsweise benötigt, um Knoten im Cluster nach einem Ausfall wieder zuverlässig auf den gleichen Stand zu bringen.

Die Einrichtung der ersten Knoten in einem Cluster erfolgt über den Bereich Configuration des Domino-Administrators. Bei Cluster/All Server Documents können die Server ausgewählt werden, die in den Cluster aufgenommen werden sollen. Mit Add to Cluster kann dieser Prozess gestartet werden. Nach einer ersten Bestätigungsaufforderung (Bild unten) kann entweder die Option Create New Cluster oder, soweit vorhanden, ein bestehender Cluster ausgewählt werden.

Clustererstellung: Die Erstellung eines Clusters in Domino.

Für diesen muss ein Name angegeben werden. Über diesen Namen ist der Cluster erreichbar. Die Änderung kann unmittelbar oder später über AdminP ausgeführt werden. Bei der sofortigen Ausführung kann es zu Fehlern kommen. Der Cluster mit seinen Knoten wird in Cluster/Clusters angezeigt. Dort lassen sich auch einzelne Knoten wieder aus dem Cluster entfernen.

Bild 2: Die Informationen der Serverkonsole beim Start eines Clusters.

Die Aktivitäten, die das System in dieser Phase ausführt, lassen sich an der Konsole gut verfolgen. Nach dem Hinzufügen eines Knotens zu einem Cluster wird das Datenbankverzeichnis für den Cluster gestartet und die Datenbank erzeugt und repliziert. Soweit es noch keine replizierten Datenbanken gibt, werden außer dem Starten des Cluster-Replikationsdienstes keine weiteren Aktivitäten durchgeführt.

Erste Konfigurationsschritte

Um Informationen über den Status der Cluster-Replikation an der Konsole angezeigt zu bekommen, kann die Zeile

RTR_logging=1

in die notes.ini aufgenommen werden. Bei einem Wert von 0 würde die Anzeige deaktiviert.

Darüber hinaus geht es in dieser ersten Phase vor allem darum, die erforderlichen Repliken von Datenbanken auf den gewünschten Knoten im Cluster zu implementieren, um ein Failover zu ermöglichen. Falls mit einem privaten LAN gearbeitet wird, muss auch dieses konfiguriert werden.

Andere Funktionen wie das Roaming oder die Konfiguration von Maildatenbanken in einem Cluster unterscheiden sich nicht grundlegend von der Vorgehensweise ohne Cluster. Es muss allerdings sichergestellt sein, dass beispielsweise alle Repliken von Maildatenbanken auf Knoten im gleichen Cluster liegen.

Verwaltung und Überwachung von Clustern

Neben den allgemeinen Aufgaben bei der Konfiguration von Clustern wie beispielsweise der Einrichtung von Repliken, der zeitgesteuerten Replikation und der Analyse des Verhaltens eines Clusters gibt es zwei Bereiche, die von besonderer Bedeutung sind:

Der erste Bereich steht in engem Zusammenhang mit den von Domino gesammelten statistischen Informationen. Wichtig ist der Server Availability Threshold. Diese Schwelle definiert, wann ein Server als ausgelastet gilt. Sobald der Wert erreicht ist, werden Aufgaben auf andere Knoten im Cluster verteilt. Dabei sind zwei Werte von besonderer Bedeutung:

Darüber hinaus kann mit dem Threshold angegeben werden, ab welcher Belastung Aktivitäten auf einen anderen Server verlagert werden sollen. In der Regel wird dafür ein relativ hoher Wert gewählt. Um Server zu entlasten, bei denen es zu lange Antwortzeiten gibt, kann der Threshold aber auch reduziert werden.

Lastverteilung: Über den Server_Availability_Threshold kann die Lastverteilung zwischen Cluster-Knoten gesteuert werden.

Da es sich bei dem Threshold um einen Eintrag in der notes.ini handelt, erfolgt die Anpassung am besten im Register NOTES.INI Settings der Konfigurationseinstellungen für den jeweiligen Server.

Cluster Directory

Interessant ist ein Blick auf das Cluster Directory, in dem die Datenbanken im Cluster verwaltet werden. Es gibt verschiedene vorkonfigurierte Ansichten, mit denen beispielsweise zu erkennen ist, für welche der Datenbanken die Cluster-Replikation aktiviert ist und welcher Status gilt. Über Tools kann die Cluster-Replikation für ausgewählte Datenbanken aktiviert und deaktiviert werden. Es bietet sich an, nur die Datenbanken zu replizieren, für die auch ein Failover und gegebenenfalls ein Load Balancing erfolgen soll, um die Last im Cluster zu minimieren und Probleme mit etwaigen rein lokal genutzten Anwendungen zu vermeiden.

Cluster Directory: Das Cluster Directory liefert Informationen zu den Datenbanken auf den Knoten im Cluster.

Es gibt auch mehrere Tell-Befehle, mit denen sich der Status eines Clusters ermitteln lässt:

Der von Lotus gewählte Ansatz für die Realisierung von Domino-Clustern macht die Administration relativ einfach. Viele Funktionen werden automatisch konfiguriert. Aber auch speziellere Herausforderungen lassen sich relativ einfach über die vertrauten Konfigurationsschnittstellen lösen.