Big Data, Cloud¸ Analytics und Co.

Die 10 wichtigsten IT-Trends für 2012

09.11.2011 von Joachim Hackmann
Die Analysten von Gartner haben sich entschieden: Technologien und Trends wie Analytics, Big Data und Cloud stehen im IT-Jahr 2012 hoch im Kurs. Mit welchen weiteren wichtigen Themen sich IT-Verantwortliche zukünftig beschäftigen müssen, erfahren Sie in unserem Beitrag.

Die Marktforscher von Gartner haben auf ihrer Hausmesse Symposium/ITExpo in Orlando zehn Technologien und Trends präsentiert, die sie als strategisch für die meisten IT-Unternehmen erachten. Allesamt haben sie das Potenzial, in den kommenden drei Jahren in den Firmen deutliche Spuren zu hinterlassen. Damit meint Gartner, dass sie Brüche in der IT oder im Kerngeschäft bewirken können, enorme Investitionen erfordern oder für Unternehmen, die Trends zu spät erkennen, enorme Risiken bedeuten.

Unter den strategischen Technologien finden sich viele altbekannte Trends und Verfahren, die sich aber laut Gartner zuletzt so entwickelt haben, dass sie nun reif und passend für den breiten Einsatz sind. Es gibt aber auch Schwelltechnologien, die frühen Anwendern in den kommenden fünf Jahren erhebliche Marktchancen eröffnen. Diese Techniken sollten in die Langzeitplanung Eingang finden.

Gartner Trend 2012
Gartners Trends 2012
Die in der Folge aufgelisteten Trends haben strategische Bedeutung für Unternehmen, weil sie die IT oder das Kerngeschäft künftig erheblich beeinflussen.
Media-Tablets
Angesichts der Vielzahl von Formfaktoren, Plattformen, Geräteklassen und Techniken im Mobility-Bereich sollten IT-Abteilungen die Rolle einer zentalen Planungsstelle aufgeben und lernen, die Vielfalt zu verwalten und gewinnbringend zu fördern.
Mobil-zentrische Applikationen und Interfaces
Smartphones und Tablets haben die Grundlagen der GUI-Entwicklung verändert: Touch, Sprache und Gesten lösen Icons, Menüs und Maus ab.
Internet der Dinge
Das Internet der Dinge kommt nun doch. Zunehmend werden Geräte, Maschinen und andere Objekte mit Intelligenz und Kommunikationstechnik ausgestattet.
App Stores und Marktplätze
70 Milliarden App-Downloads im Jahr 2014 erwartet Gartner. Die Masse macht der Privatkunde, doch Online-Marktplätze gibt es künftig vermehrt auch im Geschäftsumfeld.
Big Data
Datenmenge und Zahl der Formate steigen, gleichzeitig müssen Informationen schneller verarbeitet werden. Logische Data Warehouses lösen traditionelle Installationen ab.
In-Memory-Computing
Preisverfall und Verfügbarkeit von Flash-Speichern bereiten den Boden für das In-Memory-Computing.
Extrem energiesparende Server
Neue Anbieter bewerben ihre energiesparenden Server. Oft sind sie zu leistungsschwach und zu betreuungsintensiv.
Cloud Computing
Der Trend zur IT aus der Wolke wird kaum eine Branche verschonen. Die meisten Verantwortlichen treten nun in die Phase konkreter Projekte ein.

Gartners Top Ten für 2012 sind:

Media-Tablets: Heute können die Nutzer unter einer Vielzahl von Formfaktoren für das mobile Computing wählen. Keine einzelne Plattform, Geräteklasse oder Technik wird den Markt beherrschen, so dass sich die Firmen darauf einstellen sollten, die Vielfalt zu verwalten. Bis zum Jahr 2015 müssen sie sich mit zwei bis vier unterschiedliche Client-Typen arrangieren. Gartner rät IT-Leitern zu einem Diversity-Programm, um zum einen die verschiedenen Formfaktoren, zum anderen beruflich genutzte Privatgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs integrieren zu können.

Die internen IT-Organisationen benötigen zwei Mobility-Strategien - eine für die Beziehung zu den Mitarbeitern (Business to Employee, B2E), und eine für die Konsumenten (Business to Consumer, B2C). Im B2E-Umfeld spielen soziale, geschäftliche und finanzielle Aspekte sowie Fragen des Risk-Managements ein zentrale Rolle. Im B2C-Bereich, der auch rein geschäftliche Beziehungsgeflechte (B2B) umfassen sollte, muss die IT weitere Facetten im Auge behalten. Dazu zählen etwa

Mobile Applikationen, Kontextuelle Systeme, das Internet der Dinge

Mobil-zentrische Applikationen und Oberflächen: Die seit 20 Jahren gültigen Grundsätze zur Gestaltung der Anwenderschnittstelle ändern sich gerade. User Interfaces (UI) mit Fenstertechniken, Icons, Menüs und Mauszeigern werden von mobil-zentrischen Oberflächen abgelöst. Die beschreibenden Schlagworte der neuen Interfaces lauten heute Touch, Gesten, Sprache, Video und Suche. Auch die Applikationen selbst verändern sich. Bestimmend sind künftig fokussierte und einfache Apps, die sich zu einer komplexeren Lösung zusammenfügen lassen. Gefragt sind daher auch andere Fähigkeiten in der Interface-Gestaltung.

Das Erstellen von Applikationen über eine Vielzahl von Endgerätetypen und verschiedenen Herstellern hinweg erfordert ein gutes Verständnis über den stark fragmentierten Markt und eine anpassbare Programmstruktur, die Inhalte auf verschiedenen Endgeräten optimal darstellen kann. Sowohl für den Consumer als auch für den geschäftlichen Bereich entstehen Plattformen, die die Entwicklung über verschiedene Plattformen hinweg vereinfachen. HTML5 kann beispielsweise einige Belange adressieren.

Kontextuelles und soziales Benutzererlebnis: Kontextuelles Computing verwendet Informationen über die Umgebung, Aktivitäten, Verbindungen und Vorlieben eines Nutzers oder Objekts, um die Qualität der Interaktion zu verbessern. Ein kontextuell arbeitendes System erkennt die Wünsche der Nutzer und bedient sie vorausschauend mit passenden Inhalten, Produkten und Services. Es ist das Verbindungsglied zwischen Mobility, Social Media, Ortsangaben, Bezahldiensten und Kauf. Die Systeme schaffen Wissen über Augmented Reality, modellierte Sicherheit (Model Driven Security) und zusammengefügte Applikationen. Im Jahr 2013 werden verstärkt kontextuelle Anwendungen in bestimmten Bereichen auftauchen, insbesondere in ortsbezogenen Services, in der Augmented Reality auf Mobilgeräten sowie im mobilen Handel (Mobile Commerce). Die Oberflächen der Apps werden die Charakteristika der sozialen Netzwerke aufgreifen. Soziale Informationen sind der Schlüssel für kontextuell erzeugte Angebote, sie sorgen für bessere Suchergebnisse und optimieren die Applikationen.

Das Internet der Dinge: Seit Jahren gibt es die Vision eines Internet der Dinge, in dem Sensoren und intelligente Geräte (etwa Waschmaschinen, Lampen etc.) via Internet kommunizieren. Wie auch immer: die Entwicklung hat sich zuletzt beschleunigt. Zum einem hat sich die Zahl der intelligenten Geräte erheblich vergrößert, zum anderen gibt es immer mehr verschiedene Gerätetypen, die mit Intelligenz und Connectivity ausgestattet werden. Begleitend haben sich die Technologien zur Identifizierung, Wahrnehmung und Kommunikation weiter entwickelt. Sie werden in den kommenden fünf Jahren die kritische Masse erreichen und damit wirtschaftlich nutzbar. Die wesentlichen Elemente des Internet der Dinge sind:

App Stores, Analytics, Big Data

App Stores und Marktplätze: Online-Verkaufsstände etwa von Apple und Google werden aufblühen. Gartner erwartet für das Jahr 2014 mehr als 70 Milliarden Downloads. Gelten die App-Stores derzeit noch als rein Endkunden-getriebenes Geschäft, werden sich Anwendung und Angebot in den kommenden Jahren mehr und mehr im Geschäftsumfeld etablieren. Damit verschiebt sich auch die Rolle der IT. Sie wird die Aufgabe einer zentralen Planungsstelle zugunsten eines Markt-Managers aufgeben müssen, und in der neuen Rolle Governance- und Brokerage-Services für Anwender und dem Ökosystem des Unternehmens anbieten. Damit kann sie auch den Boden für Entrepreneurs bereiten.

Analytics der nächsten Generation: Analytics wird in drei Dimensionen wachsen:

Zudem ist der Prozess erkennbar, Analytics in die Cloud zu verlagern, weil dort leistungsstarke Rechenkapazitäten und Grid Computing für die Datenauswertung bereit liegen.

In den Jahren 2011 and 2012 wird sich die Analytics-Anwendung noch auf Entscheidungsunterstützung und Collaboration konzentrieren. Im nächsten Schritt wird es mehr Angebote für die Simulation, Prognose und Optimierung geben.

Big Data: Datenmenge, Komplexität der Formate und Liefergeschwindigkeit der Datenverarbeitung überfordern künftig die traditionellen Data-Management-Verfahren; Allein um das erwartete Datenvolumen zu bewältigen, sind andere, exotische Techniken erforderlich. Zurzeit tauchen ständig neue Lösungen auf, die das Potenzial für tiefgreifende Veränderungen haben (etwa In-Memory-Datenbank-Management-Systeme). Analytics ist Triebfeder für das Data Warehousing. Eine wesentliche Implikation von Big Data ist, dass Anwender künftig nicht mehr in der Lage sind, alle sinnvollen Informationen in einem einzelnen Data Warehouse vorzuhalten. Logische Data Warehouses führen Information aus unterschiedlichen Quellen zusammen und werden herkömmliche Modelle ersetzen.

In-Memory, Öko-Server, Cloud Computing

In-Memory Computing. Gartner rechnet fest mit dem breiten Einzug von Flash-Speichern in den Endkunden- und Unterhaltungsgeräten sowie in Embedded IT-Systemen. Damit entsteht eine neue Schicht in der Speicher-Hierarchie der Server, die einige Vorteile mit sich bringt - weniger Platz und Hitze sowie mehr Leistung und Robustheit gehören dazu. Die riesigen Speichermöglichkeiten bereiten den Boden für neue Anwendungen. In-Memory-Applikation-Plattformen umfassen

Vorhandene Applikationen mit einer In-Memory-Basistechnologie zu erweitern oder sie entsprechend aufzupeppen, kann die Transaktionsleistung verbessern, Verzögerung im Application-Messaging reduzieren sowie die Batch-Bearbeitung und Daten-Analyse beschleunigen. Je nach Verfügbarkeit und Preisverfall im Speichergeschäft wird In-Memory in den Jahren 2012 oder 2013 die Schwelle zum Mainstream überschreiten.

Extrem energiesparende Server: Vor allem neue Markt-Player versprechen oder vermarkten extrem energiesparende Server. Die Systeme werden vornehmlich auf Basis von energiesparenden Prozessoren gefertigt, die in mobilen Geräten verbaut werden. Der vermeintliche Vorteil von Lösungen, die 30 oder mehr Prozessoren in einem Server integrieren, ist die geringere Energieaufnahme. Damit sind die neuen Server aber nur für weniger computing-intensive Aufgaben wie etwa das Ausliefern statischer Objekte auf Web-Seiten geeignet. Die meisten künftigen Applikationen benötigen jedoch mehr Leistung. Zudem steigt der Management-Aufwand für energiesparende Server, was den Sparanstrengungen beim Energieverbrauch zuwider läuft.

Cloud Computing: Das Cloud Computing hat eine unglaubliche Veränderungskraft. Es wird die meisten Branchen langfristig beeinflussen. Nach wie vor verharrt das Geschäft in seiner Frühphase. 2011 und 2012 werden viele große Provider Angebote auf den Markt bringen, die das Einrichten, Betreiben und Ausliefern von Cloud-Diensten fördern. Oracle, IBM und SAP haben große Vorhaben gestartet und auch Microsoft treibt die Cloud-Strategie voran. Das schafft Wettbewerb und Angebotsvielfalt.

Im Unternehmensumfeld ist eine Veränderung zu beobachten. Waren die Verantwortlichen bislang stark damit befasst, die Cloud zu verstehen, kommen sie nun in die Phase der Entscheidungsfindung. Sie analysieren die eigene IT-Landschaft und Workloads, um zu erkennen, welche Aufgaben sich in die Wolke verlagern lassen, und in welchen Segmenten sie Private Clouds einrichten können. Hybride Modelle aus öffentlichen und privaten Installationen, sowie das Sichern, Verwalten und Lenken des gesamten Cloud-Spektrums werden die beherrschenden Themen 2012 sein.

Unter Security-Aspekten werden Zertifizierungen nach "FedRAMP" und "CAMM" reif sein für erste Versuche. Im Private-Cloud-Umfeld wird die Herausforderung für die IT darin bestehen, Betrieb und Entwicklung aufeinander abzustimmen. Dabei helfen etwa "DevOps"-Konzepte, die die interne IT in die Nähe der Geschwindigkeit und Effizienz von Public-Cloud-Service-Providern hieven sollen. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.