Der erste Tag ist entscheidend

Die 5 schlimmsten Motivationskiller im neuen Job

16.06.2012 von Christian Vilsbeck
Der erste Tag im neuen Job wird mit hohen Erwartungen angegangen! Alles wird besser, denn darum hat man ja gewechselt. Leider sieht der Alltag beim Betreten der Firma meist anders aus… Udo Ludolpf von SilkRoad technology nennt die fünf schlimmsten Motivationskiller.

Voller Motivation wird der erste Arbeitstag im neuen Unternehmen angegangen. Doch viele haben es schon am eigenen Leib erfahren, wie schnell Ernüchterung einkehren kann. Man wird in die neue Abteilung geführt, und niemand ist auf Sie vorbereitet. Man sagt Ihnen, setzen Sie sich erst mal an den neuen Arbeitsplatz, es kommt gleich jemand… Dann ist Geduld beim Warten angesagt.

Glück für den, wenn der PC schon da ist und Ihr Account schon eingerichtet ist. Wie oft wird der neue Mitarbeiter an den alten PC - inklusive altem Login - des ausgeschiedenen Vorgängers gesetzt. Und von wegen professionelle Führung durchs Gebäude und Erklärung der wichtigsten Dinge im Unternehmen - in der Abteilung hat gerade keiner Zeit, oder besser, die Mitarbeiter wurden vom Chef gar nicht informiert, dass Sie heute schon kommen! Der Chef selbst fühlt sich für Sie natürlich auch nicht zuständig…

So kommt es, dass in manchen Fällen neue Mitarbeiter sich schon am ersten Tag denken, wo sie da nur hingeraten sind. Gedanken, die neue Firma bald wieder zu verlassen, können da schon mal aufkeimen. Doch woran liegt das und was kann man dagegen tun? "Viele Unternehmer heißen ihre neuen Arbeitnehmer nicht richtig willkommen", fasst Udo Ludolph von SilkRoad technology, einem Anbieter von Talentmanagement-Lösungen, die Ursachen zusammen. "Wenn sich ein Mitarbeiter an seinem ersten Tag wie ein Fremdkörper vorkommt, wird er seine Entscheidung für das Unternehmen in Frage stellen", erläutert Ludolph.

SilkRoad hatb die Top 5 der Motivationskiller am ersten Arbeitstag zusammengestellt, um zu zeigen, worauf Unternehmen bei der Einführung neuer Mitarbeiter achten sollten:

  1. "Ich kann Ihren Namen nirgends finden.": Der neue Mitarbeiter kommt ins Gebäude, und am Empfang ist man nicht darüber informiert, dass jemand eingestellt wurde. Der Zugang zu Geschäftsräumen und Parkplatz wird ihm also zunächst verwehrt. "Schlechter kann man kaum anfangen", betont Ludolph, "ganz abgesehen davon, dass damit oft die Angst verbunden ist, zu spät zu kommen und der neue Mitarbeiter den Arbeitsplatz sofort mit Nervosität und Stress verbindet."

  2. "Für den Anfang muss das reichen.": Der neue Mitarbeiter tritt seine Stelle an, doch sein Arbeitsplatz ist noch nicht für ihn eingerichtet. Auf dem Computer ist die erforderliche Software nicht installiert, Büro- und Arbeitsmaterial sind nur teilweise vorhanden und auf dem Schreibtisch steht kein Telefon bereit. "Das Signal, das der Mitarbeiter dadurch empfängt, ist eindeutig", stellt Ludolph fest: "Wir haben uns nicht auf Sie vorbereitet, Sie sind uns nicht wichtig."

  3. "Morgen kommt dann der Kollege und zeigt Ihnen alles.": Der neue Mitarbeiter erscheint pünktlich, doch weder der verantwortliche Vorgesetzte ist vor Ort, noch ein Kollege mit dem Auftrag, ihm alles zu zeigen und ihn einzuarbeiten. "Ohne eine Aufgabe zu erhalten, sitzt er den Tag bis zum Feierabend weitgehend allein ab", so Ludolph. "Da stellt man sich schnell die Frage, ob die Entscheidung für den neuen Arbeitgeber richtig war."

  4. "Dafür bin ich nicht zuständig.": Am ersten Arbeitstag müssen in den meisten Unternehmen diverse Formulare ausgefüllt und bei verschiedenen Stellen abgegeben werden - neue Mitarbeiter verlieren schnell den Überblick. Dennoch scheuen viele die Nachfrage, da sie befürchten, unsicher zu erscheinen oder lästig zu sein. Ein Grund dafür sind Kollegen, die einen genervten Eindruck machen oder abweisende Antworten geben. "So, wie der Mitarbeiter sich auf seine neue Stelle vorbereitet, sollten sich auch die Kollegen auf ihn einstellen und ihn trotz Tagesgeschäft so gut wie möglich unterstützen", erklärt Ludolph. "Wird neuen Mitarbeitern nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet, fragen Sie sich schnell, warum sie eigentlich eingestellt wurden."

  5. "Hat man Sie nicht informiert?": An seinem ersten Tag erscheint der neue Mitarbeiter am Arbeitsplatz, doch das Büro ist leer. Ein Abteilungsmeeting wurde angesetzt, und niemand hat daran gedacht, der Personalabteilung Bescheid zu geben, damit sie den neuen Kollegen informieren kann. "Der Mitarbeiter ist verunsichert und fühlt sich von Anfang an allein gelassen", betont Ludolph. "Und wer sich vom Team nicht angenommen fühlt, kann auch kein Teil des Teams sein."

Flexible neue Bürowelt
Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung ...
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online und auch persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los geht's!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!

Laut SilkRoad fehlen vielen Unternehmen festgelegte Standardabläufe während und vor der eigentlichen Einarbeitungsphase des neuen Mitarbeiters. Entweder wird der neue Kollege überwiegend sich selbst überlassen die ersten Tage oder er wird mit Infos geradezu überhäuft. Und schon enden die ersten Tage gefrustet im neuen Job. Doch die Einführung ins Unternehmen und insbesondere die Einarbeitung benötigt seine Zeit. Hier liegt das Problem: Jeder muss ja trotzdem sein Tagespensum schaffen, Freiräume schaffen Chefs ihren Mitarbeitern, die die Einweisung übernehmen sollen, selten.

"Oberstes Ziel muss es sein, HR-Prozesse so schlank und individuell wie möglich zu gestalten", erklärt Ludolph. "Fühlt sich der Mitarbeiter gut betreut, ist er schneller produktiv und seine Bindung an das Unternehmen entwickelt sich vom ersten Augenblick an." (cvi)