Daten vor Verlust schützen

Datensicherung und Backup - Bestandsaufnahme und Ausblick

14.02.2016 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Selbst wenn es langsam langweilig klingen muss: Datensicherung und Backup werden auch weiterhin ein aktuelles, wichtiges Thema bleiben - wir geben einen Überblick.

Wer gerade jetzt aufmerksam die Meldungen sowohl auf den Web-Seiten von Cloud-Providern als auch auf denen von Anbietern diverser Backup-Programme und den einschlägigen Medien verfolgt, könnte zu dem Eindruck gelangen, dass Datensicherung und Backup ein sehr aktuelles Thema ist - tief im Bewusstsein der Anwender, IT-Verantwortlichen und Administratoren verankert. Denn es werden unzählige Lösungsansätze, Programme und Ratschläge angeboten.

Selbst wenn es langsam langweilig klingen muss: Datensicherung und Backup werden auch weiterhin ein wichtiges Thema bleiben.
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Doch wie bei so vielen, wirklich relevanten Themen in der IT hat diese mediale Aufmerksamkeit mehr mit dem inneren Widerstand des genannten Personenkreises als mit der gelebten Realität zu tun: Es bleibt dabei - und wird sich wohl auch in Zukunft nur wenig ändern - Datensicherung, Backup und Restore sind zwar Themen, die jeden Anwender und IT-Profi angehen, mit denen man sich aber nur äußerst unwillig und gezwungenermaßen befasst. Bei Systemverwaltern, Administratoren und IT-Verantwortlich kann wahrscheinlich nur das Thema IT-Dokumentation auf der Skala der Unbeliebtheit mithalten. Trotzdem bleibt es dabei: Ein umfassendes Sicherheitskonzept, ganz gleich ob es nun die IT im Büro eines Freiberuflers oder das Netzwerk einer großen Firma betrifft, muss ein durchdachtes und funktionierendes Backup/Restore-Konzept beinhalten.

Grundregeln für ein sicheres Backup
Die folgenden Grundregeln für eine Datensicherung mögen trivial erscheinen, aber überprüfen Sie doch mal Ihr Sicherungskonzept daraufhin ab, ob es diese einfachen Regeln wirklich und vollständig erfüllt:
Daten, die nicht (regelmäßig) gesichert werden, können Sie auch nicht wiederherstellen!
Backups, die nicht mindestens in einem Test erfolgreich wiederhergestellt wurden, verdienen den Namen „Backup“ nicht.
Backup-Lösungen und –Daten, für die niemand in der Firma direkt verantwortlich ist, sind definitiv schlechte bis unbrauchbare Sicherungen.
Sicherungen, die in Sie im gleichen Raum/Gebäude lagern, in dem sich auch Ihre restliche IT befindet, werden einen ernsten Zwischenfall wie Feuer, Überschwemmung und so weiter, sicher nicht überstehen.

Neben den allgemeinen Tipps zu den Fragen rund um den Themenkomplex Backup/Datensicherung stehen viele Nutzer aber immer wieder vor der entscheidenden Frage: Welche Backup-Lösung ist für mich oder meinen Betrieb die richtige Software? Wir haben uns wieder einmal umgeschaut und einen Blick auf die Möglichkeiten sowohl der Windows-Bordmittel als auch auf die freien und kommerziellen Alternativen zur Datensicherung geworfen. Schließlich haben wir dann noch einen kleinen Ausflug zu den Anbietern und Möglichkeiten der Datensicherung mit Hilfe von Cloud-Techniken unternommen. Alle diese Betrachtungen können natürlich nur ein Schlaglicht auf die vielen Möglichkeiten und Angebote werfen, die dem Nutzer aktuell auf dem Markt angeboten werden.

Open Source und "abgespeckte Versionen"

Wer eine Suche mit einer beliebigen Suchmaschine startet, wird im Web eine sehr große Zahl an freien Lösungen zur Sicherung und Wiederherstellung seiner Daten finden. So stellt die Open-Source-Gemeinschaft mit Areca eine komplette Lösung für "persönliche Backups" zur Verfügung. Diese Software stellt sehr viele Features wie unter anderem Komprimierung und Verschlüsselung der Daten zur Verfügung, die der Anwender bei vielen kommerziellen Lösungen entsprechend teuer bezahlen muss.

Wer sich nicht scheut, eine gewisse Einarbeitungszeit in Kauf zu nehmen und zudem kein Problem mit der englischen Sprache hat (Tutorials und Anleitungen stehen vielfach nur in Englisch bereit) findet hier eine sehr gute und umfangreiche Lösung. Ähnlich umfangreich aber mit komplett deutscher Benutzerführung und deutschen Hilfen auf der Webseite präsentiert sich Personal Backup, dass der Entwickler Dr. Jürgen Rathlev zum kostenlosem Download bereitstellt. Dieses Programm erhält unsere Empfehlung, weil es nicht nur übersichtlich gestaltet ist und auch weniger erfahrene Nutzer unterstützt, sondern sehr viele Sicherungsmöglichkeiten anbietet und in der aktuellen Version auch Techniken wie Volumen-Schattenkopien (VSS) problemlos unterstützt.

Wer sich im Internet umschaut, findet viele freie Lösungen wie hier Personal Backup, die auch für kleine Betriebe und Büros gut geeignet sind.

Viele Anbieter kommerzieller Backup-Lösungen bieten Freeware-Version ihrer Produkte an, bei denen es sich in der Regel um "abgespeckte Versionen" ihrer professionellen Anwendungen handelt. So stellt Softwarehersteller Paragon unter dem etwas sperrigen Namen "Backup & Recovery - Free Edition" eine entsprechende Lösung zur Verfügung. Auch die Firma Veeam bietet mit Endpoint Backup Free eine Lösung speziell für Windows-basierte Systeme zum Download an. Ältere Version aktueller Softwarelösung werden ebenfalls häufig kostenlos zum Download angeboten. Dazu gehört beispielsweise O&O DiskImage9 der Berliner Firma O&O, das gegen Registrierung auf der Webseite zum Download bereitsteht. Diese Programme erweisen sich im Alltagstest als tauglich, um regelmäßig und zuverlässig entsprechende Sicherungen durchzuführen.

Fazit: Natürlich stellen viele Anbieter solche Lösungen hauptsächlich deshalb zur Verfügung, weil sie Anwender davon überzeugen wollen, die entsprechenden Vollversionen zu kaufen. So muss der Nutzer bei einigen Produkten eine gewisse Einschränkung im Funktionsumfang hinnehmen, oder er muss damit rechnen, dass ihn die Vertriebsabteilung der Hersteller telefonisch kontaktiert und versucht, zum Kauf zu verleiten. Trotzdem kann eine derartige Software für die eigenen "Backup-Bedürfnisse" durchaus ausreichend sein, was ein Administrator durch einen Test schnell feststellen kann. So bietet beispielsweise die Paragon-Software Anwendern, die auf eine Verschlüsselung ihrer Archivdaten verzichten können, eine frei verfügbare Lösung mit einfacher Bedienung und den wichtigsten Backup- und Wiederherstellungsoptionen.

Windows-Bordmittel und der Dateiversionsverlauf

Die Windows-Systemen waren vor Windows 7 nicht besonders gut ausgestattet, wenn es um eine standardmäßige Unterstützung von Backup- und Datensicherung ging. Mit Windows 7 hat Microsoft dann dem Betriebssystem eine integrierte Software spendiert, die ein Backup sowohl des Windows-Systems als auch der Daten erlaubt. Mit Windows 8/8.1 wurde diese Möglichkeit nicht mehr angeboten, aber unter Windows 10 feierte sie ihre Auferstehung und die Anwender können nun wieder ein Systemabbild erstellen sowie die in einem Desaster-Fall benötigten Datenträger für die Systemreparatur erstellen. Auch die Sicherung selbst ausgewählter Ordner und Bibliotheken ist möglich.

Microsoft versteckt diese Funktion etwas: Sie ist bei den Einstellungen im Abschnitt Sicherung unter dem Eintrag "Suchen Sie eine ältere Sicherung?" mit dem Hinweis zu finden, dass Nutzer so auch ältere unter Windows 7 erstellte Sicherungen verwenden können. An erster Stelle haben die Microsoft-Entwickler hier aber mit "Dateiversionsverlauf sichern" gestellt. Diese Möglichkeit ist die Weiterentwicklung einer Funktion, die bei den Windows-7-Systemen unter der Bezeichnung "Vorgängerversion" bereitgestellt wurde und den auf dem Windows 2003 Server erstmals eingeführten Volumenschattenkopien (VSS - Volume Shadow Copy Service) entspricht.

Mit Windows 8 wurde dann die Funktion "File History" eingeführt, die in der deutschen Version den etwas sperrigen Namen "Dateiversionsverlauf" bekommen hat. Sie erlaubt die automatische Replikation und die anschließende Wiederherstellung unterschiedlicher Dateiversionen. Dabei stehen den Anwendern die Möglichkeiten der Wiederherstellung durch einen direkten Zugriff auf die Dateiversionen mittels des Menüpunkts "Verlauf" im Menü-Band (Ribbon) des Explorers zur Verfügung.

Auf diese Weise erfüllt diese Windows-Funktionalität durchaus eine grundsätzliche Anforderung, die an eine Datensicherung gestellt werden: Daten müssen leicht und nach Möglichkeit auch in älteren Versionen wieder herstellbar sein. Mussten die so abgesicherten Dateien unter Windows 8/8.1 noch zu einer System- oder selbst erstellten Dateibibliothek gehören, können unter Windows 10 nun auch beliebige Verzeichnisse hinzugefügt werden. Als Speichermedium können beispielsweise externe USB- oder auch Netzwerklaufwerke verwendet werden.

Windows 10 stellt nicht nur die "alte" Datensicherung von Windows 7 zur Verfügung, sondern kann mit dem Dateiversionsverauf auch mit eriner Dateiwiederherstellung aufwarten.

Fazit: Zwar bieten die Windows-10-Systeme mit der wieder zur Verfügung stehenden Sicherung aus den Windows-7-Versionen und dem Dateiversionsverlauf durchaus Ansätze für eine Absicherung und Wiederherstellung von Daten - als vollständige und wirklich sichere Backup-Lösung taugen sie hingegen weniger, zumal die Windows-7-Sicherung in der Regel sehr langsam zu Werke geht.

Anforderungen an professionelle Systeme

Die Sicherung eines einzelnen Servers oder der Daten einer Workstation ist für sich genommen schon eine wichtige Aufgabe, die der kompletten Aufmerksamkeit des Systembetreuers bedarf. Sobald die Anzahl von Servern die der Finger des Administrators übersteigt, verändern sich die Anforderungen an eine professionelle Backup-Lösung aber noch einmal deutlich: Die Software muss die erstellten Sicherungsaufträge robust und verlässlich abarbeiten und in der Lage sein, mit möglichst unterschiedlicher Backup-Hardware zusammenzuarbeiten.

Ein Administrator hat in den seltensten Fällen genügend Zeit, um alle Sicherungsprotokolle aufmerksam durchzusehen. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass die Backup-Software auf Missstände gezielt hinweist. Im Idealfall prüft der Backup-Operator dennoch, sofern diese Rolle im Unternehmen überhaupt existiert, die Log-Dateien regelmäßig und gewissenhaft. Weiterhin wird er ein Zurückspielen der Backups testen, um im Notfall die erforderlichen Schritte sicher durchführen zu können.

Professionelle Lösungen Backup Exec 15 von Symantec können mit Hilfe von Agenten sämtliche Systeme eines Netzwerks zentral absichern.

Unterschiedliche Umgebungen erfordern selbstverständlich verschiedene Sicherungsstrategien - jedoch nicht notwendigerweise unterschiedliche Softwarelösungen. Eine Hypervisor-Installation mit zwanzig virtuellen Servern wird anders gesichert als eine einzelne SQL-Datenbank.

Fazit: Im Idealfall ist der Administrator in der Lage, selbst über die eingesetzte Backup-Software zu bestimmen. Dann tut er gut daran, eine einheitliche Software-Linie durchzusetzen. Möglicherweise ist aber auch die Produktlinie eines Herstellers nicht in allen Qualitäten und Szenarien optimal. Doch Features wie die einheitliche Verteilung von Agents, die Verwendung der bekannten Benutzeroberfläche und die geordnete Aktualisierung der Backup-Software können den Administrator dafür entschädigen und das eigene Backup-Konzept besser beherrschbar machen.

Ein kurzer Ausflug in die Wolke

Wenn Anwender und IT-Profis aktuell über das Thema Datensicherung sprechen, so kommt unweigerlich das Thema "Online-Sicherung" beziehungsweise Sicherung und Wiederherstellung mittels Cloud-Techniken zur Sprache. Aktuell sind nicht nur große Firmen, sondern auch mittelständische Unternehmen sowie kleine Bürogemeinschaften und "Einzelkämpfer" wie Freelancer aus allen Bereichen von einer funktionieren IT abhängig. Zwar gibt es - wie wir hier in unserem Überblick darstellen konnten - sehr viele Optionen, die für den Geschäftsbetrieb wichtigen Daten lokal so zu sichern, dass sie im Zweifelsfall schnell und vollständig wiederhergestellt werden können.

Aber schon dann, wenn die eigenen IT aus mehr als zwei, drei Rechner besteht, erfordern "ernsthafte" Sicherungen viel Aufwand, zusätzliche Hard- und Software sowie entsprechendes Fachpersonal. Da bietet es sich an, diese Aufgabe einem Provider zu überlassen, der nicht nur das Fachpersonal und Know-how besitzt, sondern durch den externen Standort in der Cloud auch die Absicherung vor lokalen Katastrophen wie beispielsweise Feuer oder Wassereinbruch bieten kann.

Ein Backup auf ein Laufwerk "in der Wolke" hat durchaus Vorteile: Doch Acronis Backup warnt hier zu Recht -- je nach Bandbreite kann eine solche Sicherung sehr viel Zeit benötigen.

So stellen dann auch viele Provider, Dienstleister und Systemhäuser ihre eigenen Cloud-Lösungen zur Datensicherung und -Wiederherstellung zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem Anbieter wie airbackup (ein Produkt der Firma Teamviewer), mozy (gehört zum Speicheranbieter EMC) oder R-Backup ebenso wie Provider wie Strato mit HiDrive, die entsprechende Lösungen mit ganz unterschiedlichen Features anbieten können. Natürlich ist eine entsprechend performante Internet-Anbindung Voraussetzung, gerade wenn beispielsweise nach größeren Problemen komplette Systeme samt Daten wiederhergestellt werden müssen.

Deshalb setzen immer mehr Anbieter darauf, eine hybride Lösung anzubieten, bei der die Daten sowohl lokal auf die herkömmliche Weise gesichert als auch online auf der Cloud in einem Rechenzentrum abgelegt werden. Die Firma Carbonite bietet beispielsweise eine spezielle Backup-Lösung an, die es den Firmen ermöglicht, ihre Daten nicht nur auf der eigenen Hardware sondern zusätzlich auch online abzuspeichern.

Auch der deutsche Hersteller Novastar bietet speziell für IT-Dienstleister und Systemhäuser mit NovaBackup CloudPort eine Lösung an, die es diesen Firmen erlaubt ihren Kunden einen hybriden Backup-Dienst zur Verfügung zu stellen. Damit können dann die Daten neben der lokalen Sicherung mit der NovaBACKUP zusätzlich beim Dienstleister verschlüsselt gesichert werden. Um Bandbreitenprobleme bei dieser Art von Lösung zu verhindern, kann der Dienstleistung dann zunächst ein vollständiges Backup lokal auf einem externen Datenträger erstellen und diesen mit in sein Rechenzentrum nehmen.

Danach müssen nur noch die inkrementellen Backup-Vorgänge über die Online-Vorgänge ablaufen. Umgekehrt kann auf diese Weise dann auch eine Wiederherstellung sehr viel schneller und sicherer ablaufen.

Ein sogenanntes hybrides Backup-Konzept, wie es in dieser Skizze dargestellt wird, kann loakale Sicherungen sinnvoll ergänzen und schützen. (Bild: NovaStor)
Foto: NovaStor

Fazit: Es ist leider nicht möglich, im Rahmen dieses kurzen Überblicks alle Möglichkeiten und Ansätze für ein gutes und sicheres Backup zu erläutern oder gar zu bewerten. Die Möglichkeiten des hybriden Backups, bei dem Cloud-Techniken mit lokaler Sicherung und Wiederherstellung sinnvoll gekoppelt werden, scheinen augenblicklich die meisten Möglichkeiten zu bieten und können sowohl bei kleinen wie auch größeren Firmen gut zum Einsatz kommen. Grundsätzlich sollten Firmen und Anwender aber das Thema Backup nie "auf die leichte Schulter" nehmen und immer daran denken, dass Daten, die nicht gesichert wurden auch nicht wiederherzustellen sind, wenn wirklich einmal etwas passiert. (hal)