Full-HD oder UHD

Das können die neuen Fernseher

14.06.2014 von Ines Walke-Chomjakov
2014 ist der Startschuss für Ultra-HD, wenn es nach den TV-Herstellern geht. Wir beleuchten, was UHD schon bringt und wann Full-HD ausreicht.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien steht kurz bevor – für viele der ideale Zeitpunkt, einen neuen Fernseher anzuschaffen. Nie war die Auswahl so groß: Zu den flachen Schirme gesellen sich gebogene Varianten. Es geht vom kleinen Zweitgerät bis hin zum Schirm mit weit über zwei Metern oder 110 Zoll Bilddiagonale. Die Mehrheit der Glotzen bringt Smart-TV mit, das inzwischen die Sehgewohnheiten des Zuschauers lernt. Doch am wichtigsten ist bleibt die Frage der Auflösung: Soll es schon ein UHD-Gerät sein oder reicht für die nächsten Jahre noch ein Fernseher mit Full-HD aus? Der Ratgeber gibt die richtige Antwort.

UHD: auf den Upscaler kommt es an

Das Verführerische an Ultra HD – kurz UHD oder 4K - ist die mit 3840 x 2160 Pixel sehr hohe Auflösung. Sie ist das Beste, was Sie derzeit kriegen können und ist die Zukunft des Fernsehens. Sie hat allerdings noch nicht begonnen, denn es fehlt vielfach noch an Inhalten. Für die Sender ist das Thema noch weit weg. Selbst die privaten Anbieter wie Sky sehen von einer UHDTV-Ausstrahlung bis 2015 vorerst ab. Nativen 4K-Genuss bieten eigene Aufnahmen wie Fotos und Videos oder Inhalte aus dem Internet wie sie bei Youtube unter dem Stichwort „4K“ zu finden sind. Schalten Sie im Player unter „Settings und Quality“ auf 2160p, damit Sie auch auf die volle UHD-Auflösung kommen. Abgesehen von diesen Inhalten findet sich wenig natives UHD-Material, solange Lösungen wie Sonys Festplattenspieler FPM-X1 mit zehn gespeicherten Ultra-HD-Filmen nur in den USA erhältlich sind. Einen Schub verspricht die Ankündigung von Amazon, TV-Serien künftig ausschließlich in UHD zu produzieren. Wann die Inhalte per Streaming durch den Videodienst Amazon Instant Video zum Zuschauer kommen, ist jedoch noch unklar.

Deshalb ist es entscheidend, wie gut ein UHD-Fernseher mit vorhandenem Material umgehen kann. Hier kommt die Upscaling-Technik ins Spiel. Sie bringt SD-, HD- und Full-HD-Inhalte auf das Niveau von 4K. Mit großen Qualitätsunterschieden, wie unsere Tests zeigen: Bei schlechtem Upscaling, erhalten Sie Fernsehbilder mit starken Flecken und wenig Kontrast sowie Schärfe. Die Bildqualität kann im schlimmsten Fall unter Full-HD-Niveau fallen. Das Bild enttäuscht umso mehr, da Sie bei einem UHD-Fernseher näher am Schirm sitzen als bei einem Full-HD-TV. Ein Abstand von etwa drei Metern bei einem 65-Zoll-Gerät ist hier üblich und gewollt – immerhin sollen Sie ja das Gefühl haben, mitten im Geschehen zu sein. Schwächen im Upscaling erkannten wir im Test beispielsweise bei den Modellen LG 65LA9709 und Medion Life X18017.

Als positives Beispiel hat sich in unseren Tests die Upscaling-Technik des Philips 65PFL9708S hervorgetan. Sie bringt selbst das SD-Fernsehbild in guter Qualität auf UHD-Niveau. Der Fernseher erzeugt nicht einfach mehr Pixel, sondern steuert auch deren Position und Farbe auf dem Schirm. Das ergibt ein scharfes, kontrastreiches und gleichzeitig natürliches Bild. In den neuen UHD-TV-Generationen aller Markenhersteller sollen die Upscaling-Techniken weiter verbessert sein. Bestätig hat das im Testlabor der Samsung UE55HU7590L. Lassen Sie sich am besten im Laden zeigen, wie die Bildqualität beispielsweise bei SD- und HD-Fernsehsignalen aussieht. Dadurch erkennen Sie sofort, wie gut das Upscaling des TVs funktioniert.

UHD auch in kleineren Schirmgrößen

Bislang galt die Meinung, dass Utra HD nur bei großen Bilddiagonalen Sinn macht, da sich der Qualitätsunterschied zu Full-HD sonst nicht nachvollziehen lässt. Das ist passé. Sie rücken einfach näher ans Gerät und kommen so zum höheren Pixelgenuss – jedenfalls bei UHD-Material. Eine Vielzahl an Herstellern bringt nun UHD-Geräte ab 40 Zoll (101 Zentimeter) auf den Markt. Hauptgrund ist die Nachfrage nach kleineren Schirmgrößen. Denn die großen TVs passen vielfach schlicht nicht ins Wohnzimmer. Dazu kommt der Preis. In kleineren Varianten wird die hohe Auflösung auch für den Normalverbraucher erschwinglich. Panasonic startet bei der neuen Serie AXW804 mit 50 Zoll (127 Zentimeter) für 2299 Euro. Bei LG und Sony misst die kleinste Variante 49 Zoll (124 Zentimeter). Bei Philips fängt UHD bei der 7800-Serie bei 42 Zoll (107 Zentimeter) an. Samsung geht bei der 6000-Serie sogar bis auf 40-Zoll (101 Zentimeter) zu einem Preis von 1349 Euro.

Gewölbt statt flach: Was bringen Curved-TVs?

Mittendrin im Geschehen: Da Sie beim gekrümmten Ultra-HD-TV sehr nahe am Schirm sitzen, kommt das einem richtigen Kinofeeling sehr nahe.
Foto: Samsung

Gewölbte Bildschirme verstärken den Tiefeneffekt und sollen so im besten Fall ein 3D-Bild ohne Brille erzeugen. Außerdem erscheint das Bild größer, wenn der Zuschauer mittig davor sitzt. Insbesondere die koreanischen Hersteller LG und Samsung treiben diese Bauweise voran. Abwartend verhalten sich andere Hersteller wie etwa Panasonic und Toshiba, die zwar Prototypen auf Messen und Roadshows zeigen, jedoch derzeit noch nicht so richtig auf den Curved-Zug aufspringen. Als ideale Kombination wird derweil der gekrümmte Schirm mit UHD-Auflösung angepriesen. Der Zuschauer sitzt nah am Fernseher und taucht damit tiefer in die Handlung ein – Kinoerlebnis zu Hause. Dabei gelten Bildschirmdiagonalen von 55 Zoll als Einstiegsgröße. Bei Samsungs UE55HU8590VXZG sind Sie mit 3499 Euro dabei. Auch wer sich für die gekrümmte Fassung eines Full-HD-Modells interessiert, findet mit dem Samsung UE55H8090SVXZG einen Kandidaten. Er ist mit 2599 Euro ein gutes Stück preiswerter. Die gekrümmten TVs mit organischen LEDs bleiben der Luxusklasse vorbehalten. Hier müssen Sie beispielsweise für den schon länger erhältlichen LG 55EA9809 noch rund 6500 Euro hinblättern.

Full-HD-Fernseher profitieren von UHD

Das Gros der verkauften Fernseher sind immer noch Full-HD-Geräte. Ihre Bildqualität profitiert vom UHD-Trend. Denn gerade die Mittelklassegeräte bis 1000 Euro erhalten immer stärkere Prozessoren und weiter entwickelte Paneltechniken. Im Trend sind etwa IPS-Panels (In-plane Switching), da sie besonders blickwinkelstabil sind und satte Farben darstellen. Immer häufiger löst Direct-LED die Edge-Hintergrundbeleuchtung ab, um Helligkeit und Kontrast detailierter kontrollieren zu können. So erhöht beispielsweise Toshiba bei der M74-Serie die Anzahl der Backlight-LEDs, setzt weiße LEDs ein und verbessert deren Verteilung. Die Schirme sind nicht nur heller, sondern haben auch eine bessere Helligkeitsverteilung. Der Hersteller spricht von bis zu 700 Candela pro Quadratmeter. Gleichzeitig lassen sich einzelne LED-Gruppen einzeln ansteuern. Die bessere Kontrolle der LEDs erhöht in bestimmten Bildbereichen den Kontrast und das Bild wird plastischer. Ein anderer Ansatz sind eingebaute Sensoren, die die Helligkeit des TVs automatisch an die Raumgegebenheiten anpassen. Das soll gerade bei hellem Licht verhindern, dass auf dem Schirm nichts mehr zu erkennen ist.

Bonbon zur WM: Dank der Fußball-App von Philips stellt der Ambilight-Fernseher die Nationalfarben der Fußballteams dar

Zu hohe Helligkeit stört etwa beim Filmegucken. Vordefinierte Modi erleichtern dem Zuschauer die Wahl der richtigen Einstellung. Neu sind dabei Modi für Spiel, Grafik, Sport oder Animation. Philips geht mit der Ambilight-Technik noch einen Schritt weiter: Hier strahlt der Fernseher zusätzliches Licht nach hinten ab und bezieht so die Umgebung ins Geschehen auf dem Schirm ein. Zur WM soll eine spezielle Fußball-App den Effekt noch verstärken. Durch sie lassen sich die Flaggen der spielenden Nationalteams im Ambilight darstellen. Die Fernseherumgebung wird in Blau, Weiß und Rot angestrahlt, wenn das Team von Frankreich auf dem Platz steht. Zusätzlich erweitert Philips das Lichtkonzept und bezieht die hauseigenen WLAN-Lampen – Hue genannt – mit ein. Sie lassen sich nunmehr per Fernseher einstellen. Das soll eine bestimmte Stimmung nicht nur hinter den Fernseher, sondern gleich in den ganzen Raum transportieren.

Diese Ausstattung macht TVs zukunftssicher

Der Tiefeneffekt via 3D ist zwar kein Verkaufsargument mehr, die meisten Fernseher können aber trotzdem 3D. Neu ist, dass selbst bei Shutter-Technik fast immer eine bis zwei Brillen im Lieferumfang enthalten sind. Ob Sie Shutter oder Polfilter vorziehen, liegt an Ihnen. Beide 3D-Verfahren sind nach wie vor zu finden. Einen eindeutigen technischen Vorteil bietet keine. Bei den Empfängern gibt es einen Trend zum Twin-Tuner – jedenfalls bei höherpreisigen Geräten. Damit können Sie eine Sendung live ansehen, während Sie eine weitere parallel aufzeichnen.

Ein Novum in puncto Ausstattung liefert Panasonic bei ausgewählten Modellen: Sie sind Sat>IP zertifiziert. Damit lassen sich ins Heimnetz eingespeiste Fernsehsignale entschlüsseln. So empfangen Sie Satelliten-Fernsehen auch in Räumen ohne entsprechendem Anschluss. Bei Philips wiederum wird der TV als Server genutzt. Damit wandert eine Sendung per WLAN von einem Fernseher zum anderen oder aufs Mobilgerät. Die Technik schließt auch verschlüsselte Signale ein – etwa von Privatsendern wie Sky.

Aktuelle Technik in der Box: Die One Connect Box von Samsung lässt sich austauschen und garantiert, dass die Anschlüsse des UHD-Geräts auf aktuellem Stand bleiben

Bei den vorhandenen Anschlüssen müssen Sie nach wie vor aufpassen: So sind nicht bei allen UHD-Geräten automatisch nur HDMI-Ports der Version 2.0 eingebaut. Das gilt etwa für die aktuellen Philips-Geräte der 7800-Serie: Sie kommen mit HDMI 1.4 und lassen sich auch nicht ohne weiteres upgraden. Umgekehrt macht es Samsung mit dem Evolution Kit oder neuerdings mit der One Connect Box. Letztere kommt bei UHD-Geräten zum Einsatz und vereint alle wichtigen Anschlüsse in sich. Sollte sich künftig etwas an den Standards ändern, lässt sie sich in aktualisierter Fassung für derzeit rund 400 Euro nachkaufen. Damit ist garantiert, dass ein hochpreisiges TV-Gerät nicht zu schnell veraltet.

Panasonic-Fernseher ASW504 mit Sat>IP: Hier wird der Fernseher zum Client, der Fernsehsignale im Heimnetz entschlüsselt
Foto: Panasonic

Neue TV-Betriebssysteme und lerndendes Smart-TV

Viele Fernseher sind zwar smart. Doch ihre Weboberfläche reagiert zäh auf die Eingaben per Fernbedienung. Neben stärkeren Prozessoren sollen schlanke Betriebssysteme für mehr Bedienkomfort sorgen. Philips hat sich bei den Serien 8100, 8200 und 8800 für Android entschieden. Die Fernseher sollen damit so schnell sein, dass sie sich fürs Spielen eignen. Die passenden Games können Sie sich über den Play Store herunterladen - 2,7 GB Speicher stehen dafür auf dem TV bereit. Der Google-Store erweitert die Auswahl an Apps, der Chrome-Browser soll das Surfen am PC in angenehmer Geschwindigkeit ermöglichen. Ein Plus an Bedienkomfort verspricht sich LG von Fernsehern mit WebOS-Betriebssystem. So soll der Anwender beim LG 55LB870 als erstes Modell mit dieser Plattform über eine Hauptleiste am unteren Bildrand einfach zwischen Smart-TV, externen Medien und Fernsehprogramm umschalten können.

Bequemes Umschalten: Dank WebOS-Plattform lässt sich am LG 55LB870 schnell zwischen TV und smarten Zusatzfunktionen wechseln.
Foto: LG

Auch beim Smart-TV tut sich etwas: Es beschränkt sich nicht mehr nur auf Erweiterungen durch Apps für soziale Medien oder Video-on-Demand-Dienste. Das Zusatzangebot per Internet ist lernfähig. Aufgrund gesehener Fernsehsendungen schlägt es weitere, ähnliche Beiträge vor. Zugleich kann der Zuschauer nun direkt ins TV-Geschehen eingreifen. So erweitert etwa Samsung die smarten TVs um den Fußball-Modus. Damit lassen sich Highlights automatisch aufzeichnen. Grundlage ist die Audiospur. Wird es im Stadion lauter, erkennt das der Fernseher als besondere Situation und startet die Aufzeichnung, die als Clip gespeichert wird. Der Vorgang lässt sich auch manuell starten. Eine Taste mit Fußball-Symbol auf der Fernbedienung aktiviert den Modus.

Fazit: Dank UHD auch Full-HD besser

Erwarten Sie von Ihrem Fernseher in erster Linie ein hochwertiges Filmerlebnis, sind Sie mit einem Ultra-HD-Gerät auf der sicheren Seite. Denn die Inhalte in UHD werden kommen, und zwar schneller, als es bei der Einführung von Full-HD noch der Fall war. Daran sind TV-Hersteller und Inhaltevermarkter gleichermaßen interessiert. Selbst bei Full-HD-Inhalten und normalen Fernsehprogrammen spielen die UHD-Geräte ihre Stärke aus, vorausgesetzt die Upscale-Technik stimmt und es sind potente Prozessoren eingebaut. Das kostet. Außerdem sollten Sie den Upscaler immer selbst in Augenschein nehmen. Wollen Sie nicht so viel Geld in die Hand nehmen und präferieren das normale Fernsehprogramm, sind Sie mit einem Full-HD-Fernseher besser bedient. Die Geräte der aktuellen Generationen profitieren bei CPU-Ausstattung, Smart-TV und Bedienmodi von den UHD-Neuerungen. In beiden Fällen haben Sie dank interessanter Zusatzfunktionen mehr Einfluss auf das TV-Geschehen und können Ihr eigenes Programm gestalten.

(PC-Welt/ad)