Deutschland ist nur DSL-Mittelmaß

11.01.2005 von Michael Eckert
Bei der Verbreitung schneller Internet-Zugänge liegt die Bundesrepublik Deutschland EU-weit nur im Mittelfeld. Gerade einmal 6,6 Breitbandleitungen pro 100 Einwohner zählte die EU-Kommission in Deutschland. Zum Vergleich: In Dänemark sind es 15,6 von 100.

Spitze sind hier zu Lande nur die Preise, berichtet das ZDF. Etwa neun Prozent aller Telefonkunden könnten derzeit nicht mit DSL versorgt werden. Bei der Telekom sei man hingegen stolz auf das Erreichte. "Von 38 Millionen T-Com-Anschlüssen können wir 34,5 Millionen sofort ans DSL-Netz anschließen", sagt Telekom-Sprecher Walter Genz.

Übrig bleiben also immerhin noch 3,5 Millionen Kunden, die bislang auf bummelige Datenströme mittels Modem oder ISDN angewiesen sind. "Viele von ihnen haben das Pech, an einem zu modernen Telefonnetz zu hängen: Speziell in den östlichen Bundesländern wurde in den neunziger Jahren die Fernsprech-Infrastruktur auf fortschrittliche Glasfaserkabel umgestellt. Breitband-Internet per DSL benötigt aber dummerweise altmodische Kupferkabel. So überholt bisweilen eine Fortschrittstechnologie die andere", so das ZDF.

Ein Grund für das DSL-Dilemma dürfte in den vergleichsweise hohen Preisen liegen, die in Deutschland für einen Breitband-Internet-Zugang verlangt werden. "Mit rund 15 Euro kostet eine Flatrate in Frankreich etwa halb so viel, wie bei T-Online", kritisiert Omar Khorshed vom Düsseldorfer Abrechnungsdienstleister acoreus. In Deutschland sei auf dem Breitbandmarkt "vieles falsch gelaufen", sagt Khorshed. Die Telekom habe DSL anfangs praktisch ohne Konkurrenz vermarkten können. "Die Regulierungsbehörde hat viel zu zögerlich reagiert", so Khorshed. Obendrein sei das verspätete Einschreiten dann "in die falsche Richtung" gegangen.

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Kaum Wettbewerb

Tatsächlich existiere in Deutschland bei DSL-Anschlüssen kaum ein nennenswerter Wettbewerb. Egal ob auf einem Vertrag AOL, 1&1, Freenet, Strato oder GMX stehe: Genau genommen kauft ein DSL-Kunde stets ein Produkt der Telekom-Tochter T-Com, auf dem lediglich ein anderes Etikett klebe. "So lange Wettbewerber zu reinen Wiederverkäufern der Telekom degradiert werden, haben wir in diesem Bereich nur einen Scheinwettbewerb", sagt Khorshed.

Obendrein scheint der Rosa Riese es bei der Belieferung seiner Mitbewerber nicht besonders eilig zu haben: "Insider vermuten, dass 120.000 Kunden von Wiederverkäufern auf Anschlüsse warten, die sie teilweise schon vor Monaten bestellt hatten. United-Internet-Vorstandschef Ralph Dommermuth sagte der FAZ: "Wir haben Aufträge von rund 50.000 Kunden, die wir nicht an das Internet anschließen können, weil die Telekom ihre technischen Probleme nicht lösen kann." freenet-Chef Eckhard Spoerr habe sogar mehr als 50.000 wütende Kunden, die vergeblich auf den DSL-Anschluss warten. Die United Internet AG will aus diesen Verzögerungen nun Konsequenzen ziehen und zunächst in Ballungsräumen eine eigene DSL-Infrastruktur aufbauen, wir berichteten.

Mittlerweile sei das Thema auch in der obersten Etage der Politik angekommen. "Es ist eine Schande, dass wir schon seit Jahren das Breitbandkabel in der Erde liegen haben, ohne es zu nutzen", kritisierte Wirtschaftsminister Clement Ende vergangenen Jahres auf einer Fachtagung. Er kündigte an, sein Ministerium würde einen "Breitband-Atlas" erstellen, aus dem ersichtlich sei, welche Technologien in welchen Regionen nutzbar seien. (Online-Nachrichtendienst NeueNachricht/mec)

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