Dateizentrale

18.11.2002
Was ein FTP-Server leisten muss, legt ein Standardprotokoll fest. Was er aber leisten kann, hängt vom Hersteller ab. Ipswitch legt das Hauptaugenmerk auf eine einfache Bedienung, auf Sicherheit und auf Geschwindigkeit.

Ipswitch präsentiert den WS-FTP-Server als Download-Plattform und File-Umschlagplatz für Unternehmensnetze. Die Software für Windows NT, 2000 und XP soll nach Angaben des Anbieters die zentrale Vergabe von Dateien vereinfachen, sichern und beschleunigen. Sie besteht aus zwei Teilen, nämlich dem eigentlichen Server, einer 330 KByte großen .exe-Datei, und dem Manager, einer Verwaltungsoberfläche für die Administration mehrerer verteilter Server.

Schnittstelle zu Active Directory

"Verteilen Sie ihre Files im Netz ohne spezielle Ausbildung" lautet der Slogan, mit dem der Hersteller die Einfachheit der Software verdeutlichen will. Tatsächlich ist das Programm sehr benutzerfreundlich gestaltet, und zwar sowohl was die Installation als auch den Betrieb anbelangt. Die auf Installshield beruhende Setup-Routine ermittelt beim Aufsetzen des ersten Hosts selbstständig die IP-Adresse und den DNS-Namen des Servers - ein kleines aber praktisches Detail, das dem Administrator ein wenig Tipparbeit erspart. Viel wichtiger noch ist die Importfunktion für Windows-Domänenbenutzer. Die Angabe des Domänennamens und des Controllers genügt, um das Benutzerverzeichnis des Active Directory zur User-Liste des FTP-Servers zu machen.

Der Import eines Directorys mit 300 Einträgen funktionierte im Test auf Anhieb und dauerte rund zwanzig Sekunden. Stattdessen kann der Administrator auch das Benutzerverzeichnis eines im Firmennetz installierten "Imail Servers" von Ipswitch verwenden; oder er lässt den FTP-Server eine eigene User-Datei anlegen, die er nach und nach füllt. Wählt er das Windows-Verzeichnis als Basis, arbeitet FTP ausschließlich mit den auf dem Domänen-Controller eingetragenen Konten. Will er einen neuen Mitarbeiter für den Service anmelden, verwendet er den Benutzermanager für die Windows-Domäne. Zusätzlich zu den User-Konten kann der Systemverwalter mit WS-FTP sehr leicht Gruppen definieren, denen er mit der Maus User aus der Domäne oder aus dem Benutzerverzeichnis des FTP-Servers zuordnet. Unangenehm fiel lediglich auf, dass der Manager bei jedem Klick auf die neu angelegte Gruppe Test zum Öffnen des Fensters "Available Users" 20 Sekunden benötigte, um alle Namen der Domänennutzer zu laden. Auf Wunsch richtet der Server jedem Benutzer beim ersten Aufruf ein Home-Verzeichnis ein.

Wie beim FTP-Server von Microsoft kann der Systemverwalter virtuelle Folder definieren. Dabei handelt es sich um Dateiverzeichnisse, die je nach Wunsch des Administrators im Root Directory oder im Home-Verzeichnis der FTP-User erscheinen. Das Einrichten ist sehr einfach und in der Tat ohne Lesen des Handbuchs zu erledigen. Zu jedem der Folder wählt der Systemverwalter mit einem "Add"-Button berechtigte Benutzer aus der Userliste oder dem Domänenverzeichnis. Zur Auswahl stehen auch die Gruppen, die er vorher angelegt hat. Jedem User kann er individuelle Zugriffsrechte auf den Ordner gewähren; möglich sind Lesen, Schreiben , Löschen, Umbenennen und Auflisten. Sehr praktisch zum Austauschen von Dateien ist die Funktion der "Public Folders". Jeder Benutzer kann seinen Kollegen Dateien zur Verfügung stellen, indem er sie in einen Ordner "public" kopiert, den er in seinem Home-Verzeichnis selber anlegen kann.

Verschlüsselung nach Bedarf

Für die Sicherheit hat Ipswitch einiges getan. So unterstützt der Server die Übertragung mit SSL, sowohl mit 40 Bit langen Schlüsseln als auch mit 128-Bit-Keys. Damit gleichzeitig die Performance nicht zu sehr leidet, hat der Administrator die Wahl, welche Folder er absichert, sodass er beispielsweise nur die Ordner der Buchführung mit 128 Bit kodieren könnte. Ein Plus für die Security ist, dass der Server standardmäßig SSL-Verbindungen erlaubt, wenn er sie auch nicht erzwingt. Falls ein Benutzer eine kodierte Übertragung wünscht, bekommt er sie, selbst wenn der Administrator den Dienst noch nicht konfiguriert hat. Wichtig für die Sicherheit ist außerdem ein Eventmanager, mit dem der Administrator festlegt, wie der Server reagiert, wenn ein Folder erzeugt oder ein File gelöscht wird.

Schließlich noch ein Absatz zur Performance: Zwar können wir die harten Daten im Rahmen eines Reviews oder Kurztests nicht ermitteln. Fest steht aber, dass der Hersteller die Geschwindigkeit des Produkts mit einer Reihe von Funktionen erhöht hat. Quota-Werte ordnen jedem Benutzer eine maximale Zahl von Files und Bytes zu, die er in seinem Home-Verzeichnis unterbringen darf. Dadurch verhindert der Systemverwalter, dass der Austausch von Riesendateien den Download verlangsamt. Die "Checkpoint-Restart"-Funktion, die mit dem FTP-Client "WS FTP Pro" des Herstellers zur Verfügung steht, verbessert die Performance beim Zugriff über langsame und unzuverlässige WAN-Verbindungen, weil sie durch eine unterbrochene Übertragung keine Zeit verliert. Damit der Systemverwalter die Kontrolle über den Server behält, schreibt die Software täglich einmal alle Ereignisse in ein Log-File, das der Manager mit einem Log-File-Parser durchsuchen kann. Damit informiert er sich über die Zahl der Uploads und Downloads, über die mittlere Download-Performance in Bytes/s und über andere statistische Daten.

Fazit

Der Hersteller macht auf seiner Produkt-Page keine leeren Versprechungen. Im Test hat sich bestätigt, dass die Software sehr einfach zu handhaben ist. Hinzu kommt, dass das mitgelieferte und gedruckte Handbuch den Anwender sehr gut informiert und keine Fragen offen lässt. Zudem hat das Produkt viele Eigenschaften, welche die Sicherheit erhöhen und die Performance verbessern.

Testergebnis

WS-FTP-Server von IPSWITCH

Hersteller:

Ipswitch Inc.

E-Mail: eurosales@ ipswitch.com

www.ipswitch.com

Preis: WS_FTP Server kostet 415 Euro.

Der passende Client WS_FTP Pro 7.02 ist für 48 Euro zu haben.

Für 100 Euro leistet Ipswitch ein Jahr lang Support.

Technische Daten:

FTP-Server mit Unterstützung für virtuelle Server, virtuelle Folder, SSL-Verschlüsselung. Außerdem lässt die Software den Administrator so genannte Site-Commands definieren, eine Erweiterung des FTP-Befehlssatzes, mit deren Hilfe der Benutzer Einstellungen seines Kontos in einer FTP-Sitzung vornehmen kann.

Testergebnis:

+ Einfaches Management

+ Import von Windows-Domänenverzeichnis

+ Feines Rechtemanagement für virtuelle Folder

-Zeitaufwändiges Laden des Domänenverzeichnisses im Manager