Gründer-Studie

Die Start-Up-Welt Berlins

15.04.2016
Oft wird der Berliner Start-up-Kosmos in einem Atemzug mit dem Silicon Valley genannt. Aber ist der Hype berechtigt? Einer aktuellen Studie zufolge ist die Szene erwachsen geworden. Von Vergleichen jeder Art wird dennoch abgeraten.

Sie liefern Essen, vernetzen Bauernhöfe und vermitteln Babysitter - in Berlin sorgen ständig neue, kreative Unternehmen für Furore. Doch im Jubel um die deutsche Start-Up-Hauptstadt ist eigentlich nur eine Information recht verlässlich: Mit 2,1 Milliarden Euro Risikokapital avancierte Berlin im vergangenen Jahr zum Investorenliebling Nummer eins in Europa - weit vor den deutschen Rivalen München und Hamburg.

Start-Up-Studie: "Boom ohne Selbstüberhebung"

Und sonst? "Kaum Infos zu Umsatz und Gewinn, unterschiedliche Informationen zur Anzahl der jungen Firmen und ihrer Mitarbeiter, die Quellen dafür meist unklar, die Definition des Begriffs Start-up ebenso", sagt Hergen Wöbken. Der Gründer des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE) hat sich das Ökosystem der Start-Up-Szene Berlins im Rahmen der Studie "Booming Berlin" genauer angesehen.

Wöbken fasst zusammen: "Es gibt einen Boom, aber Selbstüberhebung ist nicht angebracht." Seine Zahlen verdeutlichen, wie rasant die Szene gewachsen ist. 620 Start-Ups zählte er Anfang 2016, verglichen mit 270 im Jahr 2012. Dabei zählt das Institut nur solche Unternehmen als Start-Up, die nicht älter als fünf Jahre sind und die ohne Internet nicht denkbar wären. Zudem müssen sie ein skalierbares Geschäftsmodell haben, also innerhalb kürzester Zeit expandieren können.

Die Zahl der Mitarbeiter in Start-Ups hat der Studie zufolge von 6700 im Jahr 2012 auf mittlerweile 13.200 zugelegt und sich damit nahezu verdoppelt. Zusammen genommen wären die Start-Ups damit der fünftgrößte Arbeitgeber der Stadt - gleich nach den Berliner Verkehrsbetrieben und noch vor Siemens, das an der Spree seinen weltgrößten Produktionsstandort betreibt. Auffallend sei die Struktur mit wenigen großen und vielen kleinen Unternehmen. Doch während vor Jahren noch viele der großen Firmen aus dem Imperium der Zalando-Finanziers Samwer stammten, würde die "Last" heute auf viele Schultern verteilt.

Web-Start-up-Pleiten
Viddy
Der Niedergang von Viddy kam schnell. Gerade noch hatte die App riesige Nutzerzahlen und prominente Geldgeber. Gegen Facebook kam sie aber nicht an.
Sonar
Das Social-Media-Tool Sonar hatte viele Nutzer, langfristig konnte es aber zu wenige Einnahmen erzielen.
TunedIn
Social TV war einige Zeit in Mode, im Unterschied zu den USA gab es aber einen zu kleinen deutschen TV-Markt und zu viele Konkurrenten.
Fotopedia
Anspruchsvolle Foto-Präsentationen konnte man mit Fotopedia komfortabel erstellen. Die Einnahmen blieben aber hinter den Erwartungen zurück.
Twitpic
Twitpic dominierte längere Zeit die Bilderveröffentlichung per Twitter. Der Name war Twitter aber zu ähnlich zum eigenen, was für den Anbieter das Aus bedeutete.
Outbox
Sämtliche Post nur noch in digitaler Form zu erhalten, klang wie eine gute Idee. Das Unternehmen hatte aber einfach zu wenig Kunden und scheiterte vor allem am Wi-derstand der amerikanischen Post.
Aereao
Live-Fernsehen per Internet machte Aereao möglich. Das Geschäftskonzept war aber rechtlich recht angreifbar. Mitte Juni zog dann der Oberste Gerichtshof der USA den Stecker.
SimpleNFC
Eine Entwicklungsumgebung für NFC klang wie eine gute Idee, die Softwarefirma fand aber offensichtlich kaum Kunden.
Sproutkin
Ein Versanddienst für Kinderbücher sollte nicht zu teuer sein. Eine Abogebühr von 25 Dollar war offensichtlich einfach zu viel.
Dealomio
Günstige Angebote in der Nähe sollte die App von Dealomio zeigen. Gegen Groupon hatte der Dienst aber offenbar wenig Chanchen.
Doo
Eine solide technische Lösung und gute Apps konnten Doo nicht zum Erfolg verhelfen. Die Dokumentenverwaltung hatte zu wenige Kunden.

Trotz Berlin-Boom: Kein deutsches Silicon Valley in Sicht

Nach Erhebungen der Beratungsgesellschaft EY gingen im vergangenen Jahr 70 Prozent (2,1 Mrd Euro) des gesamten Risikokapitalvolumens in Deutschland an Start-Ups in Berlin. Hamburg und Bayern rangieren mit 300, respektive 260 Millionen Euro auf den Plätzen zwei und drei der Länder-Rangliste. Im europaweiten Ranking folgen London (1,7 Mrd Euro), Stockholm (992 Mio Euro) und Paris (687 Mio Euro). "Es zeigt sich, dass wichtige Akteure in die Stadt gekommen sind", sagt Institutschef Wöbken. Ähnlich wie die Politik nach dem Regierungsumzug zahlreiche Verbände und Institutionen nach Berlin geholt habe, locke die Digitalbranche zahlreiche Investoren sowie Akteure der "Old Economy" und der internationalen Szene in die Stadt.

Für Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer liegt darin die große Chance der Stadt. "Wir sind zwar kein klassischer Industriestandort", sagt die CDU-Politikerin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Aber schon heute seien in Berlin gegründete Unternehmen zu unverzichtbaren Partnern für multinationale Player geworden. Immer mehr Industriebetriebe investierten in Berlin, so etwa Daimler oder Bayer. "Es ist etwas entstanden, das nachhaltig wirkt", meint Yzer. "Die Start-Up-Szene ist erwachsen geworden."

Auch Studienautor Wöbken sieht die Berliner Start-Up-Szene in der Post-Pubertät, betont aber: "Berlin wird niemals das neue Silicon Valley werden." Zwar stehe die kreative Szene im Rampenlicht, aber "erfolgreicher agieren hier immer noch Firmen, die Ideen von anderen kopieren", sagt Wöbken mit Blick auf die Start-up-Fabrik der Samwer-Brüder, Rocket Internet. Gegenüber Städten wie San Francisco oder New York habe Berlin aber eine soziale Durchlässigkeit. "Das ist ein großer Standortvorteil, weil sich dadurch Menschen mit völlig verschiedenen Hintergründen gegenseitig inspirieren und voneinander lernen können", sagt der Institutsgründer. Dennoch fragt man sich, wie lange das angesichts stark steigender Mieten in den angesagten Vierteln der Stadt noch möglich ist, denn dort haben auch viele Start-Ups ihren Sitz. (dpa/fm)

Praktische iOS-Apps für Gründer
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Befinden Sie sich im Aufbau einer eigenen Existenz und benötigen an der einen oder anderen Stelle Unterstützung? Wir haben iOS-Apps herausgesucht, die Ihnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit helfen.
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Sie haben „die“ Geschäftsidee, wissen aber nicht wie Sie es finanzieren sollen? Dann laden Sie sich die App von Kickstarter herunter. Mittels Crowdfunding können Sie dort für Ihre Projekte und Produkte aus aller Welt Geld sammeln. Ihr Projekt oder Produkt präsentieren Sie der „Crowd“ mit Bildern, Texten und Videos. Als Projektleiter legen Sie einen Geldbetrag fest, den Sie benötigen um das Projekt umzusetzen. Von Ihrem Projekt angetane Kickstarter-User können sich dann für einen bestimmten Betrag entscheiden, den Sie ihrem Projekt spenden. <br><br> Preis: kostenlos
MailChimp
Die ersten Newsletter stehen an, aber wissen noch nicht mit welchem System sie diese verschicken möchten? Dann ist MailChimp genau das richtige. Voraussetzung ist, dass Sie der englischen Sprache mächtig sind, denn die App ist nur auf Englisch verfügbar. Ihr Shop wird dabei mit MailChimp verbunden, damit Sie Newsletter ganz einfach erstellen und versenden können. In der App lassen sich auf Basis von Kunden- und Bestelldaten Kundenlisten erstellen und somit gezielter E-Mail-Kampagnen verfolgen. Für bis zu 2.000 Abonnenten und 12.000 E-Mails pro Monat ist der Service kostenlos. Statistiken zu versendete Newsletter können ebenfalls eingesehen werden. <br><br> Preis: kostenlos
meinBudget
Für Existenzgründer oder Menschen, die auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind, ist es wichtig gleich zu Beginn auf die Ausgaben und Einnahmen zu achten. Diese App ist zwar nicht speziell für Unternehmensgründer entwickelt, hilft Ihnen aber jede noch so kleine Ausgabe im Blick zu behalten. Natürlich auch nur, wenn das Haushaltsbuch regelmäßig und richtig geführt wird. <br><br> Preis: kostenlos
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Auch Slack unterstützt Sie bei der Zusammenarbeit im Team. Dabei soll die Kommunikation Ihres Teams nicht mehr per E-Mail erfolgen, sondern über die App. Nach einer kurzen Registrierung Ihrer Firma oder Ihres Teams können Sie sich sofort mit Ihren Kollegen austauschen. Jedes Teammitglied kann einen eigenen Channel erstellen, die nach Themen oder Bereiche sortiert sind und in der Gruppe diskutiert werden können. Einzelchats mit einzelnen Kollegen sind auch möglich. Zudem können Fotos, Videos und Dateien versendet werden. <br><br> Preis: kostenlos
Start-App
Die App des Bundeswirtschaftsministeriums unterstützt Existenzgründer beim Aufbau ihres Unternehmens und auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Die App ist in die Kategorien Coaching, Finanzierung, Wettbewerbe, Checklisten, Stories, News und Infohotlines unterteilt. Unter der Rubrik News werden Gründer über wichtige Nachrichten aus der Start-up-Welt auf dem Laufenden gehalten. Unter Coaching sind Beratungsangebote aufgelistet und unter Finanzierung erhalten Gründer Informationen zu Förderprogrammen. Nützlich ist das Gründerlexikon, um verschiedene Begriffe rund um das Thema Start-up nachschlagen. <br><br> Preis: kostenlos
SurveyMonkey
Die regelmäßige Abfragung der Masse und der potentiellen Kunden zu Ihrem Produkt gehört zu jedem Projekt- und Produktzyklus. Mit der App von SurveyMonkey erstellen Sie Umfragen und Abstimmungen und können Sie per E-Mail oder soziale Netzwerke an beliebige Personen senden. Die Beantwortung kann sogar in Echtzeit getrackt werden. <br><br> Preis: kostenlos
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