Datenverlust: Hardware empfindlicher, User schlauer, Viren harmloser

24.04.2007
Der Datenrettungsspezialist Kroll Ontrack präsentiert seine neue Studie über Datenverluste. Demnach nehmen Schäden an der Hardware zu, Datenverlust durch Viren, korrupte Software und Bedienungsfehler sind dagegen rückläufig.

Die aktuell von Kroll Ontrack vorgelegten Werte für das Jahr 2006 offenbaren im Langzeitvergleich mit dem Jahr 2002 einige signifikante Veränderungen. Nahezu 60 Prozent aller Fälle von Datenverlust gehen laut dem Datenretter mittlerweile auf hardwarebedingte Probleme zurück. Im Jahr 2002 lag dieser Wert noch bei 44 Prozent.

Ein möglicher Grund hierfür ist laut Kroll Ontrack der oft aus falscher Sparsamkeit unterlassene Austausch alter Systeme und zu langer Einsatz in der Backup-Struktur. Mehr als ein Viertel aller Schadensfälle beruhe auf Bedienungsfehlern. Mit deutlichem Abstand folgen der Studie zufolge korrupte Software mit neun Prozent sowie höhere Gewalt und sonstige Ursachen mit jeweils zwei Prozent.

Der Prozentanteil von Schäden durch Computerviren ist von sieben auf zwei Prozent eingebrochen. Die Zahlen aus dem Jahr 2006 beziehen sich Kroll Ontrack zufolge auf weltweit über 50.000 Datenrettungen, die in Reinraum, Labor oder online durchgeführt wurden.

Welche Gründe aus Sicht von Kroll Ontrack für die Verschiebung in den Ursachen verantwortlich sind, finden Sie auf den folgenden Seiten.

Hardware anfälliger

Machten Hardwareprobleme im Jahr 2002 noch 44 Prozent der Ursachen für Datenverlust aus, stieg dieser Anteil 2006 laut der Kroll-Ontrack-Studie auf 59 Prozent. Ein Grund dafür scheint laut den Datenrettern vor allem darin zu liegen, dass aus falsch verstandener Sparsamkeit alte Datenträger lange im Betrieb bleiben und es daher zu folgenschweren Schäden durch Verschleiß kommt.

Das gilt insbesondere für Bänder. Auch der in kleinen Unternehmen immer bedeutendere Trend, sich bei der Datensicherung auf externe Festplatten zu verlassen, spielt der Studie zufolge eine Rolle. Auch der Fortschritt in der Speichertechnologie und die immer größere Datendichte macht moderne Datenträger anfällig für Fehlfunktionen, wie Kroll Ontrack mitteilt. Die heutige Speicherhardware erfordert eine wesentlich höhere mechanische Genauigkeit, um auf gleichem Raum ein Vielfaches an Daten unterzubringen. Somit steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass trotz aufwendiger Qualitätsmaßnahmen ein Hardwarefehler auftritt.

Aufgrund der hohen Informationsdichte auf engsten Raum seien die Auswirkungen eines Datenverlusts heute oft gravierender als früher. Eine wichtige Rolle spielt auch der zunehmende Anteil von Notebooks am Rechnermarkt. Notebooks sind durch mobile Arbeitssituationen einem höheren Schadensrisiko ausgesetzt; oft sind sie nicht automatisch in die zentrale Backupstrategie eingebunden. Zudem kommt es häufig zu Schäden der Hardware, etwa durch Herunterfallen oder Erschütterungen beim Transport.

Anwender werden schlauer

Bedienungsfehler sind laut der Kroll-Ontrack-Studie dagegen in den letzten Jahren leicht rückläufig. Im Jahr 2002 waren die Benutzer noch für 32 Prozent, also fast ein Drittel aller Datenverlustfälle, selbst verantwortlich. Im vergangenen Jahr 2006 lag dieser Wert der Studie zufolge mit 26 Prozent bereits deutlich niedriger.

Offenbar scheinen Administratoren und Anwender nun zum einem bewusster mit Daten umzugehen, folgert Kroll Ontrack. Zum anderen spielen die gestiegene Benutzerfreundlichkeit und Fehlertoleranz der Anwendungen eine Rolle. Der dennoch hohe Wert belege allerdings auch die andere Seite der Medaille: Der wachsende Funktionsumfang und damit größere Komplexität steigern immer noch die Anforderungen an Anwender und Administratoren und können so Fehler verursachen, so die Datenretter.

Der Anteil korrupter Software als Datenverlustfaktor ist von 14 Prozent im Jahr 2002 auf aktuell neun Prozent zurückgegangen. Die Softwarequalität hat sich offenbar verbessert, so eine Folgerung der Datenverluststudie. Aufgrund des weltweiten Konkurrenzdrucks im Softwaregeschäft gewinnen Qualitätsmanagement-Maßnahmen immer mehr an Bedeutung, folgert Kroll Ontrack. Hohe Qualität sei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und zahle sich langfristig aus. Doch auch hier bleibt die zunehmende Komplexität der Software ein Risikofaktor.

Immunität gegen Viren steigt

Ein deutlicher Rückgang in der Ursachenstatistik von Kroll Ontrack ist bei den Viren zu verzeichnen. Hier sank der Anteil von sieben auf zwei Prozent.

Dieser Trend ist eindeutig auf die veränderte Bedrohungssituation zurückzuführen, teilt Kroll Ontrack mit. Wurden vor wenigen Jahren Viren lanciert, um möglichst große Aufmerksamkeit zu erregen, so haben es die Täter im Cybercrime heute auf Geld abgesehen, folgern die Datenretter. Dazu gelte es vor allem, Informationen auszuspionieren.

Spyware und Phishing-Websites entlocken den Kunden etwa zum Beispiel Geheimnummern von Kreditkarten. Daten auf der Festplatte können oder sollen dafür sogar durchaus intakt bleiben. Profitorientierte Malware will möglichst lange unerkannt bleiben. Dazu kommt auch mittlerweile ein besserer Schutz durch Sicherheitslösungen, die ausführbare Dateien präventiv blocken können, wie in der Studie nachzulesen ist.

Höhere Gewalt niedriger

Trotz steigender Versicherungsschäden bei Naturkatastrophen in den letzten Jahren war höhere Gewalt im Jahr 2006 nur zu zwei Prozent für Datenverlust verantwortlich. Im Jahr 2002 lag dieser Wert noch bei drei Prozent, wie Kroll Ontrack in seiner Studie angibt.

Aufgrund der geringen Veränderungen lassen sich daraus laut den Datenrettern keine signifikanten Ursachen ableiten. Bestätigt werde die Tatsache, dass spektakuläre Fälle wie Wasser- oder Brandschäden nach wie vor nur einen geringen Anteil der Schadensursachen darstellen.

Ein Großteil der heute in Unternehmen und öffentlichen Institutionen, aber auch im privaten Umfeld genutzten Informationen ist ausschließlich elektronisch archiviert. Backup ist daher immens wichtig. Seien es Finanzdaten, Steuerbescheinigungen, Online-Banking-Transaktionen oder das persönliche digitale Fotoalbum – der Verlust dieser Daten ist oft mit erheblichem wirtschaftlichen Schaden verbunden, so die Schlussfolgerung der Datenverluststudie.

Informationen über professionelle Datenrettung können Sie bei tecCHANNEL im Artikel Professionelle Datenrettung nachlesen. (cvi)

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