OS X 10.11

Das ist neu in OS X El Capitan

10.10.2015 von Matthias Zehden
OS X 10.11 präsentiert sich mit neuen Funktionen für System und mitgelieferte Programme, verbessertem Vollbildmodus und nicht zuletzt optimierter Performance. Zum Einstieg stellen wir hier die wichtigsten Neuerungen vor.

Mit OS X 10.11macht Apple konsequent da weiter, wo es mit Yosemite aufgehört hat. Der Namenspate des neuen Systems ist El Capitan, ein Berg im Yosemite Nationalpark. Damit bleibt Apple nicht nur namentlich in der Nähe des Vorgängers. Die mit Yosemite eingeführte Oberfläche im Flatdesign bleibt im Wesentlichen erhalten, sodass einem das neue System sofort vertraut vorkommt. Wie gewohnt, wirft Apple beim Update von OS X nicht alles über den Haufen, sondern verändert das System in kleinen Schritten – optimiert hier etwas, fügt da eine neue Funktion hinzu. Wer vorher schon mit OS X gearbeitet hat, wird auch mit dem neuen System problemlos zurechtkommen. Trotzdem gibt es viel Neues zu erkunden.

Nicht alle Neuerungen sind so auffällig wie der geteilte Vollbildmodus für zwei Apps. Man muss schon etwas genauer hinschauen, um die vielen neuen Funktionen im System und in den mitgelieferten Apps zu finden. Wer es nicht abwarten konnte, durfte sich auch dieses Jahr wieder im öffentlichen Beta-Test vorab ein Bild machen.

Schneller und besser

Fast schon traditionell liefert Apple auch dieses Jahr wieder im Herbst kurz nach dem neuen iOS das nächste große Update des Mac-Systems aus. Bei Mavericks hatte sich sehr viel am Unterbau getan; es wurden neue Technologien wie etwa Speicherkompression oder App Nap eingeführt. Der Nachfolger Yosemite war tendenziell eher ein Feature-Update mit neuer Oberfläche im Flatdesign, Verbesserungen in Schlüssel-Apps wie Safari, Mail und Nachrichten sowie der Integration von iOS-Geräten und Macs durch Handoff und andere Continuity-Funktionen.

Das Dienstprogramm Systeminformation zeigt schnell alle wichtigen Eckdaten und die Apple-typische Modellbezeichnung, bevor Sie zum Update schreiten.

Bei der diesjährigen Präsentation von OS X El Capitan nannte Craig Federighi, Apples Chef der Software-Entwicklung, zwei Schwerpunkte – verbesserte „User Experience“ und mehr Performance. Der erste Begriff, der vor allem von amerikanischen Firmen gern benutzt wird, lässt sich am ehesten mit Benutzererfahrung übersetzen, was ihm jedoch nicht ganz gerecht wird. Gemeint ist die gesamte Wahrnehmung des Systems durch den Anwender. Dazu gehört neben der Optik auch eine intuitive Bedienung, die Erweiterung wichtiger Funktionen um nützliche Optionen sowie eine reibungslose Zusammenarbeit der Systemdienste und der mitgelieferten Apps. Bei der Performance will Apple vor allem die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems und die Erledigung alltäglicher Aufgaben beschleunigt haben. Hinzu kommen natürlich noch diverse neue Funktionen in den mitgelieferten Apps. Besonders profitieren Safari, Mail und die rundum erneuerte Notizen-App.

Gleiche Voraussetzungen

Die Installationsvoraussetzungen von OS X haben sich erfreulicherweise seit Version 10.8 alias Mountain Lion nicht geändert. Auch El Capitan setzt einen 64-Bit-fähigen Intel-Prozessor voraus. Das sind alle von Apple verbauten Core-2-Chips, die Modelle Core i3, i5 und i7, der Core M im neuen Macbook sowie alle Xeon-CPUs in den Pro-Modellen, also fast alle Prozessoren, die Apple seit dem Umstieg auf Intel-Chips verbaut hat. Als weitere Anforderung kommt noch eine 64-Bit-Version der Firmware „EFI“ hinzu, da OS X schon seit Mountain Lion nur noch einen 64-Bit-Kernel mitbringt. Das schränkt die Auswahl weiter ein. Während die iMacs bereits 2007 auf diese Firmware umgestellt wurden, musste der Mac Mini immerhin bis 2009 darauf warten. Selbst das erste Macbook Air fällt durch.

Modellbezeichnung finden

El Capitan Tester

Apple identifiziert die Modelle seit einiger Zeit über Namenszusätze wie Early/Mid/Late 20xx, womit die Vorstellung der Geräte Anfang, Mitte und Ende des jeweiligen Jahres gemeint ist. Wenn Sie diese Bezeichnung für Ihren Mac suchen, rufen Sie „Über diesen Mac“ im Apfelmenü auf. Unter „Übersicht“ finden Sie hier die Modellbezeichnung sowie das installierte System und einige Eckdaten des Macs.

Mit dem kostenlos erhältlichen El Capitan Tester der Macwelt können Sie vorab Hardware, Apps und Extensions auf Inkompatibilitäten mit OS X 10.11 untersuchen. Viele nützliche Infos zum Innenleben aller Macs und der jeweils letzten darauf noch laufenden OS-X-Version liefert auch die kostenlos im App Store erhältliche Software Mactracker.

Einige Funktionen brauchen bestimmte Hardware. Unser El Capitan Tester prüft neben der grundsätzlichen Eignung des Rechners für OS X 10.11 auch die Kompatibilität mit bestimmten Funktionen.

El Capitan installieren

Während Privatnutzer mit einem aktuellen Backup als Absicherung auskommen und El Capitan relativ risikolos ausprobieren können, ticken bei professionellen Anwendern die Uhren anders. Wer mit dem Mac seine Brötchen verdient, sollte anderen beim Update getrost den Vortritt lassen. In den ersten Wochen nach der Auslieferung wird es zahlreiche Berichte über Probleme und Inkompatibilitäten geben, schließlich kann Apple unmöglich jede Kombination aus Hard- und Software testen. In Produktionsumgebungen, wo Ausfallzeiten Geld kosten, hat ein brandneues System nichts verloren. Warten Sie also ab, und vergewissern Sie sich, dass für Sie wichtige Apps kompatibel sind. Danach testen Sie El Capitan zuerst auf einem zusätzlichen Rechner im Workflow, bevor Sie weitere Geräte umstellen.

Tuning der Oberfläche

Praktische Suchhilfe: Die beiden Abbildungen zeigen den Mauszeiger in normaler Größe…

Es ist wenig überraschend, dass Apple am mit Yosemite eingeführten Flatdesign und an den diffusen Transparenzen von Menüs, Seitenleisten, Dock und anderen Elementen festhält. Dafür hat El Capitan eine neue Systemschrift erhalten. San Francisco löst die gerade erst mit Yosemite eingeführte Neue Helvetica ab. Diesmal fällt die Änderung aber deutlich weniger auf. Die neue Schrift wirkt etwas weiter und weniger fein, was an Neue Helvetica oft kritisiert wurde. San Francisco ist auf dem Bildschirm etwas angenehmer zu lesen, vor allem bei kleinen Schriften. Dafür empfinden wir sie als weniger elegant, aber das ist letztlich Geschmacksache. Man kann sich an beide schnell gewöhnen. Um die Schärfe und Lesbarkeit zu erhöhen, empfehlen wir, zumindest auf Nicht-Retina-Displays die LCD-Schriftglättung abzuschalten.

… und die durch schnelle Bewegungen vorübergehend vergrößerte Darstellung.

Öffnet man die allgemeinen Einstellungen, kann man nun wie beim Dock wählen, dass auch die Menüleiste automatisch ein-und ausgeblendet wird. Ist die Funktion aktiv, vergrößert sich die Arbeitsfläche etwas. Außerdem wird der Blick wie im Vollbildmodus mehr auf die Inhalte der Apps geleitet. Fährt man mit dem Mauszeiger an den oberen Bildschirmrand, wird die Menüleiste kurzzeitig sichtbar, sodass man Befehle aufrufen kann. Als sehr nettes Gimmick erhält El Capitan eine automatische Vergrößerung des Mauszeigers. Bewegt man die Maus schnell hin und her, vergrößert sich der Cursor. So kann man ihn auf unübersichtlichen Bildschirminhalten schneller wiederfinden. Man fragt sich, warum Apples Entwickler nicht längst auf diese einfache und praktische Idee gekommen sind.

Geteilter Bildschirm

Im Vollbildmodus kann El Capitan nun zwei Apps nebeneinander anzeigen. Die Apps teilen sich den Bildschirm, wobei man die Trennlinie zwischen ihnen verschieben kann, um einer mehr Platz zu geben. Klicken Sie auf die grüne Taste im Fenstertitel, kommen Sie zum Vollbildmodus. Halten Sie die Taste länger gedrückt, aktiviert OS X 10.11 den Split View. Die App nimmt eine Bildschirmhälfte ein, während sich auf der anderen Mission Control öffnet und die Auswahl einer weiteren App anbietet.

Split View zeigt im Vollbildmodus zwei Apps nebeneinander. Fährt man mit dem Mauszeiger an den oberen Rand, erscheint die Menüleiste des aktiven Programms.

So können Sie zum Beispiel während der Arbeit mit einer iWork-App die Mail-oder Nachrichten-App im Auge behalten und auf neue Nachrichten antworten, ohne den Vollbildmodus zu verlassen. Sie können auch Inhalte per Drag-and-drop von einer Vollbild-App zur anderen ziehen. Auf iMacs und Rechnern mit großem Bildschirm wird man in der Regel wohl eher mit Fenstern arbeiten, aber auf den aktuellen Macbooks mit ihren kleinen Displays greift man schon öfter mal zum Vollbildmodus und profitiert dann von der neuen Splitscreen-Darstellung. Diese findet man übrigens in ähnlicher Form auch auf einigen iPads unter iOS 9.

Alle Fenster im Blick

Mission Control zeigt standardmäßig alle Fenster nebeneinander an. Dabei geht OS X von der Lage der Fenster auf dem Bildschirm aus.

Die Fensterübersicht Mission Control hat Apple sich in El Capitan ebenfalls vorgeknöpft. Als Erstes fällt hier auf, dass sie nun standardmäßig alle offenen Fenster nebeneinander zeigt, statt die einer App gestaffelt hintereinander anzuordnen. Das ist übersichtlicher, braucht jedoch mehr Platz. Dafür blendet Mission Control den Namen des Fensters oder der App ein, wenn man mit dem Mauszeiger darüberfährt. Etwas Platz gewinnt Mission Control am oberen Rand, da dort nur noch die Namen der virtuellen Desktops und Vollbild-Apps stehen.

Die Miniaturen in der oberen Leiste erscheinen in Mission Control erst, wenn man den Mauszeiger daraufzieht beziehungsweise ein Fenster hierherbewegt.

Die von Yosemite vertrauten Miniaturen der Bildschirme blendet El Capitan erst ein, wenn man den Mauszeiger auf die obere Leiste bewegt. Zieht man ein Fenster nach oben auf die Leiste, wird kein neuer Schreibtisch damit erzeugt, sondern es wechselt in den Vollbildmodus, sofern die App das unterstützt. Ziehen Sie ein Fenster nach oben auf eine App, die bereits im Vollbildmodus läuft, teilen sich beide zusammen den Bildschirm im neuen Split View.

Suchen mit Spotlight

Spotlight versteht nun auch die Anfragen in der natürlichen Sprache.

Das Spotlight-Fenster bleibt weiterhin stur im Vordergrund, aber dafür lässt es sich wenigstens von der Mitte des Bildschirms an den Rand schieben und in der Größe verändern. Außerdem unterstützt Apples Suchfunktion in El Capitan mehr externe Dienste als Quelle für Informationen. So kann Spotlight auch Informationen zu aktuellen Aktienkursen, Sportereignissen und Wetter liefern. Spotlight findet auch Webvideos und kann sie direkt in seiner Vorschau abspielen.

Spotlight kann in El Capitan mehr Webdienste anzapfen und versteht sich auf normale Sprache. Das Ergebnisfenster lässt sich jetzt vergrößern und verschieben.

Bei der Eingabe der Suchkriterien erlaubt Spotlight jetzt natürliche Sprache. Man kann zum Beispiel mit „E-Mail von Max im April“ nach E-Mails suchen, die man von einem Kontakt namens Max im April erhalten hat. Das Ganze funktioniert ähnlich flexibel, wie es iPhone-Nutzer von der Spracherkennung Siri gewohnt sind.

Erweiterte Einstellungen

Auf die Systemeinstellungen gehen unsere Kollegen von der Macwelt in diesem Ratgeber noch ausführlich ein. Hier nur ein paar interessante neue Optionen: Es gibt zwei praktische Änderungen in der Mitteilungszentrale am rechten Bildschirmrand. In der Systemeinstellung „Erweiterungen“ finden Sie für deren Heute-Ansicht ein Plug-in für die iCloud-Funktion „ Freunde suchen“. Außerdem lässt sich im Bereich „Mitteilungen“ die Anzeige der einzelnen Nachrichten in der Zentrale in zeitlicher Reihenfolge wählen, ohne sie wie bisher immer nach Apps zu gruppieren.

In den Systemeinstellungen können Sie unter „Allgemein“ das Ausblenden der Menüleiste aktivieren und bei Bedarf die LCD-Schriftglättung ausschalten.

In den App-Store-Einstellungen finden sich nun Vorgaben zur Passwortabfrage für zusätzliche Käufe und kostenlose Downloads. Ist die „Erweiterte Diktierfunktion“ aktiv, lässt sich in den Bedienungshilfen einschalten, dass der Mac jederzeit wie Siri unter iOS auf ein Schlüsselwort hört, um die Eingabe eines Sprachbefehls zu starten.

Updates für Programme

Neben den neuen Systemfunktionen und Einstellungen bringt El Capitan natürlich auch neue Versionen wichtiger Programme mit. Dazu gehören mit Safari und Mail zwei Top-Apps, die jeder Anwender nutzt. Nicht weniger praktisch und wichtig sind die Erweiterungen in Karten und Fotos sowie eine völlig neue, erheblich erweiterte Notizen-App, die für uns zu den Highlights von OS X 10.11 gehört. Dashboard ist übrigens immer noch dabei, aber wie schon in Yosemite standardmäßig ausgeschaltet.

Mehr Komfort für Mail

Mit einer Wischgeste in die andere Richtung lassen sich die jeweiligen Nachrichten sehr schnell als gelesen beziehungsweise ungelesen markieren.

In der Mail-App halten einige Gesten Einzug, die man bereits von iOS-Geräten kennt. Positioniert man den Mauszeiger über einer E-Mail oder einer Konversation im aktiven Postfach, bringt kurzes seitliches Streichen nach links eine Taste „Papierkorb“ zum Vorschein, über die sich der Eintrag löschen lässt. Streicht man bis zum linken Rand der Spalte durch, werden Mail oder Thread gleich gelöscht. Streichen nach rechts erlaubt, den Status „Gelesen“ zu ändern. Auch hier kann man durch eine stärkere Bewegung den Befehl gleich ausführen. Dazu erweitert Apple die Erkennung von Inhalten in E-Mails. Findet Mail Adress-oder Termindaten, erlaubt es, diese in Kontakte oder Kalender zu übernehmen.

In der Vollbildansicht öffnet Mail zum Schreiben ein Fenster, in dem sich mehrere Nachrichten in Tabs parallel bearbeiten lassen. Mit der gelben Taste wird es ausgeblendet.

Wer gern den Vollbildmodus nutzt, wird die neue Mail-App ebenfalls schnell zu schätzen wissen. Sie öffnet zum Verfassen von Nachrichten ein Fenster, in dem Sie mehrere E-Mails in Tabs bearbeiten können. Über den gelben Knopf in der Titelleiste lässt sich das Fenster bis auf den Titel ausblenden, um auf andere Postfächer und Nachrichten zuzugreifen und zum Beispiel etwas nachzulesen oder zu kopieren. Durch die Tabs können Sie schnell wechseln und mehrere Threads parallel führen.

Besser surfen mit Safari

Auch Safari erhält in der OS X 10.11 beiliegenden Version 8.1 einige interessante neue Funktionen. Da sind als Erstes die „ Website-Pins“. Das sind kleine, auf das Icon der Website geschrumpfte Tabs. Auf diese Weise können Sie wichtige Seiten, die Sie oft besuchen, ständig griffbereit am linken Rand der Tab-Leiste parken. Im Gegensatz zu normalen Favoriten oder der Übersicht der Top-Sites bleiben die Website-Pins im Hintergrund aktiv und zeigen immer den aktuellen Inhalt. Solange man es nicht übertreibt und die Funktion nur für einige wirklich wichtige Seiten nutzt, ist es ein tolles neues Feature.

Am linken Rand der Tableiste finden Sie die auf ein Icon geschrumpften Website-Pins. Sie bleiben immer geöffnet und werden automatisch im Hintergund aktualisiert.

Außerdem lässt sich direkt über das Eingabefeld der Ton einer oder aller offenen Websites abstellen. So kann man der nervenden und immer mehr um sich greifenden Unsitte begegnen, dass Websites beim Aufruf automatisch irgendwelche Beiträge abspielen.

Safari kann mit einem Klick auf das Eingabefeld den Sound eines Tabs stummschalten. Über das Tonmenü lassen sich alle oder gezielt einzelne Tabs an-und ausschalten.

Zu guter Letzt erlaubt Safari auch das Streamen Airplay-kompatibler Videos auf ein Apple TV. Dabei wird nur der Film selbst auf dem angeschlossenen Fernseher oder Beamer gezeigt, ohne die restliche Website. Das erinnert an die Bild-im-Bild-Funktion von iOS 9.

Notizen mit Pfiff

Notizen erlaubt nicht nur Textformatierungen und Checklisten, sondern auch den Import von Fotos, Videos und anderen Daten.

Aus dem unscheinbaren Notizblock wird eine vielseitige App mit zusätzlichen Inhalten, Freihandskizzen, To-do-Listen und der zentralen Verwaltung aller Anhänge. Notizen kann Fotos, Videos, PDFs, Karten, Websites und weitere Inhalte aus anderen Apps übernehmen. Die Einträge der neuen Checklisten lassen sich durch Anklicken abhaken – ideal als interaktive To-do-Liste. Als besonderes Schmankerl erhält das Programm dazu noch einen Browser zur Verwaltung der hinzugefügten Daten. So wird Notizen zu einer einfachen Alternative zu kommerziellen Diensten wie Evernote. Nicht so mächtig wie diese, aber das brauchen viele Anwender ja auch nicht.

Für alle Anhänge gibt es in Notizen ein Inventar. So findet man schnell eine Datei, ohne die zugehörige Notiz suchen zu müssen.

Damit sich die neuen Notizen wie gewohnt über iCloud mit anderen Macs und iOS-Geräten synchronisieren lassen, muss auf diesen ebenfalls El Capitan beziehungsweise iOS 9 installiert sein.

Extras für Fotos

Seit OS X 10.10.3 verfügt Yosemite mit der App Fotos über eine eigene Bildverwaltung. In El Capitan liefert Apple nun wichtige Funktionen nach. Dazu gehört die Möglichkeit, sich die Bilder eines Albums nach verschiedenen Kriterien sortieren zu lassen, oder auch die Option, Ortsdaten nachträglich zu einem Foto oder allen Bildern eines Moments hinzuzufügen. Außerdem unterstützt Fotos externe Erweiterungen, die über den App Store angeboten werden und dann direkt in der App zur Bearbeitung der Bilder genutzt werden. Dabei lassen sich die externen Tools auch mit den Fotos-eigenen Funktionen kombinieren. Durch das Plug-in-Konzept dürfte es schnell zu einer Vielzahl von Erweiterungen kommen.

Karten für Bus und Bahn

Die App Karten erhält neben dem gewohnten Stadtplan und dem Satellitenbild eine neue Ansicht namens „ÖPNV“. Hier finden Sie zukünftig öffentliche Verkehrsmittel. Dabei zeigt Karten nicht einfach nur die Linien und Haltestellen, sondern erlaubt auch den Zugriff auf Fahrpläne. Die Routenplanung berücksichtigt nötige Fußwege und Wartezeiten beim Umsteigen, weiß im Idealfall sogar, wo die Ausgänge der Bahnhöfe sind. Auch ÖPNV-Routen lassen sich vom Mac auf iOS-Geräte übertragen. Dafür wird auf diesen iOS 9 benötigt.

In der neuen ÖPNV-Ansicht zeigt Karten Bus-und Bahnlinien an. Für Abfahrtszeiten und weitere Infos klickt man auf eine Haltestelle.

Wenn Sie nicht gerade in Berlin wohnen, müssen wir die Vorfreude auf das neue Maps allerdings noch etwas dämpfen. Der Dienst geht zunächst nur in wenigen Städten an den Start, in Europa lediglich in Berlin und London. Ähnlich wie bei den 3D-Karten werden dann nach und nach weitere Städte hinzugefügt. Ein kleines blaues Bus-Icon in der Landesübersicht zeigt, dass ÖPNV-Daten für einen Ort verfügbar sind. Städte mit Flyover-Unterstützung werden neuerdings in der Übersicht mit einem „3D“-Knopf markiert, der eine Flyover-Tour durch die Stadt startet.

Mehr Leistung

Apple verspricht für El Capitan eine optimierte Performance, vor allem bei wichtigen Alltagsfunktionen. Als Beispiel gibt Apple an, das Starten und Wechseln von Apps um bis zu 40 Prozent beschleunigt zu haben. Nach dem Start von Mail soll es nur noch halb so lange dauern, bis die erste E-Mail angezeigt wird. Für die PDF-Anzeige in Vorschau verspricht Apple sogar Leistungssteigerungen bis zum Faktor vier.

Die im vergangenen Jahr für iOS vorgestellte Grafikbibliothek Metal steht nun auch für OS X zur Verfügung. Hier verspricht Apple einen Leistungszuwachs von 50 Prozent beim Rendern. Außerdem soll Metal bis zu zehn Mal mehr Zeichenbefehle schaffen, was zum Beispiel in Spielen mehr Details erlaubt.

Ein frisch installiertes System wirkt natürlich immer flott, aber unser Eindruck beim Testen von El Capitan ist auch darüber hinaus sehr gut. El Capitan wirkt bei alltäglichen Aufgaben sehr schnell. Es reagiert zügig auf Eingaben, Apps öffnen sich schnell, und die Grafik wirkt sehr flüssig, keinesfalls langsamer als in Yosemite. Auch in dieser Hinsicht können wir das Update empfehlen. Wenn es zuerst noch etwas hakt, dann liegt das oft daran, dass bei einem neu aufgesetzten System zunächst einige aufwendige Prozesse im Hintergrund ablaufen, zum Beispiel iCloud Daten synchronisiert oder Spotlight seinen Index anlegt.

Die Hardware-Voraussetzungen haben sich seit OS X 10.8 nicht verändert. Seitdem hat Apple mit Speicherkompression und allerlei Optimierungen dafür gesorgt, dass das System eher schneller geworden ist und effektiver mit CPU und Speicher umgeht. Davon profitieren alle Macs, aber vor allem meist weniger üppig ausgestattete Macbooks und viele ältere Modelle, die weiterhin nutzbar bleiben.

Zusammenfassung

El Capitan ist keine OS-X-Revolution, sondern wieder einmal eine gelungene Produktpflege, die zur Konsolidierung beiträgt. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem ebenfalls neuen iOS 9. Zu den Highlights gehören für uns die neuen Funktionen in Safari, Notizen und Karten sowie die zusätzlichen Möglichkeiten von Spotlight. Von anderen interessanten Verbesserungen wie dem Split View, der ausblendbaren Menüleiste und der neuen Mailbearbeitung im Vollbildmodus profitieren vor allem mobile Macs mit ihren kleinen Bildschirmen. Macbooks sind beliebt, aber selbst das größte Macbook Pro bietet ja nach Einstellung der 17-Zoll-Reihe nur noch eine relativ begrenzte Arbeitsfläche.

Außerdem setzt Apple den Pfad der Integration mit iOS weiter fort. Viele neue Funktionen wie der Split View, ÖPNV-Routen in Karten oder die neue Notizen-App werden parallel in El Capitan und iOS 9 eingeführt. Die neue Systemschrift ist auch auf allen Geräten inklusive Apple Watch vertreten. Das erleichtert die parallele Nutzung. Metal für OS X anzubieten ist da nur konsequent. Die schnelle Grafikbibliothek erleichtert Programmierern die zeitgleiche Entwicklung für iOS und OS X, schließlich stehen beide Apple-Systeme auf einer gemeinsamen Code-Basis.

(Macwelt/ad)