Der Aktivierung auf der Spur

25.10.2001 von Mike Hartmann
Wer häufig Hardware austauscht, hat mit Windows XP ein Problem: Nach einigen Umbauten muss er sein Windows erneut aktivieren. Das Tool XPInfo informiert schon vorab, was ohne Ärger noch getauscht werden darf.

Trotz Bedenken auf Seiten von Datenschützern und vielen Gerüchten über einen möglichen Stopp des neuen Betriebssystems stellt Microsoft am 25. Oktober weltweit Windows XP der Öffentlichkeit vor. In München gibt sich MS-Chef Steve Ballmer die Ehre. Bill Gates wird die Veranstaltung in New York leiten.

Einer der Kritikpunkte an Windows XP ist die Windows Product Activation (WPA), die Käufer zwingt, nach einer Gnadenfrist von 30 Tagen ihr Windows bei Microsoft zu aktivieren.

Microsofts anfängliche Schweigsamkeit hinsichtlich der Details zur WPA hat sich glücklicherweise gelegt. Nach der Veröffentlichung der Einzelheiten gab es plötzlich auch von Microsoft ein Whitepaper über die Interna der WPA.

Die finale WPA

Gegenüber dem RC1 hat Microsoft einige minimale Änderungen an der WPA vorgenommen. So verwendet die finale Version beispielsweise einen anderen Schlüssel zur Erzeugung des Hash-Wertes. Dementsprechend funktioniert auch das Utility XPDec nicht mehr - wir arbeiten jedoch bereits an einer neuen Version. Die abgefragten Hardware-Komponenten sind jedoch identisch, auch die Größe des verwendeten Bitfeldes.

Verwendete Informationen

Komponente

Größe des Bitfelds

(*) Dieser Wert wird mittels eines Hash-Algorithmus in einen Zahlwert umgewandelt.

*

ID String der Grafikkarte

5

*

ID String des SCSI Adapters

5

*

ID String des IDE Adapters

4

MAC Adresse

10

Größe des Arbeitsspeichers (0-64 MB, 64-128 MB, etc)

3

Prozessortyp

3

Prozessor Serial Number

6

*

ID String der Festplatte

7

Seriennummer des Systemvolumes

10

*

ID String des CD-ROM

7

"Dockbar"

1

Versionsnummer des Hash-Algorithmus

3

Eine detaillierte Beschreibung der WPA lesen Sie in unserem Beitrag XP-Aktivierung Bit für Bit.

Hardware-Änderungen

In der Release-Version geht Windows XP weniger streng mit Änderungen an der Hardware um. Anstatt - wie zunächst im RC1 implementiert - nach vier Änderungen eine Neuaktivierung zu verlangen, ist Microsoft jetzt deutlich flexibler. Immerhin geht es ja primär darum, Raubkopien per Harddisk-Kloning zu verhindern.

Deswegen lässt XP jetzt auch mehr Änderungen zu. Solange keine Netzwerkkarte installiert ist oder diese nicht verändert wird, sind fünf Hardware-Änderungen zulässig. Eine Änderung des Netzwerk-Adapters führt dazu, dass nur noch zwei, bei einem dockbaren Computer (Notebook) acht respektive fünf weitere Änderungen erlaubt sind.

Auch bei der Anzahl der Aktivierungen über das Internet ist Microsoft nun etwas flexibler. Power-User können Windows XP bis zu vier Mal pro Jahr über das Internet aktivieren. Erst danach ist der Griff zum Telefonhörer erforderlich.

XPInfo

Wer häufig seine Hardware umbaut, hat bei XP mit einem Problem zu kämpfen. Er weiß nie genau, wie viele Komponenten er schon verändert hat, wann also eventuell eine Neuaktivierung notwendig ist. Windows XP bietet keine Möglichkeit, dies herauszufinden.

Die Fully Licensed GmbH, die auch das Tool XPDec und ein Whitepaper zur WPA erstellt hat, bringt jetzt mit XPInfo ein neues Freeware-Tool auf den Markt, das genau diese Lücke behebt.

XPInfo zeigt mittels Checkboxen an, welche Komponenten für die Aktivierung relevant sind und welche davon bereits geändert wurden. Ausgegraute Felder stehen dabei für eine Komponente, die nicht relevant oder nicht vorhanden ist. Solange ein Häkchen in der Checkbox steht, ist die Komponente noch vorhanden wie zur Zeit der Aktivierung. Fehlt die Checkbox, wurde sie ausgetauscht.

Das Tool steht als ausführbare Datei und auch im Quellcode zum Download bereit.

XPInfo Funktionsweise

Anstatt die Datei wpa.dbl zu entschlüsseln, auszulesen und mit den aktuellen Komponenten zu vergleichen, geht XPInfo einen anderen Weg. Zentraler Knoten ist dabei das Programm winlogon.exe, das von Windows beim Systemstart geladen wird und den Rechner auf Hardware-Änderungen überprüft.

XPInfo kennt die Einsprungpunkte der relevanten Funktionen und die Struktur der übergebenen Parameter. Somit kann es die Routinen aufrufen und die zurückgegebenen Daten analysieren. So erledigt winlogon.exe die ganze Arbeit und XPInfo stellt sie lediglich dar.

Der einzige Nachteil bei diesem Verfahren: es kann nur bei bestimmten Versionen des Programms winlogon.exe funktionieren. Wird die Datei ausgetauscht, etwa im Rahmen eines Servicepacks, stimmen die Einsprungadressen nicht mehr und es kommt im schlimmsten Fall zu einem Systemabsturz. Das verhindert XPInfo allerdings durch eine Abfrage der Dateiversion.

Außerdem lassen sich nur XP-Versionen mit bestimmten Produkt-IDs die Informationen entlocken. OEM-Versionen, die gar nicht aktiviert werden müssen, bringen XPInfo ins Schwitzen - immerhin sind dort gar keine Daten über die Hardware abgelegt. Die ersten fünf Ziffern der Produkt-ID müssen daher 55274 oder 55375 lauten, damit XPInfo klar kommt.

Fazit

Mit XPInfo hat Thomas Lopatic, Geschäftsführer der Fully Licensed GmbH, ein wirklich nützliches Tool geschaffen. Immerhin beantwortet es die brennende Frage "Was hab' ich schon, was darf ich noch?" Eigentlich hätte es in den Lieferumfang von Windows XP gehört.

Von Microsoft war bis dato jedoch kein Kommentar zu diesem wichtigen Tool zu bekommen. Immerhin hat Microsoft es dem Whitepaper der Fully Licensed GmbH zu verdanken, dass WPA von vielen potenziellen XP-Kunden inzwischen nur noch als lästig, jedoch nicht mehr als Bedrohung für die Privatsphäre angesehen wird. (mha)