Trends 2016

Der Mac im Jahr 2016: So wird OS X 10.12

05.12.2015 von Bastian Gruber
Apple aktualisiert alljährliche seine Betriebssysteme. OS X 10.12 wird wieder nach einer Sehenswürdigkeit in Kalifornien benannt. Das wissen wir bereits über den El-Capitan-Nachfolger.

Apple hat intern die Tests für OS X 10.12, die nächste große Version für alle Macs, erheblich hochgefahren. Sicher ist bereits, dass es keinen Zusammenschluss mit iOS geben wird. Schon jetzt erfährt man aber von etlichen interessanten Neuerungen, die es womöglich in die neue Version schaffen werden.

OS X 10.12 wird wie seine drei Vorgänger Mavericks, Yosemite und El Capitan gewiss wieder nach einer Sehenswürdigkeit in Kalifornien benannt. Der interne Name für Version 10.12 lautet aber "Fuji", wie informierte Kreise berichten. Das ist überhaupt kein Hinweis auf den finalen Namen, El Capitan hieß vor einem Jahr während der Projektphase etwa "Gala". Dass aber die Entwicklung schon über die Planungsphase hinausgegangen ist, zeigen die Analysedaten verschiedener Websites, in denen ein starker Zuwachs an Zugriffen von OS X 10.12 zu sehen ist. Der Versionssprung wird wie zuletzt wieder nicht besonders groß ausfallen, wenn schon jetzt Alpha-Systeme im Web unterwegs sind. Aller Voraussicht nach wird Apple im kommenden Jahr wieder in der ersten Juni-Woche nach San Francisco zur WWDC laden und dort OS X 10.12 und iOS 10 zeigen. Im September oder Oktober werden die beiden Betriebssysteme nach einem mehrwöchigen öffentlichen Betatest zum kostenlosen Download in den App Stores bereit stehen.

OS X Malibu, OS X Napa Valley, OS X Golden Gate?

Wie in den letzten Jahren drehen sich die ersten Spekulationen über den neuen Namen der neuen OS-X-Version. Apple schenkt diesem “Spektakel” auch immer die ersten Minuten jeder Präsentation und Craig "Hairforce One" Federighi darf ein paar Sparwitze reißen. Gerüchte über den Namen gibt es so viele wie berühmte Gegend in und um San Francisco. Wer weiß, was Apples oberster Software-Chef diesmal aus dem Hut zaubert. Der Name ist der einzige Punkt, mit Apple die Nutzer vollkommen überraschen kann. Theoretisch würde eine Festlegung noch wenige Tage vor der Präsentation genügen. Denn Namen sind Schall und Rauch. Was aber wird sich hinter OS X 10.12 verbergen?

BTRFS als neues Dateisystem

Schon mit der zweiten Version der Version der Programmiersprache Swift hat Apple verdeutlicht, wo die Reise hingehen soll: Wie Microsoft und Google verspricht sich die Firma aus Cupertino mit Offenheit, ein neues Image zu formen. Der nächste Schritt wäre mit dem neuen Dateisystem BTRFS möglich. Dieses vor allem in der Linux-Gemeinde bekannte Dateisystem ist vor allem wegen seiner höheren Fehlertoleranz und besseren Adminisitrierbarkeit beliebt.

Warum sollte Apple aber von HFS+ wechseln? Gründe hierfür sind nicht offensichtlich. Wünschte Apple jedoch ein einheitliches Dateisystem für OS X und iOS, käme BTRFS womöglich ins Spiel. Die Vereinheitlichung könnte die Kosten für die Wartung der Systeme verringern. Ein weiterer denkbarer Grund: HFS+ ist bereits seit 1998 auf dem Markt, Apple führte es mit Mac-OS 8.1 ein. Es wäre an der Zeit, Altlasten über Bord zu werfen.

Bekannte Nutzer von BTRFS sind unter anderem Facebook und der finnische Smartphone Hersteller Jolla. Ob Apple, wie bei HFS+, Eigenentwicklungen unter eigenen Lizenzen veröffentlicht, oder tatsächlich unter der derzeitigen GPL-Lizenz entwickelt, bleibt abzuwarten. Vor gut zehn Jahren hatte Apple bei der Entwicklung von OS X 10.5 Leopard schon über ein neues Dateisystem nachgedacht, den Umstieg auf ZFS (Zetabyte File System) aber im Jahr 2009 endgültig verworfen.

Time-Machine-Backup direkt in die iCloud schreiben

Apples Lösung für Sicherungskopien, Time Machine, war 2007 bei der Premiere von Mac-OS X 10.5 Leopard ihrer Zeit weit voraus, und hat auch bis heute keine große Konkurrenz zu fürchten. Mit mehr und mehr Fokus auf die iCloud dürfte auch der Mac bald direkt in die iCloud sichern und wiederherstellen dürfen. Mit angepassten Preisen und größeren Speicherlösungen wäre dies ein interessanter Ansatz.

Time Machin, das in OS X integrierte Backup-System greift in die iCloud aus

Die erste Sicherung beansprucht bei Time Machine den größten Speicherplatz, anschließend sichert das System nur noch die Änderungen. Dennoch wäre beim ersten Backup und nach Systemupdates der Mac erst einmal mit langwierigen Hochladen in die iCloud beschäftigt. Mit einem Trick könnte Apple aber Abhilfe schaffen: Einkäufe über den iTunes und Apple Store könnte Time Machine bei der Sicherung ausschließen, da diese erneut aus dem Store heruntergeladen werden können. Anwendungen und Multimedia könnten also wegfallen, um mit Speicherplatz und Datenvolumen sparsam umzugehen.


Wann Siri endlich auf den Mac kommt

Auch wenn viele den Nutzen von Siri selbst auf dem iPhone für mittelmäßig halten, und die Spracherkennung meist nur mit lustigen Antworten auf Twitter punktet, so wäre es nur ein logischer Schritt, würde Apple die Technologie auch auf der letzten noch ausstehenden Plattform verfügbar machen. Der Mac selbst besitzt bereits eine gute Sprachunterstützung, die Siri aber komplett ersetzen könnte. Seit Windows 10 können PC-Anwender mit Cortana auf ihrem Desktop oder Laptop sprechen, via Bootcamp oder Virtualisierung ginge das auch dem Mac. Höchste Zeit, dass Apple nachzieht.

Apple Watch als Fernbedienung für den Mac

Auch bei der Kooperation mit der Apple Watch hat Apple OS X bisher stiefmütterlich behandelt. Verständlich: Vor allem spricht Apple mit der Smartwatch die Besitzer der neueren iPhone-Generationen an, die Zielgruppe ist weit größerer. Die Apps für die Apple Watch werden es rasant mehr, wodurch auch das Bedürfnis entstehen könnte, per Apple Watch auch direkt mit dem Mac zu kommunizieren. Die Apple Watch würde sich beispielsweise hervorragend Fernbedienung für den Mac eignen, mit oder auch ohne Siri. Die Infrarot-Schnittstelle an iMac und den Macbooks hat Apple gestrichen, viele Nutzer vermissen aber eine Fernbedienung.

Der Plan von der Abschaffung des Dashboards

Die ausgeweitete Mitteilungszentrale legt den Verzicht auf das Dashboard nahe

Mit dem Schritt, die von iOS bekannte Mitteilungszentrale auch in OS X einzuführen, hat sich Apple klar gegen das Dashboard gestellt. App-Hersteller können jetzt speziell angepasste Widgets für die rechte Seitenleiste des Mac programmieren. Das Dashboard, das immer noch viel Zuspruch in jedoch nur noch kleinen Kreisen findet, bleibt außen vor. OS X 10.12 könnte also für ein einheitliches Nutzererlebnis zu sorgen und auf das Dashboard verzichten.

Der Tanz auf mehreren Hochzeiten

Mit dem iPad Pro, den iPad Air und Mini, der Apple Watch und dem iPhone bedient Apple unterschiedlich Kunden und Lösungsansätze für den Alltag in Freizeit und Beruf. Apples Designteam soll vereinheitlichte Ansätze verfolgen, unter Jonathan Ive arbeiten alle zusammen in einer und nicht mehr mehreren Abteilungen. Um derart agil zu bleiben, bedarf es natürlich auch bei OS X 10.12 einige Anpassungen.

Ziel von OS X 10.12 wird also sein, einheitliche Funktionen (wie die Mitteilungszentrale, Siri, Spotlight) aber auch grundlegende Technologien wie ein neues Dateisystem einzuführen. Arbeitsabläufe können so vereinfacht und so problemlos wie möglich auf alle Systeme ausgerollt werden.

Unsere Einschätzung: Apple könnte in Zukunft einzelne Funktionen wie Siri vorstellen, und anschließend zeigen, wie man damit unter OS X, iOS und der Apple Watch umgeht. Anders als bisher die Keynotes und Präsentationen nach Hardware zu unterteilen, könnte Apple die pure Funktionalität in den Vordergrund stellen. Apple Maps als Beispiel: Wenn Apple spezielle Fahrradrouten für bestimmte Städte zur Verfügung stellt, könnte Federighi diese ankündigen und sogleich zeigen, wie sie auf dem Mac, dem iPhone und der Apple Watch funktionieren.

Der zweite, wichtigere Punkt, dürfte die Integration der iCloud sein. Funktionen wie Sicherung der Dateien, einen Papierkorb für aus Versehen gelöschte Dokumente, und das Öffnen weiterer Schnittstellen dürfte hier die Folge sein.

Fazit

Auf Nutzersicht wird auch kommendes Jahr das Udpate von OS X nicht der große Wurf. Bis auf die Optimierung des Dateisystems wird es nur kleinere Änderungen geben. Da Apple immer mehr Plattformen bedient, ist es entscheidend, den Nutzer ganzheitlich zufrieden zu stellen. OS X spielt dabei, so schwierig es auch klingen mag, nur noch eine untergeordnete Rolle. Aber zumindest bleibt der Mac ein wichtiger Teil in der Produktpalette Apples.

Auch immer wieder eine spannende Frage: Welche Macs werden unterstützt, muss der Nutzer sich auf ein Hardwareupgrade vorbereiten? Auch hier ist es bei Apple komplizierter geworden. El Capitan (OS X 10.11) läuft auch noch auf einem iMac von 2007. Allerdings werden dort nicht alle Funktionen (wie Handoff und Instant Hotpsot) unterstützt. Minimum hierfür ist der Jahrgang 2012 und später. Nach ersten Einschätzungen wird OS X 10.12 keine Ausnahme darstellen. Das Hauptaugenmerk lag in der Konnektivität, also Bluetooth 4.0 und neuer. Die Spezifikationen dürften wohl also die gleichen bleiben.

Geräte aus dem Jahr 2007 oder 2008 sind aber wie immer an der Grenze, und könnten womöglich nicht mehr unterstützt werden. Wollen Sie alle kommenden Funktionen nutzen, sind sie mit Geräten ab dem Jahrgang 2013 auf der sicheren Seite. Einen drastischen Schnitt wird es kaum geben, da die neuen, weniger leistungsstarken Macbooks auch unterstützt werden müssen.


(Macwelt/ad)