Vorkehrungen für den Daten-GAU

Daten auf dem iPhone optimal schützen

12.02.2011 von Volker Riebartsch
Wird das iPhone gestohlen, droht neben dem finanziellen Schaden oftmals noch deutlich größeres Ungemach durch Datenklau. Wir zeigen, wie Sie das iPhone und die darauf enthaltenen Daten optimal vor dem Datendiebstahl schützen können

Nicht erst seit dem iPhone 4 hat das Apple-Smartphone bei vielen Nutzern dem Notebook bereits einen Teil seiner klassischen Business-Funktionen abgenommen. Dank Datentausch in iOS 4 lassen sich nun auch Kalkulationen und geschäftliche Präsentationen einfach mitnehmen, unterwegs bearbeiten und mit Kollegen bequem austauschen. Daneben finden sich auf dem iPhone haufenweise andere Daten für die geschäftliche und private Nutzung - Stichwort Telefonnummern, Mailadressen und Notizen.

Wird das iPhone regelmäßig über iTunes mit dem PC synchronisiert, kann der Benutzer bei einem Verlust des Gerätes schnell seinen alten Datenbestand auf ein Ersatzgerät übertragen. Geraten sensible Unternehmensdaten jedoch in die falschen Hände, geht der Schaden häufig über den Preis des Ersatz-iPhones hinaus.

iOS 4 bietet von Haus aus diverse Mechanismen, die - richtig angewandt - einem Dieb das Leben erheblich erschweren, will er an die Daten eines gestohlenen Geräts kommen. Zusätzlichen Schutz bieten Apps, die Daten und Bilder verschlüsselt auf dem iPhone ablegen. Wir stellen Optionen und Apps vor, die im Stande sind, den Daten-GAU abzuwenden.

Code-Sperre richtig einsetzen

Die Option "Code-Sperre" existiert bereits seit längerem, jedoch wird sie häufig mit der SIM-PIN verwechselt. Ist die Option aktiviert, lässt sich das iPhone erst nach Eingabe des festgelegten Codes entsperren. Doch die nützliche Funktion vermag noch mehr zu leisten.

Selbst wenn das iPhone am eigenen PC angeschlossen wird, erlaubt die Code-Sperre erst dann den Zugriff auf das Gerät, wenn der richtige Code zum Entsperren eingegeben wurde. Der Datenklau über die Dateifreigabe in iTunes, oder ein erstelltes Backup, wird effektiv verhindert. Öffnen Sie am iPhone zum Aktivieren des Schutzes "Einstellungen > Allgemein > Code-Sperre".

Schalten Sie zunächst den Schieberegler zu "Einfacher Code" aus, da der Zugangscode ansonsten aus lediglich vier Ziffern besteht. Das iPhone erlaubt die Wahl eines Passwortes mit Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen - eine Option die Sie ausnutzen sollten um die Sicherheit zu erhöhen. Deaktivieren Sie auch die Sprachwahl, da ansonsten das Schlupfloch über die Sprachsteuerung offen bleibt. Tippen Sie abschließend auf "Code aktivieren" um ein Passwort auszuwählen.

Weitere Sicherheit gewährt die Option "Daten löschen". Sie gewährleistet, dass der Gerätespeicher des iPhones nach zehn Passwortfehleingaben gelöscht wird und Daten unwiederruflich entfernt werden.

Code-Sperre
Code-Sperre
Die Funktion "Einfacher Code" sollte deaktiviert werden, damit sicherere Passwörter möglich sind.
Code-Sperre
Ist die Option "Daten löschen" aktiviert, werden nach 10 Fehleingaben alle Daten auf dem Gerät gelöscht.
Code-Sperre
Die maximale Sicherheit lässt sich erreichen, wenn die iPhone-Optionen wie im Bild gesetzt sind.

Nutzung der SIM-Karte verhindern

SIM-PIN: Die bekannteste aller Sicherungsfunktionen.

Zwischen der Code-Sperre und der SIM-PIN kommt es häufig zu Verwechslungen. Mobilfunkanbieter versehen ihre SIM-Karten mit einer numerischen PIN, die beim Neustart eines Handys vom Benutzer eingegeben werden muss, damit die Telefon-, SMS/MMS- oder Datenoption genutzt werden können. Per Voreinstellung ist die Abfrage am iPhone unter "Einstellungen > Telefon > SIM-PIN" eingeschaltet. Die PIN, sowie die Option ob sie beim Neustart eines Handys abgefragt wird, ist auf der SIM-Karte abgelegt. Auch bei eingeschalteter Code-Sperre ist der Schutz über die eingeschaltete SIM-PIN in Hinblick auf einen möglichen Diebstahl sinnvoll. Zwar kann der Dieb ob der Code-Sperre nicht mit Ihrem iPhone telefonieren. Er kann die SIM-Karte aber in einem beliebigen Handy nutzen - auf Ihre Kosten.

Optional: MobileMe

Option: Die Einstellung das iPhone zu orten muss erst aktiviert werden

Ist das iPhone abhanden gekommen, sei es nun bei einem Bekannten, auf einer Party oder gar gestohlen, können Benutzer, die einen kostenpflichtigen Account bei Apples Online-Dienst MobileMe haben, das iPhone unter Umständen von zu Hause aus lokalisieren. Voraussetzung ist dabei, dass am iPhone der zu MobileMe gehörige Mail-Account eingerichtet ist und unter "Einstellungen > Mail, Kontakte, Kalender > Mail" die Option "Mein iPhone suchen" aktiviert wurde.

GPS-Ortung: Das iPhone lässt sich mit MobileMe genau lokalisieren.

Der Nutzer kann sich am PC bei MobileMe einwählen und über seinen Account das iPhone lokalisieren. Optional lässt sich auch eine Nachricht an das Gerät schicken, mit der sich etwa ein Rückgabeort mitteilen lässt. Weiterhin kann das iPhone auch aus der Ferne gesperrt oder komplett gelöscht werden. Letztere Option ist die sicherste und entfernt heikle Daten unwiederbringlich. Der Benutzer kann dann - bekommt er das Gerät wieder - wie gewohnt über iTunes eine Wiederherstellung durchführen.

Jedoch funktioniert der Dienst nicht uneingeschränkt: Das iPhone muss eingeschaltet sein, ein GPS-Signal empfangen und per Datenverbindung erreichbar sein. Ist ein Dieb hier schneller und schaltet das iPhone zunächst einmal einfach aus, tappt der Nutzer im Dunkeln.

Sichere Backups

Zusätzliche Sicherheit: Auch die Gerätebackups sollten passwortgeschützt werden.

Beim Synchronisieren legt iTunes automatisch ein Backup aller Daten von iPhone, iPod touch und iPad am Windows-PC beziehungsweise Mac ab. Optional lässt sich das Backup mit einem Passwort verschlüsseln. Diese Option sollten Sie unbedingt einschalten.

Auf den ersten Blick beinhaltet das Backup zwar keine lesbaren Daten, mit geeigneten Programmen lassen sich aber Fotos, Adressen, SMS-Nachrichten, Programmdaten und so weiter schnell sichtbar machen, wenn das Backup nicht verschlüsselt ist.

Datenverschlüsselung

1. Zugangsdaten, Passwörter & PINs sicher aufbewahren

Einige Apps nutzen intelligente Verschlüsselungen, um am iPhone die Daten des Benutzers in einem sicheren Image unterzubringen. Dort sind sie auch dann vor allen Hacker-Angriffen geschützt wenn alle andere Zugriffsversuche fehlschlagen. Zu den Apps gehören PasswordWallet (3,99 Euro) von Selznick Scientific Software und 1Password Pro (11,99 Euro) von Agile Web Solutions.

PasswordWallet: Die App verwaltet vertrauliche Zugangsdaten auf dem iPhone.

Der Benutzer kann alle Arten von sensiblen Daten speichern. Dabei lassen sich Kategorien frei definieren. Beide Lösungen sind ideal für Bankdaten, Forenzugänge, Online-Banking und so weiter. 1PasswordPro nutzt die hardwarebeschleunigte Verschlüsselung der Daten über AES, PasswordWallet den ebenso sicheren Blowfish-Algorithmus. Ein Masterpasswort schützt den Zugang zur verschlüsselten Datensammlung. Beide Lösungen bieten die Option, direkt aus der App eine geschützte Webseite, etwa den Online-Banking-Zugang, aufzurufen. Die Apps übergeben die Zugangsdaten dann an Safari am iPhone, der Benutzer muss sie nicht manuell eintippen - ein Gewinn an Sicherheit und Komfort.

Datenabgleich: Passwörter können über MobileMe synchronisiert werden.

Obwohl PasswordWallet preiswerter ist als 1Password Pro, bietet es mehr Optionen beim Abgleich der Daten zwischen iPhone und PC. Für 1Password Pro gibt es eine Mac-Software, die mit der App zusammenarbeitet, und einen Windows-Client als Beta Version. PasswordWallet ist ebenfalls für Mac OS X und Windows verfügbar. Zudem lassen sich die Daten über MobileMe synchronisieren. 1Password bietet dafür die schönere Oberfläche. Ob 1Password Pro oder PasswordWallet, beide Apps sind Universal Binary, also auch am iPad nutzbar, und gehören auf jedes iPhone, auf dem man sensible Zugangsdaten oder Infos speichern will.

2. Bilder und Notizen

Camera Safe: Die App legt Bilder in einem geschützen Speicherbereich ab und entzieht sie so den Blicken Unbefugter.

Mit Camera Safe (1,79 Euro) von Bitcartel und Codebook (2,39 Euro) von Zetetic stellen wir zwei sehr gute Apps vor, die für die Verschlüsselung von Fotos beziehungsweise Notizen die hardwarebeschleunigte AES-256-Kodierung des iPhone nutzen. Beide Apps verschlüsseln die Daten lokal über ein Passwort auf dem iPhone. Camera Safe verschlüsselt Aufnahmen und Fotos aus dem Album und bietet optional eine SSL-kodierte Verbindung zum PC an, mit der alle Daten auf das System übertragen werden können.

3. Externe Verschlüsselung

Wer größere Mengen an sehr vertraulichen Office-Dokumenten oder andere Daten transportieren will und dabei das iPhone als USB-Speicher "missbraucht", verschlüsselt die Daten zunächst am besten am PC. Wir empfehlen das kostenlose Programm TrueCrypt für Windows und Mac. TrueCrypt erzeugt eine kodierte Container-Datei die alle Daten enthält. Nutzen Sie die App Good Reader (0,79 Euro), um das Image bequem über die iTunes Dateifreigabe auf das iPhone zu bringen. Es lässt sich danach auf den Zielrechner übertragen und dort entschlüsseln. Natürlich kann das iPhone die Container nicht dekodieren, die Dokumente lassen sich also nicht am iPhone bearbeiten. Das Smartphone dient hier nur als Transportmedium.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer Schwesterpublikation Macwelt. Außerdem ist er in der aktuellen Ausgabe der iPhoneWelt zu finden.