Mit dem PowerEdge VRTX hat Dell ein neues Serverkonzept in sein Portfolio aufgenommen. Statt dedizierte Hardware einzeln zu einer Gesamtlösung zu aggregieren, bietet der Hersteller jetzt ein Datacenter-in-a-Box-Konzept an. Diese Lösung soll besonders attraktiv für Anbieter integrierter Infrastrukturen sein.
Auch Systemintegratoren und Systemhäuser sollen von diesem Angebot profitieren. Diese mussten bisher alle Einzelkomponenten wie Server, Storage und Netzwerk mühsam evaluieren und dann zu einer Gesamtlösung assemblieren. Diese aufwendigen Arbeitsschritte erspart das neue Dell-System, denn laut Hersteller sind alle Module so aufeinander abgestimmt, dass eine sichere Funktion jederzeit gewährleistet wird.
Die neue VRTX-Infrastruktur-Lösung ist laut Dell besonders für alle Arten von Virtualisierungsaufgaben optimiert. Die Anwendungsbeispiele reichen dabei von Filesharing über E-Mailing bis hin zu Onsite Backup, Domain-Services oder Client-Virtualisierung. Mit dem System zielt der Hersteller auf kleine und mittelständische Unternehmen und Niederlassungen von Large-Enterprise-Unternehmen sowie Behörden und Schulen.
Dell PowerEdge VRTX - die technischen Details
Die Komponenten des PowerEdge VRTX verpackt Dell in ein 5-HE-Chassis, das in zwei Varianten erhältlich ist. In der Tower-Version, die besonders für Büroumgebungen geeignet ist, misst das Servergehäuse mit Standfüßen 48,4 x 31,0 x 73,0 cm (H x B x T). Dabei kann man bei diesem Server durchaus von einem Schwergewicht sprechen, denn mit einem Leergewicht von zirka 31,6 kg beziehungsweise 74,8 kg bei Vollbestückung gehört diese System eindeutig nicht mehr in die Kategorie der Fliegengewichte.
Für die Bestückung des Systems stellt der Hersteller mit den proprietären Servermodulen M520p- und M620p vorerst nur zwei verschiedene Computing-Einschübe zur Verfügung. Das M520p-Server-Node arbeitet mit maximal zwei Intel-Prozessoren der Serie Xeon E5 2400. Für den Ausbau des Speichers stehen zwölf DIMM-Sockel parat, die insgesamt 384 GByte an LRDIMM-Hauptspeicher verwalten können. Zusätzlich können zwei PCIe-Gen3-Slots in Mezzanine-Ausführung für I/O-Erweiterung genutzt werden. Darüber hinaus sind zwei 2,5-Zoll-HDDs inklusive Onboard-RAID-Controller im Servereinschub integriert. Die Kommunikation nach außen übernehmen vier Gbit-Ethernet-Local-Area-Network-on-Mainboard-Anschlüsse (LOM).
Dagegen arbeitet das M620p-Server-Node mit zwei Intel-CPUs aus der Xeon-E5-2600er-Familie und kann bis zu 768 GByte Hauptspeicher, verteilt auf 24 DIMM-Slots, verwalten. I/O- und Storage-Ausstattung sind mit dem M520p-System identisch, jedoch kann die Einheit optional mit bis zu zwei PCIe-Flash-SSDs ausgestattet werden. Der interne Datenaustausch erfolgt über einen 10-Gigabit-Ethernet-LOM-Konnektor.
Jede Servereinheit ist mit einem integrierten Dell-Remote-Access-Controller 7 (iDRAC7) und einem Lifecyle-Controller versehen. Damit kann der Anwender die Computing-Systeme agentenfrei mit der OpenManage-Systemverwaltung-Software überwachen, verwalten oder konfigurieren. Das erspart zusätzlichen Administrationsaufwand und somit Kosten.
Das integrierte Netzwerk des PowerEdge VRTX besteht aus einem Switch, der acht externe und 16 interne 1-Gigabit-Ethernet-Ports aufweist und für mehr Bandbreite zudem eine Bündelung der Ports erlaubt. Optional kann der Server auch mit einem Acht-Port-Pass-Through-Modul arbeiten. Bei Bedarf kann ein 10-GbE-Modul zum Einsatz kommen. Das ermöglicht einen flexiblen Ausbau der internen Netzwerkbandbreite, um ein wachsendes Datenaufkommen zu bewältigen.
Für die zentrale Datenablage hat der Hersteller eine Shared-Storage-Einheit in das System integriert. Auf dieses Speichersystem können alle vier Serverknoten entweder exklusiv oder als Shared Volume zugreifen. Der Hersteller verspricht dabei geringe Latenzen und hohe Geschwindigkeit. Zur Wahl steht ein Storage-System, das entweder aus 3,5-Zoll- oder aus 2,5-Zoll-Festplatten besteht, inklusive Hot-plug-Fähigkeit. Dabei können SAS-, Nearline-SAS-Laufwerke oder SSDs zum Einsatz kommen. Die maximale Speicherkapazität des Chassis beziffert Dell auf bis zu 48 TByte. Das Ansteuern der Storage-Laufwerke übernimmt der hauseigne Shared-PERC8-RAID-Controller.
Das Dell-System unterstützt die aktuellen Betriebssysteme Microsoft Windows Server 2012, 2008 R2 SP1 und 2008 SP2. Darüber hinaus arbeitet es auch mit den Virtualisierungslösungen vSphere von VMware und Hyper-V von Microsoft zusammen.
Dell verkauft den PowerEdge VRTX selbst und über autorisierte Channel-Partner. Die Preise variieren je nach Ausstattung enorm. Der Preis für das Serversystem (nur Hardware) beginnt bei zirka 8800 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Produkt |
Dell PowerEdge VRTX |
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Hersteller |
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Servermodule |
M520p: Intel Xeon E5 2400, 12 x DIMM, 384 GByte,4 x 1GbE, 2 x PCIe-Slots, 2 x HDD M60p: Intel Xeon E5 2600, 24 DIMM, 768 Gbyte, 4 x 1GbE, 1 x 10 GbE, 2 x PCIe-Slots, 2 x HDD |
Storage-Subsystem |
12 x 3,5 Zoll oder 25 x 2,5 Zoll Hot-Plug HDD, Shared Storage, SSD, SAS, Nearline SAS, maximal 48 TByte |
Netzwerkmodule |
8 x 1 GbE Standards-Sitch, optional 8 Port Pass-Through |
Steckkarten |
3 x volle Höhe (FH/FL) 225 Watt, 5 x low Profile (HH/HL) 75 Watt |
Energieversorgung |
4 x 1100 Watt Platin-80Plus-Netzteil, (1+1, 2+1, 3+1,2+2) |
Sonstiges |
Remote, Management, Front KVM, LCD-Display, USB, DVD-RW, redundante Lüfter |
Preis |
ab 8800 Euro |
Storage-Subsystem konfigurieren
Das Shared-Storage-Modul des Dell-Servers bildet die zentrale Steuereinheit für die SAS-Festplatten, das auf Basis einer Storage-Area-Network-Technologie (SAN) arbeitet. Somit kann der Anwender auf ein externes SAN-System verzichten Das SAN trennt den Festplattenspeicher physisch von den Servern und verwaltet den Speicherlaufwerksschacht, damit Speicher-Pools und virtuelle Laufwerke eingerichtet werden können. Das Speichermodul unterstützt alle gängigen RAID-Level wie RAID 0, 1, 5, 6, 10, 50 und 60.
Die Konfiguration der Festplatten erfolgt komfortabel über ein integriertes webbasiertes Verwaltungswerkzeug des Managementmoduls (CMC). Es ermöglicht im ersten Schritt die physikalische Konfiguration der HDDs; dabei können neben dem Einrichten verschiedener RAIDs auch dedizierte oder globale Hotspare-Laufwerke definiert werden. In unserem Test verliefen die Konfiguration und auch das Simulieren eines Festplattendefektes völlig problemlos.
Nach der physischen Konfiguration kann der Administrator den verschiedenen Servern feste virtuelle Laufwerke zuordnen. Diese binden die Server als lokale SAS-Festplatten in ihre Arbeitsumgebung ein.
Das Aufspielen eines Betriebssystems kann direkt per DVD-ROM-Redirection von einer zentralen Remote-Administrator-Konsole erfolgen. Aufgrund der langsamen Netzwerkanbindung des Managementmoduls sollte der Anwender ein an den Server lokal angeschlossenes USB-DVD-Laufwerk bevorzugen - diese Methode arbeitet wesentlich schneller, wie wir in unserem Test festgestellt haben.
Netzwerkkonfiguration und -verwaltung
Die Kommunikation der Servereinheiten mittels eines Netzwerks erfolgt über ein Ethernet-Switch-Modul. Das Modul stellt in der Standardausbaustufe acht externe und 16 interne Gbit-Ports zur Verfügung. Der Switch verbindet je vier interne Schnittstellen mit den entsprechenden Netzwerk-Interfaces der Servereinschübe. Bei Bedarf können Netzwerkerweiterungen nur über optionale Steckkarten vorgenommen werden.
Neben der Bereitstellung der Schnittstellen ermöglicht die Switch-Einheit die Netzwerkverwaltung- und -konfiguration der Netzwerkeinstellungen über die Weboberfläche des Chassis-Management-Controllers (CMC).
Ein wichtiges Feature des Switch-Moduls ist die VLAN-Fähigkeit (Virtual LAN). Hierbei werden die Servermodule mithilfe des Switches zu logischen Gruppen zusammengefasst.
Die Serverkühlung
Für die Temperaturabfuhr im Server sorgt ein ausgeklügeltes Kühlungskonzept, das aus sechs internen Lüftern und vier Lüftereinheiten auf der Rückseite besteht. Die vier Hauptlüftereinheiten des Servers sind mit einer Hand ohne großen Kraftaufwand bedienbar. In dem steckbaren Lüftermodul befinden sich paarweise angeordnete Lüfter, die die Luft von der Rückseite ansaugen und ins Innere des Gehäuses zur Kühlung der Komponenten befördern. Zusätzlich ist in dem Modul eine Luftführung zu den Festplatten integriert.
Neben der zentralen Kühlungseinheit befinden sich auf der linken Seite bis zu vier Netzteile. Diese sind mit eigenen Lüftern im Gehäuseformfaktor des Netzteils ausgestattet, da bei Maximallast die Netzteile bis zu 1100 Watt an Energie liefern müssen. Die integrierten Netzteillüfter können so die erzeugte Wärme der Leistungselektronik direkt abführen.
Alle Lüftereinheiten sind Hot-plug-fähig und redundant ausgelegt und lassen sich mühelos im laufenden Betrieb herausziehen und gegebenenfalls warten. Allerdings übernehmen dann die übrigen Lüfter die Kühlungsaufgaben, indem sie die Drehzahl der Lüfter deutlich hörbar erhöhen. Der Status beziehungsweise Störungen der Lüftereinheiten werden per LEDs am Gehäuse optisch angezeigt und gleichzeitig an das Managementmodul übermittelt.
Das Kühlkonzept des PowerEdge ist so optimiert, dass es auch unter Last relativ geräuscharm arbeitet, was unser Test auch bestätigte. Somit kann das System auch in Büroumgebungen aufgestellt werden.
Erweiterbarkeit und Systemstatus
In Bezug auf Erweiterbarkeit und Handhabung kann der Dell PowerEdge VRTX überzeugen. Der Anwender hat die Wahl zwischen zwei verschiedenen Computing-Modulen M520p und M620p, die mit je zwei Multicore-Prozessoren der Baureihen E5 2400 und E5 2600 bestückt werden können. Auch die Flexibilität des Hauptspeichers ist bei den Servermodulen durchaus gegeben. Die zwölf beziehungsweise 24 DIMM-Sockel verwalten insgesamt 384 / 768 GByte LRDIMM - vorausgesetzt, es kommen 32-GByte-DIMM-Module zum Einsatz. Unser Testsystem des VRTX-Servers war zwar nur mit zwei Servermoduleinschüben bestückt, insgesamt finden aber bis zu vier Einheiten im Servergehäuse Platz.
Die Erweiterbarkeit mit Steckkarten stößt durch die geringen Gehäuseabmessungen des Servermoduls an ihre Grenzen. Dafür stehen im Chassis genügen freie Karten-Slots parat. So kann der Anwender insgesamt drei PCI-Express-Slots (150/225 Watt) für Steckkarten mit voller Bauhöhe und fünf PCIe-Slots (25 Watt) für solche mit halber Bauhöhe nutzen. Des Weiteren bietet die Serverlösung ein bequemes integriertes Slot-Management, das in der Basislizenz zwei und in der Enterprise-Lizenz vier Slots pro Server-Node verwalten kann.
Das Storage-Subsystem im Frontbereich des Servers beinhaltet eine Backplane, die bis zu 25 Hot-plug-fähige 2,5-Zoll-SAS-Festplatten aufnimmt. Kommen 3,5-Zoll-Laufwerke zum Einsatz, reduziert sich die maximale Anzahl auf zwölf Festplatten. Per Umklappbügel können die im Metallrahmen montierten Festplatten problemlos aus dem Laufwerksschacht entnommen werden. Über den Status jeder einzelnen HDD informieren je zwei LEDs am Laufwerksrahmen. Bei Verwendung von 2-TByte-Festplatten erreicht das System eine maximale Storage-Gesamtkapazität von 48 TByte.
Bei Vollbestückung des Serversystems, und um Serverausfällen vorzubeugen, sind vier Netzteile zwingend erforderlich. Diese lassen sich wie folgt konfigurieren: 1 + 1, 2 + 1, 3 + 1 und 2 + 2. Das garantiert eine hohe Verfügbarkeit auch bei einem Defekt einer Netzteileinheit.
Für eine schnelle Systemdiagnose direkt am Server-Gehäuse stattet der Hersteller das System mit einem LCD-Display inklusive Bedientasten aus. Dieses bietet aber nur rudimentäre Informationen. Darüber hinaus ist die Steuerung über die Bedientasten sehr umständlich. Zusätzlich besitzt jeder einzelne Servereinschub eine Anzeige, die den korrekten Betriebszustand und eine Störung signalisiert. Auch an einen Ein-/Aus-Schalter für jedes Servermodul hat der Hersteller gedacht.
Zentrale Verwaltung mit dem Managementmodul
Der integrierte Chassis Management Controller (CMC), der optional auch redundant verfügbar ist, übernimmt die Verwaltung und Steuerung der Server-Nodes sowie der Storage-, Netzwerk- und Energiekomponenten. Er ist in der Lage, bis zu neun VRTX-Chassis von einer zentralen Konsole aus mit nur einer IP-Adresse lokal oder remote zu verwalten.
Das zentrale Managementsystem ist über eine intuitive GUI verfügbar, die an die bekannten PowerEdge-Serversysteme anknüpft und in Dells OpenManage-Essential-Lösung integriert ist. Interessant ist zudem die GeoView-Funktionalität: Mit dieser Option sollen sich auch verteilte VRTX-Systeme einfach zentral managen lassen.
Nach Aufruf der CMC-Modul-Links und User-ID- sowie Passwort-Identifizierung stehen nützliche Fernwartungsfunktionen wie Power On/Off, Ferndiagnose beziehungsweise Abfrage der Lüfter, der Temperaturen, der Spannungen oder des Netzteil- respektive Komponentenstatus zur Verfügung. Zusätzlich hat der Anwender Zugriff auf das Ethernet-Modul, das die Netzwerkeinstellungen, das Alerting oder das User-Management verwaltet. Auch die volle Überwachung und Verwaltung des Storage-Subsystems ist durch das Managementmodul gewährleistet.
Eine integrierte virtuelle Konsole gestattet es sogar, dass ein Server-Node sowohl während des Boot-Prozesses als auch bei geladenem Betriebssystem remote zu bedienen. In unserem Test war dies auch komfortabel möglich. Die von uns gewählten Einstellungen hat das System anstandslos ausgeführt. Nur beim Aufruf der Konfigurationsseite Gehäuseübersicht / Netzwerk / VLAN quittierte das System die angeforderten Informationen mit einer Fehlermeldung.
Service und Support
Um einen reibungslosen Betrieb zu garantieren, offeriert Dell beim PowerEdge VRTX umfangreiche Service- und Support-Leistungen. Mit der Auslieferung des Systems wird standardmäßig ein dreijährige Basisgarantie vereinbart.
Der Standard-Dell-Support-Service beinhaltet drei verschiedene Stufen. In der Basic-Offerte erhält der Käufer einen Vor-Ort-Service, der allerdings erst nach einer Ferndiagnose des Systems in Anspruch genommen werden kann. Dagegen erhält der Kunde im ProSupport zusätzlich einen technischen Support rund um die Uhr (7 x 24). Das Upgrade auf den ProSupport Plus offeriert außerdem die Verfügbarkeit eines dedizierten Technical Account Managers von Dell und eine monatliche Berichterstattung.
Zusätzlich kann der Anwender auch spezielle Vor-Ort-Optionen, eine proaktive Wartung , Bestandsverwaltung und Hardwareschutz sowie Datenverwaltung inklusive Datenschutz beim Hersteller buchen, und auch alternative und individuelle Serviceoptionen können gewählt werden.
Fazit
Der Server PowerEdge VRTX von Dell überzeugt in puncto Flexibilität, Erweiterbarkeit und Konfiguration. Gerade kleine Unternehmen können das System in einer Basisausstattung für ihr Business gut nutzen, um später das System zu erweitern beziehungsweise die Performance entsprechend zu skalieren.
Auch das Systemmanagement hat der Hersteller auf die Bedürfnisse von kleinen und mittelständischen Unternehmen abgestimmt. So ist die Bedienung dank des modularen Aufbaus und der intuitiven webbasierten Oberfläche einfach.
Der Dell PowerEdge VRTX ist mit kleinen Abstrichen ein interessantes Data-Center-in-a-Box-System für kleine und mittelständische Unternehmen sowie für Zweigstellen. Für einen Preis ab 8800 Euro erhält der Käufer ein kompaktes und effizientes System, das flexibel mit dem Unternehmen wachsen kann und gute Managementeigenschaften bietet. (hal)