DIY

Digitalen Bilderrahmen mit Raspberry Pi bauen

09.02.2016 von Markus Fasse
Sie fotografieren gerne? Dann setzen Sie Ihre Aufnahmen optimal in Szene. Mit einem Raspberry Pi bauen Sie sich ganz einfach einen eigenen Bilderrahmen. So wird Ihr Wohnzimmer zu Ihrer ganz eigenen Galerie.

Digitale Bilderrahmen wirken technisch irgendwie wie ein aufpoliertes Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Obgleich eine tolle Idee, ist die Menüführung oft fummelig, die Verarbeitung der Rahmen ist meistens etwas klapprig. Gut, dass es den Raspberry Pi gibt: Mit dem kleinen Computer und einem möglichst schlanken Monitor basteln Sie sich im Handumdrehen einen viel schickeren Rahmen für Ihre Bilder. Der Clou: Die Bedienung ist dank App sehr bequem und der Mini-PC bietet ein Vielfaches mehr an Funktionen.

Die Grundlagen: Digitaler Bilderrahmen

Es dauert gar nicht lange und Sie stellen Ihren schönsten Fotos aus. Alles, was Sie benötigen, ist ein Raspberry Pi 2 nebst Gehäuse, ein TFT-Monitor mit HDMI-Kabel, ein LAN-Kabel oder WLAN-Dongle, ein USB-Stick für Ihre Bilder und Videos, eine Micro-SD-Karte, das Betriebssystem XBian inklusive der Software Kodi (ehemals XBMC) sowie die App Kore für Ihr Smartphone. Darüber hinaus benötigen Sie noch einmalig eine Maus und eine Tastatur, die aber nur für die Installation Ihres digitalen Bilderrahmen nötig sind.

Klingt alles ganz schön kompliziert? Ist es aber nicht! Laden Sie sich zunächst die Setup-Datei vom Betriebssystem XBian herunter. Dies ist eine eigenständige Software, die das Mediencenter Kodi als Kernelement beinhaltet. XBian wird anstelle des herkömmlichen Betriebssystems Raspbian Wheezy installiert. Die Installation von Kodi als Programm unter Wheezy ist zwar auch möglich – die Einrichtung dauert so aber etwas länger, und zudem macht dann hin und wieder die Fernbedienung per App Ärger. Sobald der Download abgeschlossen ist, stecken Sie eine leere Micro-SD-Karte samt Adapter per Lesegerät/internem Cardreader an Ihren PC an und starten Sie die Installationsdatei von XBian.

XBian auf dem Raspberry installieren

Die Installation von XBian ist Dank eigenem Installer sehr einfach. Bastler finden auf der offiziellen Seite xbian.org aber auch die Image-Dateien.

Wählen Sie zunächst aus, welches System Sie verwenden möchten: Den Raspberry Pi 1, 2 oder den Mini-PC cupBox-i. Da wir den aktuellen Himbeer-Rechner verwenden, wählen Sie aus dem Menü „Raspberry Pi 2“ aus. Anschließend nennen Sie dem Installationsprogramm den Ort Ihrer SD-Karte, also beispielsweise F:\. Die aktuellste XBian-Version ist bereits von dem Tool ausgewählt. Klicken Sie nun also auf „Install“. Der Download des Media-Betriebssystems wird angeworfen, und anschließend wird die Software auf der Speicherkarte installiert. Achtung: Das Programm formatiert die Karte – sichern Sie, falls nötig, vorher die darauf gespeicherten Daten. Das Setup verkündet schließlich per Infobox das Ende der Installation. Schließen Sie das Tool, entfernen Sie die SD-Karte aus dem Lesegeräte und stecken Sie sie ohne Adapter in den Raspberry Pi.

Kodi starten und einrichten

Sobald Sie den Mini-Computer gestartet haben, erscheint das blau-gelbe Logo von XBian. Darunter verläuft ein Ladebalken: Das Betriebssystem passt sich ihrem Raspberry Pi an. Der Prozess dauert höchstens ein paar Minuten. Danach sehen Sie den Set-up-Wizard von Kodi. Zeitgleich werden im Hintergrund bereits erste Updates installiert – die Einrichtung über den Wizard kann daher unter Umständen etwas ruckeln. Über den Wizard können Sie Kodi nach Belieben anpassen. Für den Anfang genügt aber ein simples Durchklicken via „Next“ bis der Button „Finish“ erscheint. Anklicken – fertig. Glückwunsch, Ihr Raspberry Pi läuft mit der Mediencenter-Software XBian samt Kodi. Sie sehen nun die frisch installierte Oberfläche.

Frisch installiert sollten Sie die Auflösung Ihres Monitors für den Bilderrahmen anpassen. Nach ein paar Klicks sieht alles richtig gut aus.

Das Mediencenter auf dem Raspberry konfigurieren

Als erste richtige Amtshandlung sollten Sie die Auflösung hochdrehen. Während der Installation auf unseren Testgeräten war die Auflösung mit 640 x 480 für die verwendeten Monitore viel zu unterdimensioniert. Klicken Sie dafür im Hauptmenü auf den Punkt „System“ und wählen Sie „Settings“ aus. Im linken Menü finden Sie den Punkt „Video Output“. Dort sehen Sie den Eintrag „Resolution“. Wählen Sie hier die Auflösung, die für Ihren TFT-Monitor am besten geeignet ist. Im Zweifel ist dies 1280 x 1024 bei einem 19-Zoll-Monitor mit dem Bildformat 4:3. Größere Bildschirme, die zudem ein 16:9-Format haben, verwenden in der Regel die Auflösung mit 1920 x 1080 Bildpunkten. Nachdem Sie nun den Durchblick haben, sollten Sie die Sprache auf Deutsch umstellen. Dies geht im System-Menü unter dem obersten Punkt „Appearance“. Stellen Sie nun im Unterpunkt „International“ die „Language“ auf „German“ ein. Weitere, nützliche Anpassungen wären zum Beispiel noch Tastaturbelegung, Region, Uhrzeit, Datum und sonstige Individualisierungen, die Sie gerne vornehmen möchten. Zu guter Letzt sollten Sie Kodi noch beibringen, dass die Software nach einem Neustart des Raspberry Pi direkt in den Menüpunkt „Bilder“ durchstartet. Klicken Sie dafür im Hauptmenü auf „Optionen“ und wählen Sie links den Unterpunkt „Darstellung“. Klicken Sie nun im Menü „Skins“ rechts auf den Eintrag „Startfenster“ und wählen Sie „Bilder“ aus. Kodi ist nun für eine erste Diashow fertig eingerichtet.

Den Raspberry Pi per App starten

Der Code links führt Sie zu Google Play – rechts geht’s zu iTunes.
Foto: Edimax

Der kleine Computer hängt samt Monitor irgendwo hoch an der Wand und er ist schwer zugänglich? Macht nichts! Mit einem Smart Plug – einer fernbedienbaren Steckdose – können Sie den Raspberry Pi samt Monitor aus der Ferne an- und ausschalten. Die smarte Steckdose Smart Plug Switch von Edimax ist ein idealer Helfer. Schließen Sie den Smart Plug zwischen Steckdose und der Dreifachsteckdose an, an der Pi und Monitor hängen. Installieren Sie die kostenlose App EdiPlug und folgen Sie den deutschsprachigen Anweisungen. Der clevere Stecker verbindet sich mit Ihrem WLAN. Eine Registrierung ist dafür nicht nötig. Die Konfiguration von Schaltzeiten, die Bedienung sowie das Auslesen des Energieverbrauchs funktionieren nun von überall.

Fotos in den Raspberry-Bilderrahmen einspielen

Das Hauptmenü der Mediencenter-Software Kodi ist übersichtlich, schick und aufgeräumt. Über den Punkt „Bilder“ kommen Sie zu Ihrer eigenen Diashow.

Das Betriebssystem XBian hinter Kodi ist mit aktuellen USB-Geräten gut vertraut. Die Speichermedien sind somit Hot-plug-fähig. Bedeutet: Einstecken und loslegen. Klicken Sie im Hauptmenü auf „Bilder“. Sie sehen womöglich bereits angeschlossene externe Festplatten und die Punkte „Bilder-Addons“ und „Bilder hinzufügen“. Wenn Sie Ihren USB-Stick mit den Fotos nun in den Raspberry Pi stecken, taucht unten rechts eine Nachricht auf: der Pi hat Ihren Stick erkannt, und dieser ist nun auch im Bilder-Menü sichtbar. Klicken Sie doppelt auf den Stick mit seiner Bezeichnung. Sie sehen alle Bilder, die auf dem Stick gespeichert sind. Zudem stellt Kodi die Fotos rechts in einer kleinen Vorschau dar. Um nun Ihre Diashow zu starten, fahren Sie mit der Maus links über den Pfeil am Bildschirmrand. Hier können Sie die Fotos nach Belieben sortieren, bestimmte Bilder per Filter außen vor lassen und letztlich die Präsentation starten. Klicken Sie dafür einfach auf „Diashow“. Besonders praktisch: falls Sie einmal ein größeres Publikum mit Ihren Fotos begeistern möchten, brauchen Sie nicht extra auf eine grundlegend andere Technik umzusatteln. Schließen Sie einfach einen Beamer über den HDMI-Anschluss an. Ob Beamer oder Monitor: für diesen Weg benötigen Sie stets entweder Maus und Tastatur oder die App auf Ihrem Smartphone/Tablet. Eine Diashow mit Ihren Fotos kann aber auch automatisch starten – ganz ohne umständliches Geklicke.

Kodi für den Bilderrahmen austricksen

USB-Stick mit Bildern anschließen, auf „Bilder“ klicken und schon finden Sie Ihre Aufnahmen im Mediencenter.

Für die direkte und automatische Wiedergabe Ihrer Bilder müssen Sie entweder ein Python-Script schreiben oder einen kleinen Trick anwenden: Anstelle von komplexen Code oder des Bordmittels der Diashow verwenden wir einfach einen Bildschirmschoner. So werden die Fotos unmittelbar nach dem Bootvorgang ohne Ihr Zutun angezeigt. Da letztlich keine Maus oder Tastatur am Pi angeschlossen ist, wird der Bildschirmschoner auch nicht einfach so beendet. Klicken Sie dafür im Hauptmenü auf „Optionen“ und wählen Sie im neuen Menü den Punkt „Darstellung“ aus. Links sehen Sie nun den Eintrag „Bildschirmschoner“. Da Kodi in Reinform nur künstlerisch-verspielte Bildschirmschoner dabei hat, müssen Sie zunächst den Richtigen installieren: Picture Slideshow Screensaver ist da Ihr bester Kandidat. Klicken Sie dafür auf „Bildschirmschonermodus“ und anschließend oben rechts auf „Mehr...“. Scrollen Sie nun in der Liste möglicher Bildschirmschoner nach unten, bis Sie den den Picture Slideshow Screensaver sehen. Klicken Sie ihn an – fertig. Der Bildschirmschoner wird installiert.

Die Diashow soll lieber automatisch starten? Installieren Sie einfach den Bildschirmschoner Picture Slideshow Screensaver – damit können Sie Ihre Fotos automatisch anzeigen lassen.

Nun müssen Sie dem frisch installierten Stück Software noch beibringen, welche Fotos es abspielen soll. Klicken Sie dafür im Bildschirmschoner-Menü auf „Einstellungen“. Im Abschnitt namens „Basis“ können Sie nun die Quelle der Fotos angeben: ihren bereits angeschlossenen USB-Stick. Klicken Sie dafür solange auf den Pfeil in der Zeile zur Angabe der Quelle der Diashow-Bilder, bis dort „Bildordner“ steht. Direkt in der Zeile darunter geben Sie Ihren USB-Stick als Quelle an. Wo der nun wieder zu finden ist? Ganz leicht! Externe Speichermedien werden in Linux-Systemen über das Root-Verzeichnis ausgewählt. Klicken Sie also auf „Ordner“ und wählen Sie „Root-Dateisystem“. Aus der Liste der Ordner klicken Sie nun auf „media“. Darin erkennen Sie Ihren USB-Stick anhand seiner Bezeichnung. Wählen Sie ihn an und klicken Sie rechts auf „Ok“. Nun können Sie noch Effekte, Dauer der Darstellung und – falls gewünscht – den Abdunkelungsgrad einstellen. Bestätigen Sie Ihre Einstellungen mit einem abschließenden Klick auf „Ok“. Mit diesem Trick benötigen Sie nun weder Tastatur und Maus. Ziehen Sie daher beide Geräte vom Raspberry Pi ab.

Bilderrahmen an die Wand oder auf den Tisch?

Wo Sie am Ende Ihren eigenen Bilderrahmen aufstellen, ist natürlich ganz Ihnen überlassen. Eine Möglichkeit wäre etwa ein Sideboard. Alternativ können Sie den Pi samt Monitor auch an die Wand hängen oder mithilfe eines Beamers eine spektakuläre Inszenierung aufbauen. Falls Sie den Monitor samt Raspberry Pi an die Wand dübeln möchten, setzen Sie den kleinen Rechner auf jeden Fall in eins der passenden Gehäuse ein. Mit einer Heißklebepistole befestigen Sie das Kunststoffgehäuse problemlos an einer freien Stelle auf der Rückseite des Monitors. Achten Sie beim Anbringen an der Wand darauf, dass der Abstand passt: Verwenden Sie zur Not längere Schrauben oder am besten die vom Hersteller empfohlene Wandhalterung für Ihren Bildschirm.

Fertig. Der Pi sitzt sicher im Gehäuse und ein paar Tropfen Heißkleber lassen ihn fest an der Rückseite des Monitors haften. Nun noch den Sockel ab und den digitalen Self-Made-Bilderrahmen mit kräftigen Schrauben an die Wand hängen

Fazit

Herzlichen Glückwunsch. Mit einem Raspberry Pi 2, etwas Geduld und der genialen Medien-Software Kodi haben Sie sich die ideale Darstellungsplattform für Ihre Fotos gebastelt. Die Bedienung ist viel einfacher als bei handelsüblichen digitalen Bilderrahmen und neben Fotos und Videos sortiert der Himbeer-Computer auch Ihre Serien und Filme oder er verwaltet Ihre Daten – ein echtes Mediencenter eben, das nach einem Neustart direkt Ihre schönsten Fotos optimal darstellt.

Die digitale Fernbedienung von Kodi

Android-App Kore ermöglicht die Fernbedienung von Kodi auf dem Raspberry Pi und zeigt gleichzeitig das aktuell laufende Diashow-Programm an.

Wer braucht schon Tastatur und Maus wenn man ein Smartphone oder Tablet hat? Die Apps Kore für Android und Kodi Remote für iOS steuern alle wesentlichen Funktionen von Kodi über Ihr mobiles Gerät. Besser noch: Selbst eine richtige Fernbedienung mit Steuerkreuz ist in den Anwendungen eingebaut. Die Installation ist bei beiden Versionen denkbar einfach: Sobald der Raspberry Pi mit XBian in Ihrem Netzwerk eingeklinkt ist, findet ihn die App. Ob Android oder iOS: Beide Versionen können nach vorhandenen XBian-Systemen suchen. Im Test klappte dies tadellos und es war nach kurzen Augenblicken möglich, das Mediencenter mit dem Smartphone und Tablet zu steuern.

(PC-Welt/ad)