Partitions-Tricks

Datenträger unter Linux optimal organisiert

29.07.2015 von Hermann Apfelböck
Beim Umgang mit Datenträgern und Partitionen kann man viel Potenzial verschenken. Linux-Systeme bieten zeitsparende Methoden, um Aufteilung, Kapazität und Datenaustausch zu optimieren.

Eine durchdachte Organisation von Festplatten und Partitionen spart viel Zeit. Erfreulicherweise sind später erkannte Defizite oft auch nachträglich zu korrigieren. So gilt die Mehrzahl der fundamentalen Tipps in diesem Beitrag für die Optimierung im laufenden Betrieb, lediglich die ersten beiden Punkte beziehen sich auf eine Neuinstallation.

Eigene Partition für das Home-Verzeichnis

Linux kann alle persönlichen Daten und Programmeinstellungen einer früheren Installation auf einfachstem Weg übernehmen. Nach einer Neuinstallation stehen dann alle Benutzerdaten und Software-Einstellungen sofort parat. Bei Programmen wie etwa einem Thunderbird läuft dann alles wieder wie gewohnt. Leider wird die eminent nützliche Option, „home“ auf eigener Partition anzulegen, von den Linux-Installern nicht direkt angeboten. Sie müssen durch manuelles Partitionieren dafür sorgen, dass das Home-Verzeichnis seine Partition erhält. Beim Installer Ubiquity, den alle Ubuntu-Varianten einschließlich Linux Mint verwenden, sieht die Vorgehensweise bei der Erstinstallation so aus:

Ob Sie bei der Definition dieses Partitionierungsschemas auf eine leere Festplatte treffen oder die eine oder andere Partition übernehmen können, ist hier nicht für jeden Einzelfall zu diskutieren. Ausgehend vom einfachsten Fall einer leeren Platte oder einer Platte, deren Daten Sie nicht mehr benötigen, gehen Sie so vor:

Markieren Sie die Laufwerkskennung (etwa „/dev/sda“), und wählen Sie „Neue Partitionstabelle“. Dann markieren Sie den neuen Eintrag „Freier Speicherplatz“ und klicken auf das „+“-Symbol. Im Unterdialog „Partition erstellen“ legen Sie nun die Partition für das Betriebssystem an, nach den oben genannten Regeln. Erneut auf „Freier Speicherplatz“ geht es dann mit „+“ weiter zur Swap-Partition und am Ende zur Home-Partition, die den verbleibenden Speicher komplett beanspruchen darf (es sei denn, Sie brauchen weitere Partitionen).

Bei einer späteren Neuinstallation verwenden Sie unter „Installationsart“ wieder „Etwas Anderes“ und damit die manuelle Partitionierung. Dabei markieren Sie jene Partition, die Sie aufgrund Ihrer Größe als bisherige Home-Partition erkennen, und klicken auf „Change“. Neben „Benutzen als“ verwenden Sie das bisherige Dateisystem – vermutlich Ext4. Als Einbindungspunkt wählen Sie „/home“. Entscheidend ist, dass die Option „Partition formatieren“ deaktiviert bleibt. Das sollten Sie nach „OK“ auch noch im Hauptdialog kontrollieren.

Grub-Bootmanager auf externen Datenträger

Bootloader Grub auf den USB-Stick schreiben: Beachten Sie bei mobilen Linux- Installationen, dass auch die Bootumgebung auf dem richtigen Datenträger landet.

Linux-Systeme sind mobil. Abgesehen von Leistungsnachteilen gibt es keine Einschränkungen beim Einsatz von Linux etwa auf USB-Sticks. Bei der Installation sollten Sie aber darauf achten, dass der Bootmanager Grub ebenfalls auf dem Stick eingerichtet wird und nicht auf der internen Festplatte „/dev/sda“. Dies ist beim Installer von Ubuntu-basierten Systemen Standard und führt dazu, dass das mobile Linux nur auf dem Rechner läuft, auf dem es eingerichtet wurde.

Die Option für die Einrichtung des Bootloaders erscheint im Dialog „Installationsart“ des Ubuntu-Installers als „Gerät für die Bootloader-Installation“ unterhalb der Partitionsliste. Sorgen Sie hier dafür, dass derselbe Datenträger „/dev/sd[x]“ eingetragen wird, auf den Sie das System installieren. Je nach Bootreihenfolge in der Bios-/Uefi-Firmware müssen Sie dann gegebenenfalls das Bios-Bootmenü (oft Taste F12) nutzen, um statt von der Festplatte vom Datenträger mit dem mobilen Linux-System zu booten.

Datenaustausch mit FAT32- oder exFAT-Datenträger

exFAT-Unterstützung ist noch nicht Standard: Dieses Mount-Problem ist aber durch Nachrüsten des Pakets exfat-fuse sofort behoben.

Für den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen ist das Netzwerk die erste Wahl. Über das Netzwerk unterhalten sich Linux, Windows und Mac-OS problemlos. Aber

Für problemlose externe Datenträger oder interne Partitionen stellt sich die Frage nach einem Dateisystem, das alle Systeme beherrschen. Linux-Dateisysteme sind für Windows und Mac-OS im Prinzip lesbar, aber nur mit der Hilfe externer Software, die Sie nicht überall voraussetzen können. NTFS von Windows benötigt unter Mac-OS externe Hilfe, und unter Linux ergibt sich zumindest auf Multiboot-Systemen ein Zugriffsproblem, wenn die NTFS-Partition ein Windows 8.x mit Fastboot enthält. Auf mobilen USB-Datenträgern, die auf unterschiedlichen PCs genutzt werden, können die Zugriffsrechte von Ext4 oder NTFS generell nerven: Die Rechte kann man sich zwar geben, aber ist das bei größeren Datenmengen immer mit Wartezeiten verbunden.

So bleibt für den einfachen Austausch das alte FAT32, das alle Systeme ohne Hilfsmittel beherrschen und auch selbst formatieren können. Unter Linux bietet sich fürs Formatieren der Allrounder Gparted an. Wer ISO-Images oder Filme austauschen will, wird an der maximalen Dateigröße von vier GB unter FAT32 scheitern. In diesem Fall eignet sich das Microsoft-Dateisystem exFAT: Windows 7 und 8 können es, ferner Mac-OS X ab Version 10.6.5. Unter Linux ist die exFAT-Unterstützung zwar noch nicht Standard, findet sich aber inzwischen in den offiziellen Repositories und ist etwa unter Ubuntu-basierten Systemen mit

sudo apt-get install exfat-fuse

in Sekunden nachinstalliert. Danach können Sie exFAT-Datenträger sofort nutzen. Externe exFAT-Medien laden Ubuntu & Co beim Anschluss automatisch mit dem Dateimanager.

Skalierbare Archive durch eingehängte Partitionen

Mounteinträge in der „fstab“ erfordern die Angabe des Universally Unique Identifier (UUID): Das Tool blkid zeigt die UUID für alle Geräte an.

Wenn für wachsende Datenarchive der Platz knapp wird, laden Sie einen weiteren Datenträger in das geeignete Verzeichnis und vergrößern damit die Kapazität. Bei internen Laufwerken und USB-Datenträgern brauchen Sie dazu nur die Angabe des Geräts und eines Mountpunkts, also des Zielverzeichnisses wie im folgenden Beispiel:

sudo mount /dev/sdc1 /home/user/ Musik/Jazz

Würde der so eingehängte Datenträger auf oberster Ebene bereits Ordner von Jazz-Interpreten enthalten, wäre die Ordnung perfekt. Einfacher ist es oft, ein leeres Laufwerk einzuhängen und dann mit dem Dateimanager mit dem passenden Inhalt zu füllen. Manuelles Mounten auf Kommandozeile ist aber auf Dauer zu umständlich. Über die Datei „/etc/fstab“ sorgen Sie für automatisches Einhängen des Datenträgers.

Dazu brauchen Sie dessen UUID-Kennziffer und dessen Dateisystem, was beides der Befehl blkid verrät. Danach öffnen Sie mit root-Rechten die „fstab“ in einen Editor, lassen die bestehenden Einträge unberührt, tragen eine zusätzliche Zeile nach dem Schema

UUID=[…] [TYPE] [Mountpunkt] auto 0 0

ein und speichern die Datei. Mit

sudo mount –a

laden Sie die „fstab“ neu und testen damit das Ergebnis. Ist dies in Ordnung, mountet das Laufwerk künftig beim Systemstart automatisch in das gewünschte Verzeichnis.

Symbolische Verknüpfungen nutzen

Neue Partition durch Verkleinern einer anderen Partition: Für Gparted gehört diese Übung zum Standardrepertoire.

Symbolische Links können komplette Verzeichnisinhalte an anderer Stelle abbilden. Im Gegensatz zu Hardlinks kennen Symlinks keine Beschränkung hinsichtlich des Dateisystems. Symlinks können vom Netzwerk oder von NTFS- oder FAT-Datenträgern auf das Linux-System verlinken. Was die Sache unter Linux so komfortabel macht, ist die Schnelligkeit und die simple Syntax:

ln –s /mnt/nas/Filme/* ~/Videos/

Dieser Befehl verlinkt im Home-Verzeichnis unter „Videos“ die komplette Ordnerstruktur und alle Dateien, die sich im Quellordner befinden. Dafür sorgt das unscheinbare Stellvertreterzeichen „*“. Parameter „-s“ erzeugt symbolische Links (statt Hardlinks).

Partitionsdurchblick dank Label

Auf Multiboot-Systemen oder mit zahlreichen externen Datenträgern ergeben sich kompliziertere Partitionskonstellationen. Wenn sich dann auch die Größen nicht fundamental unterscheiden, geht der Überblick verloren, hinter welcher Ext4- oder NTFS-Partition sich jene verbirgt, die Sie bearbeiten oder löschen möchten. Dem vorbeugend sollten Sie Partitionen eine eindeutige Beschreibung geben (Label). Labels werden sowohl von System-Tools wie „Laufwerke“ (gnome-disks) als auch von Gparted angezeigt. Ein Label anlegen kann Gparted nach Rechtsklick auf die Partition und der Option „Bezeichnung“. Die Option ist erst aktiv, wenn Sie die Partition vorher nach Rechtsklick „Aushängen“.

Neue Partitionen schaffen mit Gparted

Die Organisation der Partitionen erweist sich oft nachträglich als unzureichend: Die Größenverhältnisse sind nicht optimal, oder eine zusätzliche Partition für ein weiteres System muss her. Gparted, das meist installiert ist oder über das Paketmanagement schnell nachinstalliert, verkleinert bestehende Partitionen ohne Formatierung und Datenverlust und schafft Platz für weitere Partitionen. Nach Rechtsklick auf die betreffende Partition und „Aushängen“ steht die Option „Größe ändern/verschieben“ zur Verfügung. Verwenden Sie dann den Schieberegler und danach die Schaltfläche „Größe ändern/verschieben“. Nach Rechtsklick auf den entstandenen freien Platz und „Neu“ legen Sie die gewünschten Parameter für die neue Partition fest (Dateisystem, Bezeichnung). Nach „Bearbeiten > Alle Operationen ausführen“ startet die eigentliche Aktion.

(PC-Welt/ad)