Der IBM Workplace ist die Weiterentwicklung des IBM WebSphere Portal Server und hat das Ziel, zu einer Plattform zu werden, auf der sich alleAnwendungen finden, die ein Benutzer an seinem „Arbeitsplatz“ benötigt. Entsprechend geht es beim Blick auf den Workplace auch nicht nur darum, die Basistechnologie weiterzuentwickeln, sondern insbesondere auch um die Anwendungen, die auf diesem Workplace basieren.
Die Grundkomponenten
Die Basis für den IBM Workplace sind die IBM Workplace Collaboration Services. Diese befinden sich derzeit in der Version 2.5 und werden demnächst auf die Version 2.6 aktualisiert. Sie umfassen neben dem WebSphere Portal Server und dem darunter liegenden WebSphere Application Server eine Reihe weiterer Anwendungen wie das Workplace Messaging. Die Collaboration Services und ihre Funktionen wurden in Expert’s inside Lotus Notes/Domino, Ausgabe 13 2005, ausführlich besprochen. Der Client-Zugriff kann über drei Ansätze erfolgen:
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Der einfachste Weg ist die Verwendung eines Browsers. Allerdings muss man in diesem Fall deutliche Einschränkungen in Bezug auf die Funktionalität und die Bedienbarkeit des Interfaces hinnehmen.
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Die Alternative dazu ist der Managed Client, der auf Eclipse basiert und lokal auf den Zielsystemen ausgeführt wird. Da die Konfiguration aber vollständig zentral über den Server erfolgt, wird eine vergleichbare Zentralisierung wie beim Browser mit dem Vorteil eines wesentlich leistungsfähigeren Frontends erreicht. Der größte Wermutstropfen dabei ist sicherlich der hohe Ressourcenbedarf dieser Anwendung.
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Schließlich gibt es noch die Workplace Client Technology,Micro Edition, die sich aktuell in der Version 5.7 befindet. Dabei handelt es sich um eine Ausführungsumgebung für mobile Endgeräte. Von diesem Produkt steht auch eine Enterprise Offering zur Verfügung, die die Funktionalität deutlich erweitert. Dabei handelt es sich um eine spezielle Variante einer Middleware, mit der viele bestehende Anwendungen für die Ausführung auf dem mobilen Client erweitert werden können.
Ergänzende Tools
Drei wichtige Werkzeuge ergänzen derzeit das Produkt und erweitern den Funktionsumfang des IBM Workplace:
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Der IBM Workplace Designer ist eine Entwicklungsumgebung für Anwendungen auf Basis des IBM Workplace. Darauf wurde in den vergangenen Ausgaben von Expert’s inside Lotus Notes/Domino bereits mehrfach eingegangen. Auch in diesem Heft finden sich Artikel zur Programmierung mit dieser Anwendung.
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Ganz neu ist IBM Workplace Forms, das bei Redaktionsschluss noch in Beta war. Diese Anwendung besteht aus einer Client-, einer Designer- und einer Serverkomponente und ist für
die Verarbeitung von Formularen innerhalb von Workflows gedacht. Die Formulare werden in XML repräsentiert. Das Produkt ist in seiner Grundidee vergleichbar mit Microsofts InfoPath. Der folgende Artikel gibt einen ersten Überblick über die Anwendung. -
Das dritte Produkt ist das IBM Workplace Web Content Management. Wie der Name bereits sagt, handelt es sich dabei um eine Lösung für das Content Management, die interessanterweise sowohl in einer Version für den IBM Workplace als auch in einer Version für Lotus Domino verfügbar ist. Das System erlaubt eine einfache Verwaltung des gesamten Content- Lifecycles von der Erstellung über die Publizierung und Personalisierung bis hin zur Archivierung. Die gesamte Anwendung basiert auf Portlets und ist damit voll in die Workplace-Umgebung integriert.
Außerdem können Workplace-Anwendungen auch mit anderen Entwicklungswerkzeugen insbesondere aus dem IBM WebSphere-Umfeld realisiert werden.´
Workplace Services Express
Eine spezielle Lösung sind die IBM Workplace Services Express. Dabei handelt es sich um eine vorkonfigurierte, besonders schnell zu installierende Variante der IBM Workplace Collaboration Services, die sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen richtet.
Generische Lösungen
Neben den Grundfunktionen hat IBM bei den IBM Workplace Solutions mittlerweile eine Reihe von Produkten entwickelt, die auf dem IBM Workplace basieren. Zwei davon haben generischen Charakter, können also über Branchengrenzen hinweg sinnvoll genutzt werden.
Die erste dieser Lösungen ist der IBM Workplace for Business Controls and Reporting. Mit dieser Anwendung können definierte Ziele innerhalb so genannter Control Frameworks wie Co-BIT umgesetzt werden. Die Statusberichte für di definierten Ziele werden in definierter Weise abgefragt, zusammengefasst und berichtet, so dass sich der Status der Zielerreichung jederzeit nachvollziehen lässt.
Damit lassen sich die wachsenden Herausforderungen im Bereich der Compliance, also der Einhaltung gesetzlicher und anderer Regelungen besser umsetzen. Die Zielsetzung ist, dass über Dashboards für das Management zusammengefasste Informationen verfügbar sind, wobei Instant Messaging und Teamrooms bei der Umsetzung der Anforderungen, aber auch bei der Rückkopplung zwischen dem Management und den für einzelne Ziele verantwortlichen Personen helfen.
Die zweite Lösung ist der IBM Workplace for Business Strategy Execution. Die Anwendung geht von ihrem Konzept her in eine ähnliche Richtung. Allerdings geht es weniger um die Überprüfung als darum, die oftmals komplexen und abstrakten Ziele auf Unternehmensebene in verständliche und messbare Ziele auf der Ebene kleinerer Organisationseinheiten herunterzubrechen.
Auf der anderen Seite gibt es mit Scorecards und Dashboards auch Rückkopplungsmechanismen, mit denen der Status der einzelnen Aktivitäten aggregiert und überwacht werden kann. Das System ist auch für schnelle Änderungen ausgelegt, bei denen neue Herausforderungen und Chancen schnell heruntergebrochen und in unmittelbare Aktivitäten einzelner Mitarbeiterumgesetzt werden müssen.
Mit den beiden Lösungen zeigt IBM auch die Zielrichtung des Workplace deutlich auf: einen Arbeitsplatz zu bieten, über den die wichtigsten Business-Anforderungen und wesentliche Teile der Kommunikation abgewickelt werden.
Branchenlösungen
Neben diesen beiden generischen Anwendungen gibt es eine beachtliche Liste von Branchenlösungen. Diese sind unter www.ibm.com/developerworks/workplace/products/solutions aufgeführt. Für einige Branchen wie die Telekommunikationsindustrie, den Einzelhandel, Healthcare, Automotive und eGovernment gibt es schon mehrere Lösungen.
Mit diesem Angebot möchte IBM sich auch gegen SAP und die dortigen xApps und andere Anwendungen positionieren und den Unternehmen vollständige Lösungen für die Umsetzung ihrer Geschäftsprozesse anbieten.
Lösungen von Drittanbietern
Inzwischen hat sich um den IBM Workplace herum auch ein Drittanbieter-Markt entwickelt. Etliche Hersteller bieten inzwischen Produkte für den IBM Workplace an, die dessen Funktionalität erweitern. Ein vollständiger Überblick findet sich unter http://catalog.lotus.com/wps/portal/portalworkplace.Dort können Sie nach Branchen und Lösungen im Katalog suchen.
Der Katalog ist auch deshalb so umfassend, weil viele der Lösungen bereits für den IBM WebSphere Portal Server entwickelt worden waren. Entsprechend haben einige davon auch höhere Versionsnummern.
Mit den vielen Teilprodukten lassen sich aber auch komplexe Anforderungen im Unternehmen heute über den IBM Workplace abdecken – zumindest mit dem Browser-Client. Falls der Managed Client die Plattform der Wahl ist, sollte dagegen bei jeder Lösung hinterfragt werden, ob und in welcher Form dieser unterstützt wird.