Platz machen

Den Mac aufräumen - So passt alles auf die SSD

23.08.2013 von Stephan Wiesend
Beim Umstieg auf ein neues Macbook Pro Retina oder Macbook Air muss man plötzlich mit einer kleinen SSD zurechtkommen. Mit diesen Tipps ist das kein Problem

SSDs sind teuer, insbesondere bei Macbooks. So ist ein Macbook Air mit 512 GB Speicher ganze 300 Euro teurer als mit 256 GB. Da überlegt sich manch Umsteiger, ob er nicht mit der kleineren Version des Massenspeichers auskäme. Allerdings kann schon manche über die Jahre gewachsene iTunes-Mediathek über 100 GB groß sein! Da bleiben nur zwei Möglichkeiten: Auslagern oder Aussortieren. Damit die Schlankheitskur schnell und problemlos abläuft, stellen wir einige Techniken und Tipps vor – damit Sie die wesentlichen Daten auf SSD bekommen.

Schritt 1: Analysieren

Im ersten Schritt sollte man prüfen, welche Art von Dateien auf der Festplatte am meisten Platz beansprucht. Für diese Analyse eignet sich Apples Dienstprogramm Systeminformationen. Unter dem Reiter „Festplatten“ erstellt das System-Tool eine nach Dateitypen aufgeschlüsselte Übersichtsgrafik – gesammelt und ständig aktualisiert werden diese Informationen von Spotlight. In unserem Beispielbild oben sieht man, dass Filme und Fotos mit 137 GB und 179 GB sehr viel Festplattenplatz belegen. Mit dem Auslagern von Videos kann man folglich viel kostbaren Platz sparen, die iPhoto-Bibliotheken sollte man sich ebenfalls genauer ansehen. Weitere Aufräumarbeiten kann man sich dann womöglich sparen. Damit Videos und Fotos nach dem Ausmisten nicht sofort wieder Platzfresser werden, sollte man seinen Umgang damit überdenken. Besteht der größte „Brocken“ aus Musikdateien, kümmert man sich dagegen vorrangig um seine iTunes-Musiksammlung und lagert sie beispielsweise auf eine Speicherkarte aus. Viel Platz beanspruchen in unserem Fall auch Apps, nicht mehr benötige sollte man daher löschen. Kompliziert wird das Ausmisten, wenn der meiste Speicherplatz durch „Sonstiges“ belegt ist. Hier sind nämlich alle anderen Dateitypen aufgeführt wie Office-Dateien, PDFs oder E-Mails.

Checkliste Platzfresser

Große Dateien sammeln sich gerne an bestimmten Stellen. Daher sollten Sie beim Aufräumen zuerst diese „Verdächtigen“ überprüfen:

Downloads Safari und andere Programme speichern heruntergeladene Dateien im Download-Ordner. Hier sammeln sich oft vergessene Installationsdateien und Dateien an.

GarageBand Oft ist Garageband installiert, wird aber nicht benutzt. Vor allem ältere Versionen von Garageband nutzen sehr viele Loop-Dateien, die mehrere GB an Speicherplatz belegen. Ältere Versionen speichern diese Daten im Ordner /Library/Application Support/GarageBand, neuere unter /Library/Audio

iTunes 1 Podcasts speichert iTunes automatisch, vor allem Video-Podcasts belegen oft viel Speicher.

iTunes 2 Regelmäßige Backups sind wichtig, Sicherungsdaten alter Geräte können Sie aber löschen. iTunes behält nämlich nach einem Gerätewechsel die Backup-Daten des Vormodells. Die Liste der Backups finden sie in den „Einstellungen“ von iTunes unter „Geräte“

iMovie iMovie erstellt bei jedem Projekt umfangreiche Projektdateien. So muss iMovie beim Import von AVCHD-Videos eines Camcorders das Videoformat erst in ein Zwischenformat umwandeln, was riesige Dateien erzeugt. Die Projektdateien findet man im Ordner Videos, man sollte sie aber aus iMovie heraus löschen.

iPhotoSynchronisiert man Fotos mit iPhone und iPad sammelt iPhoto alle Mini-Versionen im Ordner iPod Photo Cache. Um diesen Ordner zu löschen, muss man per Kontextmenü die iPhoto-Mediathek öffnen. Mit dem Befehl „Paketinhalt zeigen“ öffnet man die Medienbibliothek und kann nun den Cache-Ordner löschen.

Xcode So mancher hat die Developer Tools installiert, ohne Xcode je zu nutzen – sie belegen also unnötig Platz. Um ältere Versionen zu deinstallieren, sollte man das Skript „uninstall devtools“ im Library-Ordner des Developer-Ordners nutzen.

Schritt 2: Ausmisten

Um Platzfresser aufzuspüren, die sich in längt vergessenen Unterordnern verstecken, ist neben dem Dienstprogramm von Apple ein Tool wie Supa View hilfreich. Die Freeware erstellt eine Grafik der Festplattenbelegung: Jedes Kästchen steht für eine Datei, je größer die Datei, desto größer das Kästchen. Wählt man beispielhalber den Ordner Dokumente aus, hat man nach kurzer Analyse sämtliche Dateien im Blick, die viel Platz verbrauchen – in unserem Fall ein altes DVD-Image. Es gibt mehrere Tools dieser Art, ähnlich funktioniert das Programm Grand Perspective, das eine optisch beeindruckende aber weniger gut sortierte Grafik erstellt.

Statt mit einem Spezial-Tool wie Supa View kann man große Dateien auch gezielt mit dem Finder suchen. Ein Suchfenster ist schließlich in das Finder-Fenster integriert. Für das Aufspüren großer Videos gibt man im Suchfenster „Film“ ein. Dabei blendet sich ein Ausklappfenster mit Suchvorschlägen ein, das anbietet, nach der Dateiart „Film“ zu suchen. Nach kurzer Suche listet der Finder alle Videos auf der Festplatte auf, die sich nach Dateigröße listen lassen. Jetzt fällt das Aufräumen leicht. Beim Aufspüren großer Dateien lohnt sich auch eine gezielte Suche nach der Dateiart „Image“, die man mit einer gleichlautenden Suchanfrage startet.

Für das Auffinden großer Ordner, etwa beim Durchsuchen des Dokumente-Ordners, kann man die Sortierfunktion des Finders nutzen. Vorher muss man sich aber darum kümmern, dass die Größe von Ordnern im Finder angezeigt wird. Dazu aktiviert man im jeweiligen Ordner die Listenansicht, öffnet über „Darstellung > Darstellungsoptionen einblenden“ das Optionsfenster und aktiviert die Option „Alle Größen berechnen“. Ist diese Einstellung getroffen, berechnet der Finder die Größe jedes Ordners und listet die Ordner sortiert dar – das kann aber ein paar Sekunden dauern. Ungewöhnlich große Ordner fallen so schnell auf. Diese Darstellungsoption sollte man jedoch später wieder deaktivieren, da die Berechnungen den Finder stark ausbremsen.

Aufräum-Mythen entlarvt

Es gibt unzählige Tipps für das Aufräumen und Löschen unnötiger Dateien. Einige davon sind reine Zeitverschwendung, manche sogar gefährlich. Hier die am weitesten verbreiteten Aufräum-Mythen

Mythos 1: Cache-Dateien

Cache-Dateien von Programmen und dem System belegen oft einige GB an Festplattenplatz. Viele Optimierungs-Tools bieten deshalb das Löschen dieser Cache-Dateien. Abgesehen von einem kurzen Erfolgserlebnis bringt das in der Praxis aber nichts, da diese Zwischenspeicher bald neu angelegt werden. Sinn macht das Löschen eher beim Beheben von Systemproblemen.

Mythos 2: Sprachdateien

Der Tipp, ungenutzte Sprachdateien von Programmen zu löschen, ist effektiv, aber problematisch. Viele Programme besitzen Sprachdateien, die man nicht benötigt, deren Löschen aber die Software schädigt. So kann zum Beispiel Xcode nach dieser Optimierung nicht mehr starten, ebenso manche Adobe-Programme.

Mythos 3: Logs und Protokolldateien

Jede Systemaktion wird in Protokolldateien gespeichert, normalerweise kosten diese Textdateien nur wenig MB Platz. Nur bei einem über viele Jahre genutzten System kann es für Profis Sinn machen, die Größe der Logs zu überprüfen, in Einzelfällen kann ein fehlerhaftes Programm nämlich System-Log-Dateien von mehreren GB Größe erzeugen.

Mythos 4: Voreinstellungsdateien

Installiert man ein Programm, legt es meist einige Voreinstellungsdateien im Library-Ordner an. Löscht man das Programm, bleiben diese Dateien oft zurück. Diese kleinen Textdateien aufzuspüren und zu löschen, ist meist Zeitverschwendung. Sie verlangsamen weder das System, noch nehmen sie viel Platz weg. Ein Sonderfall sind Programme, die im Library-Ordner Updates oder Unterstützungsdateien ablegen. So finden wir etwa im Library-Ordner unseres Programms Parallels eine alte 334 MB große Update-Datei. Allerdings ist der Library-Ordner nicht ohne Grund unsichtbar, unerfahrene Anwender sollten besser die Finger davon lassen.

Mythos 5: Duplikate aufspüren

Eigentlich ist die Idee nicht falsch, Doppler aufzuspüren und zu löschen. Oft liegen Dateien mehrfach auf der Festplatte, etwa eine wichtige Excel-Datei, die man einige Male bearbeitet hatte. Mit Spezial-Tools wie Tidy Up kann man diese Duplikate aufspüren und bereinigen. Allerdings steht der Zeitaufwand der mühseligen Suche nach verzichtbaren Dateien oft in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Schritt 3: Videos und Fotos sichten

iPhoto beansprucht schon deshalb viel Speicherplatz, weil das Programm bei jeder Bearbeitung eine neue Version des Fotos erstellt und beim Import Vorschaubilder für die schnelle Ansicht in der Übersicht anlegt. Wer an seinen Originalfotos hängt, wählt ein Album aus und ruft das Kontextmenü auf. Hier kann man über die Option „Zurück zum Original“ alle Arbeitsschritte rückgängig machen und die neu entstandenen Dateien löschen. Bei Raw-Fotos ist das ebenfalls möglich, hier heißt der Eintrag „Raw neu bearbeiten“. Ein weiterer Tipp: Behalten Sie nur die Fotos des letzten Jahres und exportieren Sie alle älteren Fotos.

Wer sich wie der Autor dieses Beitrags für keine dieser Methoden begeistern kann, sollte vielleicht den Umstieg auf ein Programm erwägen, das intelligenter mit Festplattenplatz umgeht als iPhoto, etwa Lightroom . Das Programm speichert nach der Bearbeitung des Fotos keine neuen Versionen, sondern merkt sich nur die Bearbeitungsschritte. Interessant für Raw-Fotografen: Version 5 unterstützt eine platzsparende Katalogisierung von Raw-Fotos.

iPhoto erstellt für ein iPad und iPhone Miniversionen von Fotos, die im Ordner "iPod Photo Cache" gesammelt werden.

Sind mehrere hundert GB an Videodateien auf der Festplatte gespeichert, hat man drei Möglichkeiten: Aussortieren, Auslagern oder die Videos verkleinern. Methoden für das Auslagern stellen wir später vor, eine interessante Alternative ist das Verkleinern. Oft liegen alte Videos als MPEG-2-Datei vor, die man mit einem Encoder wie Miro Video Converter in das deutlich schlankere Format H.264 umwandeln kann. Ein 6 GB großer Kinofilm belegt als MP4-Video dann nur noch knapp 1 GB Speicherplatz. Nebenbei erstellt man so eine mit dem iPad oder iPhone kompatible Version. Bei wichtigen Filmen sollte man die Originaldatei nach dem Konvertieren auf eine externe Festplatte sichern. Man muss auch nicht jeden Film kaufen. Im iTunes-Store und bei anderen Streaming-Diensten kann man Filme mieten.

Schritt 4: Daten schrumpfen

Hat man eine große Datei aufgespürt, muss man sie nicht immer löschen. Manchmal ist Komprimieren sinnvoll. Wie viel Platz man durch zippen gewinnt, hängt von der jeweiligen Dateiart ab. Stark komprimierte Dateien wie JPEG- und MP4-Dateien lassen sich fast gar nicht verkleinern, Office-Dateien und TIFF-Bilddateien dagegen sehr gut. Ein interessantes Konzept verfolgt das Tool Clusters , das im Hintergrund Daten eines Ordners komprimiert und entpackt. Das Tool ist aber nicht ganz ungefährlich und die Effektivität hängt stark von den verwendeten Dateiformaten ab. Tipp für die Verwaltung von Zip-Archiven: Es gibt von Macitbetter eine Quicklook-Erweiterung, die die Inhalte von Zip-Archiven auflistet, ohne sie zuvor auspacken zu müssen. Platz spart man ebenso durch das Umwandeln in ein anderes Dateiformat. Neben Videos sollte man Musik im WAV-Format in das platzsparende Format AAC oder das kompatiblere MP3-Format wandeln. Da die Tonqualität unter der Schrumpfkur leiden kann, empfehlen wir, die Originaldateien zu behalten und auf eine externe Festplatte auszulagern.Die Größe von PDFs könnte man mit Vorschau oder ein Automator-Skript minimieren. Das ist aber nur sinnvoll, wenn die PDF-Dokumente nicht ausgedruckt werden sollen, sondern nur am Mac oder iPad genutzt werden.

Schritt 5: Auslagern

Kann man Daten weder verkleinern noch löschen, bleibt nur die Auslagerung – entweder auf eine externe Festplatte oder einen Netzwerkspeicher. Dazu bieten sich abgeschlossene Projekte, alte Videos oder Urlaubsfotos an. Externe Festplatten sind billig und zuverlässig, investieren Sie daher lieber in eine sinnvolle Backup-Strategie.

Beliebte Dienste wie Dropbox oder Sky Drive haben als Archiv Schwächen. Ihre Stärke ist das Abgleichen von Daten zwischen mehreren Macs, weniger das Auslagern von Daten. Ebenso ist der angebotene Speicherplatz von 5 beziehungsweise 7 GB bei den kostenlosen Versionen mickrig. Besser eignet sich als virtuelles Außenlager ein Online-Service wie Hidrive von Strato, der für 60 Euro im Monat 100 GB Webspeicher bereitstellt. Eher für Profis ist der günstige Speicherdienst S3 von Amazon geeignet, bei dem man nur Nutzungsgebühren zahlt. Knackpunkt bei der Datensicherung in die Cloud ist das niedrige Upload-Tempo. Lädt man eine große Datei auf einen Cloud-Server, sind deutsche DSL-Verbindungen immer noch recht langsam – anders als etwa in den USA. Zudem ist unterwegs die permanente Erreichbarkeit nicht gewährleistet, selbst wenn ein UMTS-Modem zur Verfügung steht.

Apples Fotodienst Fotostream ist zwar praktisch, eignet sich aber nicht als Archiv. Nur die aktuellsten Fotos sind per Stream verfügbar und nur in reduzierter Qualität. Nutzt man sein Macbook Air als Zweitrechner, ist der Dienst natürlich sehr praktisch, weil er Fotos zwischen Rechnern einfach auszutauschen hilft. Weit besser als Fotoarchiv geeignet ist die neue Version von Flickr, die 1000 GB Speicherplatz für Fotos bietet. Finanziert wird die kostenlose Version allerdings durch Werbung und man muss auf Raw-Fotos verzichten. Diese kann der Dienst nicht verarbeiten. Dafür gibt es einige Tools für den automatischen Upload und man kann Videos hochladen. Es gibt sogar Speicherkarten mit Wi-Fi-Funktion wie die Eye-Fi oder Flashair, die Kamerabilder selbstständig bei Flickr hochladen – mehr dazu ab Seite 84.

iTunes Match ist eigentlich eine gute Möglichkeit, Musikdaten nur noch per Streaming zu nutzen. Für 25 Euro im Jahr hat man Online-Zugriff auf alle Musikdateien seiner Musikbibliothek, im Preis inbegriffen wird demnächst auch der neue Dienst iTunes Radio sein. Leider benötigt man eine physikalisch vorliegende Bibliothek, damit iTunes Match funktioniert. Die Software prüft schließlich vor dem Abspielen eines Streams, ob man die Datei in der registrierten iTunes-Bibliothek hat. Nutzt man mehrere Macs ist das kein Problem, besitzt man nur einen Rechner, muss man zu einem Trick greifen: Die per iTunes Match registrierte Bibliothek muss nämlich nicht auf dem gleichen Rechner, sondern kann auf einer externen Festplatte sein. Dazu lagert man die komplette Bibliothek auf eine externe Festplatte aus und weist iTunes eine neue Bibliothek zu. In iTunes ist der Wechsel zwischen zwei Musikbibliotheken über den Menüpunkt „Ablage“ > „Mediathek“ > „Mediathek organisieren“ möglich. Gut für das Auslagern von iTunes-Daten ist die Shareware Tunespan. Die Software organisiert das Verschieben von ausgewählten Alben oder Videos auf ein externes Medium und sorgt dafür, dass man die verschobenen Dateien aus iTunes heraus nutzen kann.

Schritt 6: Boot Camp umgehen

Viel Platz beansprucht eine Boot-Camp-Partition mit Windows-Installation. Leider kann man sie nicht auf eine externe Festplatte verschieben. Flexibler und platzsparender ist die Nutzung einer Virtualisierungslösung wie Parallels Desktop oder Virtual Box. Hier beansprucht das Windows-System deutlich weniger Platz und das in einem Image gespeicherte System kann bei Platzmangel schnell auf eine externe Festplatte oder einen USB-Speicher verschoben werden. Die Umwandlung einer bestehenden Boot-Camp-Installation in ein virtuelles System ist recht einfach und wird von Parallels Desktop und Vmware Fusion unterstützt. Die Grafikleistung ist allerdings bei einer Virtualisierungslösung deutlich schlechter als bei Boot Camp und Nutzung über einen externen Speicher ist problematisch.

(Macwelt/ad)