Daten, Dinge und Drohnen

Das IT-Jahr 2014

25.12.2014 von Heinrich Seeger
2014 war das Jahr der Daten, der Dinge und der Drohnen. Unter diesen drei Schlagworten lassen sich viele der intensiv diskutierten IT-Themen rubrizieren. Auch darüber hinaus: ein Rückblick auf ausgewählte Ereignisse des Jahres.

Die Daten: Dass Big Data ein noch gar nicht abzusehendes Business-Potenzial hat, wird nur noch außerhalb IT-affiner Kreise eigens betont; CIO & Co. wissen ohnehin Bescheid. Dass die Daten - zumal solche personenbezogener Art - Begehrlichkeiten von Geheimdiensten und Wieder- wie Weiterverkäufern wecken, ist auch nicht überraschend. Trotzdem ist die Diskussion hierüber in diesem Jahr wieder recht heiß gelaufen; es wurden ja auch Missbrauchsaspekte öffentlich von einer Qualität, dass Bond-Autor Ian Fleming sich für entsprechende Romanszenarien nicht hätte zu schämen brauchen. - Den meisten Treibstoff für öffentliche Aufregung und das immerhelle Schlaglicht auf den Themenkomplex lieferte, wie schon 2013, die NSA beziehungsweise ihr Ex-Mitarbeiter, der jetzt in Moskau wohnt.

Die Dinge: Die haben jetzt alle kleine Sender beziehungsweise Sensoren sowie IP-Adressen und gehen damit ins Internet - vom Kühlschrank bis zum Auto, vom Halbzeug bis zur Fertigungsanlage - und produzieren noch mehr Daten.

Und die Drohnen? Tragen demnächst im Auftrag von Amazon, Google, Deutscher Post und anderen Marktakteuren die Dinge durch die Gegend, sind dabei aber natürlich selbst Objekte im Internet der Dinge. Anfallende Daten, jetzt auch unter geografischen Aspekten personenbezogen, finden ihren Platz in den wachsenden Data Warehouses von Handel und Logistik.

Das IT-Jahr 2014
Lenovo kauft weiter ein
Weil man an den Lenovo-Hauptsitzen in Raleigh/North Carolina und Peking gerade dabei war, nahm man nach dem Server-Deal mit IBM noch einmal 2,9 Milliarden Dollar in die Hand und griff zur populären Abrundung des Produktportfolios bei Motorola Mobility aus dem Schaufenster von Google zu – wo die Smartphone-Marke erst 2012 gelandet war (für mehr als zwölf Milliarden Dollar, nebenbei).
Der XP-Support endet
Mehr als jeder zehnte Windows-PC in Deutschland lief im Februar noch unter Windows XP, hat Statcounter gezählt. Im April war es dann trotzdem soweit: Microsoft stellte den Support für das konzeptionell überholte, unter seinen Nutzern jedoch als stabil geltende Betriebssystem nach 13 Jahren ein. Sicherheits-Updates gibt es seither nur noch auf nicht von Microsoft gutgeheißenen Wegen: entweder mittels einer Änderung der Registry, die den Microsoft-Servern eine aktuellere Version vorgaukelt, oder als <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_XP#Inoffizielle_Service_Packs" target="_blank">inoffizielle Service-Packs einiger Nutzergruppen.
Android on wheels
Auf Reifen ist auch die Open Automotive Alliance unterwegs, gegründet von Audi, GM, Google, Honda, Hyundai und NVIDIA. Im Juni konnte diese Initiative für Android on wheels anlässlich der Entwicklerkonferenz Google I/O 29 neue Mitglieder vorstellen, mehr als die Hälfte davon Automobil- und Teilehersteller.
Amazon wird mobil
New Kid on the Block: Seit dem Sommer spielt Amazon im Smartphone-Markt mit und wird damit zum Konkurrenten von Google, Apple, Blackberry und Microsoft/Nokia. Das Firephone der Bezos-Company verwendet ein eigenes Betriebssystem („Fire OS“) auf Android-Basis und ist stark auf E-Commerce-Funktionen ausgerichtet.
Drohnen im Einsatz
Geradezu ein Megatrend 2014 waren Drohnen: Außer den unbemannten Fluggeräten für militärische und sonstige Aufklärungszwecke ging es um diverse ferngesteuerte oder selbststeuernde Lauf- beziehungsweise Flugburschen: <a href="http://www.computerwoche.de/a/amazon-fragt-us-behoerden-nach-erlaubnis-fuer-drohnen-tests,3064331" target="_blank">Amazon</a> hat für seine Lieferdrohnen, die angeblich bis zu 2,5 Kilogramm Last tragen können sollen, mittlerweile eine Testerlaubnis an eigenen Standorten beantragt. Weiter ist bereits die Deutsche Post, die – als Pilotprojekt in Abstimmung mit der Flugsicherung - auf der Insel Juist zum Beispiel Medikamente ausliefert. Bedeckt hält sich <a href="http://www.computerwoche.de/a/auch-google-entwickelt-automatische-lieferdrohnen,3066938" target="_blank">Google</a>, das aber in Australien Fluggeräte testen soll. - Bereits im Einsatz, wenn auch eher in satirischer Funktion, ist die <a href="https://www.youtube.com/watch?v=1uNqOfJHKF4" target="_blank">ostfriesische Bierdrohne</a>.
US-Player wehren sich
Außerhalb der USA ist die Sensibilität für Datenschutz und Privacy stärker ausgeprägt als im führenden IT-Markt. Das sagt man und davon gehen auch die großen Anbieter aus. Als Reaktion darauf haben sich große US-Player auf Vorwärtsverteidigung verlegt und vor Gericht das Recht erstritten, die Zahl der Kundenkonten öffentlich zu machen, die sie gegenüber dem Geheimdienst NSA offenlegen mussten: Yahoo 31.000, Microsoft 16.000, Google weniger als 10.000, Facebook 6.000. Apple und LinkedIn melden jeweils weniger als 249 Datenlieferungen an die NSA. -<a href="http://www.computerwoche.de/a/microsoft-will-us-behoerden-weiter-keine-daten-aus-europa-geben,3067022" target="_blank">Daten europäischer Microsoft-Kunden</a> würden weiterhin nicht an die NSA ausgeliefert, bekräftigte Microsoft im September; gegen ein anderslautendes Urteil werde man in Berufung gehen.
SAP kauft Concur
Im Zuge der strategischen Ausrichtung am Cloud Computing hat SAP einige Zukäufe getätigt, darunter im Herbst den größten in der Firmengeschichte: Für 6,5 Milliarden kreditfinanzierte Dollar übernahm der Walldorfer ERP-Riese das auf Software für das Reisemanagement spezialisierten US-Unternehmen Concur. Bereits im April hatte SAP <a href="http://www.computerwoche.de/a/sap-kauft-weiteren-anbieter-fuer-personal-software,2556770" target="_blank">Fieldglass</a> geschluckt, einen Anbieter von Personalverwaltungs-Software für die Cloud.
HP baut groß um
2014 fing für HP an mit der Ankündigung massiven <a href="http://www.computerwoche.de/a/hewlett-packard-streicht-weitere-5000-jobs,2551910" target=_blank">Stellenstreichungen (34.000 Stellen weltweit)</a> und mündete in einen Totalumbau: Bis Ende des Geschäftsjahres 2015 soll der Konzern in zwei börsennotierte Gesellschaften mit jeweils mehr als 50 Milliarden Dollar Umsatz aufgespalten werden, so eine Ankündigung im Oktober: Hewlett-Packard Enterprise wird unter der Leitung von Meg Whitman Infrastruktur- und Softwarelösungen vermarkten; bei HP Inc. unter Dion Weisler gibt es künftig PCs und Drucker.