Ein-Platinen-PCs

Die besten Raspberry Pi-Alternativen im Überblick

01.05.2015 von Mirco Lang
Andere Mütter haben auch schöne Töchter: Mehr RAM, mehr CPU, mehr Anschlüsse – es muss nicht immer der Raspberry Pi sein.

Der Raspberry Pi hat den Stein ins Rollen gebracht – keine Frage, und insbesondere Arduino dürfte von der plötzlichen Aufmerksamkeit profitiert haben. Aber die beiden bekanntesten Namen sind längst nicht die einzigen Single Board Computer (SBC) auf dem Markt – es gibt Dutzende. Im Folgenden stellen wir Ihnen kurz einige interessante Boards und deren Einsatzmöglichkeiten vor. Gleich vorweg: Der Raspi lässt sich auch ohne Bastelleidenschaft als günstige Hardware für Fertig-Projekte wie Medienserver nutzen – dank etlicher vorkonfigurierter Images und guter Endnutzerdokumentation. Die hier vorgestellten Systeme können das nicht in dem Maße leisten, Produkte wie der Intel Edison dürften vornehmlich für Entwickler spannend sein, ein Cubieboard könnte sogar den ganzen Office-Rechner ersetzen.

BeagleBoard

Das Beagleboard in Schwarz.
Foto: BeagleBoard.org

Das BeagleBoard ist, wie auch Cubieboard und RIoTboard, Open Hardware. Das heißt zum einen, dass es jeder produzieren dürfte, vor allem aber, dass es technisch sehr gut dokumentiert ist. BeagleBoard arbeitet mit einem ARM-Cortex-A8-Kern mit 720 MHz, spärlichen 256 MB Arbeitsspeicher und verfügt nur über recht wenige Anschlüsse. Der einzige USB-Port ist immerhin als OTG angelegt und Audio-in ist durchaus erwähnenswert. Insbesondere das Fehlen eines Netzwerkanschlusses macht das original BeagleBoard für normale Hobby-Anwender aber wenig interessant. Spannender ist die xM-Variante, die mit rund 166 Euro zwar sehr hochpreisig ist, aber immerhin doppelten RAM, 1 GHz Taktfrequenz, Ethernet und Kamera-Interface bietet und auch mit Android läuft. Eine echte Besonderheit ist der S-Video-Anschluss – vielleicht der einzige Grund, sich für das Board zu entscheiden. Als Betriebssystem kommen einige Linux-Distributionen in Frage, beispielsweise Debian, Ubuntu und Gentoo, aber auch Maemo, was die Entwicklung für entsprechende Nokia-Geräte ermöglicht. Im Gegensatz zum Raspi verfügt BeagleBoard übrigens über internen Speicher, der das Betriebssystem aufnehmen kann – das gilt aber auch für alle anderen hier vorgestellten Produkte.

Intel Galileo

Der Intel Galileo.
Foto: Intel

Dieses Galileo-System ist keine direkte Konkurrenz zum Raspi, was beispielsweise durch das Fehlen eines Videoausgangs deutlich wird. Das offene System zum Straßenpreis von 58,91 Euro überzeugt aber vor allem durch einige sehr professionelle Features, allen voran den Pentium-kompatiblen 400-MHz-Prozessor, der auch Windows zum Laufen bringt. Einzigartig ist auch der Mini-PCI-Express-Steckplatz, der vielfältige Erweiterungen erlaubt. Zudem ist Galileo soft- und hardwaremäßig voll kompatibel zum Arduino-Universum, wodurch sich ein sehr weites Einsatzfeld eröffnet. Als Betriebssystem ist vor allem die spezielle Linux-Distribution Yocto gedacht. Insgesamt dürfte Galileo eher für Profis und sehr ambitionierte Bastler spannend sein, beispielsweise wirbt Intel explizit mit 2-Bit-PWM (pulse width modulation) zur präzisen Steuerung von Motoren – zu sehen etwa im Beispielprojekt einer touchscreengesteuerten Marionette.

Intel Edison + Arduino

Der Intel Edison.
Foto: Intel

Der nur ein paar Zentimeter kleine Edison ist speziell zur Entwicklung mobiler und vernetzter Geräte (Internet of Things) konzipiert und wird von einem 500-MHz- Dualcore-Atom-Prozessor angetrieben. Zusätzlich verfügt der Rechenzwerg über eine 100-MHz-Quark-CPU, die realtime-fähig ist. Entsprechend kann Edison zwei Betriebssysteme betreiben: Auf der Atom-CPU läuft wieder Yocto und für Quark ist FreeRTOS vorgesehen. Den Einsatzzweck sieht man auch an den Anschlüssen: Dualband-Wifi, Bluetooth, USB und Micro- SD – alles weitere muss über das Arduino Breakout Board realisiert werden, das zum Preis von 100,24 Euro bereits inklusive ist. Für die Entwicklung kann auch hier wieder Arduino verwendet werden, ebenso aber auch Eclipse oder Intels Internet of Things Development Kit, das auch gleich essenzielle Hardware (Kabel, Schalter, Batterieanschluss, etc.) beinhaltet.

Cubieboard 3 (Cubietruck)

Das Cubieboard 3 mit Verpackung.
Foto: cubieboard.org

Cubieboard 3, auch Cubietruck genannt, lässt sich mit den bisherigen Systemen überhaupt nicht vergleichen – im Grunde ist es ein vollwertiger Desktop-Rechner auf einer Platine. Das ebenfalls offene System setzt auf einen 1-GHz-ARM-Cortex-A8, ganze 2 GB RAM, 8 GB internen Speicher und so ziemlich alle Anschlüsse, die das Herz begehrt: USB, USB-OTG, Ethernet, WLAN, VGA, SPDIF, HDMI, Bluetooth und tatsächlich sogar einen waschechten SATA-Port! Natürlich fehlen auch die obligatorischen GPIOs nicht, so dass sich Cubietruck sowohl als schlanker Linux-Desktop, als auch als Entwicker-/Bastler-System bestens eignet. Im Preis von 88,95 Euro sind auch ein Gehäuse und diverse Anschlusskabel enthalten.

Als Betriebssysteme sind Android auf dem internen Speicher sowie diverse Linux-Distributionen per SD-Karte vorgesehen; darunter befinden sich auch spannende Spezialisten wie Kali Linux oder die Firewall-Distri OpenWrt – und auch der Betrieb als Kodi-Mediacenter ist selbstverständlich möglich (und deutlich fixer als per Raspi).

RIoTboard MCIMX6 SOLO

Das RIoTboard in Verpackung.
Foto: riotboard.org

Der Name verrät es schon, das RIoTboard will das Internet of Things (IoT) revolutionieren. Allerdings handelt es sich eher um ein Vielzwecksystem wie Cubieboard, ist mit 77,35 Euro aber etwas günstiger und setzt dennoch auf den 1-GHz- ARM-Cortex-A9-Kern im i.MX6-SOLO-Chip. Bei RAM und internem Speicher muss sich der Revoluzzer aber jeweils mit der Hälfte der Cubietruck-Werte zufrieden geben. Alle wichtigen Anschlüsse (Ethernet, HDMI, 4 x USB, GPIO) sind vorhanden, erwähnenswert sind vor allem der analoge Audio-in-Port sowie gleich zwei Kartenanschlüsse für SD beziehungsweise Micro-SD. Etwas problematisch könnte der Community-Faktor sein, denn das RIoTboard mag zwar technisch interessant sein, scheint sich aber bisher nicht in der Masse durchgesetzt zu haben – dass es nicht mal einen Wikipedia-Eintrag gibt, spricht Bände.

Einplatinen-Computer im Vergleich.

Ein bestes unter den Systemen auszumachen ist nicht möglich, dazu sind die vorgestellten Boards zu unterschiedlich. Beispielsweise eignet sich das sehr gut ausgestattete Cubieboard 3 gut als Basis für Desktop-Rechner, ist für den Einbau in einzelne Hardware-Projekte aber nicht optimal – da ist der günstige Intel Galileo schon interessanter. Zudem gibt es zu allen Boards natürlich noch reichlich weitere Daten, von speziellen seriellen Schnittstellen über die Stromaufnahme bis hin zu den physischen Ausmaßen, dir für konkrete Projekte relevant sein könnten. Einzig das BeagleBoard will sich nicht so recht aufdrängen – ein Blick auf die BeagleBone-Reihe des gleichen Projekts lohnt sich aber wiederum!

(PC-Welt/ad)

Innovative Projekte rund um den Raspberry Pi -
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