Rechenleistung, Spiele, USB, WLAN

Der große Test: So schnell ist Windows 10

02.08.2015 von Thomas Rau
Windows 10 ist da! Aber ist es auch schneller? Wir unterziehen das neue Betriebssystem dem großen Härtetest.

Jetzt geht’s los – Windows 10 ist da! Microsoft nennt natürlich viele Gründe, warum Sie sofort ein Upgrade durchführen sollten: mehr Sicherheit, mehr Stabilität, mehr Funktionen. Doch wir wollen wissen, ob Windows 10 auch schneller ist. Auf geht’s zum Benchmark-Parcours!

Build 10240: So geht Windows 10 an den Start.

Für den Test haben wir ein Standard-Notebook von Windows 8.1 auf Windows 10 aktualisiert. Es handelt sich um das Medion Akoya E6416 (MD99560), das Aldi im April für 499 Euro verkaufte. Es bietet zu diesem Preis eine ordentliche Ausstattung und Rechenleistung, unter anderem mit dem Core i5-5200U von Intel, 4 GB RAM und einer 1-Terabyte-SATA-III-Festplatte.

Browser

Wirklich neu in Windows 10 ist der Browser: Edge löst den Internet Explorer ab. Der neue Browser hat nicht nur den cooleren Namen, sondern ist auch deutlich schneller. In fast allen Browser-Benchmarks hängt Edge den IE 11 von Windows 8.1 ab.

Im Kraken-Benchmark von Mozilla kann er sein Tempo fast verdoppeln. Ebenso sieht es im Test Octane 2.0 von Google aus. Ungefähr gleich bleibt sein Tempo im Sunspider-Test und beim Benchmark Peacekeeper.

Windows 10: Browser-Test -
Im eigenen Test gewinnt der Chrome. Aber Edge ist ihm knapp auf den Fersen - und deutlich konkurrenzfähiger als der IE 11.
Im Kraken-Test wird nur der Microsoft-Browser unter Windows 10 schneller: Edge wird Erster, der IE 11 ist unter Win 8.1 noch Letzter.
Im Sunspider war schon der IE 11 der Schnellste. Das bleibt auch unter Edge so.
Im Peacekepper ändert sich durch Windows 10 nichts: Firefox vor Chrome vor den Microsoft-Browsern.

Brauchen Sie also keinen zusätzlichen Browser in Windows 10, weil Edge alle Konkurrenzen abhängt? Unter Windows 8.1 hat der IE nämlich keine Chance gegen Firefox und Chrome. Er arbeitet nur im Sunspider schneller als die anderen Browser. In Kraken, Octane und Peacekeeper gibt es für den IE dagegen nichts zu holen.

Das ist unter Windows 10 mit Edge ganz anders: Auf die Leistung der anderen Browser hat das neue Betriebssystem keinen Einfluss. Nur Firefox legt im Octane-Benchmark um 27 Prozent zu. Edge ist aber fast doppelt so schnell wie der IE 11. Bei den anderen Tests zeigen Firefox und Chrome kein Tempo-Plus, teilweise verlieren sie sogar ein wenig.

Fazit: Beim Browser-Tempo holt Windows 10 mit Edge gewaltig auf. In Kraken und Octane überholt Edge die Konkurrenz, im Sunspider bleibt er vorne. Nur im Peacekeeper-Test bleiben die alten Verhältnisse gewahrt.

Windows-Start

Die Startzeiten von Windows hat Microsoft schon mit Windows 8 extrem verkürzt. Wenn Sie den Rechner über "Herunterfahren" ausschalten, schaltet er sich nicht aus, sondern begibt sich nur in den Ruhezustand - aus dem er schneller aufwachen kann.

Nach dem Upgrade auf Windows 10 braucht das Aldi-Notebook in diesem Schnellstartmdous 26 Sekunden für den Start bis zum Windows-Desktop. Vor dem Upgrade waren es noch 30 Sekunden.

Auch beim echten Kaltstart beziehungsweise Neustart ist Windows 8.1 minimal langsamer: Das alte Betriebssystem startet auf dem Medion-Notebook in 1:18 Minuten, Windows 10 ist nach 1:12 Sekunden bereit.

Allerdings merkt sich Windows mit der Zeit die Dateien, die es für den Start benötigt: Die Startzeit verkürzt sich also bei mehrmaligen Starts. Nach zehn Startvorgängen lagen die beiden Betriebssyteme mit 20 Sekunden (Windows 10) beziehungsweise 22 Sekunden (Windows 8.1) fast gleichauf.

Systemleistung

Eigentlich wird Windows immer schneller, je älter es wird. Denn für die meisten Komponenten veröffentlichen die Hersteller immer aktuellere Treiber, die die Hardware beschleunigen. Gefühlt wird Windows aber immer langsamer: Das liegt meist daran, dass sich der Autostart-Ordner mit immer mehr Einträgen füllt, immer mehr Tools im Hintergrund laufen und immer mehr nicht mehr benutzte Programme den Speicher vermüllen.

Insofern zeigen Leistungs-Benchmarks nicht die ganze Wahrheit: Wie schnell Windows läuft, liegt auch immer an Ihnen. Wir testen auf dem Aldi-Notebook, wie sich Windows 8.1 mit allen Updates gegen Windows 10 schlägt.

PC Mark 8 (Punkte)

Windows 8.1

Windows 10

Home

2596

2553

Creative

3087

3016

Work

3456

3547

Storage

2444

2380

Bei den Leistungstest zeigt sich kaum ein Unterschied zwischen Windows 8.1 und Windows 10. Manchmal ist das eine System schneller, manchmal das andere. Aber alle Ergebnisse liegen so eng beisammen - mit weniger als drei Prozent Differenz -, dass Sie in der Praxis keinen Unterschied merken.

Das gilt auch für Tests wie den Cinebench R15, die vor allem die Prozessorleistung prüfen. Selbst wenn wir die Tests mehrmals wiederholten, ändert sich nichts: Beim Speichern und Puffern häufig benutzter Dateien scheint sich zwischen Windows 8.1 und 10 offenbar nichts geändert zu haben.

Cinebench R15

CPU-Ergebnis

Windows 8.1

258

Windows 10

257

Kein Benchmark macht übrigens Probleme unter Windows 10: Der PC Mark 8 meldet mehrmals den Absturz des Grafiktreibers. Trotzdem läuft der Test fehlerfrei zu Ende.

Fazit: Geht es um die Hardwareleistung, ist Windows 10 so schnell wie Windows 8.1 – oder umgekehrt. Damit Windows 10 schnell bleibt, gelten die gleichen Regeln wie immer bei Windows: Installieren Sie aktuelle Treiber und halten Sie das System sauber.

3-D-Leistung

DirectX 12 an Bord: Windows 10 ist fit für die Spiele der Zukunft

Windows 10 bringt die neue 3-D-Schnittstelle Direct X12 mit. DX12 soll es Spieleprogrammierern erlauben, effizienter die Fähigkeiten der GPU zu nutzen. Davon können auch Rechner mit weniger starken Grafikkarten profitieren und grafisch aufwendige Spiele flüssiger darstellen.

Die Vorteile von DX12, zu denen auch eine höhere Leistung bei Multi-GPU-Konfigurationen gehört, bekommen Sie aber erst zu sehen, wenn Spiele sie auch einsetzen. Derzeit lässt sich Potenzial von DX12 nur an synthetischen Benchmarks wie dem API-Overhead-Test zeigen, der Teil des 3D Mark ist: Hier verfünffacht sich die Leistung der Intel HD Graphics 5500 im Aldi-Notebook unter DX12 gegenüber DX11. Allerdings testet der Benchmark nur eine bestimmte Funktion, nämlich die Anzahl der Draw Calls: Das sind Befehle der Spiele-Engine, Objekte nach bestimmten Vorgaben wie Texturmaterial oder Beleuchtung zu zeichnen. Die CPU verarbeitet sie und gibt sie an die GPU weiter.

Bei allen anderen Benchmarks zeigt sich dagegen kaum ein Unterschied zwischen Windows 8.1 und Windows 10. Das Tempo-Plus bleibt in der Praxis unmerklich.

Wir testen auch Far Cry 2 als Beispiel eines älteren, aber grafisch anspruchsvollen Spiels, mit dem die leistungsschwache Intel-Grafik noch einigermaßen gut zurechtkommt. Beim Test in der Full-HD-Auflösung sind die Ergebnisse unter Windows 8.1 und Windows 10 fast identisch. Schrauben wir die Auflösung herunter auf 1280 x 800, läuft das Spiel unter Windows 10 tatsächlich etwas schneller: Aber auch hier kommt das Tempo-Plus eher vom aktuelleren Grafiktreiber.

Fazit: Windows 10 hat dank DX12 Potenzial, um Spiele auch auf schwächeren Systemen zu beschleunigen. Aber die konkreten Ergebnisse werden erst Spiele zeigen, die DX12 einsetzen. Die ersten sollen Ende des Jahres erscheinen.

USB-Geschwindigkeit

Wie schnell Ihr Rechner ist, merken Sie auch beim Datenaustausch über USB. Beschleunigt Windows 10 die Verbindung zu einer externen Festplatte per USB 3.0 oder USB 2.0? Wir machen den Test mit der Samsung Portable SSD T1, der derzeit schnellsten externen Festplatte. Darüber kopieren wir mehrere Verzeichnisse mit insgesamt 14,6 GB und 253 Dateien vom und aufs Notebook.

Erneut ein Unentschieden zwischen Win 8.1 und Windows 10: Ob Lesen oder Schreiben, ob USB 3.0 oder USB 2.0 – kein System ist schneller, die Ergebnisse sind in allen Testdurchläufen fast identisch.

Datenrate USB 3.0

Windows 8.1

Windows 10

Lesen

119,7 MB/s

118,7 MB/s

Schreiben

96 Mbit/s

94,8 MB/s

Datenrate USB 2.0

Lesen

36,4 MB/s

36 MB

Schreiben

36,7 MB/s

36,5 MB/s

Fazit: Bei USB bleibt unter Windows 10 alles beim Alten. Doch das neue Betriebssystem ist bereit für die Zukunft: Es unterstützt schon USB 3.1 und den passenden Typ-C-Stecker. Jetzt müssen die Hardwarehersteller Geräte mit dem neuen Anschluss liefern.

WLAN

Besonders für Notebooks spielt das WLAN-Tempo eine große Rolle. Wie es damit unter Windows 10 aussieht, testen wir mit dem WLAN-Router Netgear R7000 und dem Aldi-Notebook mit dem AC-WLAN-Modul 3160 von Intel. Es arbeitet mit einer Antenne und kann damit ein theoretisches Maximaltempo von 433 Bit/s schaffen. Um den Einfluss des Betriebssystems auf den Datentransfer zu maximieren, übertragen wir per FTP-Transfer.

WLAN (Datenrate in Mbit/s)

Windows 8.1

Windows 10

1 Datei

177

173

Mehrere Dateien

117

130

Insgesamt ist das Medion Akoya E6416 unter Windows 10 bei der WLAN-Übertragung minimal schneller. Einen rund 4 GB großen Ordner mit 82 Dateien schaufelt das AC-Modul mit 130 Mbit/s auf die Festplatte. Dieselbe Aufgabe dauerte unter Windows 8.1 minimal länger - die Transferrate beträgt 117 Mbit/s. Dieser Unterschied ist zu gering, um in der Praxis relevant zu sein.

Bei kleineren Dateitransfers gibt es dagegen keinen Sieger. Geht nur eine rund 970 MB große Videodatei über das Funknetz, liefert das Aldi-Notebook unter beiden Betriebssystemen identische Ergebnisse: Die Übertragung dauert 44 Sekunden, was einem Tempo von 177 Mbit/s entspricht. Weil beim Transfer einer Datei weniger CPU-Last entsteht und die Festplatte schneller schreibt als bei der Übertragung vieler Dateien, ist die WLAN-Transferrate per FTP im zweiten Test höher.

Fazit: Gleichstand auch beim WLAN zwischen Windows 8.1 und Windows 10. Der WLAN-Treiber im älteren Betriebssystem ist zwar rund ein Jahr alt - trotzdem gibt es keine wesentliche Tempodifferenz.

Akku-Laufzeit

Den größten Unterschied zwischen Windows 8.1 und Windows 10 haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben. Und in diesem Test verliert das neue Betriebssystem klar.

Im Akku-Test geht dem Aldi-Notebook unter Windows 10 deutlich früher die Luft aus als unter Windows 8.1. Der Test simuliert das Surfen per WLAN und ruft alle 30 Sekunden eine neue Website auf. Mit Windows 8.1 kommt das Medion Akoya E6416 noch auf 2:59 Stunden. Unter Windows 10 ist schon nach 2:35 Stunden Schluss - 14 Prozent weniger Ausdauer.

Möglicherweise ist der Bug in einem Intel-Treiber für Windows 10 die Ursache. Laut Intel beträgt die Einbuße bei der Akku-Laufzeit allerdings nur acht bis zehn Prozent. Auch der Sprachassistent Cortana, der unter Windows 10 ständig im Hintergrund aktiv ist, reduziert eventuell die Laufzeit.

Für den WLAN-Test nutzen wir aus Vergleichsgründen Firefox. Im Test mit dem Windows-10-Browser Edge reduziert sich die Laufzeit um weitere zehn Minuten. Der Grund: Beim Abrufen der Webseite erzeugt Edge zwar weniger CPU-Last als Firefox. Während die Webseite dargestellt wird, geht die CPU-Last bei Firefox aber deutlich zurück, während sie bei Edge gleichmäßig hoch bleibt.

Fazit: Die Akku-Laufzeit ist derzeit die größte Baustelle von Windows 10. Wer auf eine lange Ausdauer seines Mobil-Rechners angeweisen ist, sollte mit dem Upgrade noch warten, bis der Bug behoben ist.

Windows 10 im Test: Fazit

Mit dem neuen Browser Edge macht Windows 10 einen riesigen Temposprung. Bei der Akku-Laufzeit hat das neue Betriebssystem dagegen noch Nachholbedarf - wenngleich das eher an Intel als an Microsoft liegen dürfte. Alles andere bleibt dagegen unverändert zu Windows 8.1, was die Leistung angeht.

Windows 10 legt ein gute Basis: Das müssen die Hardwarehersteller nutzen, um über verbesserte Treiber ein Leistungs-Plus herauszukitzeln. Oder im Falle von Direct X12 Spieleprogrammierer, die die Fähigkeiten der neuen Schnittstelle in Spielen einsetzen.

(PC-Welt/ad)

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