Die Funknetze kommen

10.10.2002 von Burkhard Müller
Wer PCs und Notebooks ohne Kabelsalat vernetzen möchte, entscheidet sich für ein Funknetz. Denn WLANs bieten eine elegante Alternative und Ergänzung zu herkömmlichen Netzwerken und sind preislich attraktiv.

Der Markt für Funknetze, so genannte WLANs, gehört nach wie vor zu den am schnellsten wachsenden IT-Märkten überhaupt. Nach einer Steigerung um 34 Prozent in 2001 im Vergleich zum Vorjahr erwarten Analysten von IDC zukünftig ein jährliches Wachstum von annähernd 15 Prozent. Einer Studie von Analysys zufolge werden im Jahr 2006 mehr als 20 Millionen Menschen in Europa Funknetze in über 90.000 Hot Spots nutzen.

Die höchsten Zuwachsraten sind zunächst noch im gewerblichen Umfeld zu erwarten. Doch schon in naher Zukunft sollen sich Funknetze - nicht zuletzt auf Grund stark sinkender Preise - zunehmend bei kleineren Unternehmen, Arbeitsgruppen und Heimnutzern etablieren. Bei den Endgeräten stellen Notebooks weiterhin den stärksten Anteil, aber auch PDA-Organizer werden künftig im Netz funken.

WLANs auf dem Vormarsch

Die Gründe für den Siegeszug der Funknetze leuchten unmittelbar ein: Mobilität, kein Kabelsalat und Zugriff auf Firmennetze für Mitarbeiter auch außerhalb ihrer Büros. Dem gegenüber stellen sich Fragen nach Sicherheitsstandards, Geschwindigkeit und Kosten.

Bis vor kurzem standen einer Verbreitung von WLANs im Massenmarkt fehlende Standards, niedrige Geschwindigkeiten sowie hohe Preise für die Hardware entgegen. Mit der Erweiterung des Ethernetstandards um die Spezifikation IEEE 802.11b im Jahr 1999 ist nun ein allgemein akzeptierter Standard vorhanden, der in der aktuellen b-Variante theoretisch Datenübertragungsgeschwindigkeiten bis zu 11 MBit/s erlaubt. Die real zu erzielenden Übertragungsraten liegen bei 4 bis 7 MBit/s und sind vergleichbar mit einem klassischen 10-MBit-Ethernet-Festnetzwerk. Zudem sinken die Preise für die Hardware: Access Points (APs, Funk-Zugangsknoten) sowie WLAN-PC- und PCI-Cards sind schon für weniger als 100 Euro erhältlich.

Neben den großen Herstellern wie 3Com, Intel, SMC und Toshiba bieten auch kleinere Produzenten wie ALLNET, D-Link oder NETGEAR diese Produkte an.

Vorteile von Funknetzen

Mit drahtloser Datenübertragung lassen sich Daten praktisch ohne Zeitverzögerung in ein herkömmliches Festnetz einspeisen und stehen so allen Anwendern im Netzwerk sofort zur Verfügung. Die Installation eines WLANs ist einfach und schnell gemacht. Das Verlegen von Kabeln entfällt, es müssen keine Wände durchbohrt und Anschlussdosen gesetzt werden. WLANs erlauben auch dort eine Vernetzung, wo diese auf Grund der baulichen und räumlichen Gegebenheiten mit konventioneller Netzwerktechnik sehr aufwendig wäre, zum Beispiel in älteren Gebäuden oder großen offenen Messehallen.

Zur Zeit liegen die Anschaffungskosten für ein Funknetz im direkten Vergleich zwar noch über denen für ein Festnetz, mittelfristig kann sich diese Investition jedoch rentieren - vor allem dort, wo hohe Mobilität wichtig ist. Kosten für Kabel fallen kaum ins Gewicht, denn nur die Access Points (APs) sind zu verkabeln. Und die Ausgaben für Installation und Wartung sind sogar geringer als bei herkömmlichen Netzwerken, so dass die Gesamtkosten (TCO) sinken.

Funknetze können sowohl für kleine Arbeitsgruppen konfiguriert werden als auch mehrere tausend Anwender miteinander verbinden, die sich von Funkzelle zu Funkzelle bewegen. Für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Geräten verschiedener Hersteller sorgt die Wi-Fi-Konformität (Wireless Fidelity). Dazu prüft und zertifiziert die Wireless Ethernet Compatibility Alliance 802.11x-kompatible Geräte und vergibt das Wi-Fi-Logo.

Das Wi-Fi-Logo kennzeichnet zertifizierte 802.11x-kompatible Geräte.

WLAN-Geräte mit diesem Logo arbeiten zusammen. Mit der Wi-Fi-Zertifizierung werden Geräte für WLANs zu einer zukunftssicheren Investition.

WLAN-Anwendungen

Einsatzszenarien für Funknetze gibt es seit über zehn Jahren, bislang vorwiegend für vertikale Märkte wie Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufszentren, Krankenhäuser, aber auch Autovermietungen oder Restaurants (so genannte Hot Spots). In vielen anderen gewerblichen Bereichen sind die Möglichkeiten, die Funknetze bieten, noch nicht annähernd ausgeschöpft.

Überall da, wo Daten mobil erfasst werden müssen oder sofortiger Zugriff auf hochaktuelle Daten erforderlich ist, erleichtern WLANs das Leben und senken Kosten. Die Anwender merken meist überhaupt nicht, dass sie in einem Funknetz arbeiten. Die sonst so fehlerträchtige Konfiguration des Netzwerks entfällt - einmal eingerichtet konfigurieren sich WLANs selbstständig.

WLANs sind für Unternehmen aller Größenordnungen geeignet und bieten im gewerblichen Bereich:

Die Mobilität durch WLANs sorgt in Firmen jederzeit für schnellen Zugriff auf aktuelle Informationen, egal wo sich ein Mitarbeiter gerade befindet - im eigenen Büro, in dem eines Kollegen, in Konferenzräumen oder irgendwo auf dem Betriebsgelände. Das steigert die Produktivität und führt zu kürzeren Reaktionszeiten. Und Besucher lassen sich ebenfalls einfach in ein WLAN einbinden.

Im Home-Office schaffen Funknetze einen Hauch von Luxus und jede Menge Nutzwert: sei es die gemeinsame Nutzung eines Internet-Anschlusses, das Drucken über die Funkstrecke auf dem Drucker in der Abstellkammer oder einfach bei einem gemeinsamen PC-Spiel.

Die Gerätehersteller haben diesem Markt Rechnung getragen und bieten inzwischen eine Fülle von Multifunktionsgeräten an: Neben Access Points für die Verbindung ins LAN offerieren sie integrierte Geräte mit DSL-Router, Multiport-Switches sowie Printserver in einem Gehäuse zu Preisen ab 200 Euro, etwa von DrayTek, NETGEAR, SMC oder ZyXEL.

Reichweite und Datendurchsatz

Wer sich für den Kauf eines Funknetzes entscheidet, sollte jedoch einige Kriterien beachten: Die Reichweite von Funkwellen hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Innerhalb von Gebäuden behindern vor allem Stahlbeton, Metall und Glas durch Reflexion die Ausbreitung der Funkwellen. Mehrere Access Points (APs) erhöhen zwar die Reichweite, jedoch auch die Kosten. Innerhalb geschlossener Räume liegen die Reichweiten um die 30 Meter, außerhalb bis zu 300 Meter.

Für viele Anwendungen spielt die Geschwindigkeit eine wichtige Rolle. Der Datendurchsatz richtet sich nach der Anzahl der Anwender in der Funkzelle und der Entfernung zwischen Sender und Empfänger, aber auch weitere Sendequellen, etwa Mikrowellen, oder andere Funknetze, beispielsweise Bluetooth, beeinträchtigen die Geschwindigkeit.

Da das von den meisten Funknetzen verwendete 2,4-GHz-Band lizenzfrei ist, sind eventuell weitere Sender vorhanden, die den Durchsatz verringern. Die Spezifikationen sehen Geschwindigkeiten von 1, 2 oder 11 MBit/s vor. Unter optimalen Bedingungen sollten die Nutzer fast keinen Unterschied zu einem 10-MBit-Ethernet bemerken. Damit sind Standardanwendungen wie E-Mail, Web, Datenaustausch, Office-Anwendungen oder Drucker-Sharing ohne große Verzögerungen gewährleistet.

Zuverlässigkeit und Störquellen

Die Zuverlässigkeit von Funknetzen ist hoch. Diese Technik wurde zuerst im Zweiten Weltkrieg vom Militär eingesetzt und hat damit über fünfzig Jahre Entwicklungsgeschichte hinter sich. Ein gutes Produktdesign und die normalerweise geringen Distanzen führen dazu, dass Funknetze zuverlässiger sind als etwa Handys und die Datenintegrität ähnlich gut ist wie in Festnetzen.

Die Störanfälligkeit wurde bereits im Zusammenhang mit dem Datendurchsatz angesprochen. Die meisten Hersteller von Funknetzen entwickeln ihre Produkte so, dass Störungen zum Beispiel durch Mikrowellen möglichst ausgeschlossen sind. Störungen hängen in der Praxis also von den jeweils in der Umgebung vorhandenen Geräten ab und müssen durch Tests ermittelt werden.

Bei Funknetzen ist der Aspekte der Sicherheit von großer Bedeutung. Richtig eingerichtet, sind WLANs genauso sicher wie klassische Netzwerke, da die Daten mit kryptografischen Verfahren verschlüsselt werden. Zudem lässt sich der Zugriff auf das Netz einschränken. Und Funknetze sind sehr benutzerfreundlich: Anwender müssen nicht umlernen, Betriebssysteme und Software funktionieren wie gewohnt.

Kosten für Anschaffung und Wartung

Die Gesamtkosten für ein WLAN setzen sich zusammen aus den Kosten für Access Points (APs) und den Ausgaben für die Funknetzkarten der einzelnen Arbeitsstationen. Gute APs (11 MBit) gibt es bereits ab 100 Euro, teure Geräte kosten über 1000 Euro. PC-Cards für Notebooks und PCI-Karten sowie USB-Adapter für Desktop-PCs erhalten Sie ab etwa 100 Euro.

Einsteiger sind meistens mit einem Kombipaket gut beraten, das einen AP sowie zwei oder drei Funkkarten enthält. Geräte, die mit 1 oder 2 MBit arbeiten, führt der Handel zwar noch, diese Technik ist aber veraltet - solche Geräte sollten Sie nicht mehr unbedingt kaufen.

Die Installation und Wartung von Funknetzen ist preiswerter als bei herkömmlichen Netzwerken. Bei der Installation müssen keine Kabel verlegt werden und das Konfigurieren von PCs entfällt, sollten Rechner ausgetauscht werden oder neue hinzukommen.

Die von Funknetzen verursachte Strahlung ist wesentlich geringer als die von Handys, da sehr viel kleinere Distanzen überbrückt werden. Gesundheitsschädliche Effekte wurden bisher nicht nachgewiesen.

Jetzt einsteigen

Mit WLANs können Netzwerke erweitert oder komplett eigenständige Netze aufgebaut werden. Ob zwei Rechner, eine kleine Arbeitsgruppe oder eine große Firma mit Hunderten von Mitarbeitern - Funknetze nehmen inzwischen nahezu beliebige Größen an. Ihre Geschwindigkeit ist vergleichbar mit der eines 10-MBit-Ethernet-Festnetzes, innerhalb der nächsten Monate werden weitere Steigerungen der Geschwindigkeit erwartet.

Leichte Konfiguration, hohe Benutzerfreundlichkeit, fallende Preise, all das spricht zunehmend für den Einsatz eines Funknetzes. Das reiche Angebot an aktuellen Produkten macht die Wahl der passenden Geräte allerdings nicht gerade einfach. (kmo)