An moderne Mailserver-Systeme stellt man allerdings nicht mehr nur den Anspruch, Nachrichten von A nach B zu schicken und Nachrichten für die lokalen Anwender entgegen zu nehmen. Anwender wollen ebenso Adressen verwalten, Kalender nutzen und für Firmen sind eventuell öffentliche Ordner von Bedeutung.
Der Axigen Mailserver verspricht all diese Features. Zudem können Sie mittels einer Verbindungs-Software an Microsoft Outlook andocken. Zeit ist bekanntlich Geld. Daher muss die Software für Administratoren einfach, verständlich und übersichtlich zu verwalten sein.
TecChannel verschafft Ihnen einen Überblick der Software. Da dies ein sehr komplexes Thema ist, können wir leider nicht auf alle Details eingehen. Somit beschränkt sich dieser Artikel auf die Installation und die grundlegenden Funktionen. Im zweiten Teil dieses Artikels, der am 13.11. erscheint, zeigen wir ihnen, wie Sie Ihre Benutzer auf den Mailserver bringen und wie Sie Microsoft Outlook an den Mail-Server anflanschen können.
Systemvoraussetzungen und Installation
Die minimalen Hardware-Anforderungen für die Installation des Axigen Mailserver sind auffallend gering: Laut Hersteller genügt bereits eine Intel-kompatible-CPU mit 300 MHz. Arbeitsspeicher brauchen Sie mindestens 128 MByte. Auf Nachfrage bei den Axigen-Technikern ist ein Pentium-D 3 GHz oder Xeon 1,8 GHz mit 1 GByte RAM für 5000 Konten realistisch. Die tatsächliche Leistungs-Anforderung hängt stark von diversen Faktoren ab. Zum Beispiel zehren Antispam-Filter an der CPU und am Arbeitsspeicher. Ein weiterer Faktor kann sein, wie viele Anwender gleichzeitig WebMail oder IMAP benutzen.
Für eine pure Installation genügen 50 MByte Festplattenplatz. Was Sie wirklich an Festplattenplatz brauchen, hängt selbstverständlich von der Anzahl der Benutzer und der zur Verfügung gestellten Mailbox-Größe ab. Sollten Sie 50 Anwender mit 500 MByte pro Konto ausstatten wollen, brauchen Sie eben mindestens 25 GByte Plattenplatz.
Softwareseitig gesehen kommt es drauf an, auf welcher Plattform Sie den Mail-Server laufen lassen wollen. Möchten Sie Linux einsetzen, brauchen Sie mindestens Kernel 2.4, glibc 2.2.93 und libstdc++ 3.2. Die Firma unterstützt in Version 4.x offiziell folgende Linux-Distributionen: Red Hat Enterprise Linux 3/4, CentOS 3/4, Fedora Core 1-6, SUSE Linux Enterprise Server 9, Novell Open Enterprise Server, SUSE Linux 9.x/10.x, Mandrake Linux 10.2, Mandriva Linux 2006.0/2007.0/2007.1/CS4, Slackware 9.0/9.1/10.1/11.0, Ubuntu Server 5.10/6.06/6.10, Gentoo und Debian.
Weitere denkbare Einsatz-Betriebssysteme sind FreeBSD 5.4, NetBSD 3.0, OpenBSD 3.8/3.9 und Solaris 10. Für die Web-basierte Administrationsoberfläche und WebMail setzt die Software mindestens Internet Explorer 6 und Firefox 2.0 voraus. Diese Angaben finden Sie auch direkt bei Axigen. Für die Vorstellung der Software diente in diesem Artikel das Betriebssystem CentOS 4. Tipps zur Installation auf anderen Systemen finden Sie in der Axigen Dokumentation (online oder PDF).
Installation unter CentOS 4
Zunächst einmal können Sie sich eine 30-Tage-Version der Software herunterladen. Normalerweise bietet Axigen eine freie Version mit fünf Mailboxen auf einem Server an. Dazu müssen Sie sich lediglich registrieren, um den Lizenzschlüssel zu erhalten.
Leser unseres am 7. Dezember erscheinenden TecChannel-Compacts erhalten einen speziellen Lizenzschlüssel, der 15 Mailboxen frei schaltet und zudem ein Jahr kostenlosen Support beinhaltet.
Wie auf rpm-basierten Systemen üblich, spielen Sie das entsprechende Paket mit rpm –ivh axigen-***.rpm
ein. Dieser Schritt führt bei uns zunächst zu einer Fehlermeldung. Die Software verweigert auf Grund einer ungelösten Abhängigkeit die Installation. Es handelt sich hierbei um die Datei compat-libstdc++-33-3.2.3-47.3.i386.rpm
. Diese findet sich entweder auf den Installations-CDs von CentOS oder Sie können diese via http://rpm.pbone.net finden, herunterladen und einspielen.
Nach einer geglückten Installation, bekommen Sie einen Hinweis. Dieser besagt, dass Sie die Software mittels /opt/axigen/bin/axigen-cfg-wizard
konfigurieren sollen.
Der Axigen-Wizard
Das Hilfsprogramm nimmt Sie bei der Grundkonfiguration an die Hand und erfragt zunächst das gewünschte Passwort für den Axigen-Admin.
Schritt Zwei ist dann die Angabe einer primären Domäne und die Vergabe eines Postmaster-Passworts. Im nächsten Fenster haben Sie die Möglichkeit, Aliase anzulegen. Sie können alle Mails für den Benutzer root an die Postmaster-Adresse weiterleiten lassen.
Weiterhin haben Sie die Möglichkeit, die Aliase localhost
und localhost.localdomain
zu Ihrer primären Domäne hinzuzufügen. Im vierten Schritt bestimmen Sie, wer auf die WebAdmin-Schnittstelle Zugriff haben, auf welchen Port diese reagieren und über welche IP-Adresse diese erreichbar sein soll.
Besonderheit bei der SMTP-Konfiguration
Im Anschluss daran legen Sie analog die SMTP-Schnittstellen fest. Dieser Schritt führt in den Standard-Einstellungen allerdings zu einem Fehler. Die Software meldet, dass es bereits einen Dienst gibt, der mit der Adresse 0.0.0.0 auf Port 25 gebunden ist. Der Wizard verweist auf das Dokument /opt/axigen/share/doc/REMOVE-OTHERS.txt
, das eine Lösung parat hat.
Schuld hier ist der laufende sendmail-Daemon. Dieser lässt sich mittels service sendmail stop
in einer Konsole abschalten. Damit sich der Dienst beim nächsten Mal nicht wieder automatisch aktiviert, sollten Sie diesen via chkconfig --del sendmail
komplett deaktivieren. Das Sie diesen Daemon eigentlich nicht mehr brauchen, können Sie ihn mit dem Befehl rpm –e sendmail
auch gleich vom System entfernen. Nun funktioniert auch eine Konfiguration der SMTP-Schnittstelle auf dem Standard-Port 25 und es geht weiter zum nächsten Schritt.
POP3, IMAP und WebMail
In diesem Fenster legen Sie fest, welche Dienste der Mail-Server bereitstellen soll. Zur Auswahl stehen POP3, IMAP und WebMail. Die drei anschließenden Fenster beschäftigen sich mit den eben genannten Diensten. Damit können Sie Zugriffe regeln und über welche Ports diese erreichbar sein sollen. Standard ist 110 (POP3), 143 (IMAP) und 80 (WebMail).
Im nächsten Fenster legen Sie fest, wer den Axigen-Mail-Server als Relay benutzen darf. Bieten Sie POP3- und IMAP-Dienste an, sollte das lokale Netzwerk dürfen. Sonst kann niemand Nachrichten mit einem herkömmlichen E-Mail-Client versenden. Wollen Sie hingegen nur WebMail bereit stellen, reicht der lokale Bereich 127.0.0.0/255.0.0.0
aus.
Axigen bringt sendmail-Ersatz mit sich
Ist das geschafft bietet der Wizard die „Sendmail Wrapper Configuration“ an. Wenn Sie hier auf „Yes“ drücken, verlinkt der Axigen-Server die Datei sendmail auf seine eigen. Wollen Sie das nicht, können Kommandozeilen-Programme wie mailx, php und so weiter keine Mails durch Axigen schicken.
Haben Sie diese Schritte alle erfolgreich hinter sich gebracht, konfiguriert der Wizard die Mail-Server-Software nach Ihrem Wunsch. Dies dauert in der Regel nur wenige Sekunden. Danach beenden Sie das Hilfsprogramm mit einem Klick auf „Ok“. Nun müssen Sie den Axigen-Mail-Server nur noch mittels /etc/init.d/axigen start
in Bewegung setzen. Tipp: Mit chkconfig --add axigen
startet sich dieser Service bei Systemstart neu.
Die Web-basierte Administrations-Oberfläche
Mit den Standard-Einstellungen sollten Sie in der Lage sein, die Web-Admininistrations-Oberfläche mittels http://IP-Adresse-des-Servers:9000
zu erreichen. Vom lokalen System sollte dies auch via http://127.0.0.1:9000
möglich sein.
Sollten Sie zum ersten mal einen Mail-Server aufsetzen, erschlägt Sie die Administrationsfläche eventuell zunächst. Dabei ist es bei einem genaueren Blick gar nicht so schlimme. Diese teilt sich in logische Bereiche auf. Ein kleiner Wehmutstropfen ist, dass die Administrations-Schnittstelle nur in englischer Sprache verfügbar ist.
Server-Einstellungen
In dieser Gruppe können Sie zum Beispiel festlegen, welche Dienste die Software zu Verfügung stellen soll oder welchen Namen die primäre Domäne trägt. Im Prinzip können Sie hier alles verändern, was der Wizard für Sie eingestellt hat und mehr. Sie haben die Möglichkeit für jeden der Dienste einen Log Level zu definieren. Wollen Sie nur kritische Meldungen protokollieren oder einfach alles? Weiterhin können Sie festlegen, wo die Software die Log-Dateien ablegen soll. Dies bleibt jedem Admin selbst überlassen. Auch die Ports der einzelnen Dienste lassen sich hier verändern.
Des Weiteren haben Sie die Möglichkeit die Mail-Server-Software an einen LDAP-Server anzubinden, sofern gewünscht und vorhanden. Dies geschieht um Menüpunkt UserDb. Schalten sie den Dienst FTP Backup aktiv, können Sie theoretisch mit jedem FTP-Client und den entsprechenden Rechten durch die komplette Server-Struktur browsen. Das wäre eine weitere Option zu einer Datensicherung. In den Standard-Einstellungen darf dies nur vom lokalen System aus geschehen. Sollten Sie ein Remote-Backup via FTP im Sinn haben, fügen Sie einfach einen neuen „Listener“ hinzu. Dass dieser Umstand ein Sicherheits-Risiko sein kann, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Tipp: In der Tools-Sektion auf der Axigen-Seite finden Sie ein fertiges Script, das ein Backup via FTP erleichtern soll. Somit könnten Sie das via Cronjob automatisieren.
Spam- und Viren-Schutz
Axigen Mail Server bietet Ihnen die Möglichkeit, SpamAssassin und Antiviren-Software zu integrieren. Die Einrichtung von SpamAssassin ist denkbar einfach. Zunächst müssen Sie das Paket zu Ihrer Distribution passend installieren. Sobald das erledigt ist können Sie den Spamkiller als Socket-Filter hinzufügen. Unter Server – Filters fügen Sie einen neuen hinzu. Bei der Priorität können Sie einen Wert zwischen 0 und 500 wählen. Wobei 0 zuerst ausgeführt wird und 500 als letztes.
Axigen selbst schlägt bei Spamassassin einen Wert von 10 vor. Im Feld filterType wählen Sie den Wert socket
aus. Als filterName ist der Entwicklerfirma nach spamassassin zu setzen. Nach einem Speichern sollten unliebsame Nachrichten der Vergangenheit angehören. Außer SpamAssassin unterstützt der Axigen Mail Server noch folgende Produkte: AVG, Kaspersky Anti-Spam, Avira MailGate, BitDefender Mail Protection for Enterprises und Symantec AntiSpam.
Bei der Virenprophylaxe haben Sie noch mehr Auswahl. Sollte das gewünscht sein, können Sie aus 14 verschiedenen unterstützten Produkten wählen: LAV (Kaspersky) for Mail Servers, BitDefender, Sophos, F-Prot, DrWeb, Symantec, F-Secure, Avast, eTrust, Norman, Panda, McAfee und ClamAV. Die Integration von Virenschutz-Programmen erfolgt ähnlich wie bei Spam-Schutz. Mehr dazu finden Sie im Online-Handbuch oder im Axigen Install and Config Guide.
Fazit
Axigen Mail Server 4 ist eine solide Mail-Server-Lösung. Die Software ist einfach und schnell zu installieren. Kommandozeilen-Orgien bleiben dem Administrator erspart. Er kann ist so gut wie alles via Webadmin erledigen. Während des Test gab es keine Nennenswerten Komplikationen. Das professionell aufgemachte Handbuch ist übersichtlich und gut illustriert. Der Preis ist ebenfalls nicht übertrieben teuer. Für 195 Euro bekommen Sie bereits eine Lizenz für 25 Mailboxen.
Lobenswert ist auch der FIRsT Support. Der Hersteller bietet ein Jahr kostenlose Hilfe bei der Installation, Migration und Konfiguration. Dieser Dienst ist ein E-Mail-Support und Axigen verspricht eine Antwortzeit binnen 24 Stunden. Der Test beinhaltete auch einige Fragen an den Axigen-Support. Diese wurden schnell, kompetent und mehr al zufrieden stellen beantwortet. Darüber hinaus bietet Axigen gegen Bezahlung auch von Telefon-Support bis hin zu einem Profi vor Ort.
Im zweiten Teil, der am 13.11.2007 erscheint, wenden wir uns der Benutzerkonfiguration und der Client-Oberfläche zu. Dort beschreiben wir auch den Outlook-Connector. (jdo)