Die letzte Meile drahtlos überbrücken

22.03.2001
Punkt-zu-Mehrpunkt-Richtfunk (PMP) ist eine der alternativen Zugangsmöglichkeiten für die so genannte letzte Meile. Die Gründe für die wachsende Beliebtheit dieser Access-Technik liegen auf der Hand: Die Installation ist in der Regel unkompliziert und verlangt keine hohen Einstiegsinvestitionen - und die laufenden Kosten sind meist niedriger als für drahtgebundene Mietleitungen. NetworkWorld sprach mit Kunden verschiedener Richtfunk-Anbieter über ihre Beweggründe, die zur Entscheidung für diese Zugangstechnik führten.

Von: Petra Adamik

'Uns hat der Einsatz einer neuen Technik gereizt, zumal die Kosten mit der neuen Richtfunktechnik geringer sind, als die einer klassischen Standleitung.'
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"Der Einsatz einer neuen Technik hat uns gereizt, zumal die Kosten geringer sind als die einer klassischen Standleitung", begründet Friederike Hoheisel, Prokuristin der Multiwork Personalmanagement Hoheisel GmbH im oberbayerischen Rosenheim die Entscheidung, die letzte Meile mit PMP-Richtfunk zu überbrücken. Darüber hinaus war auch die hohe Übertragungsgeschwindigkeit ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Die Kommunikationsfähigkeit ist Grundlage für das Tagesgeschäft des Zeitarbeitsunternehmens, das seit mehr als zehn Jahren technische, gewerbliche und kaufmännische Fachkräfte in Bayern vermittelt. Neben dem Kontakt zu den Kunden zählt dazu in erster Linie der intensive Austausch zwischen der Hauptgeschäftsstelle in Rosenheim und den Niederlassungen in München und Landshut.

Auf der Suche nach dem richtigen Carrier sondierten die Rosenheimer den Markt und entschieden sich schließlich für die Zusammenarbeit mit dem Münchner Anbieter Callino, der ihnen das beste Preis- Leistungsverhältnis bot und sich im Rahmen der Verhandlungen als kompetenter Partner erwies. Laut Vertrag mit den Münchnern steht Multiwork eine permanent verfügbare Basisbandbreite von 512 kBit/s zur Verfügung, wobei die Peakbandbreite bis zu 1536 kBit/s beträgt. Die Partner haben sich zunächst auf eine Vertragslaufzeit von 24 Monaten geeinigt. Die monatlichen Kosten schlagen mit 498 Mark zu Buche. Für die Bereitstellung des Zugangs sowie der notwendigen Komponenten, wie beispielsweise der Antenne, verlangte Callino eine einmalige Gebühr von 998 Mark. "Die Richtfunktechnik hat unsere bisherigen Kosten deutlich reduziert", sagt Friederike Hoheisel, "auch wenn wir über den tatsächlichen Kosten-Nutzen-Aspekt frühestens in sechs Monaten eine verbindliche Aussage treffen können, da der Richtfunkanschluss bei uns erst seit dem 15. Februar 2001 installiert ist."

Rundum gut betreut

Die Installation der notwendigen Komponenten ging nach Aussage von Friederike Hoheisel relativ problemlos über die Bühne. "Natürlich gab es diverse kleinere Probleme, die Callino allerdings durch den Einsatz kompetenter Techniker sehr schnell löste." Die Erwartungen, die Multiwork an den Richtfunkzugang stellte, haben sich erfüllt. "Weil wir in Rosenheim der erste Callino-Partner waren, rechneten wir mit mehr Startschwierigkeiten", räumt Frau Hoheisel ein, "wir wurden jedoch positiv überrascht und hoffen natürlich, dass das System weiterhin so gut funktioniert wie bisher."

Die Abhörsicherheit ist hoch

Sicherheitsbedenken, die viele Anwender im Hinblick auf einen Richtfunkzugang haben, hat Friederike Hoheisel für ihr Unternehmen nicht. "Die Abhörsicherheit des Richtfunksystems ist sehr hoch, und unser eigenes Netz steht selbstverständlich hinter einer Firewall." Alles in allem ist diese Zugangstechnik für Multiwork eine runde Sache. Das Unternehmen kann dem Partner Callino auch für die Beratung und Betreuung gute Noten erteilen, denn auf Rückfragen und Wünsche hat der Carrier bisher immer prompt reagiert.

Bei GFU Systeme in Hannover gab ein überzeugendes Servicekonzept, das sich an den Anforderungen von Mittelständlern orientiert, den Ausschlag dafür, die letzte Meile per Richtfunk mit dem vergleichsweise kleinen Anbieter Landtel aus Potsdam zu realisieren.

"Für den Richtfunk als Zugangstechnik haben wir uns entschieden, weil die Kosten interessant sind und uns zudem eine hohe Bandbreite zur Verfügung steht", begründet Jörg Altmeppen, bei GFU Systeme verantwortlich für die technische Infrastruktur, die Entscheidung für die drahtlose Übertragungstechnologie. Zwar habe man auch über andere schnelle Zugangswege nachgedacht, dann aber auf Richtfunk gesetzt, zumal das Landtel-System recht schnell verfügbar war. Außerdem habe sich anhand von Referenzinstallationen gezeigt, dass der Service sehr stabil ist und man mit kurzen Antwortzeiten rechnen kann.

Die GFU Systeme bietet umfassende Beratungsleistungen, deren Ziel es ist, bei den Kunden Prozesse zu beschleunigen, transparenter zu gestalten, sowie die Gesamtorganisation bei Bedarf neu zu strukturieren. Die Sprach- und Datenkommunikation ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel und verlangt nach einer stabilen, permanent verfügbaren Infrastruktur. Auch aus diesem Grund sei der Zuschlag an die Richtfunkverbindung gegangen, denn der heutige 2-MBit/s-Anschluss an den Landtel-Backbone kann bei Bedarf problemlos auf 8 MBit/s aufgestockt werden, so Altmeppen. Darüber hinaus sei die Installation ohne große technische Umstellungen über die Bühne gegangen, weil lediglich die Antenne installiert und die Arbeitsplätze mit neuen Adressen für das Netz versehen werden mussten. Weil der Anschluss erst seit Januar diesen Jahres in Betrieb ist, kann das Unternehmen über den genauen Kosten-Nutzen-Effekt der Installation noch keine Angaben machen.

Mit den Vertragsmodalitäten des Potsdamer Carriers ist Altmeppen aber zufrieden: Für die Bereitstellung der 2-MBit/s-Festverbindung verlangte Landtel eine einmalige Gebühr von 1480 Mark. Monatlich zahlt GFU Systeme für den Zugang 799 Mark sowie einen volumenabhängigen Tarif von 70 Mark pro Gigabyte.

Sicherheit ist wichtig

"Der Sicherheitsaspekt spielt in unserem Geschäft eine entscheidende Rolle", erklärt Jörg Altmeppen. "Auch aus diesem Grund war die Entscheidung für Richtfunk vernünftig, denn die Übertragungstechnik gilt als sehr abhörsicher." Darüber hinaus arbeitet die GFU Systeme mit ausgefeilten Sicherheits- und Verschlüsselungssystemen, die das Unternehmensnetz schützen.

Obwohl das Richtfunksystem erst seit kurzem im Einsatz ist, ziehen die Hannoveraner eine überwiegend positive Bilanz: "Die Installation ging problemlos über die Bühne und die Betreuung durch Landtel ist ausgezeichnet", so Altmeppen. "Unsere Erwartungen an die Technik und den Service durch den Carrier haben sich voll erfüllt."

Unternehmen, die noch überlegen, ob ein Richtfunkzugang das richtige für sie ist, rät der Spezialist zu einer genauen Sondierung des Marktes, wobei neben den Kosten besonders das Servicekonzept der potenziellen Partner unter die Lupe genommen werden sollte.

Neue Technik macht unabhängig

Die Unabhängigkeit von der Telekom, die niedrigen Kosten und der Reiz, eine neue Zugangstechnik zu nutzen, gaben bei der Jet Consult GmbH & Co. KG Bad Homburg, den Ausschlag dafür, die letzte Meile mit Richtfunk zu realisieren. Das Unternehmen hat sich unter anderem auf die Abwicklung und Konzeptionierung von IT-Projekten, das IT-Consulting sowie das IT- und Projektmanagement spezialisiert, weshalb die Kommunikation Dreh- und Angelpunkt des Tagesgeschäftes ist, wie Thomas Jesse, Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens, betont. Auf der Suche nach dem richtigen Partner recherchierte das Unternehmen zunächst auf den Internet-Seiten der einschlägigen Carrier, denn es wollte sowohl die Telefonie als auch die IP-Kommunikation mit einem einzigen Anbieter abwickeln.

Im Rahmen einer Roadshow konnten sich die Homburger dann über das E-Infrastruktur-Angebot informieren, mit dem Viag Interkom seit einigen Monaten auf dem Markt ist. Den endgültigen Ausschlag für die Zusammenarbeit mit Viag Interkom gab die Tatsache, dass im Rhein-Main-Gebiet zwar generell die Versorgung mit Richtfunk recht gut ist, in Bad Homburg aber Viag Interkom die stärkste Präsenz zeigt. "Wir fühlen uns überdies sicherer, wenn wir mit einem großen statt mit einem der kleineren Richtfunk-Carrier zusammenarbeiten", räumt Ralf Emrich, Systemadministrator und Consultant, ein.

Das Beratungsunternehmen entschied sich für einen 1,28-MBit/s-Flatrate-Anschluss, der mit 950 Mark im Monat zu Buche schlägt. Für die Installation wurde noch eine Anschlussgebühr von 600 Mark fällig. "Eine leitungsgebundene Lösung, bei der auf der letzten Meile ja auch noch die Gebühren der Telekom angefallen wären, hätte uns erheblich mehr gekostet", erklärt Geschäftsführer Jesse. Mit Viag Interkom haben die Homburger zunächst eine Vertragslaufzeit von 24 Monaten vereinbart, woraus auch die niedrigere Anschlussgebühr resultiert. "Bei einer Bindung von 36 Monaten wäre die Installationsgebühr vollständig entfallen", berichtet Jesse, "aber so langfristig wollten wir uns nicht an einen Carrier binden, da die technischen Innovationszyklen immer kürzer werden und wir den Anschluss an eventuelle neue Techniken nicht verlieren wollen."

Schnelle Installation der Komponenten

Weil das von Jet Consult angemietete Gebäude über ein Flachdach verfügt und auch der Vermieter keine Einwände erhob, konnte die Antenneninstallation durch Viag Interkom sehr zügig erfolgen. Die kleine Antenne steht in einem Ständer auf dem Dach - Bohrungen waren nicht notwendig. Zusätzlich wurde ein Schaltschrank innerhalb des Gebäudes installiert. Dieser beherbergt neben den Umsetzern für IP und Telefon eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung), die bei einem eventuellen Stromausfall als Puffer dient.

Termin für die Umstellung auf Richtfunk war die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester 2000, damit am ersten Arbeitstag des neuen Jahres die Richtfunklösung genutzt werden konnte. "Die Betreuung durch die Techniker war vorbildlich", so die Jet-Consult-Spezialisten. "Der Telefonanschluss beispielsweise stand noch am Freitagabend um 20:30 Uhr - bei der Telekom ist ein solcher Service nur schwer vorstellbar", stellt Thomas Jesse fest. Mit der Qualität der Verbindung ist das Beratungsunternehmen bisher sehr zufrieden. "Selbst bei den Schneefällen der letzten Wochen hatten wir keine Probleme", freut sich Ralf Emrich.

Positive Zwischenbilanz

Obwohl erst seit Januar 2001 in Betrieb, hat sich der Richtfunkanschluss für Jet Consult schon gerechnet. "Durch die Flatrate ist die Internet-Nutzung sehr attraktiv und auch die Telefongebühren konnten weiter reduziert werden", so Thomas Jesse. Schon im vergangenen Jahr reduzierten sich die Telefonkosten, weil das Beratungsunternehmen einen Preselect-Vertrag mit Arcor hatte. Heute zahlen die Homburger pro Telefonminute 4,9 Pfennig, während Arcor noch bis zu 19 Pfennig pro Minute berechnete.

In puncto Sicherheit fühlte sich Jet Consult durch Viag Interkom von Anfang an gut beraten. "Die eingesetzten Protokolle bieten eine sehr hohe Abhörsicherheit. Unser internes Netz wird mit einer Firewall geschützt, so dass zum Internet hin ein hoher Sicherheitsfilter besteht", beschreibt Ralf Emrich das Konzept. Zusätzlich komprimiert der Carrier die angewandten Protokolle in komplexe Datenströme. In Zusammenhang mit dem V5.2-Protokoll führt dies zu einer zufälligen Zeitschlitzzuordnung in der Multiplex-Hierachie. Ein Abhören ist aufgrund von eindeutiger Hardware-Identifizierung ebenfalls ausgeschlossen.

Fazit

Alle drei Anwender haben den Umstieg auf einen Richtfunkzugang bisher nicht bereut. Die Technik ist stabil und läuft mit hoher Qualität. Auch in Bezug auf die Sicherheit gibt es keine Bedenken. Und der Beratung und Betreuung durch die jeweiligen Carrier geben alle Beteiligten gute Noten, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich um einen kleinen, mittleren oder großen Anbieter handelt. (pri)