DHCP sichern

23.02.2007 von Martin Kuppinger
DHCP zählt zu den zentralen Infrastrukturdiensten, die im Netzwerk unverzichtbar sind. Allerdings sind die Anforderungen an die Verfügbarkeit in vielen Einsatzszenarien insgesamt geringer als beim Active Directory. Wie sich die DHCPDatenbank sichern lässt, lesen Sie im folgenden Beitrag.

DHCP als der Mechanismus, der für die Vergabe von IP-Adressen und zugeordneten Konfigurationen im Netzwerk zuständig ist, zählt wie DNS oder das Active Directory zu den zentralen Infrastrukturkomponenten in Netzwerken. DHCP hat unter dem Aspekt der Verfügbarkeit einige Vorteile im Vergleich zu den anderen Verfahren, aber auch Nachteile.

Der gravierende Nachteil von DHCP ist, dass sich Server nur schwer redundant auslegen lassen, weil sie keine gemeinsamen Adresspools nutzen können. Jeder Server hat einen eigenen Adresspool, aus dem er die Leases vergibt. Eine Kommunikation darüber zwischen den Servern fehlt.

Der Vorteil ist, dass Systeme, die eine Lease erhalten haben, relativ lang weiterarbeiten, auch wenn ein DHCP-Server ausgefallen ist. Nur Clients, die bisher keine Lease erhalten haben oder deren DHCP-Lease (fast) abgelaufen ist, sind vom Ausfall eines DHCP-Servers betroffen – zumindest dahingehend, dass sie einen anderen als den zuletzt verwendeten DHCP-Server suchen.

Solange man also keine neuen Systeme in Betrieb nimmt oder Notebooks von externen Benutzern mit dem Netzwerk verbunden werden müssen, ist bei üblichen Leasedauern im Bereich zwischen acht und 30 Tagen sogar ein mehrtägiger Ausfall des DHCP-Servers zu verkraften.

Die automatische Sicherung

DHCP-Server führen standardmäßig alle 60 Minuten eine Sicherung durch. Die Sicherung erfolgt standardmäßig im Ordner

%systemroot%\system32\dhcp\backup

respektive einem untergeordneten Ordner. Der Pfad kann im Register Erweitert bei den Eigenschaften eines DHCP-Servers konfiguriert werden. Es bietet sich an, dafür zumindest ein anderes physisches Volume als für den Datenbankpfad zu verwenden.

Das Intervall für die automatische Sicherung kann ebenfalls angepasst werden. Dazu wird der Parameter BackupInterval in

HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\
Services\DHCPServer\Parameters

verwendet. Hier lassen sich beliebige höhere und niedrigere Werte festlegen.

In der Sicherung sind alle Daten aus der DHCPDatenbank, also Bereiche, Optionen, Reservierungen und so weiter enthalten. Die Wiederherstellung kann von einer solchen automatischen Sicherung aus erfolgen.

Manuelle Sicherungen

Manuelle Sicherungen lassen sich jederzeit über den Befehl Sichern aus dem Kontextmenü des DHCP-Servers ausführen. Dabei muss nur der Ordner festgelegt werden, in den die Datenbank gesichert werden soll.

Bild 1: Die Eigenschaften eines DHCPServers mit dem Sicherungspfad.

Die Alternative ist die Sicherung über normale Sicherungsprogramme. Hier bietet es sich an, die automatisch erstellte Backup-Datei zu sichern, da diese im Gegensatz zur produktiven DHCPDatenbank nicht geöffnet ist.

Bei der Sicherung ist zu berücksichtigen, dass sich im oben genannten Registry-Schlüssel auch die Konfigurationsparameter für den DHCP-Serverdienst befinden, die bei der Sicherung nicht mit erfasst werden. Eine zusätzliche Sicherung des Systemstatus oder eine manuelle Dokumentation der Parameter ist daher empfehlenswert, um eine vollständige Wiederherstellung durchführen zu können.

Die manuelle Sicherung kann übrigens im laufenden Betrieb erfolgen, ebenso wie der DHCPServerdienst auch bei der automatischen, regelmäßigen Sicherung im Hintergrund nicht angehalten werden muss.

Wiederherstellung und Migration

Die Wiederherstellung des DHCP-Servers ist ebenfalls einfach. Über den Befehl Wiederherstellen aus dem Kontextmenü des Servers im Verwaltungsprogramm DHCP kann auf eine Sicherungskopie zugegriffen werden. In einer Warnmeldung (Bild 2) wird darauf hingewiesen, dass der DHCP-Serverdienst dafür kurzzeitig angehalten werden muss. Das ist, wie eingangs ausgeführt, unproblematisch, da das – vor allem bei einer Dauer von höchstens wenigen Minuten – kaum Einfluss auf die Produktivumgebung hat.

Bild 2: Die Warnmeldung bei der Wiederherstellung eines DHCP-Servers.

Interessant ist die Wiederherstellung von DHCP-Datenbanken auf anderen Servern. Damit lässt sich beispielsweise der DHCP-Serverdienst einfach verschieben.

In diesem Fall sind zwei Punkte zu beachten:

Alles in allem ist DHCP aber ein Dienst, der in Bezug auf die Sicherung und Wiederherstellung recht unproblematisch ist, was auch daran liegt, dass der Dienst eben nicht verteilt arbeitet.

Man muss sich also vergleichsweise wenig Gedanken über spezifische Anforderungen der Sicherung und Wiederherstellung machen. Selbst wenn man den Dienst neu aufsetzen muss, ist der Aufwand für die Bereichserstellung, Optionsdefinition und Erstellung von Reservierungen recht überschaubar.