Studium in Deutschland, Praktika oder mehrere Jahre Arbeit im Ausland - das ist längst nichts Ungewöhnliches mehr. Damit stellt sich die Frage, wie die verschiedenen beruflichen Stationen am besten zu dokumentieren sind.
Das "Zeugniswesen" mit seinen vielen Stolperfallen ist ein typisch deutsches Phänomen, ebenso der Bewerbungsmarathon: "Der Jobsuchende muss definierte Anforderungen erfüllen, sein Anschreiben mit dem Lebenslauf koppeln und darauf achten, dass sich alles in den Unterlagen wiederfindet", definiert Sascha Armutat, Leiter Forschung und Themen bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), die üblichen Anforderungen an Bewerber. Dem Bewerber bleibt also nichts anderes übrig, als sich den Regeln anzupassen.
Mit Referenzen punkten
Die Anstellung im Ausland wird aber nicht mit einem deutschen Zeugnis bescheinigt. Hier gibt es Referenzen: In der Regel beschreibt der direkte Vorgesetzte die Art der Zusammenarbeit und die Erfolge, so dass sich ein späterer Arbeitgeber ein Bild von der Leistung und dem Verhalten der entsprechenden Person machen kann.
"Wenn es um Stationen im Ausland geht, kann man auch Kollegen einbinden, die für eine Referenz zur Verfügung stehen. Genauso können Selbständige erfolgreiche Projekte erklären und mit einer Referenz eines Geschäftspartners punkten", empfiehlt Wolfgang Wagner von der Bewerbungs- und Karriereberatung Bewerber Consult in Frankfurt am Main.
So schloss auch Wolfgang L. seine Lücke im Lebenslauf. Er war lange Zeit als Führungskraft angestellt, hatte sich nach einer Umstrukturierung als Trainer selbständig gemacht und wollte wieder in einer leitenden Position fest arbeiten. L. beschrieb in einer Art Projektpapier seine Kundenaufträge der letzten zwei Jahre, dokumentierte die fachlichen und betriebswirtschaftlichen Ergebnisse seiner Arbeit und hatte damit eine gute Grundlage für die Übernahme einer Führungsposition, denn auch als Selbständiger hatte er vielfältige fachliche und persönliche Qualifikationen erworben. So bewies er in seiner Zeit als Freiberufler starkes Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und Reaktionsfähigkeit bei kurzfristigen Kundenanfragen.
Anders lag der Fall von Elena K. die aus einem osteuropäischen Land nach Deutschland kam, um hier einen MBA abzuschließen. Wie sollte sie ihre vorherige Berufserfahrung glaubhaft belegen, wenn keiner ihrer Gesprächspartner in Westeuropa ihre Sprache beherrschte und mit der anderen Bildungs- und Wirtschaftsstruktur vertraut war? K. behalf sich mit der Darstellung ihres letzten Projekts im Heimatland und der von ihr und dem Team angewandten fachlichen Methoden. Zudem überzeugte sie einen Projektverantwortlichen, für sie als persönliche Referenz zur Verfügung zu stehen, und notierte im Lebenslauf Name und Telefonnummer dieser Auskunftsperson mit dem Zusatz "spricht fließend Englisch". Nachdem sie vorher vergeblich auf Einladungen zu Gesprächen gewartet hatte, wurde sie mit diesen Zusatzinformationen im Anschreiben zu mehreren Jobinterviews eingeladen.
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Kreativ gerne, aber immer wahrheitsgetreu
So kreativ die Lösungen auch sein mögen, sollte sich doch jeder Bewerber an die Wahrheit halten. So mancher Kandidat hat sich schon selbst ausgebremst, indem er etwa eine längere Auslandsreise zwischen zwei beruflichen Stationen mit angeblichen Workshops oder Seminaren füllte, die nicht nachweisbar waren.
"Dann ist es schon ehrlicher zu sagen, dass man bewusst eine Auszeit vom Job genommen hat, um wieder gestärkt zurückzukehren", empfiehlt Bewerber-Consult-Mann Wagner. Seiner Ansicht nach sollte man auch ehrlich über ehrenamtliche Tätigkeiten oder ein Selbststudium zum Erwerb von Fachkenntnissen Auskunft geben. Solche Aktivitäten seien "wichtige zusätzliche Kompetenzen" für die weitere berufliche Entwicklung.
Wenn Bewerber einige Grundsätze beachten, können sie auch mit ungewöhnlichen Lebensläufen punkten. Denn, so die Erfahrung des Bewerbungs-Coachs Wagner: "Stromlinienförmig designte Unterlagen schrecken eher ab, als dass sie überzeugen." Wichtig sei, sich auch individuelle Strategien und Lösungswege zuzutrauen und sich Hilfe von außen zu holen.