Wer als IT-Manager die Bereiche Server, Storage und Data Center verantwortet, steht vor einer Fülle von Herausforderungen. Sie reichen vom ungebremsten Datenwachstum über neue Server-, Storage- und Virtualisierungskonzepte bis hin zu Personalengpässen und den noch immer weitverbreiteten Legacy-Anwendungen im Rechenzentrum.
Gartner-Analyst Rakesh Kumar erläutert die zehn wichtigsten Trends in der IT-Infrastruktur und wie IT-Manager darauf reagieren sollten. Kumar betreut bei Gartner die Themen Server, Storage und Data Center.
Trend 1: Virtualisierung erfasst alle IT-Bereiche
"Virtualisierung steht noch ganz am Anfang", lautet eine provokante These des Gartner-Experten. Eines Tages werde sich die gesamte Unternehmens-IT (Server, Storage, Netze, Desktops, Applikationen) nur noch als ein einziges logisches System darstellen. Allein die Anzahl virtualisierter PCs werde von weniger als fünf Millionen im Jahr 2007 auf rund 660 Millionen im Jahr 2011 steigen.
Damit einher gingen tief greifende Veränderungen in Business- und IT-Abteilungen. Sie beträfen sowohl die Art, wie IT beschafft, verwaltet und genutzt werde, als auch die Methoden für das Software-Pricing und die Lizenzmodelle. Die Vorteile einer umfassenden Virtualisierung liegen laut Kumar auf der Hand: weniger physikalische IT-Komponenten, bessere Auslastung, Energieeinsparungen und ein niedrigerer Kapitalbedarf. Hinzu kämen Verbesserungen bezüglich Hochverfügbarkeit, Management und Security in einer virtualisierten Infrastruktur.
To-Dos für IT-Manager:
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Prüfen Sie Ihre IT-Konsolidierungspläne. Können Sie noch mehr tun?
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Haben Sie alle Virtualisierungsvarianten berücksichtigt?
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Haben Sie einen Plan? Virtualisierung ist ein Prozess, kein einmaliges Projekt!
Trend 2: Ungebremstes Datenwachstum
Die in Unternehmen gespeicherte Datenmenge wächst innerhalb der kommenden fünf Jahre um 800 Prozent, lautet eine weitere Gartner-Prognose. 80 Prozent der Steigerungen entfallen demnach auf unstrukturierte Daten, was die Verwaltung zusätzlich erschwert. Trotzdem müssen IT-Verantwortliche weiter mit knappen oder gar reduzierten Budgets auskommen. Die führenden IT-Anwenderunternehmen versuchen, Storage-Systeme besser auszulasten und zu managen, berichtet Kumar. Dabei spielen Virtualisierungs- und Deduplizierungstechniken eine wichtige Rolle, aber auch Tiering-Konzepte, die eine Klassifizierung der Datenbestände in wichtige und weniger wichtige Informationen zum Ziel haben.
To-Dos für IT-Manager:
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Virtualisieren Sie Storage-Systeme jetzt. Nutzen Sie Deduplizierungstechniken.
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Bewerten Sie alle laufenden Daten-Inputs. Behalten Sie nur, was Sie wirklich brauchen.
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Segmentieren und priorisieren Sie die Datenbestände.
Trend 3: Energieeffizienz und Monitoring der IT
Data Center konsumieren 40-mal mehr Energie als die Büros, die sie mit IT-Diensten versorgen, hat Gartner ausgerechnet. Doch nicht nur aus diesem Verhältnis ergibt sich für IT-Verantwortliche ein erhöhter Handlungsdruck. Mit dem Trend zur IT-Konsolidierung und der höheren Packungsdichte von IT-Komponenten rückt auch der damit verbundene Stromverbrauch stärker in den Mittelpunkt.
IT-Verantwortliche haben erkannt, dass viele Systeme schlecht ausgelastet sind und trotzdem viel Energie verbrauchen. Ein durchschnittlicher x86-Server, der eingeschaltet ist, aber nur im Idle-Modus läuft, verursacht laut Gartner rund 65 Prozent des angegebenen Maximalverbrauchs. Wenn Unternehmen nicht messen, welche Workloads auf welchen Servern laufen, verschwenden sie womöglich sehr viel Energie, mahnt Kumar. Einen Hebel für mehr Effizienz bieten auch Automatisierungs- und Monitoring-Systeme.
To-Dos für IT-Manager:
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Nutzen Sie Metriken wie PUE (Power Usage Effectiveness) und PPE (Power to Performance Effectiveness), um die Energieeffizienz Ihrer IT-Infrastruktur zu messen.
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Planen Sie eine kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz in kleinen Schritten.
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Prüfen Sie, wie sich Automatisierung und Monitoring der IT mithilfe des Itil-Frameworks und von CMDB-Systemen verbessern lassen.
Trend 4: Unified Communications und Collaboration
Unternehmen müssen sich auf eine neue Generation von Mitarbeitern einstellen, die eine ganze Reihe unterschiedlicher Kommunikationsmöglichkeiten nutzt. Dazu bedarf es laut Gartner einer Roadmap für die Migration auf Unified Communications (UC).
Die meisten Organisationen nutzen in Sachen UC eine Mischung unterschiedlichster Produkte von mehreren Herstellern. Diese Insellösungen gelte es zu erfassen und einzudämmen. Gartner empfiehlt eine Konzentration auf einige wenige wichtige Anbieter und Produkte.
To-Dos für IT-Manager:
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Recherchieren Sie, ob Ihre Softwarelieferanten die Potenziale von UC nutzen und welche Strategie sie verfolgen.
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Prüfen Sie, ob es noch andere Business-Szenarien als die bestehenden für den UC-Einsatz gibt.
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Denken Sie auch an die Kombination aus mobilen Plattformen und UC, um einen Business Case für UC zu finden.
Trend 5: Mitarbeiter halten und weiterbilden
In den meisten IT-Abteilungen finden sich Experten mit tiefen Kenntnissen auf einem oder mehreren technischen Fachgebieten. Ihr Erfolg und ihr Ansehen im Unternehmen beruhen auf diesem Know-how. Daneben gibt es Generalisten, die vor allem das Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien und die Wechselwirkungen mit dem Business beurteilen können.
Prüfen Sie einmal objektiv, welche Mitarbeiter in Ihrer IT-Abteilung den größten Wertbeitrag bringen, empfiehlt Kumar. In den meisten Fällen seien es eher die Generalisten und die Business-affinen Kollegen, die regelmäßig auch komplexe Projekte erfolgreich zu Ende führten. Leider sind solche universell einsetzbaren Fachkräfte schwer zu finden. Unternehmen müssten darauf mit einer gezielten Weiterbildungskultur reagieren. Die effektivsten IT-Mitarbeiter seien stets darauf bedacht, Neues zu lernen.
To-Dos für IT-Manager:
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Holen Sie die Mitarbeiter aus ihrer Komfortzone.
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Ermöglichen und belohnen Sie stetiges Lernen im Unternehmen.
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Erweitern Sie die Kenntnisse Ihrer IT-Experten sukzessive um weitere Disziplinen und geben Sie ihnen Gelegenheit, ihr Know-how im Business-Kontext im Rahmen von Projekten zu erweitern.
Trend 6: Social Networks - sind Sie bereit?
Man muss nicht erst die mehr als 500 Millionen Facebook-Benutzer bemühen, um die rapide wachsende Bedeutung von Social Networks zu belegen. Entscheidend für IT-Manager sollte sein: Facebook, Twitter, LinkedIn und Co. verändern die Gesellschaft und damit auch das Business vieler Unternehmen. Das trifft besonders auf die jüngeren Mitarbeiter zu, die jetzt in die Firmen drängen.
IT-Verantwortliche müssen darauf vorbereitet sein, warnt Gartner-Experte Kumar. Sein Rat: Denken Sie über mögliche "soziale" Dimensionen Ihrer Websites und Applikationen nach. Kategorisieren Sie etwa Geschäftsprozesse in eher strukturierte und eher unstrukturierte Abläufe. Prüfen Sie, inwieweit letztere Gruppe von sozialen Plattformen und Techniken profitieren kann und wie sich auf diese Weise deren Wertbeitrag im Unternehmen steigern lässt.
To-Dos für IT-Manager:
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Beschäftigen Sie sich mit Nutzungsmustern von Social Networks.
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Entwickeln Sie einen Code of Conduct für das Nutzen von sozialen Medien.
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Beobachten Sie, welche Themen in den Social Networks diskutiert werden.
Trend 7: Legacy-Migrationen: Windows und Office
Dass Microsoft den Support für Windows XP zum April 2014 endgültig einstellt, ist mittlerweile hinreichend bekannt. Trotzdem haben längst noch nicht alle Unternehmen eine Migration auf Windows 7 in Angriff genommen. Gartner rät in diesem Kontext zu raschem Handeln. Etliche unabhängige Softwarehäuser (ISVs) hätten schon 2010 aufgehört, neue Softwareversionen für den Betrieb unter Windows XP zu testen. Bis zum Jahr 2012 werde dies der Normalfall sein.
Für IT-Verantwortliche bedeute dies, dass sie neue Releases geschäftskritischer Anwendungen womöglich schon lange vor dem offiziellen Support-Ende von Windows XP nur noch unter Windows Vista oder Windows 7 betreiben könnten. Eine konservative Planung sollte deshalb darauf abzielen, möglichst alle Anwender bis zum Jahresende 2012 auf Windows 7 migriert zu haben. Unternehmen, die über den April 2014 hinaus einen Custom Support für Windows XP benötigen, müssten mit Gebühren von mindestens 200.000 Dollar im ersten Jahr rechnen. Ähnliches gibt Gartner auch bezüglich Office 2003 zu bedenken, dessen Support ebenfalls im April 2014 endet.
To-Dos für IT-Manager:
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Entwickeln Sie einen Fahrplan für die Migration.
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Machen Sie eine Bestandsaufnahme und klassifizieren alle Applikationen und Benutzer.
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Prüfen Sie, inwieweit Ihre wichtigsten Softwarelieferanten ältere Windows- und Office-Versionen unterstützen.
Trend 8: Packungsdichte - mehr IT auf immer weniger Raum
In modernen Rechenzentren werden Server-, Storage- und andere IT-Ressourcen immer dichter gepackt. Alle zwei Jahre verdoppelt sich beispielsweise die Anzahl der verfügbaren Cores auf einem Prozessor, berichtet Gartner. So lässt sich mehr Leistung aus einem gegebenen Raumangebot herausholen. Doch was Experten oft als vertikale Skalierbarkeit bezeichnen, birgt auch Nachteile. So steigt etwa die Hitzeentwicklung von immer dichter gepackten Serversystemen, was wiederum die Anforderungen an eine effiziente Kühlung erhöht. Ebenso wächst der Energieverbrauch.
Eine Schlüsseltechnik in diesem Kontext ist die Virtualisierung, erläutert Gartner-Analyst Kumar. Sie ermöglicht es nicht nur, vertikal besser zu skalieren, sondern auch, Platz zu sparen und IT-Ressourcen schneller zur Verfügung zu stellen. Dabei erhöht sich zudem die Auslastung der eingesetzten Rechner.
To-Dos für IT-Manager:
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Analysieren Sie die Auslastung Ihrer IT-Systeme und achten Sie dabei besonders auf Lastspitzen und Zeiten geringer Beanspruchung.
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Setzen Sie das Serverwachstum in Beziehung zu den daraus resultierenden höheren Anforderungen an Kühlung und Stromverbrauch.
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Installieren Sie ein "Facilities-Team", das sich vorrangig mit solchen Aufgaben befasst.
Trend 9: Cloud Computing
Der Hype um den Begriff Cloud Computing verstellt bisweilen den Blick auf die eigentlichen Vorteile des Konzepts, moniert Gartner-Mann Kumar. Auch wenn Kostenersparnisse für kleinere Unternehmen ein schlagendes Argument sein mögen, lägen die größten Nutzenpotenziale eher in einem Zugewinn an Elastizität und Skalierbarkeit.
Eben diese Vorzüge sollten IT-Verantwortliche im Auge behalten, wenn sie Cloud-Services evaluieren. Etliche standardisierte IT-Dienste aus der Wolke sind heute marktreif und könnten durchaus auch in größeren Unternehmen dazu beitragen, die berüchtigten operativen Kosten des IT-Betriebs einzudämmen. Nichtsdestotrotz geht auch Gartner davon aus, dass die Private Cloud für einen längeren Zeitraum das dominierende Betriebsmodell bleiben wird.
To-Dos für IT-Manager:
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Finden Sie heraus, welche Commodity-Services ihre IT erbringt und inwieweit sich diese auch aus der Cloud beziehen lassen.
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Evaluieren Sie Cloud-Modelle für die interne Nutzung.
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Kategorisieren Sie Anwendungen und IT-Services auf der Basis von SLAs, bevor Sie in Sachen Cloud aktiv werden.
Trend 10: Fabric Computing
Den Begriff Fabric Computing verwendet Gartner meist synonym mit der sogenannten Infrastructure Convergence. Dahinter steht die Idee einer vertikalen Integration von Server-, Storage- und Network-Komponenten mithilfe einer speziellen Managementsoftware.
Eine "Converged Infrastructure", wie sie inzwischen einige große IT-Anbieter propagieren, erlaubt es, einzelne hoch standardisierte "Building Blocks" rasch zu Ressourcen-Pools zusammenzusetzen oder zu verändern, um so schneller auf wechselnde Anforderungen reagieren zu können. Dabei kann es sich sowohl um physische als auch um virtuelle Pools handeln, die nur per Software verbunden sind. Unterm Strich sollen sich dadurch die im Data Center vorgehaltenen Ressourcen optimieren und effizienter nutzen lassen.
To-Dos für IT-Manager:
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Evaluieren Sie die einschlägigen Konzepte der IT-Anbieter; seien Sie vorbereitet, wenn Ihnen entsprechende Systeme offeriert werden.
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Entwickeln Sie eine langfristige Data-Center-Strategie, die Fabric-Computing-Aspekte berücksichtigt.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)