Disk-Subsysteme: Qualität über alles

26.01.2005 von Karl Fröhlich
Die meisten kritischen Unternehmensdaten landen früher oder später auf einem Disk-Subsystem. Daher dürfen bei dessen Auswahl Ausfallsicherheit und Systemverfügbarkeit nicht hinter günstigen Anschaffungskosten zurückstehen.

Trotz aller Vorteile vernetzter Storage-Strukturen bleiben direkt am Server angeschlossene Arrays in kleinen und mittleren Unternehmen unersetzlich. Künftige Produktgenerationen werden vor allem an ihrer Funktionalität gemessen.

Die meisten elektronischen Unternehmensdaten fristen ihr Dasein früher oder später auf einem Disk-Subsystem. Dabei kann es sich um eine interne oder externe Variante, beziehungsweise um ein direkt an den Server angeschlossenes Gerät sowie ein NAS- oder SAN-Device handeln. Welcher Lösungstyp am besten geeignet ist, hängt unter anderem von der Unternehmensgröße, der Anzahl der PC-Arbeitsplätze, dem Datenaufkommen und -wachstum ab. Vor allem kleine und mittlere Betriebe wählen ihre Speichersysteme allerdings sehr kostenorientiert aus. Für Experten nicht unbedingt das beste Auswahlkriterium.

Auswahlkriterien

"Der Preis ist wichtig, aber auch die Qualität", warnt Carsten Hinz, Vertriebsleiter beim Wiesbadener Systemhaus Topmedia. "Die vermeintlich eingesparten Anschaffungskosten, werden später vielfach wegen Ausfällen, Datenverlust und Reparaturarbeiten dann doch ausgegeben - nur an anderer Stelle. Ein Kompromiss lässt sich immer finden."

"Die wichtigsten Kriterien sind Ausfallsicherheit, Performance und Service- bzw. Garantieleistungen", erklärt Olaf Munscheck, Business Development Manager DACH bei StorCase. "Diese drei bestimmen die Wirtschaftlichkeit eines Subsystems - egal ob SATA-, SCSI- oder FCAL-basiert. Viele Firmen unterschätzen die Kosten eines Ausfalls. Steht ein Disksystem nur zwei Stunden pro Jahr, entsteht bei 25 Mitarbeitern mit jeweils 40 Euro Stundengehalt, binnen drei Jahren ein Arbeitsverlust von 6.000 Euro."

"Kleine und mittlere Unternehmen sollten vor allem technologische Sackgassen vermeiden", empfiehlt Johannes Kunz, Marketing Director EMEA bei Network Appliance. "Offene Systeme, die mit bewährten Protokollen und Schnittstellen arbeiten, sind in jedem Fall einer proprietären Lösung vorzuziehen." Auch sollten IT-Verantwortliche den Bedarf klar definieren. Je nach den Anforderungen, die das System erfüllen soll, kommen verschiedene Festplattentypen und -größen in Frage und beeinflussen maßgeblich die Anschaffungskosten. Zudem sollten Betriebe laut Kunz auch Kriterien wie Skalierbarkeit, Performance und Management-Software in Betracht ziehen.

Folgekosten

"Viele Unternehmen sehen sich aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation gezwungen, bei der Anschaffung von Subsystemen die Faktoren Anschaffungskosten und Erweiterungsmöglichkeiten zu priorisieren", konstatiert Kurt Schörghofer, Geschäftsführer bei Adaptec. "Hier liegt oft die Crux, da meist die Betrachtung von Folgekosten unter dem Gesichtspunkt der TCO außer Acht gelassen wird." Konsolidierung laute hier das Stichwort. Für jedes Unternehmen sollten daher die Anforderungen im Hinblick auf verschiedene Auswahlkriterien wie Zuverlässigkeit, Performance, Skalierbarkeit, Kapazität und Kosten individuell untersucht und entsprechend der Gewichtung und Anforderungen die jeweils optimale Kombination gefunden werden.

Wichtig sei, sich je nach Einsatz- und Anwendungsbereich für die richtige Technologie zu entscheiden. "Bei der Gewichtung sind insbesondere solche Konsequenzen zu berücksichtigen und zu bewerten, welche eintreten, wenn sich die Anforderungen eines Kriteriums zugunsten eines anderen verändern", erläutert Schörghofer. "Die im Storage-Markt verfügbaren Lösungen bedienen alle möglichen Kombinationen: Kostengünstige Lösungen erhält der Anwender mit Serial-ATA und SAS in einem Backplane-System, zuverlässige mit SCSI unter Fibre Channel."

Grundlegende Informationen zum Thema SAS finden Sie in dem Beitrag SATA-kompatibel: Serial Attached SCSI.

Entwicklung bei Direct Attached Storage

Marktforscher belegen in ihren Analysen, dass Netzwerk-basierte Storage-Systeme im Sinne von SAN und NAS gegenüber DAS-Lösungen (Direct Attached Storage) ein größeres Wachstum aufweisen. Vor allem die Hersteller großer Speichersysteme ziehen daraus gerne den Rückschluss, DAS sterbe aus. "DAS ist eindeutig auf dem Rückzug", behauptet Volker Widder, ESS Marktentwicklung Zentraleuropa bei IBM. "Die Zukunft gehört den vernetzten, virtualisierten Storage-Systemen, die über eine offene Schnittstelle mehrere Speicherklassen für alle angeschlossenen Server bereitstellen."

"DAS ist noch immer eine preiswerte und einfache Speichererweiterung für den Mittelstand und wird noch auf längere Zeit eine bedeutende Rolle spielen", widerspricht StorCase-Manager Munscheck. Der DAS-Markt speziell mit SCSI-Anschluss bildet nach wie vor ein starkes Segment. "Die installierte Basis an SCSI-Systemen ist enorm und wird weiter wachsen, wenn auch nicht mit dem Tempo von NAS und SAN", meint auch Dieter Finke, Director of Sales - Central and Eastern Europe bei Plasmon. "iSCSI ist im Jahr 2004 hinzugekommen. Die entsprechenden Entwicklungen werden die Grenzen zwischen NAS und SAN-Technologien weiter verschwimmen lassen und zur Entstehung von IP-SANs mit idealer Eignung für KMUs führen."

Mehr zum Thema iSCSI lesen Sie in den Beiträgen iSCSI - IP-basierte Speichernetze und iSCSI - Preiswerte SAN-Alternative.

NAS/SAN-Entwicklung

"Eine Entwicklung wie sie von Analysten noch vor zwei Jahren vorhergesagt wurden und denen zufolge NAS/SAN bereits im Jahr 2005 die Majorität von Installationen im Storage-Bereich darstellen, lässt sich zur Zeit nicht bestätigen", erklärt Adaptec-Manager Schörghofer. "Viele Unternehmen, speziell im KMU-Bereich scheuen den Einsatz insbesondere von SAN-Systemen aufgrund hoher Komplexität und Kosten." Ansätzen wie beispielsweise iSCSI, mit welchen diese Argumente entkräftet werden könnten, ist bislang noch nicht der Durchbruch gelungen. Darüber hinaus fördern Entwicklungen innerhalb der Plattentechnologie, wie höhere Kapazitäten und neue Schnittstellen wie SAS den Einsatz in DAS-basierten Systemen, infolgedessen dieser Storage-Systemtyp länger als angenommen bestehen werde.

"Im Enterprise-Bereich finden wir heute fast nur noch SANs", konstatiert Matthias Rabeneck, Marketing Direktor bei Hitachi Data Systems. "Im KMU-Markt sollen Schätzungen zufolge circa 30 Prozent NAS-Lösungen und noch 70 Prozent (oder sogar mehr) direkt angeschlossener Speicher vorkommen." Die Vorteile eines SANs liegen für Rabeneck quasi auf der Hand: Geringere Administrationskosten, einfachere Migrations-Prozesse sowie höhere Datensicherheit. Speziell der Mittelstand könne sich Datenverluste und hohe Personalkosten nicht leisten. "Mittelfristig entwickelt sich auch der KMU-Markt in Richtung SAN, erwartet der HDS-Manager.

Grundlegendes zum Thema SAN finden Sie in dem Beitrag SANs -Standards und Lösungen.

Einstandskosten vs. Ausfallsicherheit

Serial-ATA-Festplatten halten zunehmend Einzug in Disk-Arrays. Sie bieten im Vergleich zu High-End-Festplatten eine doppelt so hohe Speicherkapazität und dies zu einem deutlich geringeren Preis. Unternehmen dürfen sich jedoch nicht von günstigen Einstandskosten täuschen lassen und diese auf keinen Fall über Ausfallsicherheit und Systemverfügbarkeit stellen.

"SATA-Platten ermöglichen bei einer Gesamtspeicherbetrachtung die Reduzierung des durchschnittlichen Preis/GByte-Verhältnisses", sagt Guido Klenner, Business Manager Online Storage bei Hewlett-Packard. "Der Preisunterschied gegenüber Standard-Fibre-Channel- oder SCSI-Disks kommt durch unterschiedliche Fertigungstoleranzen und Qualitätsstandards zustande." SATA-Drives sind nicht für den permanenten Schreib-/Lesebetrieb im 24x7-Modus geeignet. Sehr wohl aber für die Kurzzeitarchivierung auf Platte - beispielsweise Disk-to-Disk-Backup - oder Testumgebungen, wo die Verfügbarkeit eine untergeordnete Rolle spiele. Mehr zu diesem Thema finden Sie in dem Beitrag IDE-Festplatten im Dauereinsatz.

"Werden SATA-Platten in nicht geeigneten Umgebungen eingesetzt wie im geschäftskritischen SAP-Umfeld mit 24x7-Betrieb und hohen Schreib-/Lese-Zyklen, besteht die Gefahr, dass durch einen mehrfachen, parallelen Ausfall der Laufwerke das RAID-System nicht mehr zur Verfügung steht und dies zu einem Stillstand der Geschäftsprozesse führt", warnt HP-Manager Klenner.

"Billig ist verführerisch - gerade in Zeiten knapper Kassen", mahnt auch HDS-Manager Rabeneck. "Qualität hat jedoch seinen Preis und deshalb ist es wichtig, Klarheit darüber zu gewinnen, welche Anforderungen mit der jeweiligen Information verbunden sind." Der Verwendungszweck des Speichersystems muss im Vorhinein klar sein - Datenverlust darf weder auf Fibre Channel noch auf SATA passieren.

iSCSI - Nischenmarkt mit Perspektive

"Die bereits heute spürbare Dominanz von PATA- und SATA-Systemen wird noch wachsen, zumal deren Tauglichkeit und Zuverlässigkeit heutzutage leicht zu referenzieren ist", erklärt Topmedia-Manager Hinz. "Das reine SCSI-to-SCSI-Array geht zunehmend zurück, FC-Systeme halten ihre Nischen. iSCSI ist in aller Munde, im Gegensatz dazu leider nicht alle hierfür sinnvollen Komponenten in den Regalen der Hersteller und Fachhändler - beispielsweise funktionsfähige NIC-Karten."

"Wir erleben durch die Diskussionen in der IT-Fachpresse ein zunehmendes Interesse an iSCSI", Malte Rademacher, Marketing Director EMEA bei EMC. "Es scheint jedoch noch ein langer Weg, bis sich diese Technologie auf breiter Basis durchsetzt. Derzeit nutzen laut IDC erst ein Prozent der Anwender im Segment Networked-Storage dieses Format."

"Für kleine und mittelständische Unternehmen erfüllt iSCSI bereits die Erwartungen", meint NetApp-Manager Kunz. "iSCSI bietet die Möglichkeit des Aufbaus von IP-SANs mit denselben Konsolidierungs-, Skalierbarkeits- und Management-Vorteilen wie ein SAN der FC-Welt - allerdings ohne dessen Komplexität und Investitionsvolumen."

Der RAID-Markt wird in der Zukunft noch wachsen, wenn auch nicht so stark, wie es die Analysten noch vor zwei Jahren prognostiziert haben. "Die Konsolidierungsbemühungen stehen hierbei immer noch im Vordergrund", meint HP-Manager Klenner. "Damit wächst die Verfügbarkeitsanforderung an die gesamte IT-Architektur, mit Storage einer der wichtigsten Bausteine." iSCSI sei zwar langsam auf dem Vormarsch, aber es werde noch mindestens zwei Jahre dauern, bis es sich breit etabliert. Heute sind laut Klenner die Kosten noch zu hoch. Zudem werden spezielle NICs und häufig dedizierte IP-Netze benötigt, damit sich eine performante Speicherlösung aufbauen lässt.

Disk-Systeme der Zukunft

Die Speichersysteme werden künftig - traditionell - immer leistungsfähiger und funktionaler. Die Skalierbarkeit einzelner Arrays erreicht dabei die heute noch kaum vorstellbare Größe von einem PByte. Diese Entwicklung ist ein Selbstläufer und begründet sich lediglich in der Weiterentwicklung der Festplattenkapazitäten. Der Wettbewerb der Zukunft wird vermehrt über Funktionen ausgetragen. "Copy-Funktionalitäten wie Point-in-Time- oder Remote-Kopien werden dabei immer ausgereifter und künftig integraler Bestandteil vieler Backup-, Recovery- und Archivierungslösungen sein", meint IBM-Manager Widder. "Entscheidend dabei ist die Fähigkeit, Speichersysteme zu Storage-Servern weiterzuentwickeln." Dabei gelte es, die Funktionalitäten aus der Abhängigkeit von der Hardware zu lösen und vermehrt zu Software-basierenden Funktionalitäten überzugehen. Die Speichersysteme der Zukunft sind virtualisiert und partitionierbar. "Service-Levels überwachen sich selbständig und übernehmen direkt Aufgaben wie File-Serving, Content-Management, Archivierung und Backup auf Band oder andere angeschlossene Disk-Systeme", argumentiert Widder.

Künftige Arrays müssen nicht mehr zwangsläufig große Boliden sein. "Neue Formfaktoren wie 2,5-Zoll-SCSI-Platten eröffnen für die Gehäusehersteller viele neue Chancen", erklärt StorCase-Manager Munscheck. "Zudem schaffen SATA, SAS und auch SATA 2.0 (in 2005) zusätzliche Möglichkeiten." Der Trend geht hin zu kleinen Gehäusen, die entweder eine sehr hohe I/O-Performance bieten oder eine sehr hohe Kapazität auf kleinem Raum bieten.

Sobald Serial-Attached-SCSI-Disks (SAS) auf den Markt kommen, lassen sich diese künftig zusammen in einem System mit einer gemeinsamen Backplane einsetzen. "SAS führt zu einer hohen Flexibilität und reduziert Komplexitäten", erwartet Adaptec-Manager Schörghofer. "Mit SATA II lassen sich deutliche Verbesserungen in der Performance erzielen." Es wird ein GUI-Tool zur Überwachung und Kontrolle von Host-Adaptern, RAID-Controllern, SAN- und NAS-System geben. IDE-Lösungen verschwinden laut Schörghofer komplett. Ein von den Marktteilnehmern hart geführter Wettbewerb beschert Unternehmen und IT-Verantwortlichen weiterhin einen anhaltenden Preisverfall im Bereich Disk-Subsysteme. (mje)

Die Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de.