Domino 8 - Server, Administrator, Designer

22.05.2007 von Martin Kuppinger
Der Fokus bei der Version 8 von Lotus Notes/Domino liegt klar beim Client mit seinem grundlegend geänderten Architekturansatz. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch beim Server, den Administrationsfunktionen und beim Designer Änderungen gibt. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Neuerungen.

Dass sich beim Server nicht so viel getan hat, zeigt sich schon bei der Installation, die weitgehend unverändert ist. Wer also mit Lotus Domino vertraut ist, kann mit wenig Aufwand auch Domino 8-Server installieren.

Zu den wesentlichen Änderungen im Produkt gehören aber verbesserte Steuerungsmöglichkeiten für das Deployment von Clients. Das war, trotz der richtlinienbasierten Administration, im Vergleich mit anderen Plattformen bisher immer etwas eine Schwachstelle von Notes. Auf diese Funktion wird weiter unten noch näher eingegangen.

Unverändert: Die Installation des Domino Server 8 unterscheidet sich kaum von der der Vorversion. Dennoch gibt es einige wichtige Änderungen bei diesem Produkt.

Es gibt aber auch Änderungen, die sich beim Client und beim Server auswirken. Eine davon betrifft den Rückruf von Nachrichten. Um Nachrichten zurückrufen zu können, muss dieser Rückruf auch vom Server umgesetzt werden. Diese Funktion muss daher auf den Servern aktiviert werden. Die Steuerung kann dabei sowohl auf der Ebene einzelner Server als auch für die gesamte Domäne erfolgen. Um sie sinnvoll nutzen zu können, sollte sie einheitlich aktiviert werden. Abweichungen können allerdings über Richtlinien ebenfalls konfiguriert werden, falls es beispielsweise Benutzer gibt, bei denen aus rechtlichen Gründen ein solcher Recall nicht zulässig ist.

Mehr Mail-Management

Eine wichtige Neuerung ist auch, dass – als Teil der erweiterten Out-of-Office-Funktionen – ein anderer Ansatz für die Verarbeitung der eingehenden Nachrichten und ihre Beantwortung implementiert wurde. Hier muss nun nicht mehr mit einem Agent gearbeitet werden. Stattdessen kann die Verarbeitung direkt als Teil des Mail-Routers durchgeführt werden. Ein Vorteil davon ist der Geschwindigkeitszuwachs, da jetzt jede eingehende Mail sofort vom Router verarbeitet wird. Der Agent wird dagegen zeitgesteuert ausgeführt. Aus Kompatibilitätsgründen mit älteren Domino-Versionen – vor allem für den Betrieb von gemischten Clustern – existiert die Agtenten-Option aber weiterhin.

Wesentlich ausgebaut wurden auch die Funktionen für das Management von Mailboxen. Trotz immer günstigerem Plattenplatz stellt diese Funktion weiterhin eine Herausforderung dar, weil eben auch die Anzahl und Größe der Mails weiterhin steigt. Das Löschen älterer Mails auf Basis definierter Kriterien kann nun in Server-Dokumenten oder über Mail-Richtlinien gesteuert werden. Ein wesentlicher Vorteil des neuen Ansatzes ist, dass die Pflege außerhalb der Belastungszeiten erfolgen kann. Bisher hat die Pflege dazu geführt, dass Client-Systeme durch den Neuaufbau von Ansichten relativ stark beansprucht wurden.

Darüber hinaus gibt es noch einige Verbesserungen im Bereich des Mail-Routings, die teilweise auch im Zusammenhang mit der Vermeidung von Spam stehen. Unter anderem können die Zeiträume nach denen Nachrichten über die verzögerte Auslieferung von E-Mails gesendet werden nun konfiguriert werden.

Client-Management

Eine der größten Herausforderungen für Administratoren ist das Management der Clients. Da der Notes 8-Client auf Eclipse basiert, wird mit einem anderen Ansatz als bisher gearbeitet. Vom IBM Workplace und dessen Eclipse-Clients ist aber schon bekannt, dass es durchaus flexible Steuerungsmöglichkeiten gibt. Diese finden sich nun in ähnlicher Weise auch beim Domino 8 Server.

Bei Eclipse wird über die Basis-Plattform hinaus mit Erweiterungen oder Plug-Ins gearbeitet. Diese stellen Update-Servern bereit, der neue Domino 8 lässt sich daher so konfigurieren, dass es als Update-Server für die Notes-Clients arbeitet. Außerdem kann es auch als nativer Update-Server für Eclipse arbeiten, um beispielsweise Sametime 7.5-Clients aktualisieren zu können.

Datenbank zur Update-Steuerung

Die Konfiguration und Steuerung dieser Funktionalität erfolgt über eine neue Datenbank, die als Provisioning-Datenbank bezeichnet wird. In dieser werden die Komponenten abgelegt und Aktualisierungsinformationen gesteuert.

Über die Aktualisierung von Clients und den darauf vorhandenen Komponenten hinaus wird auch weiterhin die richtlinienbasierte Administration benötigt. Deren Funktionalität wurde deutlich ausgebaut. Dort gibt es etliche neue Einstellungen, unter anderem für die neuen Funktionen wie die Aktivitäten oder die Produktivitätswerkzeuge, die auf dem Client installiert werden können.

Sehr nützlich sind die so genannten Database redirects. Mit deren Hilfe können Zugriffe auf Datenbanken angepasst werden, wenn diese verschoben werden. Der AdminP-Prozess aktualisiert die entsprechenden Verweise beim Zugriff auf die verschobene Datenbank automatisch.

Server-Management

Das DDM (Domino Domain Monitoring) erhält in der neuen Version eine ganze Reihe an neuen Probes und Subtypes für Probes, also untergeordneten Typen. Außerdem lassen sich bei der Konfiguration von Ereignisdokumenten nun so genannte modulare Dokumente nutzen. Diese Dokumente müssen nur einmal erstellt werden und können beispielsweise für die Angabe von möglichen Ursachen oder Maßnahmen für die Fehlerbehebung genutzt werden.

Interessant ist die Möglichkeit, Design-Notes zu komprimieren. Lotus nennt für das Template der Mail-Datenbank von Notes 8 eine Kompressionsrate von annähernd 60 Prozent. Allerdings setzt das den Einsatz der neuen, optionalen ODS (On-Disk-Structure) für Notes-Datenbanken voraus, also einem neuen Modell für die Speicherung dieser Datenbanken.

Optimierungen gibt es auch beim AdminP-Prozess, der – neben der erwähnten Aktualisierung von Informationen zu verschobenen Datenbanken – einige weitere neue und optimierte Funktionen wie etwa bei der Umbenennung von Benutzern unterstützt.

Eine der interessantesten Erweiterungen ist aber sicherlich die kostenlose Bereitstellung des IBM Tivoli Directory Integrator als Add-On zum Domino-Server. Dieser führt eine automatische Synchronisation von Verzeichnisinformationen zwischen dem Domino Directory und verschiedenen anderen Verzeichnisdiensten durch.

Neues für Entwickler

Wenig überraschend gibt es auch noch einiges an Neuerungen für Softwareentwickler. Dafür sorgen schon die veränderten Möglichkeiten des neuen Notes-Clients und der Eclipse-Plattform. Allerdings lassen sich viele der Anpassungen auch mit den älteren Client-Versionen nutzen.

Eine interessante Möglichkeit ist die Anpassung der Kontextmenüs der rechten Maustaste. Diese lassen sich nun flexibel konfigurieren, um beispielsweise Standardeinträge zu entfernen oder spezielle Festlegungen zu treffen.

Die System-Last kann unter anderem dadurch reduziert werden, dass Indizes erst bei der ersten Nutzung einer Ansicht erzeugt werden. Auch das setzt allerdings die Verwendung der neuen On-Disk-Structure voraus.

Wenig Änderungen gibt es bei den Programmiersprachen. Sowohl bei der Formelsprache als auch bei LotusScript gibt es einige kleinere Erweiterungen. Mehr getan hat sich bei der Java-Unterstützung. Dort wird nun auf Java 5 aufgesetzt, nach Aussagen von IBM wurde dabei auf eine bessere Performance und höhere Zuverlässigkeit geachtet.

Änderungen für Entwickler: Mehr Formate, andere Client-Modelle, bessere Unterstützung

Erwähnenswert ist das erweiterte DXL-Format (Domino XML Language), das Erweiterungen wie die DB2-Unterstützung und Web Services, die ab Domino 7.x hinzugefügt wurden, berücksichtigt und damit wieder einen vollständigen Export und Import von Datenbanken erlaubt.

Die größte Änderung für Entwickler dürfte aber das geänderte Modell des Clients sein. Entwickler können nun so genannte composite applications erstellen, die einerseits auf einer Eclipse-Plattform wie dem IBM Workplace lauffähig sind, andererseits aber auch in einer Notes/Domino 8.x-Umgebung. Hier gibt es einiges an Umstellungsaufwand.

Nachdem in der Version 7 bereits die Unterstützung für Web Services auf der Provider-Seite realisiert wurde, gibt es in der Version 8 diese auch für den Consumer. Anwendungen, die unter Notes/Domino 8.x laufen, können vorhandene Web Services „konsumieren“, also in ihre Anwendungen einbauen. Damit wird das Zusammenspiel mit anderen Applikationen deutlich vereinfacht.

Schließlich ist noch die volle Unterstützung für die DB2 als Backend zu erwähnen. Diese wurde zwar bereits mit dem Domino 7-Server eingeführt, dort aber nur eingeschränkt unterstützt. Nun kann die Funktion ohne Einschränkungen beim Support auch in produktiven Umgebungen genutzt werden.

Fazit

In der Summe gibt es also beim Domino Server, Administrator und Designer in der Version 8 viele Neuerungen. Besonders die Entwickler profitieren dabei von den Neuheiten. Sie erhalten einerseits mit der erweiterten Web Service-Unterstützung viele neue Möglichkeiten. Andererseits müssen sie sich auch deutlich umstellen, um Anwendungen zu entwickeln, die nicht nur auf dem Notes-Client, sondern auch über den IBM WebSphere Portal Server lauffähig sind.

Aber auch mein Management tut sich etwas. Die verbesserten Deployment-Methoden werden vor allem Administratoren großer Netzwerke das Leben erleichtern. Und Das Plug-In-System lässt die Clients deutlich flexibler werden.

Die Details zum aktuellen Notes 8 Beta-Client finden Sie in unserem Artikel „Notes und Domino 8 - Beta 2 Preview“. (mja)