Von Nixdorf bis Gates

Die wichtigsten IT-Pioniere

25.01.2016 von Simon Hülsbömer
Sie prägten die Informationsgesellschaft: Menschen, die IT-Geschichte schrieben. Wir machen uns auf die Spurensuche.

Ein Hinweis vorneweg: Die hier aufgeführte Auswahl an Persönlichkeiten ist mit Sicherheit unvollständig und keineswegs repräsentativ. Wir haben uns auf einige der Köpfe beschränkt, die die technische Entwicklung der vergangenen 120 Jahre entscheidend geprägt und vorangebracht haben. Viele Manager-Promis, Unternehmensgründer und andere Vorreiter der Informatik sind dabei auf der Strecke geblieben. Die Aufzählung ist alphabetisch nach den Nachnamen geordnet. Viel Spaß beim Stöbern!

Marc Andreessen (*1971)

Er gründete die Netscape Communications Corporation und entwickelte Mosaic, den ersten weit verbreiteten Webbrowser. Andreessen ist immer noch an einer ganzen Reihe Start-ups beteiligt, entwickelte unter anderem mit am Webbrowser RockMelt, der mittlerweile Yahoo gehört.

Andreas von Bechtolsheim (*1955)

Der deutsche Informatiker lebt im Silicon Valey und begründete 1982 Sun Microsystems mit. Als einer der ersten Google-Investoren wurde von Bechtolsheim in den späten Neunzigern milliardenschwer.

Tim Berners-Lee (*1955)

Der britische Informatiker erfand die Hypertext Markup Language (HTML) und begründete dadurch das World Wide Web. Mittlerweile ist er Vorsitzender des W3C (World Wide Web Consortium) und lehrt am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Sergey Brin (*1973)

Der Russe entwickelte gemeinsam mit Larry Page Mitte der Neunziger die Suchmaschine Google. Brin ist heute Multimilliardär und Google Technologie-Chef.

Ward Cunningham (*1949)

Der US-Programmierer begründete im Jahr 1995 das WikiWikiWeb, das erste Wiki überhaupt, was entsprechend als Grundlage vieler Web-2.0-Techniken angesehen werden kann. Cunningham ist derzeit als CTO beim Webverzeichnis AboutUs.org tätig.

IT-Pioniere
IT-Pioniere
Sie prägten die Informationsgesellschaft: Menschen, die IT-Geschichte schrieben. Wir machen uns auf die Spurensuche.
Eric Danke (*1940)
Unter der Leitung des deutschen Informatikers wurde ab 1975 BTX entwickelt, der erste Online-Dienst mit einem Massenpublikum (Killerapplikation: Online Banking). Daraus ging später T-Online hervor. Danke hatte auch den Spitznamen BTX-Papst. (Andreas Dripke, euro. marcom)
Bill Gates (*1955)
Gates ist heute der bekannteste IT-Pionier überhaupt. Er gründete gemeinsam mit Paul Allen im Jahr 1975 die Microsoft Corporation, die die Betriebssysteme MS-DOS und Windows auf den Markt brachte. Seit 2008 kümmert sich Gates gemeinsam mit Ehefrau Melinda ausschließlich um seine eigene Stiftung und ist nebenbei mit rund 73 Milliarden Dollar Privatvermögen der aktuell reichste Mann der Welt. (Foto: Flickr.com)
James Gosling (*1955)
Gosling entwickelte in den frühen Neunzigern die objektorientierte Programmiersprache Java. Die ursprünglich "Oak" genannte Sprache ist plattformunabhängig und heute die wohl häufigst genutzte Programmiersprache der Welt. Gosling arbeitete fast 30 Jahre bei Sun Microsystems und kümmert sich heute bei Liquid Robotics um Wasserforschungs-Software. (Foto: CW-Archiv)
Paul Mockapetris (*1948)
1983 entwarf Mockapetris das Domain Name System (DNS), das sprechende Domains nach IP-Adressen auflöste und auf dem später das gesamte World Wide Web aufgebaut wurde. Heute ist Mockapetris Chairman bei Nominum, das DNS-Lösungen für TK-Unternehmen entwickelt. Nominum implementierte übrigens auch die DNS-Umleitungs-Technologie für das im Jahr 2011 vom Deutschen Bundestag verabschiedete "Zugangserschwerungsgesetz" zur Sperrung von Webseiten, das kurze Zeit später wieder außer Kraft gesetzt wurde. (Foto: Nominum)
Heinz Nixdorf (*1925, †1986)
Der deutsche Unternehmer entwickelte in den Sechzigern eine Rechenmaschine auf Röhrenbasis und war später maßgeblich am Siegeszug der Kleincomputer beteiligt. Die 1968 gegründete Nixdorf Computer AG wurde in den Siebzigern zum Marktführer und machte Nixdorf zu DEM deutschen Computerpionier. Sein Tod war so spektakulär wie sein Leben: Er starb auf der CeBIT 1986 an einem Herzinfarkt. (Foto: Jan Braun/HNF)
Ray Noorda (*1924, †2006)
Der amerikanische Geschäftsmann führte das Konzept der Netzbetriebssysteme ein und gründete 1982 Novell, Microsofts Gegenspieler in den Neunzigern. (Foto: CW-Archiv)
Larry Page (*1973)
Er war gemeinsam mit Sergey Brin Gründer von Google und gab dem PageRank-Suchalgorithmus seinen Namen, einem Werkzeug, an dem sich heute Wettbewerber, Webmaster und Medienhäuser in der ganzen Welt immer wieder die Zähne ausbeißen.
Claude Shannon (*1916, †2001)
Der amerikanische Mathematiker ist Mitautor des Shannon-Theorem, der grundlegenden Arbeit der Informationstheorie. Auf deren Basis arbeiten beispielsweise alle heutigen DSL-Modems. (Foto: MT Museum/HNF)
Travis Kalanick (*1976)
Der amerikanische Unternehmer gründete gemeinsam mit Garrett Camp im Jahr 2009 das Transportvermittlungs-Start-Up Uber, das seitdem den Taximarkt umkrempelte. Kalanick steht Uber bis heute als CEO vor.
Jack Kilby (*1923, †2005)
Der US-Ingenieur gilt als Miterfinder der integrierten Schaltung - zsusammen mit Robert Noyce. Kilby erhielt den Nobelpreis für Physik und gilt als "Vater des Mikrochips".
Jack Ma (*1964)
Der chinesische Unternehmer und Philantrop ist Gründer und CEO der Internet-Unternehmensgruppe Alibaba Group. Zunächst war er als Lehrer und Dozent für Englisch tätig, bevor er ins Web-Business einstieg und zu einem der einflussreichsten IT-Macher und vermögendsten Menschen der Welt aufstieg.
Marissa Mayer (*1975)
Die Vorstandsvorsitzende von Yahoo (seit 2012) studierte Informatik in Stanford und kam nach Forschungsjobs in der Schweiz Anfang 1999 als 20. Mitarbeiterin zu Google. Pionierarbeit leistete sie beim Desgin der schlichten Google-Suche und zeichnete danach für sämtliche Produktinnovationen von Google verantwortlich. Mitte 2012 schließlich wechselte sie zu Yahoo in die Geschäftsführung.

Eric Danke (*1940)

Unter der Leitung des deutschen Informatikers wurde ab 1975 BTX entwickelt, der erste Online-Dienst mit einem Massenpublikum (Killerapplikation: Online Banking). Daraus ging später T-Online hervor. Danke hatte auch den Spitznamen BTX-Papst.

John Presper Eckert (*1919, †1995)

Er erbaute gemeinsam mit John William Mauchly den ersten Röhren-Computer ENIAC und dessen Nachfolgemodell EDVAC. Eckert war dabei überwiegend für die Entwicklung der Hardware zuständig.

Bill Gates (*1955)

Als Microsoft noch wild war: Bill Gates in frühen Jahren...
Foto: Flickr.com

Gates ist heute der bekannteste IT-Pionier überhaupt. Er gründete gemeinsam mit Paul Allen im Jahr 1975 die Microsoft Corporation, die die Betriebssysteme MS-DOS und Windows auf den Markt brachte. Seit 2008 kümmert sich Gates gemeinsam mit Ehefrau Melinda ausschließlich um seine eigene Stiftung und ist nebenbei mit rund 73 Milliarden Dollar Privatvermögen der reichste Mann der Welt.

James Gosling (*1955)

Gosling entwickelte in den frühen Neunzigern die objektorientierte Programmiersprache Java. Die ursprünglich "Oak" genannte Sprache ist plattformunabhängig und heute die wohl häufigst genutzte Programmiersprache der Welt. Gosling arbeitete von 1984 bis 2010 bei Sun Microsystems und war dort zuletzt CTO der Produktentwicklergruppe. Nach einigen Monaten bei Google ist er seit Mitte 2011 für das kalifornisch Unternehmen Liquid Robotics, das Wasserforschungsfahrzeuge produziert, als Chef-Softwareentwickler tätig.

Herman Hollerith (*1860, †1929)

Der amerikanische Ingenieur entwickelte in den 1880er-Jahren das Hollerith-Lochkartenverfahren in der Datenverarbeitung. Es beschleunigte einfache Zählprozesse um ein Vielfaches: So wurden die US-Volkszählung 1890 und die erste russische Volkszählung mit seinen Maschinen, die damals noch vermietet anstatt verkauft wurden, ausgeführt. 1896 gründete Hollerith die Tabulating Machine Company, die später mit der Computing Scale Corporation und der International Time Recording Company zur Computing Tabulating Recording Corporation (CTR) fusionierte. Kurz vor Holleriths Tod bekam CTR im Jahr 1924 einen neuen Namen: International Business Machines Corporation - oder kurz: IBM.

Steve Jobs (*1955, †2011)

Er gründete 1976 zusammen mit Steve Wozniak die Apple Inc. und war lange Zeit ihr CEO. Durch Apple wurde der Heimcomputer populär - darüber hinaus gilt die US-Firma als das neben Google innovativste IT-Unternehmen der Welt. Seit Jobs' Abgang und seinem krebsbedingten Tod kurze Zeit später leitet Tim Cook den Konzern.

John Kemeny (*1926, †1992)

Der amerikanische Mathematiker erfand 1963 gemeinsam mit Thomas Eugene Kurtz am Dartmouth College die Programmiersprache BASIC. Durch BASIC konnte Microsoft, das sich gründete, um einen BASIC-Interpreter für den PC zu vertreiben, am Markt überhaupt erst Fuß fassen.

Thomas Eugene Kurtz (*1928)

Der amerikanische Mathematiker und Informatiker entwickelte mit John Kemeny zusammen die Programmiersprache BASIC.

Gottfried Wilhelm Leibniz (*1646, †1716)

Der deutsche Philosoph und Wissenschaftler entwickelte die erste Rechenmaschine der Welt. Sie konnte bereits Rechenoperationen in den vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division mechanisch automatisiert realisieren. Die Rechenmaschine kann somit als legitime Vorgängerin des Computers betrachtet werden. Nach Leibniz sind heute viele deutsche Forschungseinrichtungen und Universitäten benannt.

John William Mauchly (*1907, †1980)

Er erbaute gemeinsam mit John Presper Eckert den ersten Röhren-Computers ENIAC und dessen Nachfolgemodell EDVAC. Mauchly kümmerte sich vorwiegend um das konzeptionelle Design.

Bob Metcalfe (*1946)

Metcalfe gilt als Erfinder des Ethernet. Während seiner Doktorarbeit an der Harvard University Anfang der 70er Jahre beschäftigte er sich im Xerox Palo Alto Research Center mit der Vernetzung von Firmenrechnern. Er entwickelte im Zuge dessen gemeinsam mit David Boggs die kabelbasierte Netztechnologie Ethernet. Später gründete Metcalfe 3Com.

Paul Mockapetris (*1948)

1983 entwarf Mockapetris das Domain Name System (DNS), das sprechende Domains nach IP-Adressen auflöste und auf dem später das gesamte World Wide Web aufgebaut wurde. Heute ist Mockapetris Chairman bei Nominum, das DNS-Lösungen für TK-Unternehmen entwickelt. Nominum implementierte übrigens auch die DNS-Umleitungs-Technologie für das im Jahr 2011 kurzzeitig geltende, sehr umstrittene deutsche "Zugangserschwerungsgesetz" zur Sperrung von Webseiten.

Gordon Moore (*1929)

Der US-Amerikaner begründete Intel und ist Zitat- sowie Namensgeber des "Mooreschen Gesetzes", nach dem sich die Anzahl der auf einem Chip unterzubringenden Schaltkreise alle zwei Jahre verdoppelt. Nach langen Jahren als Intel-Vorstand ist Moore heute Chairman Emeritus und nach wie vor zweitgrößter Intel-Aktionär.

Robert Morris (*1965)

Der US-Informatiker und Sohn des damaligen Leiters des zur NSA gehörenden National Computer Security Centers programmierte 1988 mit "Morris" den ersten Internetwurm, der großen Schaden anrichtete. Eine Bewährungsstrafe, 400 Arbeitsstunden und rund 150.000 Dollar Straf- und Gerichtskosten später ist Morris seit 1999 Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

John von Neumann (*1903, †1957)

Der österreichisch-ungarische Informatiker entwickelte neben zahlreichen militärischen Industriearbeiten den "Von-Neumann-Rechner" - einen Computer, in dem Daten und Programm binär codiert im selben Speicher liegen. Diese Rechnerarchitektur erlaubte es erstmals, Programmbestandteile im laufenden Betrieb zu verändern.

Heinz Nixdorf (*1925, †1986)

Der deutsche Unternehmer entwickelte in den Sechzigern eine Rechenmaschine auf Röhrenbasis und war später maßgeblich am Siegeszug der Kleincomputer beteiligt. Die 1968 gegründete Nixdorf Computer AG wurde in den Siebzigern zum Marktführer und machte Nixdorf zu DEM deutschen Computerpionier. Sein Tod war so spektakulär wie sein Leben: Er starb auf der CeBIT 1986 an einem Herzinfarkt.

Ray Noorda (*1924, †2006)

Der amerikanische Geschäftsmann führte das Konzept der Netzbetriebssysteme ein und gründete 1982 Novell, Microsofts Gegenspieler in den Neunzigern.

Larry Page (*1973)

Er war gemeinsam mit Sergey Brin Gründer von Google und gab dem PageRank-Suchalgorithmus seinen Namen, einem Werkzeug, an dem sich heute Wettbewerber, Webmaster und Medienhäuser in der ganzen Welt immer wieder die Zähne ausbeißen.

Dennis Ritchie (*1941, †2011)

Der amerikanische Informatiker entwickelte zusammen mit Ken Thompson das erste Unix-Betriebssystem. Gemeinsam mit Thompson und Brian Kernigham entwickelte er zudem die Programmiersprache C.

Claude Shannon (*1916, †2001)

Der amerikanische Mathematiker ist Mitautor des Shannon-Theorem, der grundlegenden Arbeit der Informationstheorie. Auf deren Basis arbeiten beispielsweise alle heutigen DSL-Modems.

Richard Stallman (*1953)

Stallman ist einer der Vorreiter der freien Software. Er gründete das GNU-Projekt und trug maßgeblich auch zum Erfolg des offenen Betriebssystems Linux bei. Stallman war erster Präsident der Free Software Foundation, mit der er die GNU General Public License entwickelte.

Ken Thompson (*1943)

Der amerikanische Informatiker entwickelte zusammen mit Dennis Ritchie das erste Unix-Betriebssystem. Gemeinsam mit Ritchie und Brian Kernigham entwickelte er zudem die Programmiersprache C.

Linus Torvalds (*1969)

Der Finne programmierte Anfang der 90er Jahre das offene Betriebssystem Linux. Er koordiniert die Entwicklung seines Kernels heute noch.

Alan Turing (*1912, †1954)

Der britische Mathematiker entwickelte die Turing-Maschine, eines der grundlegenden Konzepte der Informatik, auf dem maschinennahe Programmiersprachen auch heute noch basieren. Schöne Randnotiz: Turing starb angeblich am ersten Biss in einen von ihm selbst vergifteten Apfel und soll damit die Inspiration für das Apple-Firmenlogo gegeben haben.

Alessandro Volta (*1745, †1827)

Der italienische Graf und Physiker erfand die Batterie und verantwortete damit maßgeblich den Beginn der Elektrizität. Die um 1800 entwickelte "Voltasche Säule" bestand aus Kupfer- und Zinkplatten sowie aus in Säure getränkten Textilien. Volta prägte den Begriff "Spannung" im Zusammenhang mit der Elektrizität und diente der heute dafür gültigen Maßeinheit als Namensgeber.

Steve Wozniak (*1950)

Der gebürtige Pole gründete 1976 zusammen mit Steve Jobs die Apple Inc., wo er unter anderem allein für das Design und die Hardware des Apple I und Apple II verantwortlich zeichnete. Im Gegensatz zu Jobs war Wozniak bereits seit 1985 nicht mehr in dem Unternehmen tätig, sondern tingelt immer wieder durch kleinere IT-Firmen und ist auch als Dozent, Moderator und Mäzen tätig. Maßgeblich zu seinem Lebenswandel beigetragen haben soll ein Flugzeugabsturz im Jahr 1981, den Wozniak physisch unversehrt überlebte.

Konrad Zuse (*1910, †1995)

Der deutsche Bauingenieur entwickelte während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1941 mit dem Z3 den ersten universellen Computer der Welt. Neben Heinz Nixdorf ist Konrad Zuse sicherlich die wichtigste IT-Persönlichkeit Deutschlands. (mje)