Die Platzhirsche kommen

23.05.2003
Marktforscher räumen "Public WLANs" gute Erfolgschancen ein, und entsprechend viele Unternehmen engagieren sich in diesem Bereich - nicht nur Wireless-Internet-Serviceprovider, sondern zunehmend auch Betreiber von Mobilfunknetzen und Festnetz-Carrier. Der Anwender wird also viele Optionen haben, wenn er "mobil" agieren möchte.

Von: N. Berezak-Lazarus, B. v. Bassewitz, B. Reder

Aus Sicht von Serviceprovidern und Anwendern mobiler Dienste sprechen mehrere Faktoren dafür, auch Wireless LANs ins Portfolio mit aufzunehmen. Für Unternehmen sind öffentlich zugängliche Funknetze, so genannte Public Wireless LANs (PWLAN), deshalb interessant, weil sie die Mobilität und Flexibilität von Mitarbeitern erhöhen. Diese können vom Hotel, Flughafen oder Tagungszentren über ihr Notebook oder Handheld-Rechner Informationen senden und empfangen - und das zu niedrigeren Kosten als über paketorientierte Mobilfunknetze wie GPRS (General Packet Radio Service). Hinzu kommt, dass sich die Kommunikation mit der Firmenzentrale oder Kunden dank Virtueller Privater Netze (VPN) über sichere Kanäle abwickeln lässt.

Telekommunikationsfirmen wiederum betrachten Wireless LANs als Ergänzung ihrer vorhandenen Produktlinien. Hinzu kommt, dass die Kosten für den Aufbau einer Public-WLANInfrastruktur relativ niedrig sind, vor allem im Vergleich zu UMTS (Universal Mobile Telecommunications System). Deshalb besteht kein Zweifel, dass mittelfristig Public WLANs die "kritische Masse" erreichen und sich am Markt etablieren werden.

Vor allem Großunternehmen kommen als Zielgruppe von öffentlichen WLAN-Angeboten in Frage, speziell von standardisierten Breitband-Produkten. Außendienstmitarbeiter oder Vertriebsleute benötigen jedoch vergleichsweise selten einen Wireless-LAN-Zugang, wenn sie sich in Restaurants oder Cafes aufhalten, etwa denen der amerikanischen "Starbucks"-Kette. Deren Kunden können via WLAN im Internet surfen.

Der Geschäftsreisende verbringt einen Großteil seiner Zeit in Zügen, Flugzeugen oder auf der Autobahn. Aus diesem Grund gehen nun beispielsweise Betreiber von Autobahnraststätten dazu über, WLAN-Dienste für Geschäftsreisende vorzubereiten. Eine davon ist Tank & Rast, die in Deutschland etwa 400 Niederlassungen unterhält. Das Unternehmen betrachtet Funknetze als Ergänzung seines Netzwerks von Business-Centern, das derzeit im Aufbau ist.

Konferenzzentren an der Autobahn

In diesen Zentren können Geschäftsleute Meetings abhalten oder alleine arbeiten. Der Zugang zum Internet wird über WLANs aufgebaut. Mithilfe eines Virtuellen Privaten Netzes ist der sichere Zugriff auf das Firmennetzwerk möglich. Dem Anwender stehen zusätzlich Peripheriegeräte wie Drucker zur Verfügung, die ebenfalls "wireless" angebunden sind. Bei Arbeitstreffen, zu denen die Teilnehmer ihre mobilen Rechner mit WLAN-Adapter mitbringen, läuft der Austausch von Daten über ein drahtloses Adhoc-Netz.

Wer diese Dienste in Anspruch nehmen will, hat zwei Optionen: Zum einen kann er vor Ort in der Raststätte einen Gutschein erwerben, eine so genannte Scratch Card. Sie berechtigt ihn, das Wireless LAN eine bestimmte Zeit lang zu nutzen. Dieses Abrechnungsmodell verwenden viele Hotspots, vor allem auf Flughäfen oder in Kongresszentren. Hotels bieten zusätzlich die Option an, die Datenkommunikationskosten zusammen mit den Übernachtungskosten abzurechnen. Zum anderen offeriert Tank & Rast Firmen Rahmenabkommen, also Flottenverträge.

Ebenso wie Tank & Rast bieten Hotel- und Restaurantketten oder Flug- und Bahngesellschaften ihren Kunden den Zugang zum Internet über Wireless LANs an (Beispiele dazu sind in der Online-Version dieses Beitrages auf www.networkworld.de zu finden). In vielen Fällen baut ein Wireless-Internet-Serviceprovider im Auftrag des Hotels oder Flughafens die Hotspots auf und betreibt das Netz. Der Partner vermarktet den Dienst dann unter seiner eigenen Marke. Zu den Spezialisten auf diesem Gebiet gehören die schweizerische Firma Monzoon Networks und die WLAN AG, eine Tochter der Swisscom.

Auch E-Plus setzt auf dieses Modell. Der Düsseldorfer Mobilfunkanbieter hat sich mit Net Checkin zusammengetan. Das Unternehmen installiert die Infrastruktur, während E-Plus die Kunden betreut und die Abrechnung der WLAN-Services übernimmt. Neben E-Plus haben auch die anderen Betreiber von Mobilfunknetzen Wireless LANs als Geschäftsfeld entdeckt, etwa T-Mobile, Vodafone und O2. Die Telekom-Tochter T-Mobile will bis Ende des Jahres 250 Hotspots aufbauen. Neben Flughäfen wie München und Berlin-Tegel bietet der Konzern in Hotels der Maritim- und Ramada-Gruppe sowie in Messezentren WLANs an.

Zur CeBIT startete O2 Germany sein Angebot, unter anderem in München, Hannover und Hamburg. Gegenwärtig müssen Kunden ein Voucher für 30 oder 120 Minuten Zugangszeit kaufen. Ab diesem Sommer sollen Vertragskunden die WLAN-Dienste auch über ihre Mobilfunkrechnung bezahlen können. ‘Ebenso wie E-plus nutzt 02 die Public-WLAN-Infrastruktur von Partnern.

Sowohl über Funk-LANs als auch das GPRS- oder HSCSD-Mobilfunknetz (High Speed Circuit Switched Data) haben Kunden von Vodafone Zugriff auf das Internet oder Corporate Networks. Die "Mobile Connect Card W-LAN" im Format PC-Card II, die von Nokia stammt, unterstützt alle drei Techniken. In sie kann der Benutzer eine SIM-Karte einstecken, über die dann die Authentifizierung und Abrechnung laufen.

Die Beispiele zeigen, dass die Mobilfunkfirmen öffentliche Wireless LANs nicht mehr als Bedrohung für ihr Kerngeschäft, sondern als Erweiterung ihres Angebots sehen. Für den "Mobilen Mitarbeiter" bringt das Vorteile, ist er doch nicht mehr alleine auf das Mobilfunknetz angewiesen, wenn er kommunizieren möchte. Abzuwarten bleibt, wie sich in dieses Dienste-Puzzle die UMTS-Services einfügen werden, die noch in diesem Jahr starten sollen.

Zur Person

Nadine Berezak-Lazarus und Bodo von Bassewitz

sind Mitarbeiter der BMP Telecommunications Consultants GmbH. Das Unternehmen hat sich auf Strategieberatung im Telekommunikationssektor spezialisiert.