Troubleshooting

Defektes Netzwerk: Sechs Tipps zur Reparatur unter Linux

29.02.2016 von Thorsten Eggeling
Netzwerke bestehen aus diversen Hard-und Software-Komponenten. Entsprechend komplex sind die Ursachen bei Netzwerkproblemen. Mit systematischer Fehlersuche grenzen Sie Fehler ein und reparieren dann an der richtigen Stelle.

Den Verursacher von Netzwerkproblemen herauszufinden, ist nicht einfach. Der Fehler kann beim DSL-Router liegen, in der Verkabelung, an einem Switch oder bei der WLAN-Konfiguration des Routers. Es kann auch ein Netzwerkadapter im PC defekt oder nicht richtig konfiguriert sein, oder das Netzwerk ist in Linux nicht richtig eingerichtet. Bei der Menge möglicher Ursachen hilft nur eine systematische Fehlersuche.

1. Netzwerkadapter des Rechners prüfen

Fast alle aktuellen PCs besitzen einen Onboard-Netzadapter, die Netzwerkfunktion ist also im Chipsatz der Hauptplatine untergebracht.

Neben der Netzwerkbuchse sehen Sie meist zwei LEDs. Die grüne LED leuchtet, wenn Verbindung zu einem Netzwerk besteht, die gelbe oder orangefarbene LED zeigt den Status der Übertragung an. Sie flackert, wenn Daten übertragen werden. Bei Notebooks gibt es in der Regel keine LEDs an der Ethernet-Buchse. USB-WLAN-Adapter sind meist mit nur einer LED ausgestattet. Sie leuchtet, wenn der Treiber geladen und der Adapter aktiv ist. Eine blinkende LED zeigt Übertragungsaktivitäten an.

Funktioniert die Hardware? Wenn die grüne LED nicht leuchtet, probieren Sie mit einem anderen PC oder Notebook aus, ob hier die Netzwerkverbindung funktioniert. Wenn auch hier nichts geht, ist das Verbindungskabel vom PC zum DSL-Router defekt, und Sie müssen es austauschen. Andernfalls ist der Fehler beim PC zu suchen. Prüfen Sie im Bios, ob der Netzwerkadapter überhaupt aktiviert ist. Die Einstellungen finden Sie meist unter „Integrated Peripherals“ oder „Advanced“. Bei Notebooks lässt sich der WLAN-Adapter häufig über eine Tastenkombination oder einen Schalter am Gerät abschalten. Stellen Sie sicher, dass der Adapter aktiv ist.

Treiber und Konfiguration prüfen: Wenn die grüne LED leuchtet, die gelbe aber nicht, ist der Fehler eher bei der Software zu suchen. Ob Linux den Netzwerkadapter erkannt hat, ermitteln Sie auf der Kommandozeile. Öffnen Sie ein Terminal-Fenster und geben Sie dort

ifconfig

ein. Die Ausgabe enthält bei Kabelverbindungen Informationen zu „eth0“ und bei WLAN-Verbindungen zu „wlan0“ (oder „ra0“). Dahinter steht jeweils die zugewiesene IP-Adresse für IPv4 („inet“) und IPv6 („inet6“). Taucht „eth0“ zwar auf, aber ohne IP-Adresse, dann klappt die Verbindung zum Router nicht. Prüfen Sie in diesem Fall die Verkabelung. Passt die IP-Adresse dagegen nicht zum Netzwerk (-> Punkt 2), ist wahrscheinlich ein zweiter DHCP-Server aktiv. Prüfen Sie bei anderen Geräten, etwa zusätzlichen Routern oder WLAN-Access-Points, ob dort DHCP aktiviert ist: In einem Netzwerk darf es immer nur einen DHCP-Server geben.

Sollte ifconfig nur „lo“ (Loopback-Adapter) anzeigen, ist kein Treiber für den Netzwerkadapter geladen. Lassen Sie sich in einem Terminal-Fenster mit

sudo lspci -nn

die Geräte anzeigen, die über den PCI-Bus angebunden sind. Für USB-Geräte verwenden Sie diesen Befehl:

sudo lsusb

Achten Sie auf Zeilen, die „Network controller“ oder „Ethernet controller“ enthalten. Ist davon nichts zu sehen, ist der Adapter deaktiviert oder defekt. Sollte der Adapter auftauchen, suchen Sie im Internet nach der USB-beziehungsweise PCI-ID.

„lspci“ und „lsusb“ geben diese in der Form „Hersteller-ID:Gerät-ID“ aus, beispielsweise „10ec:8168“. Auf diese Weise ermitteln Sie, um welchen Adapter es sich genau handelt und welche Erfahrungen andere Linux-Nutzer damit gemacht haben.

2. Die Verbindung zum Router testen

Das wichtigste Gerät im heimischen Netzwerk ist der DSL-Router oder das Kabelmodem. Diese Geräte verbinden zwei Netzwerke miteinander – das Internet und das lokale Netzwerk in Ihrer Wohnung. Der Router stellt meist auch einen WLAN-Access-Point bereit. Außerdem dient der Router als Switch, der die direkte Kommunikation zwischen den verkabelten und per WLAN verbundenen Geräten ermöglicht.

Eine weitere Aufgabe des Routers ist die Zuteilung der IP-Adressen per DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol). Ein Router mit der IP-Adresse 192.168.0.1 vergibt IP-Adressen aus dem Bereich 192.168.0.2 bis 192.168.0.254 an die Geräte im Netzwerk. Dabei übermittelt er auch die Netzwerkmaske 255.255.255.0 und die Adressen des Standard-Gateways und der DNS-Server (letztere sind in der Regel mit der IP-Nummer des Routers identisch).

Prüfen Sie daher zuerst, ob eine Verbindung zum DSL-Router möglich ist. Dazu verbinden Sie einen Rechner direkt per Netzwerkkabel mit dem Router und starten Linux neu. Beides ist wichtig, damit Sie alle anderen Fehlerquellen ausschließen können. Geben Sie im Browser die IP-Adresse des Routers ein, etwa „http://192.168.0.1“ oder „http://192.168.1.1“. Die Fritzbox nutzt standardmäßig „http://192.168.178.1“; alternativ funktioniert auch „http://fritz.box“. Wenn die Verbindung nicht funktioniert, also die Konfigurationsseite des DSL-Routers nicht im Browser erscheint, ist der Router falsch konfiguriert oder defekt. Weitere Fehlerquellen sind defekte Netzwerkkabel oder der Netzwerkadapter.

Wiederholen Sie den Test am besten mit einem anderen PC oder Notebook. Prüfen Sie auch mit dem Ping-Befehl (-> Punkt 4), ob Sie den DSL-Router erreichen können.

3. Netzwerk-Konfiguration des DSL-Routers prüfen

Wenn Sie die Konfigurationsseite Ihres DSL-Routers aufgerufen haben, sollten Sie die wichtigsten Einstellungen prüfen und gegebenenfalls korrigieren. Bei einer Fritzbox sehen Sie schon auf der Übersichtsseite, ob eine Internetverbindung besteht oder nicht. Unter „Verbindungen“ steht hinter „Internet“ dann „verbunden seit“, andernfalls „nicht verbunden.“

Konnte keine Verbindung zum Internetanbieter aufgebaut werden, prüfen Sie, ob die Anmeldeinformationen unter „Internet -> Zugangsdaten“ stimmen. Unter „System -> Ereignisse“ finden Sie außerdem Infos über die Ursache einer fehlgeschlagenen Verbindung. Der Fehler muss nicht unbedingt bei Ihnen liegen. Vielleicht ist aktuell der Anschluss gestört. Kontaktieren Sie den Internet-Anbieter und fragen Sie, ob eine Störung in Ihrem Gebiet vorliegt.

DHCP-Einstellungen: Um zu prüfen, ob bei einer Fritzbox DHCP aktiv ist, aktivieren Sie zuerst die Expertenansicht. Dazu klicken Sie in der Konfigurationsoberfläche im unteren Bereich auf „Ansicht: Standard“. Gehen Sie anschließend im Menü auf „Heimnetz“, dann auf die Registerkarte „Netzwerkeinstellungen“. Klicken Sie auf „IPv4-Adressen“. Hier muss das Häkchen vor „DHCP-Server aktivieren“ gesetzt sein. Klicken Sie auf „OK“, um die Seite zu schließen. In einem eigenen Fenster sehen Sie dann eine Übersicht mit den wichtigsten IP-Einstellungen. Auf der Registerkarte „Geräte und Benutzer“ erscheinen ganz oben mit einer grünen Markierung Geräte, die aktuell mit der Fritzbox verbunden sind. Darunter stehen frühere Verbindungen. Sollte hier ein per Kabel verbundener PC auftauchen, ein anderer am gleichen Kabel aber nicht, ist der Fehler beim PC zu suchen. Das Gleiche gilt auch für WLAN-Verbindungen.

WLAN-Einstellungen: Alle WLAN-Geräte müssen die gleiche Verschlüsselungsmethode und das im DSL/-WLAN-Router eingestellte Kennwort verwenden. In der Regel sollte die als sicher geltende WPA2-Verschlüsselung aktiv sein. Bei einer Fritzbox finden Sie die Einstellung unter „WLAN -> Sicherheit“. Stellen Sie bei Ihrem PC ebenfalls WPA2 ein. Linux erkennt die Verschlüsselungsmethode in der Regel automatisch.

4. Funktion des Netzwerks testen

Die wichtigsten Tests haben Sie in den vorherigen Punkten durchgeführt. Sie wissen jetzt, ob Linux einen Netzwerktreiber geladen hat, ob der DSL-Router erreichbar ist und ob der Netzwerkadapter per DHCP eine IP-Nummer aus dem IP-Bereich des Routers erhalten hat. Geben Sie auf der Kommandozeile folgenden Befehl ein:

ping 192.168.0.1 -c 5

Die IP-Nummer ersetzen Sie durch die des Routers (-> Punkt 2). Sie erhalten ein Ergebnis wie

64 bytes from 192.168.0.1: icmp_seq=1 ttl=56 time=1.92 ms

Der Router hat also die Ping-Anfrage beantwortet. Dies sollte in jedem Fall funktionieren, sonst könnten Sie auch die Konfigurationsoberfläche des Routers nicht im Browser aufrufen. Testen Sie dann die Verbindung zu anderen PCs, indem Sie nachping deren IP-Adresse eintragen. Diese finden Sie entweder direkt am jeweiligen Gerät überifconfig oder auch zentral im Router (-> Punkt 3). Auch das sollte bei allen Geräten im selben Netzwerk problemlos funktionieren. Gibt ping jedoch „Destination Host Unreachable“ oder Ähnliches aus, dann ist die Verbindung zum Router unterbrochen oder der andere PC ist nicht aktiv.

Internetverbindung: Den Internetzugang testen Sie etwa mit ping google.de. Wie im lokalen Netzwerk erhalten Sie eine Antwort in der Form „64 byte from“. Die Meldung „ping: unknown host google.de“ weist auf eine DNS-Fehlfunktion hin (Domain Name System). Mit

cat etc/resolv.conf

erfahren Sie, welcher DNS-Server verwendet wird. Hier steht dann etwas Ähnliches wie „search lan provider.de“ oder die IP-Adresse des DNS-Servers. Einige Router funktionieren jedoch mit dieser Konfiguration nicht richtig. Bei DNS-Problemen führen Sie folgende Befehlszeile aus

sudo echo "nameserver 8.8.8.8" >> /etc/resolvconf/resolv.conf.d/head

und starten Linux neu. Damit fragen Sie den öffentlichen DNS-Server 8.8.8.8 von Google ab. Sie können hier auch den offiziellen Name-Server Ihres Internet-Providers eintragen.

Browser-Konfiguration: Wenn ping erfolgreich war, dann funktionieren Internet-Verbindung und Namensauflösung über DNS. Zeigt der Browser trotzdem keine Webseiten, prüfen Sie dessen Konfiguration. Bei Firefox gehen Sie in den „Einstellungen“ auf „Erweitert“ und die Registerkarte „Netzwerk“. Klicken Sie bei „Verbindung“ auf „Einstellungen“. Standardmäßig ist hier „Proxy-Einstellungen des Systems verwenden“ aktiviert. Im Heimnetz sollten Sie „Kein Proxy“ aktivieren. Nur wenn Sie tatsächlich einen Proxy-Server betreiben, müssen Sie die passenden Einstellungen unter „Manuelle Proxy-Konfiguration“ eintragen. Deaktivieren Sie außerdem Add-ons, die den Zugriff auf Webseiten verhindern können, beispielsweise Werbeblocker.

5. Konfiguration über Network Manager

Für Ethernet wie WLAN erfolgt die Netzwerkkonfiguration unter fast allen Linux-Distributionen automatisch über den Network Manager. Voraussetzung dafür ist, dass der Netzwerkadapter von Linux erkannt wurde (-> Punkt 1). Bei Ubuntu erscheint das Icon des Network Manager in der Hauptleiste am oberen Bildschirmrand. Nach einem Klick darauf sehen Sie ein Menü mit einer Liste der verfügbaren Funknetzwerke. Klicken Sie das gewünschte an, geben Sie hinter „Passwort“ den WPA-Schlüssel ein, und klicken Sie auf „Verbinden“. Ist eine Ethernet-Verbindung aktiv, erscheint diese unter „Kabelnetzwerk“. Im Menü gibt es außerdem die Einträge „Netzwerk aktivieren“ und bei WLAN „Funknetzwerk aktivieren“. Vor beiden muss ein Häkchen gesetzt sein, damit die Verbindung funktioniert. Per Klick auf „Verbindungsinformationen“ erhalten Sie Informationen zur Netzwerkkonfiguration (IP-Adresse, Treiber, Geschwindigkeit und DNS-Server).

Bei Fehlfunktionen sollten Sie über „Verbindungen bearbeiten“ die Einstellungen prüfen und gegebenenfalls ändern. Wählen Sie etwa „Kabelnetzwerkverbindung 1“, klicken Sie auf „Bearbeiten“, und gehen Sie auf die Registerkarte „IPv4-Einstellungen“. Hinter „Methode“ sollte „Automatisch (DHCP)“ eingetragen sein. Es ist nur dann ratsam, die IP-Adresse manuell zu konfigurieren, wenn ein Rechner immer unter der gleichen IP-Adresse erreichbar sein muss.

6. Zugriff auf Freigaben im Netzwerk

Linux-Systeme sind so eingerichtet, dass Sie sofort Zugriff auf Netzwerkfreigaben von Linux-und Windows-PCs haben. Unter Ubuntu klicken Sie im Dateimanager auf „Netzwerk durchsuchen“ und wählen im Ordner „Windows-Netzwerk“ die Arbeitsgruppe und den gewünschten Server. Wenn Benutzername und Passwort erforderlich sind, werden diese abgefragt. Um selbst Dateien im Netzwerk zur Verfügung zu stellen, klicken Sie einen Ordner mit der rechten Maustaste an, wählen „Freigabe im lokalen Netzwerk“ und setzen ein Häkchen vor „Diesen Ordner freigeben“. Es erscheint bei der Ersteinrichtung ein Fenster, in dem Sie per Klick auf „Freigabedienst einrichten“ die notwendigen Programmpakete nachinstallieren (Samba).

Wenn beim Zugriff auf die Freigabe Benutzername und Passwort nicht akzeptiert werden, prüfen Sie, ob das Paket „libpam-smbpass“ unter Ubuntu eingerichtet wurde. Wenn nicht, holen Sie das über die Paketverwaltung nach. Starten Sie Ubuntu neu. „libpam-smbpass“ sorgt dafür, dass Freigabe-und Anmeldekennwörter synchronisiert werden.

Ist keine Verbindung zu einem Server im Netz möglich, prüfen Sie mit ping (-> Punkt 4) seine Erreichbarkeit. Verwenden Sie entweder die IP-Adresse, oder hängen Sie an den Server-Namen „.local“ an. Ist er erreichbar, prüfen Sie, ob eine auf dem PC installierte Firewall den Zugang verhindert. Wenn nicht, prüfen Sie in der Netzwerkkonfiguration des Servers, ob er sich auch tatsächlich im gleichen Netzwerk befindet.

(PC-Welt/ad)