Tastatur-, Video-, Mausumschalter und mehr

Die beliebtesten KVM-Switches des Jahres 2012

28.01.2013 von Bernhard Haluschak
Der Einsatz von KVM-Switches erstreckt sich von mobilen Geräten bis hin zu Servern. Sie ermöglichen einen zentralen Zugriff auf mehrere Geräte. Aktuelle KVMs nutzen IP-Technologie und übertragen HD-Videos. Wir haben die Top-10-Produkte aufgelistet, die in der Gunst der TecChannel-Leser in 2012 ganz vorne lagen.

Moderne KVM-Switches im Server-Umfeld nutzen als Übertragungstrecke das Ethernet-Netzwerk. Der Vorteil dieser Geräte liegt darin, dass der Anwender von einer zentralen Konsole - zum Beispiel einem Office-PC - seine Serverlandschaft verwalten kann. So kann der User bei Störungen sich direkt auf das problembehaftete Gerät aufschalten und eine Fehleranalyse vornehmen ohne Vorort zu sein. Darüber hinaus lassen sich in sensiblen Unternehmensbereichen solche Systeme mittels Verschlüsselung und Zugriffsautorisierung vor unerlaubter Nutzung absichern.

Die aktuellen KVM-Lösungen sind aber mehr als nur Tastatur-, Video- und Mausumschalter, denn sie besitzen mittlerweile integrierte Systemmanagement-Funktionen. So kann zum Beispiel der Anwender weit entfernter Server-Systeme aus der Remote-Konsole heraus über eine integrierte Power-over-the-NET-Funktion vollständig vom der Stromversorgung trennen und anschließend wieder einschalten. Auch direkte Zugriffsmöglichkeiten auf BIOS-Einstellungen eines Systems sind mit einigen Lösungen möglich

Zusätzlich lassen sich virtuelle Datenträgern an das "ferngesteuerte" System nutzen. So kann etwa der Administrator von seiner lokalen Konsole aus, Daten von einem USB-Stick oder DVD-Laufwerk auf das entferne System aufspielen.

Bildergalerie: Die beliebtesten KVM-Switches 2012.
Platz 1: Raritan Dominion KX II-101
Für den Steuerungszugriff auf einzelne Geräte bietet sich ein KVM-over-IP-Switch mit nur einem einzigen Port an. Ein solches Gerät ist der Raritan Dominion KX II-101 v2. Das Produkt ist extrem kompakt und ist mit einer Größe von 103 x 74 x 27 Millimeter angegeben, was auch als "Zero U"-Format bezeichnet wird. Sogar die Energieaufnahme über PoE ist machbar, wenn das beigelegte Netzteil nicht benutzt werden soll. Trotz seiner Kompaktheit bietet der Dominion KX II-101 v2 eine Vielzahl von Funktionen an. Besonders interessant dürfte die Unterstützung von Virtual Media sein, mit der sich Dateien, Patches und ähnliches uber IP auf dem Zielsystem einbringen lassen. Sicherheitsprobleme entstehen hierbei dank einer AES-verschlüsselten Übertrag mit 256 bit Schlüssellänge nicht. Sollte dennoch lokal auf den Server zugegriffen werden müssen, so erfolgt dies über den am Gerät angebrachten seriellen Port. Dieser kann gleichzeitig für die Verbindung zu einem externen Modem oder zu einer PDU verwendet werden. Stammt letztere ebenfalls aus Raritans Dominion-Reihe, erweitert sich das Funktionsspektrum zur Energiesteuerung gegenüber einer PDU eines anderen Herstellers. Ebenfalls proprietär ist die Absolute Mouse Synchronization, mit der Raritan eine Reduktion der Reaktionszeiten der Maus und eine vereinfachte Konfiguration der HID-Einstellungen verspricht. Konfiguriert wird der KVM-Switch über den Browser, was eine gewisse Plattformunabhängigkeit bedingt.
Platz 2: Minicom Smart 232 IP
Der Smart 232 IP von Minicom ist ein für Rack-Umgebungen vorgesehener KVM-Switch, der sowohl lokal als auch aus der Ferne verwendet werden kann. Das 1U große Gerät erlaubt entweder den direkten Anschluss eines Administrations-Terminals oder die Verbindung von zwei Remote-PCs über IP. Auch auf Geräte wie Router oder PDUs kann von zwei Nutzern aus der Ferne über eine serielle Verbindung zugegriffen werden. Mittels Minicoms "KVM over CAT5"-Verfahren können bis zu 32 Server ohne die Notwendigkeit eines separaten Anschlusses administriert werden, indem bestehende Kabelverbindungen genutzt werden. Der Fernzugriff auf den Switch erfolgt durch dessen integrierten Webserver, die Verwendung des Webinterfaces setzt allerdings den Internet Explorer 6.0 oder höher als Browser voraus. Unterstützt werden Auflösungen von bis zu 1600x1200 am Server, der unter Windows-, Novell-, Linux- und Solaris-Systemen betrieben werden kann. Eine Synchronisation von Videodaten und Steuerungssignalen kann entweder manuell vorgenommen werden oder automatisch erfolgen. Die Sicherheit der übertragenen Daten soll eine SSL-Verschlüsselung nach dem AES-Verfahren mit 256 bit Schlüssellänge sicherstellen. Minicom liefert den Smart 232 IP mit einer Garantie von drei Jahren aus. Wird die Möglichkeit eines Zugriffs auf 32 Server nicht benötigt, existiert außerdem ein kleineres Modell als Smart 216 IP mit nur 16 Server-Anschlüssen. Wird hingegen eine Erweiterung der KVM-Möglichkeiten notwendig, so lassen sich die Switches der Smart-Reihe mit Minicoms Management-Produkten verwenden.
Platz 3: Aten CS-1742
Der Aten CS-1742 ist ein auf den Desktop-Markt ausgerichteter KVMP-Switch. Das P in KVMP steht hier für Peripheral, das bedeutet, neben den üblichen Signalen lassen sich auch Peripheriegeräte zwischen den beiden anschließbaren Rechnern umschalten. Der Anschluss der umzuschaltenden Geräte erfolgt über drei USB-Ports, einen Anschluss für Audioaus- und einen für Audioeingabe. An zwei VGA-Ports lassen sich zudem zwei Bildschirme parallel betreiben, Sie können also auf zwei Rechnern nacheinander jeweils mit zwei Bildschirmen arbeiten. Die Umlegung auf die Server erfolgt über KVM-Kabel, von denen eines das Signal des ersten Monitors und von USB, eines das Signal des zweiten Monitors und die Klanginformationen trägt. Somit lässt sich auch mit einer modernen Schreibtischeinrichtung bequem hin- und herschalten. Wer es rustikaler mag, der findet allerdings auch einen PS/2-Konverter zum Anschluss von Maus oder Tastatur im Paket. Außerdem ist ein RJ45-Port am Aten CS-1742 angebracht, über den sich per Ethernetverbindung Firmwareupdates bequem auspielen lassen. Der Anschluss ans Stromnetz erfolgt über ein externes Steckernetzteil. Das Design braucht sich in keiner Weise zu verstecken, hier ist "Desktop" wörtlich zu nehmen: Der gebürstete Aluminiumkörper, links und rechts eingefasst von schwarzen Plastikrippen macht einiges her. Im Lieferumfang sind alle zum Betrieb des Switches notwendigen Kabel sowie ein Handbuch enthalten.
Platz 4: Belkin OmniView Pro3 F1DA116Z
Die größte Ausgabe der OmniView Pro 3-Geräte von Belkin stellt der KVM-Switch F1DA116Z mit seinen 16 Ports dar. Dabei bündelt jeder Kontrollports auf der Rückseite jeweils zwei Systeme, wodurch die Zahl der zu verlegenden Kabel halbiert wird. Wie man dem angenehm minimalistisch designten Gerät schnell ansieht, ist es trotz seines 1U-Formfaktors nicht nur für den Betrieb außer Sicht gedacht. Sprich: Es bietet keine "KVM over IP"-Funktion, sondern nur die Möglichkeit des direkten Anschlusses einer Desktop-Konsole. Für diese stehen ein VGA-Anschluss, zwei USB-Ports und je ein PS/2-Anschluss für Maus und Tastatur zur Verfügung. Die Signale werden jeweils gemeinsam in einem Breakout-Kabel transportiert, als Zubehör such man diese allerdings vergeblich. Zusätzlich bietet das Gerät die Möglichkeit, mehrere Switches über eine Daisy Chain zusammenzuschalten und so die Zahl der kontrollierbaren Server zu erhöhen. Benötigt man hingegen diesen Umfang nicht, so stellen die Geräte Belkin OmniView PRO3 F1DA104Z und Belkin OmniView PRO3 F1DA108Z mit vier bzw. acht anschließbaren Servern eine Alternative innerhalb der Produktfamilie dar. Als Betriebssysteme werden Windows-Versionen zwischen NT und Vista, DOS 5.x+, RHEL, Novell und Solaris unterstützt. Um sich auf dem neuesten Stand der Serverbetriebssysteme zu halten empfängt der Belkin OmniView Pro3 F1DA116Z außerdem Updates über einen RJ45-Anschluss. Belkin liefert das Produkt mit einer Garantiezeit von drei Jahren.
Platz 5: Avocent DSR KVM over IP
Der DSR KVM over IP-Switch von Avocent ermöglicht eine flexible Ansteuerung von angeschlossenen Server und seriellen Geräte in kleinen und mittleren Unternehmen. Darüber hinaus bieten die KVM-Lösung einen externen Modem-Support, wenn es zu einem Netzwerkausfall kommt. Die DSR-Switche besitzen eine integrierte Internetschnittstelle, die zu den gängigen Browsern kompatibel ist und den Zugriff auf die Server über IP ermöglicht. Das Gerät ermöglicht je nach Modell 1 bis 8 gleichzeitige Benutzer.
Platz 6: Aten CS1716i
Mit bis zu 16 Host-Ports ist der Aten CS1716i potent genug ausgestattet um auch mittelgroße IT-Infrastrukturen remote bedienen zu können. Anders als bei Atens KH-Serie, die sonst ähnliche Spezifikationen bietet, erfordert der CS1716i allerdings die Verlegung spezieller KVM-Kabel, von denen zwei im Lieferumfang inbegriffen sind. Über diese können bis zu 32 Benutzer gleichzeitig auf die installierten Server zugreifen. Deren Kommunikation erfolgt dabei über das Message Board, ein internes Chatsystem. So kann in Echtzeit die Verwaltung der Server abgesprochen werden. Dabei wird der Anwender von der zentralen Benutzerwaltung über Verzeichnisdienste wie RADIUS, LDAP oder Active Directory unterstützt. Die Client Software ist für Windows verfügbar, der JAVA-Client ist auch auf anderen Betriebssystemen lauffähig. Ein Administrator ist gleichzeitig in der Lage, über eine Mehrfensterdarstellung den Bildschirminhalt aller Systeme simultan zu überwachen. Über die Daisy-Chain-Funktionen können bis zu 16 Aten CS1716i zusammengeschaltet werden - 256 Systeme lassen sich so fernsteuern. Ein Setzen von DIP-Schaltern ist hierfür nicht nötig, die Aten-Geräte gehen untereinander eine feste Reihenstruktur ein. Über Broadcast-Befehle lassen sich auch an allen angeschlossenen Rechnern gleichzeitig Aktionen wie etwa Installationen oder Updates ausführen. Das Gerät selbst ist kompakt und benötigt in einem normalen Rack nur 1HE Platz. Server lassen sich flexibel zu- und abschalten, ohne laufende Sitzungen an anderen Rechnern zu unterbrechen.
Platz 8: Aten CS533 Tap
Das Aten CS533 Tap kann nicht ganz in seiner Funktionalität überzeugen. Er lässt sich zwar mühelos installieren und auch die Umschaltung der angeschlossenen Systeme funktioniert fehlerlos. Doch die unterschiedliche Handhabung von Sonderzeichen zwischen dem KM-Umschalter und den angeschlossenen Geräten ist ein erhebliches Manko. Es lassen sich "normale" Texte auf den Tablets und Smartphones flüssig schreiben, aber beim häufigen Verwenden von Sonderzeichen ist der Anwender schnell überfordert. Gut im Test gefallen, hat die Mausbedienung auf den Android-Geräten. Die leichten Verzögerungseffekte beim Mauszeiger sind dabei akzeptabel. iPad und iPhone (iOS 6) unterstützen Systembedingt keine Maussteuerung.
Platz 9: Adder AdderLink IP Gold
Die AdderLink IP Gold ist eine unterstützende KVM-Appliance von Adder. Mit ihm lassen sich bestehende KVM-Geräte über IP ansprechen. Er unterstützt neben der Weiterleitung von USB- oder PS/2-Eingabegeräten auch digitale und analoge Videosignale, wobei diese jeweil ohne Konfiguration automatisch erkannt werden. Auch Tondaten lassen sich über das Gerät weiterleiten, die Ausgabe erfolgt hierbei mit CD-Qualität. Dies soll dem Administrator ermöglichen, auch Alarmsignale des Servers an seinem Arbeitsplatz zu empfangen. Sollen Dateien übertragen werden, so kann dies über die Virtual Media-Schnittstelle realisiert werden. Der Zugriff auf den AdderLink IP Gold erfolgt wahlweise über den lokalen Anschluss einer Konsole oder über den Fernzugriff per IP. Hier liegt auch die Besonderheit der Appliance: Der Datentransfer findet nicht über die übliche und oft fehleranfällige Browserschnittstelle statt, sondern über einen Real VNC-Client mit starker Verschlüsselung. Damit ist bei einer sorgfältigen Umsetzung eine höhere Sicherheit gewährleistet, da die Verbindung gegen Standardangriffe auf SSL unempfindlich ist. Außerdem ist VNC plattformunabhängig, kann also auf jedem PC verwendet werden. Allerdings wird für eine verschlüsselte Verbindung die kommerzielle Version von Real VNC benötigt, was unter Umständen einen nicht unerheblichen Kostenfaktor darstellt. Neben den Anschlüssen für Eingabegeräte und das Netz bietet das Gehäuse außerdem zwei serielle Eingänge, über die ein externes Modem und eine PDU angeschlossen werden können. Der AdderLink IP Gold ist für die Rackmontage vorgesehen, wobei bis zu zwei Geräte je Höheneinheit über separat erhältliche Montageschienen eingepasst werden können.

KVM-Switches gibt es in vielen unterschiedlichen Varianten. Entscheidend ist aber wie viele Endgeräte das System steuern soll und über welche Schnittstellen. Denn für jedes Endgerät muss der KVM-Switch die entsprechenden Ein- und Ausgabeschnittstellen zur Verfügung stellen. So können zum Beispiel für die Videoübertragung VGA, DVI, DisplayPort oder HDMI genutzt werden. Für Tastatur und Maus können Ports wie PS/S2 oder USB genutzt werden.

In diesem Jahresüberblick tun sich Produkte, die bereits zu Beginn des Jahres erschienen sind, naturgemäß etwas leichter. Denn diese KVM-Switches haben mehr Zeit, um Klicks der TecChannel-Leser einzufahren.

Wie bei unseren regelmäßigen Auswertungen mit drei Monaten Messzeitraum haben wir auch bei der Jahresliste die Seitenabrufzahlen der Produkte durch die Leser in der TecChannel-Produktdatenbank ermittelt. Im Fall der beliebtesten KVM-Switches des Jahres wurde der gesamte Jahreszeitraum berücksichtigt. (hal)